Lebensverhältnisse am Ende des 19. Jahrhunderts

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  • Rolf Stichling
    Erfahrener Benutzer
    • 21.06.2011
    • 869

    [gelöst] Lebensverhältnisse am Ende des 19. Jahrhunderts

    Art des Textes: Brief
    Jahr des Textes: 1899
    Ort der Text-Herkunft: Rheinland (Siebengebirge)


    Hallo liebe Mitforscher,

    ich habe einen Brief aus dem Familienbestand.
    Ich finde den Brief interessant, gibt er doch einen Einblick in die Lebensumstände einer bäuerlichen Familie am Ende des 19. Jahrhunderts.
    Zum Hintergrund: Der Vater ist schon früh gestorben und hat neun zum Teil halbwüchsige Kinder hinterlassen. Die Witwe und die Kinder versuchten die Landwirtschaft 'über die Runden zu bringen'.
    Zum Zeitpunkt des Briefes sind die Söhne junge Erwachsene und versuchen sich neben der Landwirtschaft Einkommensquellen zu erschließen. Einer der Söhne ist zur Weiterqualifikation als Steinmetz nach Bayern gegangen, will später aber auf den elterlichen Hof zurückkehren und dort einen Steinbruch einrichten.
    Das meiste konnte ich entziffern, aber wie so oft bleiben ein paar unsichere Stellen und einige Lücken.

    Ich danke Euch für Eure Hilfe.
    „Perlenhardt, den 1. November 1899
    Lieber Heinrich,
    Du wirst gewiß recht böse sein, daß ich Dich so lange warten
    ließ, doch Gleichgültigkeit ist es gewiß nicht gewesen, sondern haupt-
    sächlich Zeitmangel und Schrecken vor dem Anfange eines
    Briefes. Deiner freundlichen Einladung dorthin zu kommen
    konnte ich auch nicht gut folgen, da in den Kirmestagen Wilhelm
    mit Frau und Schwager hierhin kamen, zudem wird so eine
    Reise immer kostspielig und das Geld hat man jetzt wo es bald Martini
    ist gut zu gebrauchen. Wir haben bei der Kirmes und der Hochzeitsfeier
    Dich und Josef) doch sehr vermißt doch werdet Ihr Weihnachten wohl zu-
    sammen hierhin kommen. Josef hat Dier gewiß schon geschrieben
    und wirst Du aus seinen Briefen wohl gesehen haben, daß er sich
    ganz gut schickt wird auch ein tüchtiger Soldat werden, wie sein
    Unterofizier
    Peter versicherte, welcher am vorigen Sonntage in
    Coblenz war und dort auch erfahren hat, daß … Josef auch schon mit Gloria
    … … … .
    Ich hätte immer gewünscht an seiner Stelle Soldat zu
    werden. Doch mit Gottes Hülfe wird schon alles gut gehen. Vielleicht wird
    er auch etwas beherzter, was ihm eigentlich nichts schaden könnte.

    Du schriebst vor einiger Zeit, ich möchte Dir einmal schreiben, wie
    es mit unseren Finanzen stünde. Darum will ich Dir mittheilen, wie
    es in dieser Beziehung aussieht. …… Weizen haben wir gleich
    gedroschen und verkauft zu 15,75 M[ark] per Sack. Das machte bei 250 M.
    welche wir gleich Ohm Johann gegeben haben, dieser bekommt also noch
    70 M. Dazu kommen noch 76 M. für Pacht, 60 M. für Zinsen und ungefähr 100 Mark
    für Kunstdünger oder sonstige Kleinigkeiten.

    Zur Deckung dieser Ausgaben haben wir eine Kuh zu


    verkaufen für ungefähr 150M. und dazu den alten Fritz) der auch so ziemlich
    abständig geworden ist wofür wir vielleicht 60-70 M. bekommen
    werden. Dann haben wir wieder noch einige tausend
    Pfund Kartoffeln vorräthig. Die hier einen sehr guten
    Ertrag geliefert haben und nicht sehr hoch im Preise stehen
    – 2,50 per Ctr. Anton hat jetzt wieder ein sehr gutes Verdienst,
    da Bachems hier einen ziemlich großen Sockel machen
    lassen, der vielfach aus zurückgelegtem Material verfertigt
    werden kann. Nebenbei verdiene ich auch noch etwas daran,
    da Joh. Jörres und ich das Abfahren besorgen. Wenn unser Pferd
    so lange aushält, werden wir diesen Winter auch die alten
    Tritte wegfahren, da Bachems darauf drängen dieselben
    herunter zu bekommen. Du siehst also, daß wir auch noch etwas
    dazu verdienen können. Ende dieser Woche ist Lohntag wir werden
    zusammen 110-120 M verdient haben, womit sich schon etwas machen
    läßt. Wir hatten hier eine ausgezeichnete Ernte, besser noch
    als im vorigen Jahre. Soviel Hafer als dies Jahr haben wir
    noch nie geerntet seit ich weiß, von der Hart …… haben wir
    bei 25 Malter gedroschen, die andere liegt noch im Hof wird auch
    noch bei 50 Malter ausmachen. Unsere ….. daran wollen wir
    wenn so auszukommen ist nicht verkaufen bis Frühjahr …… … .
    Die beiden Pferde in der Zeit noch einen schönen Haufen vertilgen
    da jetzt ziemlich ……. …. Werden muß. Mit der Ausaht
    sind wir ungefähr fertig nur das Rübenfeld muß noch mit Weizen
    gesäht werden. Es ist hier sehr schönes Wetter richtiger Allerheiligen-
    sommer, wobei die Arbeiten rüstig voran gehen. Auch diesen Sommer
    hatten wir fast immer günstiges Wetter. In der Ernte war es heiß
    ….
    so daß wir in 5 Wochen alles unter Dach hatten.


    Herrn ….. haben wir auch aus der Noth geholfen indem wir ihm

    Korn und Weizen gemäht haben, jedoch ist dies nicht umsonst geschehen,
    einmahl haben wir an einem Tag zusammen 20 M. verdient. Sonst haben
    wir 5 M. pro Mann und Tag gehabt. Mit meinen Bienen stehe ich
    ziemlich wie voriges Jahr. Anfangs versprachen dieselben einen
    Riesenertrag, doch bei dem schlechten Wetter des Vorsommers mit
    seinen vielen Regentagen in …………. die armen Tiere in ihren
    vollgetropften Wohnungen sogar erstickt sind gingen diese Hoffnung
    zu Grunde. Zum …… …… nachhehr ….. spät nur so habe
    ich auch keinen einzigen Schwarm erhalten. Von drei Kunst ……
    die ich gemacht ist einer ….. geworden, doch habe ich mir von Wilhelm
    ….. noch einen gekauft. Infolgedessen bin ich jetzt auf 8 Stöcke
    gekommen denen ich 60 (Pfund?) Zucker gefüttert habe. An Honig habe
    ich bei 80 M (Pfund?) erhalten der ………….. abgegangen ist so daß ich
    schon bei Wilhelm ……. gekauft habe. Hast Du auch im Siegbote
    die Polizeiverordnung vom 26. Oktober betreffs des Siebengebirges
    gelesen? Eine nette Geschichte das nicht mehr (nicht wahr?)? In der Hart
    werden wir wohl sch…. anfangen dürfen. Wie es hier in
    der Perlenhardt geht müßen wir einmal abwarten. Die Kerle (?).
    sind fähig auch diesen gewaltsam …… ……. ….. , jedoch werden
    sie ihn dann ….. müsse n. Ob wir aber den …….
    …. dafür bekommen, ist …. fraglich . Die Arbeiten
    am Ölberg werden in 14 Tagen auf ….. . Ob der Verschönerungs-
    Verein der jetzt mit der Provinzialverwaltung verbunden ist
    dies im Gütlichen oder auf ….. enteignungs …. zustande
    gebracht hat, weiß man noch nicht. Ebenso habe ich bis jetzt noch
    nicht über die Höhe der Entschädigungssumme … ….. Jedenfalls
    werden in …. Zeit andere Betriebe folgen.


    Daß so etwas im schönen deutschen Staat geschehen kann,
    hätte man doch nicht für möglich gehalten. Es wird hier eine
    arme Gegend geben. Dann wird sich nachher noch (gewundert?),
    weshalb es Sozialdemokraten gibt.
    Nun will ich Dir auch mitteihlen, was es sonst noch Neues gibt.
    Deine alte Freundin (Theresyna Reuter?) ist schon einige
    Wochen mit Franz verheiratet und wohnt …. Mai kö ….. Heuse wo sie
    ein Spe ….. geschäft betreiben …. ein richtiger Winkel b.. wie
    es hier hieß. Wilhelm hält sich immer noch … … …
    wird
    schließlich doch ein Junggeselle bleiben.

    … … …hn haben sich hier … … aufregende Fälle zugetragen.
    Am Kirmes ……… hat sich Karl Dahm unvorsichtiger
    Weise mit einer Pistole geschossen, doch ist die Sache so schlimm
    nicht gewesen wie anfangs die Aufregung war. Die Kugel ist
    schräch (?) über die Rippen gegangen und dann in der … … sitzen
    geblieben. Die Alten haben natürlich einen Heidenlärm vollführt
    ihr süßer Sprößling sei von anderen geschossen worden bis die Sache
    sich herausstellte.
    Am vorigen Samstag hat … … Schneider seinen Bruder
    Christian in der Trunkenheit gest … … … so daß dieser
    … mit H. Sackramenten versehen worden ist, doch ist er
    jetzt auf der Besserung, der … … sch … Bandit ist … …
    geflohen und so der Verhaftung entgangen. Wie man
    hört ist er jetzt wieder hier und wird auch wohl …. der andere mit dem
    Leben da … kamt auf freiem Fuß bleiben freihlig schade genug.
    Ich muß nun schließen. Du wirst doch genug zu enträtseln haben
    und wenn Du die Fehler alle finden wolltest so hättest Du einen
    halben Tag Arbeit.
    In der Hoffnung Dich Weihnachten wieder zu sehen grüßt Dich
    Johann"
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Rolf Stichling; 11.02.2015, 09:46.
    Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.
    :vorfahren:
    Rolf Stichling

    PS. Ich suche die Herkunft von

    Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
    In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
    1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.
  • Kögler Konrad
    Erfahrener Benutzer
    • 19.06.2009
    • 4847

    #2
    Daß so etwas im schönen deutschen Staat passieren kann,
    hätte man doch nicht für möglich gehalten. Es wird hier eine
    arme Gegend geben. Dann wird sich nachher noch gewundert,
    weshalb es Sozialdemokraten gibt.
    Nun will ich Dir auch mitteihlen, was es sonst noch Neues gibt.
    Deine alte Freundin (Theresgen Reuter) ist schon einige
    Wochen mit Franz verheiratet und wohnt nun im Neukirgen Hause wo sie
    ein Spezirei geschäft betreiben …. ein richtiger Winkel b.. wie
    es hier hieß. Wilhelm hält sich immer noch … … …
    wird schließlich doch ein Junggeselle bleiben.
    Vorige Woche haben sich hier zwei aufregende Fälle zugetragen.
    Am Kirmesmittwoch hat sich Karl Dahm unvorsichtiger
    Weise mit einer Pistole geschossen, doch ist die Sache so schlimm
    nicht gewesen wie anfangs die Aufregung war. Die Kugel ist
    schräch über die Rippen gegangen und dann in der [COLOR="rgb(65, 105, 225)"]Haut [/COLOR]sitzen
    geblieben. Die Alten haben natürlich einen Heidenlärm vollführt
    ihr süßer Sprößling sei von anderen geschossen worden bis die Sache
    sich herausstellte.
    Am vorigen Samstag hat [COLOR="rgb(65, 105, 225)"]Philipp[/COLOR] Schneider seinen Bruder
    Christian in der Trunkenheit ges[COLOR="rgb(65, 105, 225)"]tochen, und zwar[/COLOR] so daß dieser
    gleich mit H. Sackramenten versehen worden ist, doch ist er
    jetzt auf der Besserung, der leutscheue Bandit ist darauf
    geflohen und so der Verhaftung entgangen. Wie man
    hört ist er jetzt wieder hier und wird auch wohl da der andere mit dem
    Leben davon komt auf freiem Fuß bleiben freihlig schade genug.
    Ich muß nun schließen. Du wirst doch genug zu enträtseln haben
    und wenn Du die Fehler alle finden wolltest so hättest Du einen
    halben Tag Arbeit.
    In der Hoffnung Dich Weihnachten wieder zu sehen grüßt Dich
    Johann"

    Gruß KK
    Zuletzt geändert von Kögler Konrad; 11.02.2015, 00:25.

    Kommentar

    • Rolf Stichling
      Erfahrener Benutzer
      • 21.06.2011
      • 869

      #3
      Dank für die Hilfe bei einer der Seiten

      Hallo Konrad,

      ich danke Dir für die Hilfe bei der Seite 4.

      Das Dokument ist eigentlich zu groß um es einem Helfer alleine zuzumuten. Aber da alle Seiten einen fortlaufenden Text bilden, dachte ich, ich stelle doch mal alle 4 Seiten in einem Thread ein. Gut wenn einzelne Helfer sich mit Teilen beschäftigen.
      Ich hatte ursprünglich mehr erläuternden Begleittext eingegeben, dann hat mir die Forensoftware aber die Einstellung des Texts verweigert (zu viele Zeichen). Deshalb ist mein Text dabei so knapp.

      Ich danke Dir für die Hilfe und hoffe, daß Ihr diesen kleinen 'Einblick in die Lebensverhältnisse' einer bäuerlichen Familie am Ende des 19. Jahrhunderts auch ganz interessant findet.

      Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag
      Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.
      :vorfahren:
      Rolf Stichling

      PS. Ich suche die Herkunft von

      Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
      In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
      1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

      Kommentar

      • gudrun
        Erfahrener Benutzer
        • 30.01.2006
        • 3266

        #4
        Hallo Rolf,

        mir gefallen diese Einblicke und die Schilderung des Lebens sehr gut.
        Schade, daß ich so was in meiner Familie nicht habe.

        Viele Grüße
        Gudrun

        Kommentar

        • Rolf Stichling
          Erfahrener Benutzer
          • 21.06.2011
          • 869

          #5
          Zitat von gudrun Beitrag anzeigen
          mir gefallen diese Einblicke und die Schilderung des Lebens sehr gut.
          Hallo Gudrun,

          ich hatte gehofft, daß dieser Brief auch für den einen oder anderen interessant ist. Auch deshalb habe ich den Brief hier eingestellt.
          Die Vorfälle auf der Seite 4 im Zusammenhang mit der Kirmes zeigen ja, daß es falsch ist, wenn heute viele Leute behaupten, wie schlimm die Zeiten geworden sind. Es ging offenbar auch damals heftig zu.
          Interessant auch, wie die bäuerliche Familie, die hofft auf eigenem Grund und Boden durch einen Steinbruch einen zusätzlichen Verdienst zu erhalten, schon damals skeptisch auf den Gedanken reagiert, daß im Siebengebirge ein Naturschutzgebiet eingerichtet werden soll.
          Er sieht sein Recht, auf seinem Land Steine zu brechen, als gefährdet an und befürchtet die Verarmung der ganzen Gegend.
          Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.
          :vorfahren:
          Rolf Stichling

          PS. Ich suche die Herkunft von

          Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
          In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
          1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

          Kommentar

          • 52georg
            Erfahrener Benutzer
            • 23.01.2014
            • 1096

            #6
            Hallo Rolf,

            nun die nächste Seite:

            Herrn Hegn (Heyn) haben wir auch aus der Noth geholfen indem wir ihm
            Korn und Weizen gemäht haben, jedoch ist dies nicht umsonst geschehen,
            einmahl haben wir an einem Tag zu dreien 20 M. verdient. Sonst haben
            wir 5 M. pro Mann und Tag gehabt. Mit meinen Bienen stehe ich
            ziemlich wie voriges Jahr. Anfangs versprachen dieselben einen
            Riesenertrag, doch bei dem schlechten Wetter des Vorsommers mit
            seinen vielen Regentagen in welchen die armen Tiere in ihren
            vollgepfropften Wohnungen sogar erstickt sind gingen diese Hoffnung
            zu Grunde. Zum Schwärmen war es nachhehr schon zu spät und so habe
            ich auch keinen einzigen Schwarm erhalten. Von drei Kunstschwärmen
            die ich gemacht ist einer weisellos (=ohne Königin) geworden, doch habe ich mir von Wilhelm
            Reuter noch einen gekauft. Infolgedessen bin ich jetzt auf 8 Stöcke
            gekommen denen ich 80(Pfund?) Zucker gefüttert habe. An Honig habe
            ich bei 80 M (Pfund?) erhalten der reissend abgegangen ist so daß ich
            schon bei Wilhelm Reuter gekauft habe. Hast Du auch im Siegbote
            die Polizeiverordnung vom 26. Oktober betreffs des Siebengebirges
            gelesen? Eine nette Geschichte das nicht wahr? In der Hart
            werden wier wohl schwerdig (?) anfangen dürfen. Wie es hier in
            der Perlenhardt geht müßen wir einmal abwarten. Die Kerle.
            sind fähig auch diesen gewaltsam wegzunehmen, jedoch werden
            sie ihn dann bezahlen müssen. Ob wir aber den wahren
            Werth dafür bekommen, ist doch sehr fraglich . Die Arbeiten
            am Ölberg werden in 14 Tagen aufhöhren. Ob der Verschönerungs-
            Verein der jetzt mit der Provinzialverwaltung verbunden ist
            dies im Gütlichen oder auf den enteignungswege zustande
            gebracht hat, weiß man noch nicht. Ebenso habe ich bis jetzt noch
            nichts über die Höhe der Entschädigungssumme gehöhrt. Jedenfalls
            werden in ersterZeit andere Betriebe folgen.
            Zuletzt geändert von 52georg; 11.02.2015, 11:02. Grund: Korrektur 60 -> 80
            Beste Grüße
            Georg

            Kommentar

            • Kögler Konrad
              Erfahrener Benutzer
              • 19.06.2009
              • 4847

              #7
              als im vorigen Jahre. Soviel Hafer als dies Jahr haben wir
              noch nie geerntet seid ich weiß, von der Hart allein haben wir
              bei 25 Malter gedroschen, die andere liegt noch im Stroh wird auch
              noch bei 50 Malter ausmachen. Unsern Vorhaht (= Vorrat) daran wollen wir
              wenn so auszukommen ist nicht verkaufen bis Frühjahr Jedoch werden
              Die beiden Pferde in der Zeit noch einen schönen Haufen vertilgen
              da jetzt ziemlich stramm gearbeitet werden muß. Mit der Ausaht
              sind wir ungefähr fertig nur das Rübenfeld muß noch mit Weizen
              gesäht werden. Es ist hier sehr schönes Wetter richtiger Allerheiligen-
              sommer, wobei die Arbeiten rüstig voran gehen. Auch diesen Sommer
              hatten wir fast immer günstiges Wetter. In der Ernte war es heiß zum
              ..drücken
              so daß wir in 5 Wochen alles unter Dach hatten.

              Gruß KK

              Kommentar

              • 52georg
                Erfahrener Benutzer
                • 23.01.2014
                • 1096

                #8
                Hallo Rolf,

                nun noch die erste Seite:

                Du wirst gewiß recht böse sein, daß ich Dich so lange warten
                ließ, doch Gleichgültigkeit ist es gewiß nicht gewesen, sondern haupt-
                sächlig Zeitmangel und Schrecken vor dem Anfange eines
                Briefes. Deiner freundlichen Einladung dorthin zu kommen
                konnte ich auch nicht gut folgen, da in den Kirmestagen Wilhelm
                mit Frau und Schwager hierhin kamen, zudem wird so eine
                Reise immer kostspielig und das Geld hat man jetzt wo es bald Martini
                ist gut zu gebrauchen. Wir haben bei der Kirmes und der Hochzeitsfeier
                Dich und Josef doch sehr vermißt doch werdet Ihr Weihnachten wohl zu-
                sammen hierhin kommen. Josef hat Dier gewiß schon geschrieben
                und wirst Du aus seinen Briefen wohl gesehen haben, daß er sich
                ganz gut schickt wird auch ein tüchtiger Soltat werden, wie sein
                Unterofizier
                Peter versicherte, welcher am vorigen Sonntage in
                Coblenz war und dort auch erfahren hat, daß du Josef auch schon mit Gloria
                versaget hast (?).
                Ich hätte immer gewünscht an seiner Stelle Soldat zu
                werden. Doch mit Gottes Hülfe wird schon alles gut gehen. Vielleicht wird
                er auch etwas beherzter, was ihm eigentlich nichts schaden könnte.

                Du schriebst vor einiger Zeit, ich möchte Dir einmal schreiben, wie
                es mit unseren Finanzen stünde. Darum will ich Dir mittheilen, wie
                es in dieser Beziehung aussieht. Unssern Weizen haben wir gleich
                gedroschen und verkauft zu 15,75 M[ark] per Sack. Das machte bei 250 M.
                welche wier gleich Ohm Johann gegeben haben, dieser bekommt also noch
                70 M. Dazu kommen noch 76 M. für Pacht, 60 M. für Zinsen und ungefähr 100 Mark
                für Kunstdünger ohne sonstige Kleinigkeiten.

                Zur Dekung dieser Ausgaben haben wir eine Kuh zu

                Hier ist alles gesund und wohl
                Beste Grüße
                Georg

                Kommentar

                • Rolf Stichling
                  Erfahrener Benutzer
                  • 21.06.2011
                  • 869

                  #9
                  Hallo Zusammen!

                  Ich danke erstmal für die Hilfe. Großartig!

                  Aber mit diesem Satz:

                  Zitat von 52georg Beitrag anzeigen
                  Coblenz war und dort auch erfahren hat, daß du Josef auch schon mit Gloria versaget hast (?).
                  komme ich noch so gar nicht zurecht. Ich komme nicht auf den Sinn.
                  Ich hatte zunächst die Vorstellung, daß der Josef möglicherweise 'mit Gloria' ... was auch immer ...
                  ... irgendetwas in einem Sinne, wie heutzutage ein Soldat vereidigt wird oder so ... oder Rekrutenbesichtigung ... irgend so etwas?

                  'Mit Gloria' klingt mir für einen frischen Rekruten nach etwas Militärischem.


                  Hat jemand eine Idee?
                  Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.
                  :vorfahren:
                  Rolf Stichling

                  PS. Ich suche die Herkunft von

                  Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
                  In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
                  1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

                  Kommentar

                  • 52georg
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.01.2014
                    • 1096

                    #10
                    Hallo Rolf,

                    passt vielleicht eine der Definitionen:
                    http://www.duden.de/rechtschreibung/versagen ?
                    Beste Grüße
                    Georg

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