Unteroffizier im Ersten Weltkrieg - Fragen zu meinem Urgroßvater

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  • Galahad
    Benutzer
    • 29.01.2024
    • 15

    Unteroffizier im Ersten Weltkrieg - Fragen zu meinem Urgroßvater

    Hallo liebe Forschenden,

    derzeit beschäftige ich mich viel mit der Vergangenheit meines Urgroßvaters, der innerhalb des Kreises der noch lebenden Familienmitglieder leider so gut wie unbekannt ist. Erhalten geblieben sind zwei Fotos - eine Feldpostkarte aus dem Jahre 1915 und ein Foto mit ihm und seiner Frau (Aufnahmedatum unbekannt, mein Uropa trägt aber seine militärische Kleidung).

    Aus Auszügen eines Lazarettbuchs und einer Kriegsgefangenenkarte geht hervor, dass mein Urgroßvater bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges Unteroffizier war, und dies schien er bis zu seiner Gefangennahme in Frankreich Ende 1917 auch geblieben zu sein.

    Bezüglich der beiden Fotos hätte ich zwei Fragen, zu denen ich bisher leider keine Antworten erhalten konnte:
    Bei dem ersten Foto (Lazaratt Anfang 1915) sind zwei Schulterstreifen zu erkennen. Geht daraus irgendeine weitere Information über seinen Dienstgrad hervor?
    Bei dem zweiten Foto sind die Schulterklappen leider nicht zu erkennen, dafür der Hemdkragen und - wie es in meinen Augen aussieht - das Band eines Eisernen Kreuzes?

    Und zu guter letzt habe ich noch eine allgemeine Frage: gibt es Internetlinks oder Lektüren, die sich mit der genauen Rolle, den Einsätzen und den Tagesabläufen eines Unteroffiziers in der Infanterie befassen? Ich würde allzu gerne über meinen Uropa und seinen Eindrücken "fantasieren". Ich kenne lediglich die Figur Himmelstoß aus dem Roman "Im Westen nichts Neues", der da aber eher als negativ behafteter Unteroffizier dargestellt wird. Kämpften Unteroffiziere mit den Soldaten direkt an der Front?

    Ich hoffe, euer Fachwissen kann etwas Licht zu meinem Unwissen beitragen.

    Gruß,
    G.
    Angehängte Dateien
  • Moselaaner
    Erfahrener Benutzer
    • 06.03.2013
    • 923

    #2
    Hallo,
    die Streifen auf dem Mantel und am Kragen bedeuten beide, dass es sich um einen Unteroffizier handelt. Der Mantel stammt von der Landwehr und hatte rote Kragenspiegel. Vermutlich gehörte der Urgroßvater schon vor dem Krieg altersbedingt der Landwehr an.
    Ein Unteroffizier war ein Gruppenführer, der etwa 20 Soldaten unter seinem Kommando hatte und stand mit seinen Männern genauso in vorderster Front im Graben.

    Gruß
    Moselaaner

    Kommentar

    • Moselaaner
      Erfahrener Benutzer
      • 06.03.2013
      • 923

      #3
      Nachtrag: Auf den Schülterklappen steht in der Regel nicht der Dienstrang sondern eine Nummer des Regiments bzw. der Einheit. In deinen Unterlagen (Lazarettbuch / Kriegsgefangenenkarte) müsste die stehen.
      Moselaaner

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      • Lierhaus
        Benutzer
        • 01.02.2024
        • 49

        #4
        Im Bundesarchiv Koblenz existiert eine Personalakte meines Großvaters im Ersten Weltkrieg (Leutnant der Reserve), zu der ich mich aber dann noch nicht vorgearbeitet habe, ich habe ja alle Stammdaten und Lebensstationen: https://ersterweltkrieg.bundesarchiv.de/genealogie.html Dabei ist das Archiv wirklich benutzerfreundlich über den Rechercheservice https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/login.xhtml. Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung gibt einen Eindruck vom Leben, besser vom Sterben der unteren Offiziersränge https://www.sueddeutsche.de/politik/...rben-1.3513920 oder DER SPIEGEL Geschichte https://www.spiegel.de/geschichte/he...0-000168895812
        Das Romantisieren der Hölle kam erst mit den Zusammenkünften der wenigen unversehrt Überlebenden und Heimgekehrten auf,

        LG Helmut
        Zuletzt geändert von Lierhaus; 20.05.2024, 10:54.

        Kommentar

        • Svenja
          Erfahrener Benutzer
          • 07.01.2007
          • 4951

          #5
          Hallo Galahad

          Du hast eine Kriegsgefangenenkarte erwähnt. Meinst du damit eine Postkarte aus Kriegsgefangenschaft oder eine Kriegsgefangenenkarteikarte?
          Falls letzteres gemeint ist, enthält diese Karteikarte auch Hinweise auf dazugehörige Listen? Hast du diese Listen auch eingesehen?
          Es gibt Listen mit den Gefangenen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Lager oder Lazarett waren sowie Listen mit Transfers von einem Lager zu einem anderen.
          Aus diesen Listen geht auch hervor, ob er sich in französischer oder in britischer Gefangenschaft befand, ab Ende 1917 blieben auch britische Gefangene in Frankreich.
          Diese Karte müsste zudem auch seine Einheit enthalten. Mehr Informationen zu der Einheit und deren Einsatzorten kannst du bei GenWiki oder Wikipedia finden.
          Am Ende der GenWiki oder Wikipedia-Artikel zu Einheiten im 1. Weltkrieg findest du auch Links zu den Regimentsgeschichten, falls diese irgendwo online einsehbar sind.

          Gruss
          Svenja
          Zuletzt geändert von Svenja; 20.05.2024, 16:03.
          Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
          https://iten-genealogie.jimdofree.com/

          Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

          Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

          Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

          Kommentar

          • Galahad
            Benutzer
            • 29.01.2024
            • 15

            #6
            Erst einmal ein riesiges Dankeschön für eure hilfreichen und sehr interessanten Beiträgen!


            Moselaaner : Danke für die Informationen! Ja, mein Urgroßvater trat im Jahre 1911 bereits dem Heer bei. Das ist zumindest als Randnotiz bei einer Auskuft des Bundesarchivs vermerkt. Hast du vielleicht noch eine Idee, ob es sich bei der Auszeichnung an der Jacke um die Schlaufe eines Eisernen Kreuzes handelt? Ich habe mal gelesen, dass gegen Ende des Krieges diese "massenweise" verteilt wurden, um die Moral aufrecht zu erhalten. Daher wird es wahrscheinlich nicht mehr nachvollziehbar sein, wofür er sie bekommen hat.

            Lierhaus : Auch dir einen großen Dank! Die Links werden mir sicher weiterhelfen, mir einen Eindruck des Alltags zu verschaffen. Das Bundesarchiv Koblenz hatte in meinem Fall leider nur zwei Lazarettbuch-Auszüge. Aber ich will mich nicht beschweren!

            Svenja : Entschuldige meine ungenaue Wortwahl. Ja, ich meinte eine Kriegsgefangenenkarteikarte. Anhand dieser lässt sich festhalten, dass mein Urgroßvater bei Verdun in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Zu diesem Zeitpunkt war er Unteroffizier im Infanterie-Regiment Nr. 24. "Leider" klafft eine große Lücke zwischen dieser Regiment-Zugehörigkeit und den anderen Informationen, die mir zur Verfügung stehen. So war er im Dezember 1914 (erste Kriegsverletzung) Unteroffizier der Reserve der 5. Kompanie Grenadier-Regiment 5, zwei Wochen später wird er bei einer Lazarettverlegung dann plötzlich der 5. Kompanie II. Bataillon Grenadier-Regiment 5 zugeordnet, und im Februar 1915 wird er dem Revier Ersatz-Bataillon Marienburg zugeführt. Im März 1915 zieht er sich eine Rippenfellentzündung zu; im Lazarettbuch ist vermerkt "1. Kompanie Ersatz-Bataillon Grenadier-Regiment 5". Der nächste Vermerk ist dann der Kriegsgefangenschaftskarte zu entnehmen: Infanterie Regiment Nr. 24. Hier muss ich mich übrigens korrigieren, es war im August 1917, nicht Ende 1917. Und ehrlich gesagt habe ich es bisher noch nicht geschafft genau zu erfahren, wo er zu welcher Zeit genau nun im Krieg aktiv war, da diese ganzen Untergruppierungen der Bataillone und Reserve-Einheiten für mich "böhmische Dörfer" sind.

            Entschuldigt den langen Text

            Kommentar

            • Horst von Linie 1
              Erfahrener Benutzer
              • 12.09.2017
              • 22381

              #7
              Wenn er 1917 zum IR 24 gehörte, dann war er hws. an der Westfront ein- und somit dem Gaskrieg ausgesetzt.
              So erging es zumindest meinem Großvater im IR 24 im Jahr 1917.
              Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
              Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
              Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

              Und zum Schluss:
              Freundliche Grüße.

              Kommentar

              • Svenja
                Erfahrener Benutzer
                • 07.01.2007
                • 4951

                #8
                Hallo

                "5. Kompanie, Grenadier-Regiment 5" ist dasselbe wie "5. Kompanie, II. Bataillon, Grenadier-Regiment 5", denn die 5. Kompanie gehörte zum II. Bataillon eines Regiments.

                Nach einer Verwundung bzw. während der Genesung war es üblich, dass man zu einem Ersatz-Bataillon, Ersatz-Regiment oder Reserve-Regiment kam.

                Folgerichtig kam er zu einem Ersatz-Bataillon des Grenadier-Regiments 5, bei dem er ja vorher bereits gedient hatte.

                Du brauchst also erstmal nur den GenWiki-Eintrag des Grenadier-Regiments Nr. 5 anzuschauen.

                Grenadier-Regiment König Friedrich I (4. Ostpreussisches) Nr. 5. (passt das mit Ostpreussen?)


                Die Einsatzorte während des 1. Weltkrieges kannst du beim Eintrag zur 36. Division nachlesen.
                https://wiki.genealogy.net/36._Division_(Alte_Armee)

                Beim Denkmalprojekt gibt es eine Verlustliste dieses Regiments aus dem 1. Weltkrieg:


                Den Wechsel zum Infanterie-Regiment Nr. 24 kann ich mir auf die Schnelle auch nicht erklären.

                Infanterie-Regiment Grossherzog Friedrich Franz II von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburgisches ) Nr. 24


                Auch zu diesem Regiment gibt es eine Verlustliste aus dem 1. Weltkrieg beim Denkmalprojekt.



                Gruss
                Svenja
                Zuletzt geändert von Svenja; 20.05.2024, 17:02.
                Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                • Moselaaner
                  Erfahrener Benutzer
                  • 06.03.2013
                  • 923

                  #9
                  "Hast du vielleicht noch eine Idee, ob es sich bei der Auszeichnung an der Jacke um die Schlaufe eines Eisernen Kreuzes handelt?"

                  Ja, es ist das Eiserne Kreuz, II. Klasse.
                  Wenn Millionen Soldaten über Jahre im Krieg stehen, ist es nicht verwunderlich, dass viele von denen das Eiserne Kreuz erhalten haben. Die Auszeichnung stand damals in der Wertschätzung sehr hoch und wurde mit Stolz getragen.
                  Gruß
                  Moselaaner
                  Zuletzt geändert von Moselaaner; 20.05.2024, 19:01.

                  Kommentar

                  • Galahad
                    Benutzer
                    • 29.01.2024
                    • 15

                    #10
                    Horst von Linie 1 : Laut Kriegsgefangenenkarteikarte geriet er bei Verdun in Gefangenschaft. Dass du auch einen Vorfahren im IR 24 hattest, ist ja ein "schöner Zufall". Kann ich dich an dieser Stelle direkt mal fragen, ob du weißt, an welchen Stellen man mehr zu diesem Regiment erfährt? Richtig klasse wären natürlich Fotosammlungen.

                    Svenja : Danke für die zahlreichen Links! Mit denen werde ich mich mal in Ruhe befassen; vielleicht erkenne ich eine klare Linie der Einsätze.

                    Moselaaner : Das kann ich mir gut vorstellen. Umso trauriger ist es, dass ich nie erfahren werde, zu welchem Zeitpunkt oder Anlass mein Urgroßvater dieses erhalten hat. Geschweige denn, dass es nicht mehr in unserem Familienbesitz ist.

                    Kommentar

                    • Horst von Linie 1
                      Erfahrener Benutzer
                      • 12.09.2017
                      • 22381

                      #11
                      Ich habe zum IR24 auch nur das, was das Internet hergibt:


                      Mein Großvater war ab 18.6.1917 Soldat und kam am 17.1.1918 als Musketier der "3, Komp. IR 24, Ers. Btl." erkrankt in das Reservelazarett Neuruppin. Von dort wurde er am 30.7.1918 als garnisonverwendungsfähig zur Truppe entlassen. Eine überschaubare miltiärische Karriere.
                      Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
                      Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
                      Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

                      Und zum Schluss:
                      Freundliche Grüße.

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