Kriegsverlauf / Kriegsgefangenschaft

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  • Schettek-Fieback
    Erfahrener Benutzer
    • 24.07.2011
    • 381

    [gelöst] Kriegsverlauf / Kriegsgefangenschaft

    Quelle bzw. Art des Textes: private Aufzeichnung
    Jahr, aus dem der Text stammt: vermutl 1948
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: -




    Ich würde gerne versuchen all diese Orte zu entziffern und später auch auf der Karte zu finden.

    Soweit ich lesen konnte:

    12.5 4.6.45
    Schaslau - Tabor - Wien - Presburg
    ???????????, ????, ?????, ?????

    18.-21.6.45
    R-????, ????, ?????????????, ??????????
    Poltawa, Charkow, Waluiki, Ost?????
    Talowaja??, ?????, +++++++(kyillisch: Baitschirowo?!)
    2.7.45
    Kücnetzk????? - Sieran
    +++(kyrillisch) +++++(kyrillisch)

    14.8.45 - Batraki / Wolga*
    5.9.1947 Hammelburg / Bayern

    Heimfahrt

    *weiß jemand mehr über die Kriegsgefangenschaft dort?
    SACHSEN: Schubert, Z i m m e r, R e h n e r t (Dresden), Kunze, Uhlmann, Großmann, Zill, Eichhorn
    BÖHMEN/MÄHREN: Schettek, Weber, Fischer, Hess(e), Křemen, N e r u d a, Schuster, Čeyka / Kowaržik, Axmann, H o r s k y, Ohnmacht, Wiche, Smekal, Wysondil
    SCHLESIEN: T i t z m a n n, Ludwig, Kilian, S c h a u b e, Ziebehl, F i e b a c k, Fröhlich, Münch, Cuchy, Muras
  • Schmid Max
    Erfahrener Benutzer
    • 18.03.2013
    • 938

    #2
    moin,
    das kyrillische ist nur das lateinisch geschriebene Wort jeweils darüber
    d.h.
    Baitschurovo
    Kusnetzk
    Si(y)ran
    Zuletzt geändert von Schmid Max; 13.09.2013, 07:38.

    .................................................. .....................
    "Back to the roots" heisst nicht im Alter kindisch zu werden.

    Kommentar

    • Grapelli
      Erfahrener Benutzer
      • 12.04.2011
      • 2225

      #3
      Hallo Schlafwandler,

      wie's aussieht war der Schreiber in Batraki an der Wolga in Gefangenschaft. Das gehört seit 1956 zu Oktjabrsk, direkt östlich von Sysran. Offenbar ist er in mindestens zwei Etappen über Rumänien dorthin gekommen. Über die Lager bei Sysran habe ich auch eine interessante Quelle gefunden.

      MfG Grapelli


      Die Reiseroute
      (nach heutiger Ortographie, Quelle: Google Maps)

      12.5 - 4.6.[19]45
      Schaslau = (vermutlich) Čáslav, Tschechische Republik
      Tábor, Tschechische Republik
      Wien, Österreich
      Pressburg = Bratislava, Slowakei
      Budapest, Ungarn
      ...
      Arad, Rumänien
      Ploiești, Rumänien
      R[âmnicu] Sărat, Rumänien [Endstation]

      18. - 21.6.[19]45
      Râmnicu Sărat, Rumänien
      Iași, Rumänien
      Voronkovo, Moldawien
      Kirowohrad, Ukraine
      Poltawa, Ukraine
      Charkiw, Ukraine
      Waluiki, Russland
      Ostrogoschsk, Russland
      Talovaya, Russland
      Saworna, Kaworna = (vermutlich) Poworino, Russland
      Baychurovo, Russland [nicht bei Google Maps - befindet sich ca. 40 Km im nordöstlich von Poworino]
      Kusnezk, Russland
      Sysran, Russland


      Über die Lager bei Sysran

      Die Masse der Kriegsgefangenen wurde aus dem Lager Jelabuga im Frühjahr 1946 in alle Winde zerstreut. Ein großer Transport ging nach Kasan und wurde in den dortigen Fabriken eingesetzt, ein weitaus größerer Teil kam in das Gebiet Pensa-Kujbyschew. Als wir dort ankamen, fanden wir bereits Tausende deutscher Kriegsgefangener aus der Zeit der Kapitulation an der Arbeit. Dort entstand die große Straße von Pensa nach Kujbyschew. Die dazugehörigen Arbeiten im Steinbruch, Verladen auf Lkw. und Bahn, Zubereitung von Asphalt, Herstellung von Betonteilen für Unterführungen, selbst Brückenbau, all dies wurde von uns durchgeführt.

      Das Lager in Sysran war mit etwa 1100 Mann belegt, die sämtlich in einem riesigen, fast 2 km langen Steinbruch beschäftigt waren. Solange die Witterung noch einigermaßen erträglich war, konnte man diese Arbeit noch aushalten. Als wir jedoch in völlig unterernährtem Zustand bei 15 bis 25° Kälte täglich unsere 8 Stunden im Steinbruch und noch mehrmals in der Woche im Anschluß daran bis Mitternacht zum Steineverladen auf dem Bahnhof eingesetzt waren, ging der Körperzustand vieler Kriegsgefangener in geradezu erschreckendem Maße zurück.

      Dazu kam, daß im Jahre 1946 infolge großer Trockenheit die Ernte in der Sowjetunion sehr schlecht ausgefallen war und einschneidende Rationierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, außerdem die russische Lagerleitung und die Arbeitsführung samt und sonders aus bestraften Offizieren bestand. Diese sahen ihre Hauptaufgabe darin, sich zunächst einmal an den Kriegsgefangenen zu bereichern. Der Erfolg davon war eine erneute, verhältnismäßig große Sterbewelle. Die Zustände nahmen ein solches Ausmaß an, daß auf Grund der Todesfälle, die nach Moskau gemeldet werden mußten, im Frühjahr von dort eine Kommission eintraf, um die Gründe dafür aufzuklären. Zu dieser Zeit jedoch war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Im März 1947 gingen jedenfalls im Lager Sysran nach einer eingehenden Gesundheitsbesichtigung durch eine russische Ärztekommission von den 1050 Mann nur noch 30 Mann in den Steinbruch. Alle anderen lagen mit mehr oder weniger schwerer Dystrophie im Lager.

      Im Sommer 1947 besserte sich die allgemeine Situation etwas, und in den Jahren 1947 und 1948 waren wir damit beschäftigt, die Straße von Sysran in den großen Wolgabogen bei Kujbyschew hinein zu bauen. Im Frühjahr 1948 wurde bekanntgegeben, daß Rußland die Kriegsgefangenen bis Jahresende 1948 entlassen wolle. Als das Jahr jedoch immer weiter fortschritt und man kaum Anzeichen merkte, wurde ein großer Teil schon außerordentlich skeptisch. Obwohl uns von russischer Seite noch bis einschließlich Weihnachten 1948 immer wieder versichert wurde, daß die Regierung ihr einmal gegebenes Wort unbedingt halten wolle und auch halten werde, glaubte keiner mehr ernstlich daran. Und als das Jahr 1949 angebrochen war und wir immer noch in unseren Lagern saßen, mußte dann von russischer Seite wohl oder übel bekanntgegeben werden, daß sich die Heimkehr bis zum Dezember 1949 verschieben werde.

      Es wurde weitergearbeitet, im wesentlichen an den gleichen Objekten. Ein Teil unserer Kameraden war inzwischen aus diesem Gebiet abgezogen und in die Nähe von Kursk, Brjansk und Orel verlegt worden. Die gesundheitliche Lage hatte sich nun wenigstens etwas gebessert. Dies war aber in erster Linie der russischen Bevölkerung zu verdanken, die von dem Wenigen, was sie selbst besaß, in reichem Maße den Kriegsgefangenen zusteckte und damit die Ernährungslage einigermaßen erträglich gestaltete.

      Quelle: http://books.google.de/books?id=OetmAAAAMAAJ
      Zuletzt geändert von Grapelli; 13.09.2013, 16:23.
      Herzliche Grße
      Grapelli

      Kommentar

      • Schettek-Fieback
        Erfahrener Benutzer
        • 24.07.2011
        • 381

        #4
        Danke Danke Danke vielmals Grapelli !!!

        Hast mir super geholfen und super Zusatinformationen.

        Somit habe ich nun den kompletten Kriegsgefangenschaftsweg meines Großvaters:

        SACHSEN: Schubert, Z i m m e r, R e h n e r t (Dresden), Kunze, Uhlmann, Großmann, Zill, Eichhorn
        BÖHMEN/MÄHREN: Schettek, Weber, Fischer, Hess(e), Křemen, N e r u d a, Schuster, Čeyka / Kowaržik, Axmann, H o r s k y, Ohnmacht, Wiche, Smekal, Wysondil
        SCHLESIEN: T i t z m a n n, Ludwig, Kilian, S c h a u b e, Ziebehl, F i e b a c k, Fröhlich, Münch, Cuchy, Muras

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