Verständnisfrage zum Wort "abgeschieden"

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  • StefOsi
    Erfahrener Benutzer
    • 14.03.2013
    • 4066

    [gelöst] Verständnisfrage zum Wort "abgeschieden"

    Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbuch
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1827
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Kreis Ohlau / Schlesien


    Hallo,

    ich habe weniger ein Lese- aber ein Verständnisproblem. In vielen Kirchenbüchern mit Heiraten stehen ja auf der linken Seite für gewöhnlich die ganzen Einträge und auf der rechten Seite in Spaltenform der "Typ" der Getrauten (Junggeselle mit Jungfer, Witwer mit Jungfer ect.). Nun habe ich den Fall das bei einem für mich interessanten Eintrag folgende Spalte markiert ist.

    "Trauungen, wo eines von beiden(?) abgeschieden war."

    Im vorliegenden Fall war er 37 und sie 26. Nur was heißt nun "abgeschieden"? Ich dachte es heißt sowas wie "verstorben" - im Sinne von: der Partner ist bereits (ver/ab)geschieden. Aber das wäre ja durch die ganzen Witwer/Witwen Spalten abgedeckt. Oder heißt das "geschieden"?

    Vielleicht kann mir ja jemand beim Auflösen helfen. Merci.
    Angehängte Dateien
  • Grapelli
    Erfahrener Benutzer
    • 12.04.2011
    • 2223

    #2
    Hallo StefOsi,

    ziemlich kurios das Ganze. Gehts vielleicht um postmortale Eheschliessungen?!
    Das wäre sprachlich verständlich, aber hat sowas damals überhaupt existiert?

    Oder beide Ehepartner lebten noch, aber einer der beiden war nicht anwesend,
    wie bei der Trauung per Stellvertreter, auch "Handschuhehe" genannt?

    Die Wörterbuch-Definition nach Grimm würde jedenfalls beide Erklärungen zulassen.
    Zuletzt geändert von Grapelli; 27.03.2014, 16:55.
    Herzliche Grße
    Grapelli

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    • rikchen
      Benutzer
      • 23.11.2012
      • 86

      #3
      Hallo StefOsi,

      ich würde ja tippen, dass das für den Fall war, wenn der Ehepartner sich zum Beispiel aufgrund seiner Arbeit auf den Weg in eine andere Gegend gemacht hat und nicht wiederkam. Nicht weil er dort oder unterwegs verstarb, sondern weil er nicht wiederkommen wollte.
      Folglich heiratete die zurückgebliebene Person noch einmal neu.

      Ich hoffe das war jetzt verständlich ausgedrückt.
      Liebe Grüße,
      Rike

      Kommentar

      • StefOsi
        Erfahrener Benutzer
        • 14.03.2013
        • 4066

        #4
        Erst einmal vielen Dank euch Beiden für mögliche Erklärungen.

        Hmm, da habe ich jetzt also 2 mögliche Erklärungen (postmortal lasse ich einfach mal aus). D.h. entweder war einer der beiden nicht vor Ort (z.b. wegen Arbeit woanders) oder einer war nicht da (weil er/sie sich verdrückt hat).
        Aber theoretisch wäre doch auch (normal) "geschieden" möglich, oder?
        Na vielleicht bekomme ich irgendwann noch mehr heraus - leider ist die Datenlage ein wenig ungünstig. Das Heirats-KB hab ich durch, aber Taufen und Tote sind im Archiv Breslau. Hmm...mal schauen.

        Kommentar

        • Grapelli
          Erfahrener Benutzer
          • 12.04.2011
          • 2223

          #5
          ... mit postmortal und geschieden sinds sogar vier Möglichkeiten.

          Ich hoffe, du kannst die Familie weiter verfolgen.
          Herzliche Grße
          Grapelli

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          • tvogel17
            Erfahrener Benutzer
            • 29.03.2010
            • 489

            #6
            Hallo Steffen,

            das sieht doch nach einer ganz normalen Ehe-Scheidung aus, oder?
            Warum sonst sollte man für sowas eine extra Spalte führen?
            Scheidungen habe ich bei meinen Vorfahren auch schon um 1850.
            Gruß

            Thomas

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            • Kasstor
              Erfahrener Benutzer
              • 09.11.2009
              • 13436

              #7
              Hallo,

              es stehen aus meiner Sicht die Bedeutungen Altenteiler und Geschiedene zur Wahl, wobei ich bei erstem Begriff nicht so recht weiß, was er bei der Ehe aus kirchlicher Sicht für eine Rolle gespielt haben könnte und außerdem, ob der Begriff in diesem Sinne in Schlesien gebräuchlich war.

              Frdl. Grüße

              Thomas
              FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

              Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

              Kommentar

              • Grapelli
                Erfahrener Benutzer
                • 12.04.2011
                • 2223

                #8
                Hallo StefOsi, mit "geschieden" könntest du richtig liegen, vgl. DRW (Bedeutung II 5).
                Das "abgeschieden" ist also waschechtes Lutherdeutsch für "geschieden".
                Herzliche Grße
                Grapelli

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                • Grapelli
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.04.2011
                  • 2223

                  #9
                  Zitat von tvogel17 Beitrag anzeigen
                  Scheidungen habe ich bei meinen Vorfahren auch schon um 1850.
                  Weiss jemand, wie damals die Verhältnisse waren? (evangelisch/ katholisch)
                  Ich hab in der Zeit nämlich noch keine Scheidungen im Stammbaum.
                  Herzliche Grße
                  Grapelli

                  Kommentar

                  • StefOsi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.03.2013
                    • 4066

                    #10
                    Ok, geschieden klingt ja noch am "besten". Theoretisch könnte das auch zu einem anderen früheren Heiratseintrag passen. Auch da hieß er "Johann Gottlieb" und beide sind fast gleich alt (+/- 1-2 Jahre bzw. identisch). Leider ist bei dem späteren Eintrag ("abgeschieden") keine Angabe zu den Eltern. Ich befürchte ich muss da noch die restlichen Einträge (Taufen/Tote) abklappern, bevor das sicher ist.

                    P.S. und ja..beide waren evangelisch.

                    Vielen Dank für eure Tipps!
                    Zuletzt geändert von StefOsi; 27.03.2014, 17:35.

                    Kommentar

                    • holsteinforscher
                      Erfahrener Benutzer
                      • 05.04.2013
                      • 2496

                      #11
                      Hallo aus Kiel,
                      ich kenne diesen Begriff eigentlich nur im Zusammenhang
                      mit "verlassen", im Sinne von geschieden
                      Auf vielen meiner Urkunden sind z.B. viele abgeschiedene Soldaten
                      zu finden, die die Armee verlassen haben und in den Zivilstand
                      zurückgehrt sind.
                      Letztlich, berücksichtigt man die Spalteneinteilung, macht eine
                      andere Interpretation keinen rechten Sinn.
                      LG. Roland
                      Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
                      Roland...


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