Gefallen 1916 in Frankreich (Grabsuche)

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  • Adea
    Erfahrener Benutzer
    • 17.10.2015
    • 585

    Gefallen 1916 in Frankreich (Grabsuche)

    Hallo in die Runde,

    die Suche nach dem Grab meines Urgroßvaters Johann Westphal (geb. 1886 in Redentin) gibt mir einige Rätsel auf.

    Laut Sterbeurkunde (ausgestellt im September 1916) fiel er am 04.07.1916 gegen 20 Uhr bei Lassigny. Er war Ersatz-Reservist der 4. Kompanie des 2. Garderegiments zu Fuß.

    In einem anderen Unterforum wurde diese Sterbeurkunde bereits diskutiert:
    Hallo in die Runde, ich bin gerade etwas irritiert über die falschen Angaben auf der Sterbeurkunde meines Urgroßvaters (Johann Westphal, 1886-1916). Bisher dachte ich, dass Unterlagen vom Standesamt immer korrekt sind. In diesem Fall aber nicht. Zum einen ist der Name der Ehefrau falsch geschrieben, dort steht Kluk statt


    Bei meiner Online-Gräbersuche entdeckte ich vor einigen Wochen einen Johann Westphal auf dem Soldatenfriedhof Nampcel, jedoch ohne Geburtsdatum/Geburtsort und mit etwas abweichenden Sterbedatum. Daraufhin stellte ich eine Anfrage beim Volksbund und erhielt ein sehr umfangreiches Antwortschreiben:

    "...Leider handelt es sich bei dem bei Ihrer Internet-Recherche gefundenen Johann Westphal, +08.06.1916, nicht um Ihren Urgroßvater.

    In den uns vorliegenden Unterlagen, die aus deutschen, englischen, belgischen und französischen Archiven zusammengefasst sind, ist leider keine Grabmeldung für den Gesuchten verzeichnet.

    Wir entnehmen jedoch den Aufzeichnungen unseres Archivs, dass die im genannten Raum bei Lassigny gefallenen und dort bestatteten deutschen Soldaten nach dem Krieg und während der 20er Jahre durch den französischen Gräberdienst ohne deutsche Beteiligung unter anderem auf die deutschen Soldatenfriedhöfe 1914/18 Lassigny, Moulin-sous-Touvent, Nampcel, Thiescourt und Vignemont umgebettet worden sind. Bei diesen Umbettungen wurden nur die zu diesem Zeitpunkt anhand einer einwandfrei lesbaren Grabzeichenbeschriftung identifizierbaren Toten wieder in Einzelgräber bestattet. War dies infolge der verschiedensten Umstände nicht der Fall (zum Beispiel durch Witterungseinflüsse unleserlich gewordene Grabzeichenbeschriftungen) oder ruhten die Gefallenen bereits in einem gemeinsamen Grab (Mehrfachbelegung durch Überbettungen infolge Zeitmangels während der Kampfhandlungen), so bestattete der französische Gräberdienst diese nicht zu identifizierenden Kriegstoten in der Regel in Kameradengräbern als Unbekannte. Sollten die Gebeine Ihres Urgroßvaters jemals gefunden worden sein, so konnte er vermutlich bei den Umbettungen nicht identifiziert werden. Daher ist es nicht auszuschließen, dass auch er in einem Kameradengrab als Unbekannter (also nicht namentlich verzeichnet) ruht.

    Auf der Suche nach einer würdigen Gedenklösung haben wir auch die Daten Ihres Angehörigen im Gedenkbuch der Kriegsgräberstätte Lassigny erfasst."

    Seitdem gibt es diesen Eintrag:

    Vom Volksbund wurden dafür die Daten aus meiner Anfrage übernommen.

    Trotzdem bleiben einige Fragen offen:

    Gab es noch einen gleichnamigen Gefallenen, der in Nampcel ruht? In den Verlustlisten von 1916 habe ich 5x den Namen Johann Westphal gefunden. Nur einer von ihnen (aus Redentin, also "meiner") ist gefallen, die anderen 4 waren verwundet/vermisst/in Gefangenschaft.

    Hier im Forum habe ich gelesen, dass es damals durchschnittlich 6-8 Wochen dauerte, bis die Gefallenen in den Verlustlisten veröffentlicht wurden. Mein Urgroßvater taucht bereits nach weniger als 4 Wochen in der Verlustliste Nr. 1073 vom 31.07.1916 auf.

    Gab es damals bei der Übermittlung des Sterbedatums irgendwo einen Fehler? Vielleicht war es nur ein falscher Buchstabe, und aus Juni wurde Juli?

    Könnte das Grab in Nampcel vielleicht doch das Richtige sein?

    Liebe Grüße
    Adea

    Dauersuche:

    - Eltern und Geschwister von Emma Niklaus (* 1866 in Groß Jahnen, Kirchspiel Szabienen, Kreis Darkehmen/Ostpreußen)
    - Herkunft von Christian Rausch, um 1811 als Soldat beim dänischen Militär in Warder (bei Segeberg/Holstein)
    - Alles über die Papiermacher-Familie Seidler (vor 1800 in Mecklenburg und Holstein)

    Meine Suchregionen: Mecklenburg, Ostpreußen, Holstein, Hamburg, Vogtland, Salzburger Land (vor 1732)


  • Acanthurus
    Erfahrener Benutzer
    • 06.06.2013
    • 1657

    #2
    Hallo, die Leute vom Volksbund dürften doch aus den Grabmeldungen ersehen haben, dass Johann Westphal (†08.06.1916) nicht passende Informationen zu Geburtsort/Datum/Einheit hat und dir deswegen o.g. Auskunft erteilt haben. Insofern halte ich eine "Verwechselung" für unwahrscheinlich.

    A.

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    • Henry Jones
      Erfahrener Benutzer
      • 31.12.2008
      • 1426

      #3
      Hallo Adea,

      normalerweise liegen dem Volksbund für die Gefallenen des 1. Weltkriegs neben den Namen, lediglich Informationen zum Todesdatum und -ort, dem Truppenteil und des Erstbestattungsort vor.

      Ich gehe einmal davon aus, dass du die Daten zur Einheit ebenfalls zum Volksbund übermittelt hast und man dort anhand der Diskrepanz zum Todestag und der Einheit ausschließen konnte dass es sich um deinen Urgroßvater handelt.

      Gruß Alex
      Mitglied im Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster & Gefallener (VKSVG e.V.)
      www.vermisst-gefallen.net (Homepage)
      www.vksvg.de (Forum)

      Kommentar

      • Adea
        Erfahrener Benutzer
        • 17.10.2015
        • 585

        #4
        Suche Informationen zum 2. Garderegiment zu Fuß (1914-18)

        Hallo,

        und danke für eure Antworten.

        Ich habe keine Zweifel an der Richtigkeit der Mitteilung vom Volksbund, dass für den 04.07.1916 keine Grabmeldung vorliegt. Eher würde ich vermuten, dass das Sterbedatum auf der Urkunde nicht korrekt ist. Aber das ist reine Spekulation und 100 Jahre später sowieso nicht mehr nachvollziehbar, die Kriegsstammrollen existieren nicht mehr.

        Was mich stutzig macht ist die Tatsache, dass in den Verlustlisten von 1916 nur ein Johann Westphal als "gefallen" aufgeführt ist. Und genau auf einem der fünf Friedhöfe, die laut Volksbund in Frage kommen, gibt es ein namentliches Grab.

        Hat noch jemand einen Tipp, wo ich detaillierte Informationen zur Kompanie-/ Regimentsgeschichte (2. Garderegiment zu Fuß, 4. Kompanie) finden kann?

        Liebe Grüße
        Adea

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        • Kai Heinrich2
          Erfahrener Benutzer
          • 25.02.2009
          • 1401

          #5
          Zitat von Adea Beitrag anzeigen
          Hat noch jemand einen Tipp, wo ich detaillierte Informationen zur Kompanie-/ Regimentsgeschichte (2. Garderegiment zu Fuß, 4. Kompanie) finden kann?
          Hello Adea,

          Details zum Tod und ggf. aus dem Begräbnis könnten ggf. in den Regimentsgeschichten des 1. WK zu finden sein:


          Ausserdem in der Literatur des übergeordneten Garde-Korps finden sich z.T. die Geschichten zu ganz individuelle Schicksalen einzelner Regimentsangehöriger:


          ... das gleiche in den Divisionsgeschichten bzw. in deren Archivalien:


          Die Literatur- und Quellenauflistung bei Genwiki ist weiter im Aufbau, es könnte also immer noch neue Literatur dazu kommen und evtl. liegen auch noch irgendwo Kriegstagebücher, Feldpost etc. in Schubladen, Söllern und Archiven.

          Lieber Gruss,

          Kai
          Meine Namensliste / mein Stammbusch:
          http://www.kaiopai.de/Stammbaum_publ1/indexpubl1.html

          Derjenige welcher bis zu seinem Tod die meisten Ahnen zusammen bekommt gewinnt!

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          • Delilah
            Erfahrener Benutzer
            • 15.02.2011
            • 314

            #6
            Hallo Adea, der in Nampcel ruhende Johann Westphal gehörte der 2. Kompanie des Füsilier-Regiments Nr. 39 an, ist am 08.07.1893 in Bremerhaven geboren, in Kriegsgefangenschaft in Montlucon im Département Allier verstorben und nach Nampcel umgebettet worden. Weiteres finden Sie in den Verlustlisten und beim ICRC unter http://grandeguerre.icrc.org/en/File...Westfal%2C%20J

            LG Delilah

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            • Adea
              Erfahrener Benutzer
              • 17.10.2015
              • 585

              #7
              Danke für die Mithilfe

              Hallo Delilah,

              vielen Dank für die Daten und den Link zum ICRC. Ich bin immer wieder erstaunt, was Experten hier im Forum alles an Informationen "hervorzaubern".

              Dann erschien also der in Nampcel ruhende Johann Westphal (+09.06.1916) erst 15 Monate nach seinem Tod in einer Verlustliste vom September 1917. Dort hatte ich natürlich nicht gesucht.

              Somit ist jetzt vieles geklärt und mein Urgroßvater gehört wohl zu den tausenden namenlosen Gefallenen ohne Grab.

              @Kai: Danke für die Literatur-Tipps.

              Liebe Grüße
              Adea

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              • Svenja
                Erfahrener Benutzer
                • 07.01.2007
                • 4637

                #8
                Hallo Adea

                Einer der in Gefangenschaft geraten ist und später auch dort verstorben ist, erscheint meistens mindestens dreimal in den Verlustlisten. Sowohl die Mitteilung, dass ein Soldat in Gefangenschaft geraten ist, als auch dass er später dort gestorben ist, erschienen meistens mehrere Wochen oder eher Monate später als es passiert ist. Manchmal waren die Gefangenen schon gar nicht mehr am Leben, als sie in den Verlustlisten erstmals als "in Gefangenschaft geraten" erschienen (deren Tod war jedoch auf deutscher Seite noch nicht bekannt).

                Gruss
                Svenja
                Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                • Adea
                  Erfahrener Benutzer
                  • 17.10.2015
                  • 585

                  #9
                  Umbettungen in Frankreich (20er Jahre)

                  Hallo in die Runde,

                  ich habe doch noch eine Frage: nach welchem Prinzip erfolgten die Umbettungen durch den französischen Gräberdienst in den 20er Jahren?

                  Normalerweise wurden doch die Gefallenen aus einem Umkreis von ca. 30 km auf einem Soldatenfriedhof beigesetzt. Ich bin etwas verwundert, dass der in Montlucon (Dep. Allier) in Gefangenschaft verstorbene Johann Westphal nach Nampcel umgebettet wurde, über 400 km entfernt vom Sterbeort.

                  Liebe Grüße
                  Adea

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