Schicksalsklärung - Eingezogen 28.12.1944 nach Deutsch Krone

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  • GR917
    Benutzer
    • 23.04.2024
    • 6

    Schicksalsklärung - Eingezogen 28.12.1944 nach Deutsch Krone

    Hallo Zusammen,

    meine Familien sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits kommen aus Schneidemühl, Pommern. Hier beschäftigt mich seit langem ein Vorgang, bei dem ich Hilfe benötige.

    Mein Großvater, geboren 02.04.1928 in Schneidemühl, wurde als sehr junger Mann am 28.12.1944 zum Wehrdienst nach Deutsch Krone einberufen. Der Rückzug ging dann wohl über Dramburg, Stargard, Stettin. Dann über Lübeck nach Dänemark, wo er wohl kurze Zeit noch "Besatzungssoldat" gewesen sein will. An Details konnte er sich damals wohl nicht erinnern. Anschließend britische Kriegsgefangenschaft. Offizielle Belege gibt es keine. Diese Einberufung endete offenbar recht schnell in Rückzugskämpfen. Für mich ist dieses Thema besonders interessant, weil ich die Dienstzeit mit einer Flucht gleichsetze. Wüsste ich die Einheiten, die am 28.12.1944 in Deutsch Krone gebildet oder aufgestockt worden ist, könnte ich das weitere Schicksal und die "organisierte" Flucht besser rekonstruieren und verstehen.

    Ich weiß, dass es eine Auflistung der Einheiten am Standort Deutsch Krone im "Forum der Wehrmacht" gibt. Für mich geht aber nicht eindeutig hervor, zu welcher Einheit er tatsächlich gekommen ist oder gekommen sein könnte.


    An welche Stellen ich mich schon vergeblich gewandt habe:

    Bundesarchiv Abteilung PA
    Landesarchiv Schleswig Holstein
    Niedersächsisches Landesarchiv Hannover
    DRK Suchdienst


    Ich bedanke mich vorab für jeden Hinweis zur weiteren Forschung.

    Mit den besten Grüßen
    Christian​
  • Svenja
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2007
    • 4948

    #2
    Hallo Christian

    Nach was hast du beim Bundesarchiv, Abteilung PA, gefragt? Nach Unterlagen aus der Wehrmacht? Nach Unterlagen aus dem Volkssturm? Nach Dokumenten aus Kriegsgefangenschaft?

    Der DRK Suchdienst hat vor allem die Vermisstenregistrierungen aus denen die Vermisstenbildlisten erstellt wurden sowie Unterlagen aus russischer Kriegsgefangenschaft.

    Gehörte er zu jenen, die relativ schnell wieder aus der britischen Kriegsgefangenschaft entlassen wurden? Wenn ja dann wird der DRK Suchdienst nichts zu ihm haben.

    In Dänemark gäbe es wohl auch noch Anlaufstellen, falls er dort in einem Flüchtlingslager untergebracht war, bevor er in britische Kriegsgefangenschaft geriet.

    Gruss
    Svenja
    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

    Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

    Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

    Kommentar

    • GR917
      Benutzer
      • 23.04.2024
      • 6

      #3
      Hallo Svenja,

      erst einmal vielen Dank für deine Nachricht und dein Interesse an dieser Sache!

      Beim Bundesarchiv PA habe ich nach Wehrmachtsunterlagen als auch nach Kriegsgefangenschaft gefragt. Leider wurde mir dort zurückgemeldet, dass keine Unterlagen aus dieser Zeit vorlagen. Das einzige war eine Erkennungsmarken-Kartei, die aber nach dem Krieg aufgrund seiner eigenen Anfrage angelegt worden ist. Er brauchte wohl einen Nachweis für eine neue Arbeitsstelle. Diese Anfrage wurde aber mit "Bei der DD keine Unterlagen" beantwortet.

      Ein zweites Mal hatte ich "freier gefragt", ob überhaupt Unterlagen zu ihm vorliegen. Auch das hatte man mir noch einmal negativ zurückgemeldet.

      Das Thema Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft hatte ich in meinem ersten Post leider vergessen:
      Er wurde am 28.07.1945 über Eutin nach Lüneburg aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Dazu würde ich sagen, dass seine Entlassung doch recht früh war.

      Er war für die Engländer sicherlich auch uninteressant mit seinen 17 Jahren.

      Der Volkssturm als solchen halte ich für möglich. Mir war nur nicht bekannt, dass der Volkssturm dann "geordnet" soweit rumgekommen ist und anderweitig eingesetzt worden ist.

      Viele Grüße
      Christian

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      • Svenja
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2007
        • 4948

        #4
        Hallo Christian

        Ich habe gerade in meiner privaten Büchersammlung nachgeschaut.


        Der Schneidemühler NSDAP-Kreisleiter Hintze hat für den 14.11.1944 und den 15.11.1944 zu einem Grosseinsatz der gesamten Schneidemühler Bevölkerung im Panzergraben aufgerufen. Alle Männer, Frauen und Jugendliche ab 14 Jahren, wurden gebeten, sich an diesen beiden Tagen zur Verfügung zu stellen. Schanzzeug wie Spaten, Schaufel usw. musste jeder selber mitbringen.

        Aus einem Aufruf des Schneidemühler NSDAP-Kreisleiters Hintze in: Guido Knopp, Der Sturm, Kriegsende im Osten, Berlin 2004, Seite 130

        Deutsch Krone wird im Ortsverzeichnis in diesem Buch sowie im Buch "Die grosse Flucht" nicht erwähnt. Schneidemühl wird in letzterem erst im Januar 1945 erwähnt.


        Die Briten sammelten bei Kriegsende fast 1,9 Millionen deutsche Gefangene in vier Internierungsbereichen an der deutschen Nordseeküste. Um eine Hungersnot in diesen ohnehin mit Flüchtlingen aus Ostdeutschland überfüllten Gebieten zu vermeiden, wurden die Gefangenen aus den Internierungsräumen ab dem 4. Juni 1945 in grösserem Umfang entlassen. Bergarbeiter, Landwirte und Landarbeiter wurden zuerst entlassen, da solche Arbeitskräfte dringend benötigt wurden.

        Guido Knopp, Die Gefangenen, Der letzte Kampf gegen den Tod. Seite 120


        Gruss
        Svenja
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        • Kaisermelange
          Erfahrener Benutzer
          • 09.11.2020
          • 1181

          #5
          Hallo,
          falls noch nicht bekannt, Dänemark Datenbank für deutsche Kriegsflüchtige 1945 - 1947

          Grüße Kaisermelange

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          • Pommerellen
            Erfahrener Benutzer
            • 28.08.2018
            • 1997

            #6
            Hallo,

            in diesem Artikel (nicht sichere Seite) Nr. 45: Die Räumung des Kreises Dt. Krone und des Netzekreises. (zentrum-gegen-vertreibung.de) war Militär wohl noch mindestens bis zum 28 Januar in der Stadt Deutsch Krone. Nach dieser Karte wohl noch länger. Easterneurope10 - Weichsel-Oder-Operation – Wikipedia​.
            Welche Einheiten das dann wären, und wie die Absetzbewegungen aussahen ist wohl schwierig zu rekonstruieren, da vermutlich ab einem gewissen Punkt die Flucht nach Westen wichtiger wurde wie das Halten einer Stellung.

            Viele Grüße

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            • GR917
              Benutzer
              • 23.04.2024
              • 6

              #7
              Hallo Zusammen,

              erst einmal möchte ich mich bei euch für die tollen Antworten bedanken.

              Alle Beiträge waren bis jetzt sehr interessant! Leider konnte ich in der Datenbank nichts finden.


              Der Entlassungsort war ja Eutin. Kann man daher von einer Gefangenschaft im britischen "Sperrgebiet F" ausgehen?


              Die Informationen basieren übrigens auf einem kurzen von ihm selbst verfassten Brief an die Deutsche Dienststelle aus dem Jahre 1970. Daher auch die recht spärlichen Informationen.
              Im Brief steht leider nicht mehr als ich hier bereits geschrieben habe.

              Ich weiß nicht, in welchem Umfang damals einzelne Gefangene protokolliert wurden und ob sich da noch irgendetwas finden lässt.

              Ich bedanke mich bei euch!

              Viele Grüße
              Christian

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              • Pommerellen
                Erfahrener Benutzer
                • 28.08.2018
                • 1997

                #8
                Hallo Christian,

                vielleicht noch folgende Anregungen. Heute noch eine genaue Zuordnung zu einer Anfang 1945 evt. aufgestellten Einheit zu finden ist extrem schwierig, da gerade im Osten die Lage so katastrophal war, das nur wenige Aufzeichnungen vorhanden sind. Ich vermute, das der Großvater ehr lokalen Verbänden zugewiesen wurde, da er erst 16 Jahre war und keine militärische Ausbildung hatte.

                - Möglicherweise hatte der Großvater nach dem Kriege Kontakt zu den damaligen Kameraden, oder Klassenkameraden aus der Schule oder dem Betrieb. Ich hatte das Glück, im vorigen Jahr einen 1945 geschriebenen Bericht über so einen Rückzug zu bekommen. Ich habe eine Liste von Menschen abtelefoniert, die ich bei Verwandten gefunden hatte. Es haben viele, besonders wohl Gymnasiasten, später nach dem Krieg sich die Erlebnisse als 18 Jährige von der Seele geschrieben. Mein Vater hat 5 Ordner gefüllt, von 2 Wochen Zusammenbruch an der Ostfront 1945.
                - Es gibt Lagekarten von der Ostfront die tagesgenau die Situation vermutlich auch für Deutschkrone .... abbildet (wenn dort die Front lag). Dort sind teilweise Einheiten notiert. Evt. eine Möglichkeit aber mit sehr hoher Fehlerquote.
                - Evt. ist das mehrbändige Werk "Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939–1945" was im Bundesarchiv online steht eine Quelle. Ich habe damit nicht gearbeitet. Vielleicht kann ein Anderer hier im Forum helfen ob es lohnt über eine Ortssuche auf mögliche Einheiten zu schließen.
                - Es wäre ggf. wenn vorhanden heimatkundliche Literatur zu sichten über die Verhältnisse in Deutsch Krone 1945. Die Heimatortskreise haben hier viel Material zusammengetragen. Nur gibt es nicht mehr viele Ansprechpartner bzw. Zeitzeugen. Es ist im Detail zu klären welches Archiv ggf. diese Unterlagen übernommen hat. Siehe für Deutsch Krone Heimatkreis Deutsch Krone (heimatkreis-deutsch-krone.de). Ansonsten wäre die Martin Opitz Bibliothek ein geeigneter Anlaufpunkt. Home :: Martin-Opitz-Bibliothek
                - ggf. in Betracht zu ziehen ist noch die Ostdokumentation im Bundesarchiv in Bayreuth. Hier werden Erlebnisberichte etc. von Flucht und Vertreibung aufbewahrt. Nur sind hier die Zugriffszeiten exorbitant lang mit ggf. geringer Wahrscheinlichkeit eines Treffers.

                Viele Grüße

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                • GR917
                  Benutzer
                  • 23.04.2024
                  • 6

                  #9
                  Guten Morgen Pomerellen,

                  danke für die vielen Anregungen!

                  Wenn es keine Umstände macht und du irgendwann einmal Lust hast, würde ich mich freuen, wenn du für mich mal in diese Ordner schaust.
                  Gerade für Einheiten, die sich über Dramburg, Stargard, Stettin zurückzogen.

                  Auch ist hier die Frage, ob er wirklich in Deutsch Krone stationiert war oder zur damaligen Zeit die Soldaten nur dort übernommen und ausgerüstet worden sind, danach womöglich zurück nach Schneidemühl. Alles womöglich nicht mehr zu klärende Fragen, aber sehr interessant.

                  Ich bedanke mich!

                  Viele Grüße
                  Christian

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