Quelle bzw. Art des Textes: Feldpost
Jahr, aus dem der Text stammt: 1944 - 1946
Ort und Gegend der Text-Herkunft:
Namen um die es sich handeln sollte:
Jahr, aus dem der Text stammt: 1944 - 1946
Ort und Gegend der Text-Herkunft:
Namen um die es sich handeln sollte:
Brief 9 Seite 1 22.II.45
Meine liebe gute Frau!
Nun sind wir endlich zur Ruh ge-
kommen und nachdem du von den Tagen
der Fahrt nur wenige, kurze Nachrichten
erhalten hast, will ich doch versuchen, dir
heut etwas ausführlicher zu schreiben. Soe-
ben hatten wir etwa 3 Std. Fliegeralarm,
hoffentlich kommt nicht gleich wieder
einer, der mich bei meinem Vorhaben stört.
Bist du mir eigentlich bös gewesen,
daß ich nicht mit nach Hoyerswerda ge-
fahren bin? Ich hab mich nachher nämlich
doch geärgert, daß ich es nicht getan habe.
In ... wäre sicher auch alles klar gegan-
gen, und ich wüsste wenigstens, ob Ihr
Eure Reise bald habt fortsetzen können.
Als ich an jenem Abend in W. aus dem Zuge
Brief 9 Seite 3
Liegnitz u. Schlesien bald wieder be-
freit wären, und wir dorthin zurück
könnten. Wenn auch bestimmt alles
zerstört sein wird, so könnten wir doch
sagen, hier sind wir zu Haus! Heut woll-
te man hier die Heimatadresse haben.
Was soll man da nun angeben? Ich
weiß ja nicht mal, ob du gut an-
gekommen bist und ob du dort
ein Unterkommen gefunden hast. Fast
wünscht ich, du könntest hierher kom-
men. Nicht meinetwegen sondern weil
... es ein ganz liebes, kleines Städterl
ist, indem man weniger unsicher auf-
gehoben ist, Thüringen wird doch immer-
zu bombardiert, Ich habe heute bereits
zu einem Stubenkollegen gesagt, wenn
mich meine Verwundung für längere
Zeit hierher binden würde, ließe ich
Frau u. Schwiegermutter herkommen.
Brief 9 Seite 4
Aber so ist es vielleicht doch auf Rück-
sicht auf das bevorstehende Ereignis
besser, du bist unter Bekannten und
Verwandten. Hier hättest du dann nur Mut-
ter, während du die anderen Leute
nicht mal verstehst. Sollte es aber mit dem
Bombenterror zu schlimm werden, dann
komm nur hierher. Mein Aufenthalt wird
ja hier nicht von langer Dauer sein.
Und nun will ich dort fortfahren,
wo wir uns trennten, auf dem Bahnhof
in Wittichenau. Bei ... machte man
große Augen, als ich auftauchte. Abgefahren
bin ich doch wieder am Morgen und es
war gut denn dadurch kam ich mit die-
sen Transport mit. Mein kleiner Ab-
stecher ist nicht aufgefallen, auch wenn ich
erst am Nachmittage etwas geschehen wäre,
wenn du noch dagewesen wärest nach
... zurückgekommen wäre, doch vor-
Brief 9 Seite 5
mittags wurde die Auswahl für den Trans-
port getroffen. doch da nur die Hälfte der
Offz. mitkonnte wäre ich natürlich ausge-
fallen. Und nun zur Fahrt selbst. Verladen
wurden wir in Bautzen am 15. in den Abend-
stunden. Wann wir abfuhren weiß ich nicht,
jedenfalls erwachte ich am nächsten Morgen
in Klein-Welka, also hatten wir in einer
Nacht immerhin 10 km zurückglegt. Von Kl.-
W. habe ich versucht Oskar anzurufen, weil
das Verladen des dortigen Lazarettes
lange Zeit dauerte, aber es war einfach
nicht möglich Wittichenau zu bekommen.
Bis zum Mittag standen wir in Klein-Welka
und lange Zeit noch in Radidor, ...
es dann durch W. .... Aufenthalt durch-
ging. Am hereinsinkenden Abend hatten wir
Hoyerswerda erreicht. Als Ziel war
Wurzen vorgesehen. Dort standen wir
am 17. viele Stunden, weil ... das ...
Brief 9 Seite 6
… und erst ein neues Ziel festge-
legt werden musst. Das sollte nun
Augsburg sein. Über Leipzig Reichenbach
ging es nach Hof (18. mittags). Am Abend
weiter über Bayreuth-Nürnberg-Donauwörth-
Augsburg (19.) aber das war natürlich
auch noch nicht unser Ziel, man leitete uns
weiter nach Kaufbeuren. Ein Städtchen was
einen sehr, sehr ordentlichen Eindruck machte.
Ein Lazarett gab es dort aber nicht, sondern
man war erst dabei eine Schule dazu um-
zuwandeln. Aufnehmen konnten sie uns
nicht. Gegen 4 Uhr waren wir eingetroffen,
und am Nachmittag hieß es dann wir bleiben
die Nacht stehen u. werden am 20. wieder
nach Augsburg zurückgeleitet!! Den Abend
haben wir benutzt um in der Stadt zu essen
und waren anschl. im Kino „die Frau
meiner Träume“ mit M. Rökk, ein Farb-
film. Am 20. standen wir aber auch den
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