Taufe in Sandershausen, Herkunftsort des Taufpaten gesucht

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Ralf-I-vonderMark
    Super-Moderator
    • 02.01.2015
    • 2918

    [gelöst] Taufe in Sandershausen, Herkunftsort des Taufpaten gesucht

    Quelle bzw. Art des Textes: Taufbuch, ev.
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1788
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Sandershausen, Landkreis Kassel, Hessen
    Namen um die es sich handeln sollte: Bruchhäuser; Ort unklar

    Hallo Lesekundige,


    nun benötige ich auch erstmalig Eure kundige Lesehilfe.
    Mich interessiert die erste (obere) der beiden Taufen; also die ersten drei Zeilen.
    Zu lösen ist der Herkunftsort des Paten (Gevatter).
    Ansonsten ist der Eintrag ja gut zu lesen.
    Die Ortsangabe ist für meine im Hessen-Forum schon thematisierte Erforschung der Müllerfamilie BRUCHHÄUSER bestimmt förderlich. Deshalb bitte ich um Eure Lesehilfe.
    Ich lese:

    ~ 6 Janr (1788)
    Johannes des Philip Conrad Bruchhäuser und Margaretha
    Elisabetha Schäfer Sohn geb 3 ten Janr morgens 9 Uhr
    Gevatter Johannes Bruchhäuser Müller in Nieder(?) Sch…

    Mit dem Anfangsbuchstaben „N“ bin ich mir ziemlich sich.
    Bei dem ersten Wort spricht viel für „Nieder“; es könnte aber auch „Neu..“ heißen.
    Das zweite Wort beginnt für mich auf dem ersten Blick mit „Sch“. Dies passt aber nicht zu dem „Sch“ bei „Schäfer“.
    Möglicherweise wurde der Ortsname nicht ausgeschrieben, sondern abgekürzt. Die Abkürzung von Herkunftsorten war zumindest in den KB aus waldeckischen Orten häufig zu beobachten. Sandershausen war aber nicht waldeckisch.

    Sofern der Ort mit „Nieder“ beginnt, habe ich vorsorglich die dann in Betracht kommenden Orte zusammengestellt.
    Ein Ort aus dem Waldeckischen wäre möglich, passt aber nach meinem Leseverständnis nicht.
    In Betracht kämen Nieder-Ense; Niederorke (hessisch); Nieder-Schleidern; Nieder-Waroldern; Nieder-Werbe; oder Neerdar oder Neudorf.
    Im Landkreis Kassel gibt es Niederelsungen; Niederkaufungen; Niederlistungen; Niedermeiser; Niedervellmar; Niestetal; Nothfelden und außerhalb Niedenstein.

    Nun hoffe ich, mit Eurer Hilfe, den Ortsnamen enträtseln zu können.
    Viele Grüße und guten Leseerfolg
    Ralf
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Ralf-I-vonderMark; 12.02.2015, 00:49. Grund: Tippfehler korrigiert
  • Jürgen Wermich
    Erfahrener Benutzer
    • 05.09.2014
    • 5692

    #2
    Wahrscheinlich: Nieder Filmar, also Niedervellmar!
    Gruß
    Jürgen

    Kommentar

    • Ralf-I-vonderMark
      Super-Moderator
      • 02.01.2015
      • 2918

      #3
      Zitat von Jürgen Wermich Beitrag anzeigen
      Wahrscheinlich: Nieder Filmar, also Niedervellmar!
      Guten Morgen Jürgen,

      herzlichen Dank für die nächtliche (Lese-)Arbeit und die schnelle Antwort mit höchstwahrscheinlich gelungener Lösung.

      Ja, räumlich könnte Niedervellmar gut passen, welches nordwestlich von Sandershausen in einer Entfernung von weniger als 10 km liegt.

      Da bekanntermaßen vor 1800 viele Schreiber es nicht so genau mit der Rechtschreibung nahmen (oder dies nicht konnten), ist die Verwendung des Buchstaben „F“ anstatt „V“ gut möglich und kam bestimmt häufig vor. Auch ist „Filmar“ anstatt Vellmar“ sehr plausibel.

      In Niedervellmar gab es eine alte Pariser Mühle an der Ahne, welche erstmalig 1747 urkundlich erwähnt wurde. Das an der Frommershäuser Straße gelegene Gebäude existiert noch, ist aber sanierungsbedürftig. Die Mühle ist wohl in den Ahne-Park eingebunden.

      Bei Archion sind auch schon 3 KB von Niedervellmar (alle 1713 – 1789; 1790 – 1830 und Taufen 1830 – 1895) einsehbar. Da wartet ja dann nach Beginn dortigen des „Livebetriebs“ eine neue Aufgabe auf mich.

      Wegen der „letzten kleinen Unsicherheit“ lasse ich den Beitrag noch bis heute Abend auf „ungelöst“ stehen und warte höchst vorsorglich noch auf eine mögliche 2. Expertenmeinung. Gleichwohl dürfte der Ort mit 98 %-iger Sicherheit Niedervellmar sein.

      Das ist eine interessante Spur zu Johannes Bruchhäuser (*um 1745) dem zweitältesten Bruder des Kindsvaters Johann Philipp Conrad Bruchhäuser (1754 – 1797), der nur in der Konfirmandenliste 1758 in Wetterburg erwähnt wird (OSB Wetterburg Nr. 158), von welchem aber ansonsten sowohl Taufe als auch Verbleib unbekannt ist.

      Nochmals schönen Dank.
      Viel Grüße
      Ralf

      Kommentar

      • Xtine
        Administrator

        • 16.07.2006
        • 28815

        #4
        Hallo Ralf,

        Zitat von Ralf-I-vonderMark Beitrag anzeigen
        Da bekanntermaßen vor 1800 viele Schreiber es nicht so genau mit der Rechtschreibung nahmen (oder dies nicht konnten), ...
        das mag wohl daran liegen, daß bis ins 18.Jh. und darüber hinaus, keine verbindliche Rechtschreibung existierte. Jeder schrieb, wie er es für richtig erachtete. Auch wenn 1788 von J.C.Adelung die ersten Orthographievorschläge veröffentlicht wurden, gab es erst zu Beginn des 19. Jh. eine Grundlage für den dt. Rechtschreibuntericht.
        Viele Grüße .................................. .
        Christine

        .. .............
        Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
        (Konfuzius)

        Kommentar

        • Ralf-I-vonderMark
          Super-Moderator
          • 02.01.2015
          • 2918

          #5
          Hallo Jürgen, hallo Xtine,

          die Lesefrage ist definitiv 1000%-ig richtig gelöst. Schönen Dank für das optimale Ergebnis. Ganz große Klasse!

          Denn der Ort ist eindeutig Niedervellmar und wurde früher häufiger Nieder-Filmar geschrieben.
          Ja, über die unterschiedliche und abweichende Schreibweise von Namen im 18. Jhdt. Und davor lassen sich viele Anekdoten erzählen (aber nicht jetzt und hier).

          Aufgrund eines hervorragenden Hinweises auf das Ortsippenbuch Niedervellmar (Stadt Vellmar) von SCHOTTE, Daniel Fritz (1994) Ortssippenbuch für die Gemeinde Niedervellmar 1713-1875. Vellmar: Geschichtskreis Vellmar e.V., 433 S. habe ich nämlich soeben mit Frau Menninger vom Geschichtskreis Vellmar e.V. [Bürozeiten immer DO von 16:00 bis 18:00 Uhr; Glück gehabt] ein sehr nettes Telefonat geführt.

          Johannes Bruchhäuser war tatsächlich ab 1766 Müller in der Mahlmühle (Rangenmühle) von Niedervellmar.
          Im OSB steht:
          Johannes Bruchhäuser; *Dez. 1744; +17.02.1811 (in Niedervellmar)
          VATER: Johann Georg Bruchhäuser (!; Nach OSB Wetterburg: Johannes Bruchhäuser)
          °°13.07.1766 (in Niedervellmar) mit
          Anna Katharina Carl, Witwe des Wilhelm Gossmann;
          ~22.12.1723 (in Niedervellmar); +21.10.1779 (in Niedervellmar)
          (einzig bekanntes) KIND:
          Anna Gertrud Bruchhäuser; ~12.11.1765 (in Niedervellmar); +30.03.1779 (in Niedervellmar)

          Der richtige Lesetipp führte dann zu einer Blitzlösung. Das macht richtig Freude. Besser und schneller geht es wirklich nicht.

          Viele Grüße
          Ralf

          Kommentar

          Lädt...
          X