Lateinischer Familienname

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  • Wallone
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2011
    • 2728

    [gelöst] Lateinischer Familienname

    Quelle bzw. Art des Textes: Heiratsurkunde
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1606
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Belgien
    Namen um die es sich handeln sollte: a pratis


    Hallo und guten Morgen !

    Heute möchte ich einen seltsamen Fund mit Euch teilen.

    Es handelt sich um eine Heirat in Belgien im Jahre 1606.

    Wir wussten schon daß die katholischen Pfarrer ziemlich oft die Vornamen und manchmal die Ortsnamen in Latein übersetzten.

    Aber hier ging der Pfarrer einen Schritt weiter : er übersetzte auch den Familiennamen.

    Diese menschen hiessen DESPRÉS. Das weiss ich von anderen Einträgen.

    Jetzt aber, unter seiner Feder, wurden sie « a pratis » genannt. (4. und letzte Zeile des beiliegenden Antrags)

    Ein « pré » auf FR ist eine Wiese.

    Auf DE hiesse DESPRÉS « Von den Wiesen ».

    Und wie sagt man « Von den Wiesen » auf Latein ? Die Antwort ist « a pratis ». Ablativplural von « pratum ».

    Im selben Kirchenbuch heissen die Delcourt "a curia" und die Decamp "a campo".

    Solch ein Eindringen ins private Leben der Menschen empfinde ich als völlig inakzptabel oder zumindest lächerlich.

    Habt Ihr schon sowas in den deutschsprachigen Ländern bemerkt ?
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Wallone; 26.04.2019, 18:13.
    Viele Grüße.

    Armand
  • Zita
    Moderator
    • 08.12.2013
    • 6851

    #2
    Hallo Wallone,

    ich habe sowas schon in Böhmen beobachtet, wo z.B. je nach Matrikensprache "Hofmann" oder "Dvořak" für dieselbe Person verwendet wurde. Ob das die Idee des Schreibers war oder ob die Person das wollte - vielleicht um der jeweiligen Gesellschaftsgruppe zugerechnet zu werden - kann ich nicht sagen.

    LG Zita

    Kommentar

    • GiselaR
      Erfahrener Benutzer
      • 13.09.2006
      • 2258

      #3
      Hallo Wallone,
      seit der Renaissance war es bekanntlich eine Mode, daß Gelehrte und später auch ander Personen ihre Namen ins Lateinische oder Griechische übersetzten und in dieser Form selbst freiwillig benutzten.
      Dadurch entstand eine Mode, der viele folgten. Dazu kommt die Nähe der katholischen Religion/Kirche zum Lateinischen.

      Ich will damit sagen, daß der Pfarrer diese Übersetzung nicht unbedingt als Eingriff gemeint hat. Vielleicht hat es auch die Familie, die ja innerhalb dieser katholisch/lateinischen Kultur lebte, dies als normal empfunden, falls jemand diese Einträge zu sehen bekam. Das wird schwer sein, aufzuklären.

      Wichtig wäre noch, ob das ganze Kirchenbuch auf lateinisch geführt wurde, ich vermute es nur.

      Ich weiß nicht, ob du das schon gemacht hast: google doch einmal unter den google-Büchern "A Pratis" und "De Pratis". Dort findet man Hinweise, daß vielleicht auch andere Personen dieser Familie unter beiden Namensformen bekannt waren.
      Z.B. hier

      Grüße
      Gisela
      Grüße Gisela

      Kommentar

      • Wallone
        Erfahrener Benutzer
        • 20.01.2011
        • 2728

        #4
        Hallo Zita und Gisela,

        Vielen Dank für Eure Antworten. Daß die Gelehrten ihre Namen ins Lateinische übersetzen liessen, wusste ich schon. Es gab viele in Belgien die ihre Werke mit Hilfe der Universität Löwen (Leuven, Louvain) drucken liessen.

        Ich kannte aber nicht Jöchers Buch solcher Übersetzungen.

        Diese Leute waren keine Gelehrten, nur gemeine Menschen.

        Das war also m.M.n.eher ein Anliegen des Pfarrers denn der nachfolgende Pfarrer folgte nicht mehr dieser Mode.
        Viele Grüße.

        Armand

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