Texte auf Latein (sehr kurze). Taufeintrag

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  • Andres
    Benutzer
    • 11.09.2009
    • 45

    [gelöst] Texte auf Latein (sehr kurze). Taufeintrag

    Quelle bzw. Art des Textes: Taufeintrag (nur die Bemerkungen auf Latein)
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1850
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Philadelphia, USA
    Namen um die es sich handeln sollte: Eidelmann-Kormann


    Liebe Forenhelfer und -helferinnen:

    Vielen Dank im Voraus für eure Mühe (ich bitte um Geduld und Verständnis, da Deutsch nicht meine Muttersprache ist =: )

    Ein bißchen Hintergrundauskunft zu meiner Frage. Es handelt sich um den Taufeintrag meiner Ur-ur-urgroßmutter Maria Theresia Eidelmann (Eltern: Peter Eidelmann aus Bayern und Therese Kormann aus Baden). Maria Theresia wurde am 16. Nov. 1849 geboren (mit aller wahrscheinlichkeit in Philadelphia, Pennsylvania, USA) und am 7. Januar 1850 in dieser selben Stadt getauft (Katholische Kirche Sankt Peter Apostel).

    Nach Online Recherche (Google) habe ich gesehen daß die Familienname Eidelmann überwiegend mit Leute von jüdischer Abstammung in Verbindung steht (Familienname Kormann könnte auch von jüdischer Herkunft sein). Also, ich vermute daß die Eltern von Maria Theresia von jüdischer Religion waren und daß sie sich zu Katholizismus bekehrt haben. Und da stehen diese zwei Bemerkungen auf Latein in ihrem Taufeintrag, die ich nicht richtig entziffern kann (obwohl ich eine Idee habe) und die ich glaube würden mir diesen Rätsel zu lösen helfen, bitte siehe unter (und die Anhänge):

    1) haret. Bapt./hæret. Bapt. (oder: naret. Bapt./næret. Bapt.?)
    2) Mater neophita fiducta per maritum ad haresim, in ejus morte (monente illo) conversa est.

    Ich habe versucht mit Google Translate und andere Online Werkzeuge diese Texten zu übersetzen (und mit mein Spanisch, Muttersprache), aber ohne großen Erfolg; ich wäre sehr dankbar für eure Hilfe.

    Schöne Grüße aus winterlichen Santiago de Chile,
    Andrés
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Andres; 31.07.2017, 02:27.
  • GiselaR
    Erfahrener Benutzer
    • 13.09.2006
    • 2204

    #2
    Hallo Andrés,
    alles (fast) ganz richtig
    1. haeret Bapt. = in einer abweichenden (Konfession) getaufte(r)
    2. Mater Neophita
    seducta per maritum ad haeresim, in
    ejus morte (monente illo) conversa est.

    Die Mutter, eine Neophytin (= übergetreten zum christl. Glauben)
    durch ihren Ehemann zur Häresie verführt, bei
    dessen Tod (auf seine Mahnungen hin) konvertierte sie.

    Das 1. e bei haeret ist schwer zu erkennen, es war üblich bei "ae" es so eng an das a zu schreiben, daß nur statt des senkrechten Striches nur ein Kringel zu sehen ist.

    Wenn du später mal die Taufe der Mutter suchst, wirst du wohl mit einem evangelischen Kirchenbuch anfangen. Und es war wohl eine Erwachsenentaufe bei der Mutter.
    Insgesamt werden deine Vermutungen ja durch den Text bestärkt.

    ich hoffe, es hilft
    viele Grüße
    Gisela

    PS
    ich schreibe dir eine persönliche Nachricht zu einem anderen Thema, damit in diesem Thread nicht vom Thema abgelenkt wird.
    Zuletzt geändert von GiselaR; 31.07.2017, 07:39.
    Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

    Kommentar

    • Wallone
      Erfahrener Benutzer
      • 20.01.2011
      • 2436

      #3
      Hallo Gisela,

      Ich gratuliere Dir für die sehr gute Übersetzung desto mehr daß Du keinen Fehler bei "in morte ejus" gemacht hast.

      Nicht " bei ihrem Tod" sondern "bei dessen Tod" wie Du es ganz richtig übersetzt hast.

      Nur eine Kleinigkeit: Du schreibst "übergetreten zum christl. Glauben".

      Es wäre richtiger gewesen "zum kathol. Glauben" zu schreiben denn die evangelischen Gläubige sind ja auch Christen. Ich vermute sie war keine Muslimin.

      Armand
      Viele Grüße.

      Armand

      Kommentar

      • GiselaR
        Erfahrener Benutzer
        • 13.09.2006
        • 2204

        #4
        Hallo Armand,
        bist du ein Lateinlehrer? Ich frage nur, weil mich zuletzt jemand für mein Latein gelobt hat, der ein Lehrer bzw. mein Geschichtsdozent war.
        Und das ist gefühlte 100 Jahre her.

        Bei meiner Interpretation "übergetreten zum christlichen Glauben" gehe ich von Andres' Vermutung aus, daß die Mutter vom jüdischen Glauben aus konvertiert ist. Möglicherweise - aber nicht zwingend - wegen der Heirat. Es wäre nicht der erste und nicht der letzte derartige Fall gewesen, kann aber auch anders gewesen sein. Jedenfalls wurde sie von ihrem Ehemann zur Häresie verführt. Wie soll das geschehen sein, wenn er selbst katholisch war?
        Außerdem wirde im Taufeintrag der Tochter das Wort "conversa est" (= konvertiert) verwendet, aber keine Rede ist von einer Rückkehr zum Katholizismus.

        Andererseits, warum wurde die Tochter dann katholisch getauft?
        Also mehrere offene Fragen.
        Da wären weitere Angaben von Andres hilfreich, ggf. zuvor weitere Forschungen seinerseits.
        viele Grüße
        Gisela
        Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

        Kommentar

        • Wallone
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2011
          • 2436

          #5
          Hallo Gisela,

          Ich bedanke mich für Deine Interprätation und Fragen, die ich gleich beantworten werde.

          1 : Nein, ich bin kein Lateinlehrer. Während meinem Berufsleben war ich Übersetzer (bei der europäischen Kommission) und habe also ein grosses Interesse für die Sprachen. Ich hatte Latein nur während 2 Jahren auf dem Gymnasium in Belgien gelernt, aber seitdem ich Rentner bin habe ich das Studium dieser Sprache wieder und sehr intensiv aufgenommen. Ich habe Dir für Deine Übersetzung gratuliert einfach deswegen weil ich beinahe dabei war den Fehler selber zu machen (ejus versus suus, usw.) Die Meinung war also überhaupt nicht Blumen von oben zu streuen.

          2. Ja, ich habe auch gelesen, daß die Familie jüdische Wurzel hatte aber ich glaube, daß wenn man in der katholischen Kirche von Häresie spricht dann bezieht sich das nur auf den Protestantismus im Sinne einer abweichenden Religion. In den vielen lateinischen Texten die ich gelesen habe (z. B. die archidiakonalen Visitationsberichte in den Pfarreien im Jahre 1628, herausgegeben von Joh.Bapt. Kaiser) bezieht sich das Wort « Häresie » immer auf den Protestantismus.

          À l’époque moderne, l’hérésie fut d’abord, pour les catholiques, le fait des courants protestants. Luther fut excommunié par Léon X en 1521, puis le concile de Trente condamna les positions protestantes (salut par la foi seule, rejet de la Tradition, de la transsubstantiation, etc.).

          Und ich stimme auch zu : dieser Eintrag ist mehr kompliziert als anscheinend.
          Zuletzt geändert von Wallone; 05.08.2017, 13:09.
          Viele Grüße.

          Armand

          Kommentar

          • GiselaR
            Erfahrener Benutzer
            • 13.09.2006
            • 2204

            #6
            in Bez. auf "Häresie" gebe ich dir recht. Zwingende Voraussetzung für eine Häresie ist nach katholischem Verständnis, daß der Häeretiker vor dem Abfall vom rechten Glauben Katholik war. Häresie ist allerdings nicht auf den Übertritt zum Protestantismus beschränkt, sondern zu jeglichem nicht der Doktrin entsprechenden Glauben.
            Wenn im 16. u. 17. Jhdt. mit Häresie der Übertritt zum Protestantismus gemeint war, wird das den historischen Gegebenheiten in Europa geschuldet sein: Reformation und Gegenreformation.

            Meine Interpretation "Übertritt zum Christentum" bezog sich aber überhaupt nicht darauf, sondern auf den Begriff "Neophyt/in" (Mater Neofita), und dabei bleibe ich. Jedenfalls bis Andrés neue Erkenntnisse liefert.
            viele Grüße
            Gisela
            Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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            • Andres
              Benutzer
              • 11.09.2009
              • 45

              #7
              Hallo GiselaR und Wallone:

              Herzlichen Dank für eure Kommentare, besonders für Gisela für ihre tolle Übersetzung.
              Also, obwohl ich jetzt weiß was da auf Latein steht, bin ich mir nicht sicher wie ich diese Information interpretieren soll ("Da steh' ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!" =: )

              Ich habe kein konkreter Beweis über Peter Eidelmann's oder Theresia Kormann's jüdischer Abstammung, ausser der Tatsache dass beim Googeln die Familienname Eidelmann fast immer mit Leute jüdischer Religion in zusammenhang kommt; mit der Familienname Kormann ist es nicht so einseitig. Nur auf dieser Basis, bin ich mir fast sicher dass mindestens mein Ur-ur-ur-urgroßvater, Peter Eidelmann, jüdischer Religion war.

              Ich glaube ich werde ein neues Thema in einer der anderen Foren öffnen, um über die Interpretation dieser Information hilfe zu bitten. Was meint Ihr?

              Schöne Grüße,
              Andrés

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