Lateinischer, langer Text in einem Taufbuch

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  • susanneaux
    Benutzer
    • 21.05.2025
    • 37

    [gelöst] Lateinischer, langer Text in einem Taufbuch

    Guten Tag,
    kann mir jemand sagen, worum es in diesem langem Text ungefähr geht?
    Ich kann leider gar kein Latein und es würde mich interessieren warum dieser Text im Taufbuch steht.
    Ein Einordnung würde mir vollkommen reichen.
    Vielen Dank!
  • jebaer
    Erfahrener Benutzer
    • 22.01.2022
    • 3715

    #2
    Hallo susanneaux,

    nach grobem Überfliegen:
    Es geht wohl um die Verwicklungen darum, dass ein junges Mädchens aus der Jüdischen Gemeinde von Kriegshaber in Oberhausen verstorben ist, und dort deren Christliche Bestattung beabsichtigt war.


    LG Jens
    Am besde goar ned ersd ingnoriern!

    Kommentar

    • jebaer
      Erfahrener Benutzer
      • 22.01.2022
      • 3715

      #3
      Oh weh, da hast Du mir 'nen Floh ins Ohr gesetzt :

      Anno hoc Currente Supra Millesimum Septingentesimum Septuagesimo
      secundo die tertia Februarii Casus quidam singulari nota dignissimus
      in nostra Parochia evenit. Sub vesperum advehebatur a Viro
      quodam Binswangensi, puella Judæa, cujus Parentes in vico
      Kriegshaaber extitere, sua tum ex graviori, qua affligebatur
      Infirmitate, tum ex longiori itinere Cælo tunc pluvio et admodum
      inclemente fatigata ad murum Cæmeterii, ubi scalæ communibus
      Pagi usibus destinatæ pendent, jamjam agere animam coepit.
      Currobat Parochianorum non nemo, qui R.(everendus) D.(ominus) Schreiber, quem
      periculose decumbente Plurimum Reverendo D.(omino) Parocho
      in Laborum Parochialium socium adscivi, ad conferendum
      Præfatæ Puellæ Baptismum vocabat. Hic festinus adcurrit,
      jamque agonizantem puellam de voluntate suscipiendi Bap-
      tismatis interrogans nullum consensus, et qu.... dissensus signum nullum
      deprehendit. Clamantibus autem pluribus, qui rei novitate
      exicti aderant, ut baptizet, et una affirmantibus, femella
      necdum nonum ætatis annum emensam, tandem baptizat,
      Matrinæ vices agente Maria Anna Zwicklin Oberhusana.
      Suscepto Baptismatis Sacramento defertur in domum,
      ut vocant, pauperum, ubi post breve spatium ea ipsa
      nocte expiravit. Die altera indicto pro more Puellæ
      obitu secunda post prandium hora sepulturæ præfigitur.
      Sparso interea in Kriegshaaber rumore, puellam Hæbræam
      Inde oriundam esse Oberhusii Baptizatam, Judæorum
      Seniores pro sua superstitiosa religione Zelantes accedunt
      suum D.(ominum) Præfectum et, quid audiverint, enarrans simul
      obsecrantes, ut per suum Satellitem, quem communi vocabulo
      Subpræfectum nominant, pleniorem rei notitiam hauriret.
      Hic ex me totius facti seriem sciscitatus nomine Domini
      sui interpositam prout Juris ..do præscribit, protestatione
      Puellæ sepulturam differri possit Hæbræi pleno o.
      accedunt R.(everendissi)mum D.(ominum) Provicarium Episcopalem Joannem
      Evangelistam Herz, et libera suæ Religionis Jura
      .... causantes extradictionem cadaveris importune
      postulant. Ille autem dictos Judæos in crastinum
      usque expectare jubens, donec nempe causa in toto R(everndissi)mo
      Consilio Ecclesiastico erit expensa, atque discussa,
      importunos actores dimittit. Altera igitur die D.(ominus)
      Schreiber ad R(everendissi)mum Vicariatus Officium citatus
      quid cum memorata puella contigerit, fideliter
      deponit: nempe se illam morti iam proximam
      invenisse, et octo solum, vel novem ætatis annos
      numerare dictam, plebemque præsentem collationem

      Baptismi administrationem ursisse: quare sibi religioni
      duxisset, femellam toties nominatam unico, quod habebat
      salutis remedio privare. Coacto postea Consilio Ecclesi-
      astico, res tota secundum omnes circumstantias dili-
      gentissime disentitur, et quia totius causæ Decisio ab
      ætate Baptizatæ potissimum dependit, auditis sub Jure
      Jurando testibus comperitur. Puellam jam quatuor
      decem annos alligisse, adeoque ætatem illam explevisse
      quæ ad discernendo Religionis negotiu, requisitur.
      Pronuntiatur itaque Baptismus dubii valoris, et cadaver
      quod pendente Lite in illam cæmeterii partem, quod
      tumulandis infantibus absque Baptismo decedentibus propria
      est, securitatis causa delatum est, extra. Judæis
      Jubetur. Quod juxta tenorem Decreti gratiosi
      mihi transmissi exacte executioni datum est.

      Franciscus Antonius
      Feyrtag pt Cooperator mppria

      k.A., ob ich mich da noch mal drüber hermache ...
      Aber vielleicht mag sich ja sonst noch jemand daran die Hörner ein bißchen abstoßen


      LG Jens
      Zuletzt geändert von jebaer; 17.07.2025, 20:27.
      Am besde goar ned ersd ingnoriern!

      Kommentar

      • susanneaux
        Benutzer
        • 21.05.2025
        • 37

        #4
        Ja Wahnsinn! Vielen Vielen Dank...ich schicke es gleich mal durch die Übersetzungsmaschine.
        "Noch im Lauf des Jahres 1772, am 3. Februar, ereignete sich ein Fall von höchst bemerkenswerter Eigenart in unserer Pfarrei.

        Gegen Abend wurde von einem Mann aus Binswangen ein jüdisches Mädchen herbeigebracht, dessen Eltern im Ort Kriegshaber wohnhaft waren. Dieses Mädchen war sowohl durch eine schwere Krankheit, an die es gefesselt war, als auch durch die lange Reise bei sehr regnerischem und äußerst unfreundlichem Wetter erschöpft, und begann an der Friedhofsmauer – dort, wo die für die gemeinschaftliche Nutzung des Dorfes bestimmten Leitern hängen – bereits zu sterben.

        Einige Pfarrangehörige liefen herbei, die den Hochwürdigen Herrn Schreiber riefen, den ich wegen der ernsten Erkrankung des Hochwürdigsten Herrn Pfarrers als Mitarbeiter in den seelsorgerlichen Aufgaben der Pfarrei hinzugezogen hatte, um dem genannten Mädchen die Taufe zu spenden.

        Dieser eilte herbei und fragte das bereits im Sterben liegende Mädchen, ob sie bereit sei, die Taufe zu empfangen. Er konnte jedoch weder ein Zeichen der Zustimmung noch der Ablehnung feststellen. Auf das Drängen vieler Anwesender, die durch die Neuartigkeit des Geschehens aufgeregt waren und laut riefen, dass er taufen solle – wobei sie gleichzeitig bezeugten, dass das Mädchen noch nicht das neunte Lebensjahr vollendet habe – taufte er schließlich doch, wobei Maria Anna Zwicklin aus Oberhausen als Patin fungierte.

        Nachdem das Sakrament der Taufe empfangen worden war, wurde das Mädchen in das sogenannte Armenhaus gebracht, wo sie noch in derselben Nacht nach kurzer Zeit verstarb.

        Am folgenden Tag wurde gemäß der üblichen Praxis für das verstorbene Mädchen die Beerdigung auf die zweite Nachmittagsstunde angesetzt.

        Inzwischen verbreitete sich in Kriegshaber das Gerücht, dass ein jüdisches Mädchen aus diesem Ort in Oberhausen getauft worden sei. Daraufhin traten die Ältesten der Juden, eifrig um ihre abergläubische Religion besorgt, an ihren Herrn Präfekten heran. Sie berichteten ihm, was sie gehört hatten, und baten ihn inständig, durch seinen Gehilfen, den man gemeinhin Subpräfekt nennt, nähere Informationen über den Vorfall einzuholen.

        Dieser befragte mich über den gesamten Ablauf der Geschehnisse und gab im Namen seines Herrn eine formelle Protestnote ab, wie es das Recht vorsieht, damit die Beerdigung des Mädchens verschoben werden könne, bis die Juden volle Klarheit hätten.

        Daraufhin wandten sich die Juden an den Hochwürdigsten Herrn bischöflichen Provikar Johann Evangelist Herz. Unter Berufung auf die Rechte ihrer Religion forderten sie in aufdringlicher Weise die Herausgabe der Leiche.

        Doch dieser befahl den genannten Juden, bis zum folgenden Tag zu warten, bis die Angelegenheit im gesamten hochwürdigsten Kirchenrat beraten und entschieden sei. So entließ er die aufdringlichen Antragsteller.

        Am nächsten Tag wurde Herr Schreiber vor das hochwürdigste Vikariatsamt geladen, wo er treu über das Geschehen mit dem genannten Mädchen berichtete: dass er sie bereits dem Tod sehr nahe gefunden habe und dass das Mädchen lediglich acht oder neun Jahre alt gewesen sei. Die anwesende Volksmenge habe auf die Spendung der Taufe gedrängt, weshalb er es für religiös geboten gehalten habe, dem genannten Mädchen das einzige Heilsmittel nicht zu verweigern.

        Nachdem der kirchliche Rat einberufen worden war, wurde die ganze Angelegenheit unter Berücksichtigung aller Umstände sehr sorgfältig geprüft. Da die Entscheidung über den gesamten Fall in besonderem Maße vom Alter der Getauften abhing, wurden Zeugen unter Eid vernommen. Diese ergaben, dass das Mädchen bereits vierzehn Jahre alt gewesen sei und somit jenes Alter erreicht hatte, das zur eigenständigen Entscheidung in Religionsfragen erforderlich ist.

        So wurde der Wert der Taufe als zweifelhaft beurteilt, und der Leichnam, der während des laufenden Verfahrens aus Sicherheitsgründen in jenen Teil des Friedhofs gebracht worden war, der für ungetaufte verstorbene Kinder bestimmt ist, wurde den Juden übergeben.

        Dies wurde gemäß dem mir übermittelten gnädigen Dekret genauestens ausgeführt.

        Franciscus Antonius Feyrtag, Kooperator, eigenhändig."


        Das ist wirklich ein Stück Zeitgeschichte. Da wird das, was man aus Geschichtsbüchern kennt ganz plötzlich real.

        Nochmal vielen Dank.
        Susanne

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        • jebaer
          Erfahrener Benutzer
          • 22.01.2022
          • 3715

          #5
          Zitat von susanneaux Beitrag anzeigen
          ...ich schicke es gleich mal durch die Übersetzungsmaschine.
          Naja, das mit dem Hörner abstoßen hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt.
          Darf man wissen, welcher Maschine Du meine Abschrit zum Fraß vorgeworfen hast? Den Sachverhalt scheint sie ja ganz gut wiederzugeben, allerdings bügelt sie nicht nur über meine Tippehler weg, sondern auch über Feinheiten der Vorlage.
          Gleich zu Beginn gebraucht der Autor eine etwas seltsame Formulierung für das Datum. Er schreibt nämlich nicht:
          Noch im Lauf des Jahres 1772
          sondern:
          "In diesem laufenden Jahr, über tausend siebenhundert hinaus, dem zweiund-
          siebzigsten​"
          Da komme ich schon mal ins Grübeln: Stellt das jahr 1700 für ihn eine Art Zeitenwende dar, und wenn ja, weshalb ...


          LG Jens
          Am besde goar ned ersd ingnoriern!

          Kommentar

          • susanneaux
            Benutzer
            • 21.05.2025
            • 37

            #6
            Hallo Jens,
            das war Chat GPT. Besonders gut ist es nicht, kann den Mensch nicht ersetzen bei Übersetzungen von toten Sprachen aber man bekommt so eine grundsätzliche Idee um was es geht.

            viele Grüße - Susanne

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