Heirat Österreichische Festung Glatz im 18. Jahrhundert

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  • grauer wolf
    Erfahrener Benutzer
    • 17.02.2008
    • 508

    Heirat Österreichische Festung Glatz im 18. Jahrhundert

    Hallo,

    ich habe eine Familiengeschichte aus 1899 überliefert bekommen. Eigene Forschungen haben mich nicht weitergebracht. Vielleicht gibt es auch da nichts mehr zu finden. Es geht hier um eine Heirat eines früheren österreichischen Offiziers, der 1742 auf der Festung stationiert war. Die Überlieferung liefere ich als Bild mit. Er hat dort um 1742 die bürgerliche Gastwirtstochter mit Nachnamen Ringel geheiratet. Er hat sich auch zum Preußentum bekannt. Ich weiß nicht, wie das funktioniert hat. Eigentlich wäre er ja nach soldatischem Recht ein Deserteur. Wurden solche Fälle im Kirchenbuch (hier Heirat) überhaupt festgehalten. Er war ja eigentlich Österreicher. Auch soll er ein Kind gezeugt haben, vermutlich dann zwischen 1742 und später. Auch hier die Frage, ob das dann in einem Kirchenbuch eingetragen wurde. Konnte er als Soldat dann in preußischen Diensten weiter tätig sein, so als Überläufer. Er was Hauptmann.Im militärischen Kirchenbuch der 33. Armee zu Glatz jedenfalls findet sich nichts. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen, wo ich eventuell etwas finden könnte.

    Viele Grüße
    Wolfgang
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  • Manni1970
    Erfahrener Benutzer
    • 17.08.2017
    • 2396

    #2
    Hallo!

    Wenn ich es richtig verstehe, geht es darum, daß es eine Familie Kanert in der Grafschaft Glatz gab, deren "Stammvater" ein österreichischer Hauptmann v. Kahnet gewesen sein soll, der sich 1741/42 auf der Festung Glatz befand.

    Die Festung Glatz, wie wir sie heute kennen, gab es 1742 noch nicht. In den Quellen wird die frühe Anlage aus östr. Zeit meist Bergschloß oder Hochburg genannt, mit hauptsächlich drei Bastionen (Wentzel, Ludmilla, Jablunka) und zwei dahinter liegenden Ravelins.

    Die östr. Besatzung bestand aus drei Bataillonen Infanterie, einer Abteilung des Regiments O'Gylvi und 40 Husaren unter dem Kommando des Oberstleutnant Fontanelle. Als die Preußen im Jan. 1742 die Stadt Glatz mit der Hochburg einschlossen, kapitulierten die Östr. Die Husaren u. einige andere verließen Glatz, die Preußen besetzten die Stadt u. etwa 1400 Östr. zogen sich in die Hochburg zurück. Von der Versorgung abgeschnitten, vor allem der Wassermangel war ein Problem, die Soldaten behalfen sich mit geschmolzenem Schnee, gaben die Östr. schließlich am 28. April 1742 auch die Hochburg auf. Das verlief aus militärischer Sicht so unspektakulär, daß man schwerlich etwas darüber in den verschiedenen dt. u. östr. Standardwerken findet. Lediglich das Tagebuch eines Jesuitenpaters, der sich in der Hochburg aufhielt, berichtet über die Vorgänge vom Januar bis April 1742. Danach waren von den 1400 Mann etwa 325 gestorben, 300 desertiert, 400 krank und der Rest eben noch einsatzfähig. Nach der Übergabe zogen die Östr. über Habelschwerdt nach Mähren ab.

    Eine Adelsfamilie "von Kahnet" finde ich nicht. Als Hauptmann war er ein ranghoher Offizier, der verm. eine der etwa 12 Kompanien befehligte. Wäre er desertiert, hätte dies doch verm. der Jesuitenpater als wichtiges Ereignis aufgeschrieben. Daß er nach der Übergabe die Seiten gewechselt hat, ist sicher möglich. Einen pr. Offizier Kahnet oder Kanert finde ich aber ebenfalls nicht.

    Mit der "33. Armee" ist vermutlich das altpr. Infanterieregiment Nr. 33 gemeint. Das lag aber erst seit etwa April/Mai 1746 in Glatz.

    Und im zivilen Kirchenbuch der kath. Pfarrei Glatz findet sich keine Trauung einer Wirtshaustochter Ringel in den 1740er Jahren?

    Was sicher noch interessant ist, ich aber nicht nachweisen konnte:

    Wilse: Die militärischen Ereignisse in der Grafschaft Glatz 1741 und 1742.

    MfG
    Manni

    Kommentar

    • grauer wolf
      Erfahrener Benutzer
      • 17.02.2008
      • 508

      #3
      Zitat von Manni1970 Beitrag anzeigen
      Hallo!

      Wenn ich es richtig verstehe, geht es darum, daß es eine Familie Kanert in der Grafschaft Glatz gab, deren "Stammvater" ein österreichischer Hauptmann v. Kahnet gewesen sein soll, der sich 1741/42 auf der Festung Glatz befand.

      Die Festung Glatz, wie wir sie heute kennen, gab es 1742 noch nicht. In den Quellen wird die frühe Anlage aus östr. Zeit meist Bergschloß oder Hochburg genannt, mit hauptsächlich drei Bastionen (Wentzel, Ludmilla, Jablunka) und zwei dahinter liegenden Ravelins.

      Die östr. Besatzung bestand aus drei Bataillonen Infanterie, einer Abteilung des Regiments O'Gylvi und 40 Husaren unter dem Kommando des Oberstleutnant Fontanelle. Als die Preußen im Jan. 1742 die Stadt Glatz mit der Hochburg einschlossen, kapitulierten die Östr. Die Husaren u. einige andere verließen Glatz, die Preußen besetzten die Stadt u. etwa 1400 Östr. zogen sich in die Hochburg zurück. Von der Versorgung abgeschnitten, vor allem der Wassermangel war ein Problem, die Soldaten behalfen sich mit geschmolzenem Schnee, gaben die Östr. schließlich am 28. April 1742 auch die Hochburg auf. Das verlief aus militärischer Sicht so unspektakulär, daß man schwerlich etwas darüber in den verschiedenen dt. u. östr. Standardwerken findet. Lediglich das Tagebuch eines Jesuitenpaters, der sich in der Hochburg aufhielt, berichtet über die Vorgänge vom Januar bis April 1742. Danach waren von den 1400 Mann etwa 325 gestorben, 300 desertiert, 400 krank und der Rest eben noch einsatzfähig. Nach der Übergabe zogen die Östr. über Habelschwerdt nach Mähren ab.

      Eine Adelsfamilie "von Kahnet" finde ich nicht. Als Hauptmann war er ein ranghoher Offizier, der verm. eine der etwa 12 Kompanien befehligte. Wäre er desertiert, hätte dies doch verm. der Jesuitenpater als wichtiges Ereignis aufgeschrieben. Daß er nach der Übergabe die Seiten gewechselt hat, ist sicher möglich. Einen pr. Offizier Kahnet oder Kanert finde ich aber ebenfalls nicht.

      Mit der "33. Armee" ist vermutlich das altpr. Infanterieregiment Nr. 33 gemeint. Das lag aber erst seit etwa April/Mai 1746 in Glatz.

      Und im zivilen Kirchenbuch der kath. Pfarrei Glatz findet sich keine Trauung einer Wirtshaustochter Ringel in den 1740er Jahren?

      Was sicher noch interessant ist, ich aber nicht nachweisen konnte:

      Wilse: Die militärischen Ereignisse in der Grafschaft Glatz 1741 und 1742.

      MfG
      Manni
      Hallo Manni,

      vielen Dank für die Information. War sehr interessant. Soviel wusste ich von der Geschichte der Festung Glatz nicht. Ich war zwar auf der Festung in 2016, aber diese Details waren mir neu. Vielen Dank.

      MfG
      Wolfgang

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      • sternap
        Erfahrener Benutzer
        • 24.04.2011
        • 4070

        #4
        der einzige ähnlich klingende name, den ich zwei, drei generationen später in einem militärschematismus des österreichischen kaiserthums fand, wäre kahlert.
        manchmal wurden mehrere aus einer sippe offiziere,
        Zuletzt geändert von sternap; 10.04.2022, 14:19.
        freundliche grüße
        sternap
        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




        Kommentar

        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 24.04.2011
          • 4070

          #5
          Zitat von sternap Beitrag anzeigen
          der einzige ähnlich klingende name, den ich zwei, drei generationen später in einem militärschematismus des österreichischen kaiserthums fand, wäre kahlert.
          manchmal wurden mehrere aus einer sippe offiziere,

          kahlig

          kahlen
          kahler

          kahner
          kanne

          kantner,

          canic





          vielleicht wäre kanne einem kannet am ähnlichsten.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




          Kommentar

          • PeterS
            Moderator
            • 20.05.2009
            • 3770

            #6
            Hallo,
            also lt. Wrede war vom 3. Mährischen Infanterie Regiment 1742 ein Bataillon in Glatz (Unterlagen bei Familysearch), vom 27. Steyerischen Infanterie Regiment ein Bataillon (Unterlagen bei Familysearch) und lt. Jesuitenpaterbericht auch eine Abteilung des Regiment O´Gilvy. Das wurde 1748 aufgelöst.

            Vom 3. und 27. IR sind die Musterlisten von der Suchzeit online vorhanden, vom IR O´Gilvy extra hier. Ich würde mir die Musterlisten gesamt anschauen und nicht nur nach einem Hauptmann suchen.

            Viele Grüße, Peter

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            • grauer wolf
              Erfahrener Benutzer
              • 17.02.2008
              • 508

              #7
              Hallo

              Vielen Dank für die Informationen. Ich werde mir die Musterlisten auf jeden Fall anschauen.
              Zu unserem Nachnamen gibt es viele Variationen. z.B. für den Österreichischen Vorfahren von Kanet/Kahnet/Kanett/Kahnett/Kuhnert, Kanert etc. Selbst einen Edler von Kunertsfeld wird mir hier ausgegeben. Da passt aber die Zeit nicht. Dieser Österreicher muss so zwischen 1706 und 1712 geboren sein. Es ist auch nicht klar ob hier Graz wirklich der Geburtsort ist oder ob er zum Grazer Umland gehörte. Das sind alles Mutmaßungen, worüber ich keine gesicherten Fakten habe.

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              • PeterS
                Moderator
                • 20.05.2009
                • 3770

                #8
                Hallo Wolfgang,
                verstehe ich das richtig, dass der Joseph Kahnert, Sohn des bürgerlichen Weinschenken Joannis Kahnert aus Gratz in Steuer-Marck der Gesuchte wäre?
                Hallo, habe aus einem der Mormonen abfotografierten Kirchbuch aus Glatz (Schlesien) Hilfe bei der Übersetzung nötig. Ich habe mich schon versucht, aber hier sind einige Abkürzungen, die ich nicht verstehe: Meine Version klingt so: Herr Joseph Kahnert bürgerlicher Gastwirt und Weinschenk allhie, verstorben Herr Joannis Kahnert

                Oder wie passt der dazu?

                Viele Grüße, Peter

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                • grauer wolf
                  Erfahrener Benutzer
                  • 17.02.2008
                  • 508

                  #9
                  Hallo Peter,

                  ja das dachte ich auch am Anfang, aber das passt nicht zur überlieferten Familiengeschichte. Dort ist eben ein österreichischer Offizier in Glatz stationiert gewesen. Der soll eine Gastwirtstochter (mit Nachnamen Ringel) geheiratet haben, und zwar in 1742, wie gesagt ohne Beweis. Daher war ich anfangs ganz fasziniert über diesen Heiratseintrag mit dem Volck. Und hier ist das Heiratsdatum 1763 und nicht 1742. Ich weiß auch nicht, ob übergelaufene Österreicher überhaupt im Kirchenbuch aufgeführt wurden. Und die abgefilmten Kirchenbücher aus Glatz sind alle preußisch. Wenn, müsste es ja ein österreichisches Kirchenbuch geben oder zumindest eine österreichische Garnison. Alles irgendwie verworren. Aber wenn 5 verschieden Linien der Kanert Familie über ein und demselben Hintergrund sprechen, sollte ja vielleicht etwas Wahres dran sein oder nicht?

                  Kommentar

                  • PeterS
                    Moderator
                    • 20.05.2009
                    • 3770

                    #10
                    Hallo,
                    aber unabhängig von dieser Militärgeschichte, ist die Gastwirtstrauung ein gesicherter Teil von den Kahnert-Vorfahren?
                    Hast du in den Musterlisten etwas gefunden?

                    Viele Grüße, Peter

                    Kommentar

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