Quelle bzw. Art des Textes: Feldpost
Jahr, aus dem der Text stammt: 1944 - 1946
Ort und Gegend der Text-Herkunft:
Namen um die es sich handeln sollte:
Jahr, aus dem der Text stammt: 1944 - 1946
Ort und Gegend der Text-Herkunft:
Namen um die es sich handeln sollte:
Brief 25 Seite 1
(1) 15.III.45.
Meine liebe Irmgard!
Nun stehen wir kurz vor Erfurt, und ich
will die Fahrtpause benutzen, um dir einen
recht, recht herzlichen Gruß zu senden. Jetzt, wo
wir durch Thüringen fahren und ich mich in
deiner Nähe befinde, sind meine Gedanken
mehr denn je bei dir. Ich weiß es nicht genau,
aber ich vermute dich noch immer in Mühlhau-
sen. Da ich annehmen muß, daß dich dieser
Brief weit vor den bisher abgesandten erreichen
wird, will ich zu nächst in Kürze erklären, wie ich
hierher komme und wohin meine Reise geht.
Denn die letzten Briefe aus dem Lazareth und
aus Augsburg haben dich bestimmt noch nicht
erreicht.
Entlassung aus dem Lazareth am 6.III. über die
Frontleitstelle in München, wo man mich, da mein
... Btl. nicht mehr ... nach Augsburg schick-
te. Gleich bei meiner Meldung eröffnete man
mir, daß ich schon in den nächsten Tagen mit
meiner Abstellung rechnen müßte, obwohl ich
Brief 25 Seite 2
darauf aufmerksam machte, daß ich mich erst
einkleiden müßte. Notwendigste Dinge konnte
ich dann in ... noch auftreiben. Alles ....-
dinge, und das auch nur mit erheblichen Schwie-
rigkeiten. Wie oft habe ich daher an meine Kla-
motten in Liegnitz und Lüben gedacht. Schneller
als erwartet, mußte ich dann wirklich ab-
reisen. Ich gehe mit einer Kompanie nach
Dänemark zu einer ...stellung. Seit dem
10. sind wir bereits unterwegs und haben nun
fast Erfurt erreicht. Wie wird es dann
weitergehen? Die Aussicht, daß wir aber ...
fahren werden ist gleich null. Leider, leider. Ich
habe versucht in Augsburg Urlaub zu bekom-
men, aber den gibt es jetzt eben nicht. Auch
meiner Bitte mich als Einzelreisenden nach-
zuschicken, hat man nicht stattgegeben. Dann
wär die Fahrt bestimmt über Mühlhausen ge-
gangen. Ich möchte nämlich endlich Gewißheit,
ob du in M. bist. Ich könnte mir nämlich
vorstellen, daß du der Fliegergefahr wegen
bereits anderweitig untergebracht worden
bist. Es wird ja auch unendlich lange
Brief 25 Seite 3
dauern, bevor du meine andere Anschrift
erhältst. Ehe ich dann Antwort bekomme,
kann ich schon längst wieder an einer andere-
ren ... sein. Wie mag es dir nur gehen? Ich
mache mir wirklich große Sorgen um dich, der
arme Kleine. Wenn ich nur schnell mal nach
M. kommen könnte. Wie geht es Mutter?
Ist Elisabeth bei Euch? Wo mögen Ilse und
die Kinder sein? Ob Oskar noch in W. ist? Es
ist ja noch in deutscher Hand. Habt ihr irgend-
welche Nachrichten von Onkel Gustav und
den Mallmitzern? Wann werden die ...
...., die jetzt alles so ... unterbrochen
werden wieder festgestellt werden können?
Wie bin ich froh und dankbar, daß ich weiß,
wo du bist wenn es vielleicht bei dir
schon wieder eine Veränderung gegeben
hat. Aber ich weiß doch wenigstens, wo un-
gefähr ich dich suchen kann. Du, meine liebe
kleine Frau, ich hab dich doch so lieb. Glaubst
du mir das auch noch?
Brief 25 Seite 4
Nun noch schnell etwas von mir. Die
Wunde ist verheilt, ... Folgen
für spätere Zeiten sind noch diesmal
nicht eingetreten. Also wieder ... gesund-
heitlich geht es mir noch sonst recht gut.
Nur die lange Bahnfahrt ist nicht gerade
nach meinem Geschmack. Im Lazareth
habe ich mich ganz gut herausgefuttert. Die
wenigen Tage in A. waren auch nicht schlecht.
Meine derzeitige Umgebung besteht 80 %
aus Bayern aus der Augsburger Gegend.
Aber ich glaube daß ich mich auch mit
ihnen verstehen werde, wenn ich z. Zt. ihre
Sprache auch noch nicht immer enträtseln
kann. Im übrigen muß man abwarten.
was die Zukunft bringen wird. An un-
sere Zukunft glaube ich aber noch im-
mer, wir müssen es schaffen, schon für
unser Kleines! Meine Gedanken sind im-
mer bei dir, kleine Mutti. Dir alle meine
Wünsche und Grüße
dein Gerhard.
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