Brief eines Missionars aus Sumatra (Heimatbrief)

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  • ANWI
    Benutzer
    • 20.02.2013
    • 34

    [gelöst] Brief eines Missionars aus Sumatra (Heimatbrief)

    Quelle bzw. Art des Textes: Brief eines Missionars
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1913
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Wuppertal


    Guten Tag,

    ich arbeite gerade peu á peu die Geschichte eines Missionars aus Sumatra auf. Teilweise kann ich Briefe lesen, von dem Heimatbrief anbei allerdings nur Bruchteile. Es geht um einen Heimatbrief, den der Missionar nach einigen Missionsjahren geschrieben hat. Er fuhr 1911 für 2 Jahre zurück ins Rheinland, 1913 ging es zurück nach Sumatra.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand bei der Übersetzung helfen könnte.

    Vielen Dank vorab,
    Anne
    Zuletzt geändert von ANWI; 22.02.2013, 10:17.
  • Friederike
    Erfahrener Benutzer
    • 04.01.2010
    • 7902

    #2
    Hallo Anne,

    Seite 1:

    in meinem Besitze sei, schiken. Da ich aber keins in
    Barmen erhalten hatte, wenigstens nicht das, was ich ausgefüllt hatte, so
    konnte ich das auch nicht schicken. Zum Glück hatte ich aber ein provisorisches
    Inhaltsverzeichnis bei mir. Dies habe ich denn hingeschickt. Und so wird wohl
    bald alles zurecht kommen. Der Kistentransport von Sibolga bis Silin-
    deng wird aber sehr teuer kommen; denn da die Wege vom Regen
    so sehr aufgeweicht sind, weigern sich die Kuli, schwere Sachen zu tragen
    oder sie verlangen furchtbar hohe Löhne.
    Aber wenn nun auch die Kisten in diesen Tagen in Por-
    nonangan ankommen sollten, so können wir jetzt doch nicht nach dort
    übersiedeln; denn es kann sich jetzt jeden Tag ein kleiner Gast bei
    uns einstellen, u. so müssen wir den hier erst abwarten. Gern
    wären wir ja erst im eigenen Heime u. in der eigenen Gemeinde
    gewesen, aber da es sich so von selber gemacht hat, nehmen wir es
    auch so aus Gottes Hand an. Da Fer. Link uns keine Pflegeschwester
    zur Verfügung stellen konnte, riet er uns schon vor einigen Wochen,
    doch so lange hier zu bleiben, bis alles vorüber sei; denn Schwester Stin-
    gel sei auch kundig in Geburtshilfe. Da Geschwister Stingel uns schon so
    wie so gebeten hatten, doch so lange hier zu bleiben, so bleiben wir denn
    auch getrost hier. Der Herr wolle denn auch ferner der l. Schwester Stingel
    die nötige Kraft schenken, die sie nötig hat, um einen so großen Haus-
    halt führen zu können. Auch uns wolle der treue Gott in Gnaden anbli-
    cken. Meine l. Frau ist ja wol jeden Tag auf den Beinen, aber sie
    fühlt sich garnicht recht kräftig.
    Leider konnte ich nun die Arbeit in Pormenangan auch noch nicht über-
    nehmen. Es ist zu weit von hier. Man gebraucht 3 Tage hin und zurück. Da-
    zu konnte ich in der letzten Zeit auch nicht gut übernacht wegbleiben;
    Viele Grüße
    Friederike
    ______________________________________________
    Gesucht wird das Sterbedatum und der Sterbeort des Urgroßvaters
    Gottlob Johannes Ottomar Hoffmeister geb. 16.11.185o in Havelberg
    __________________________________________________ ____

    Kommentar

    • Friederike
      Erfahrener Benutzer
      • 04.01.2010
      • 7902

      #3
      Seite 2:

      denn wir wissen nämlich nicht genau die Zeit. So bin ich denn
      nur Einmal mit Br. Stingel dort gewesen. Einen Tag u. 2 Nächte waren
      wir da. Als der erste Häuptling von unserm Kommen gehört hatte, kam
      er gleich uns zu begrüßen. Und da er seinen Untergebenen auch unser
      Daheim ansagen ließ, kamen auch manche von ihnen um uns zu begrü-
      ßen. Wie aus ihren Reden hervorging, sind sie recht froh wieder einen
      eigenen Tean?? zu bekommen, aber wol mehr aus politischen als aus
      religiösen Gründen. Die Leute von Bonandolok sind nämlich ihre frü-
      heren Gegner u. darum sind sie nicht gerne von dort abhängig. Es
      scheint also auch hier die Politik die Hauptrolle zu spielen, wenigstens
      trat sie doch gleich in den Vordergrund. Wie sonst die Gemeindever-
      hältnisse sind, konnte ich natürlich in der kurzen Zeit nicht überschauen.
      Aber ich bin doch froh, daß ich mal dort gewesen bin; denn nun weiß
      ich doch, wo u. wie unsere zukünftige Heimat ist. Ein Teil der Filiale
      sah ich auch schon auf dem Rückwege über Betar. Der Stations-
      garten macht leider einen sehr kläglichen Eindruck. Nach Aussage der
      Geschwister, wird man kaum etwas Gemüse im Garten ziehen können,
      so schlecht soll der Boden sein. Es sei in dieser Beziehung die ärmste
      Station auf ganz Sumatra. Dazu ist hier der Reis mit am teuersten.
      Wir bekamen nur 4 1/2 solep Reis für 1 Gulden. In Toba bekamen
      wir dagegen gewöhnlich 10 solep u. zuweilen noch mehr. Für 1 Hähnchen
      müßten wir 75 cent zahlen. Das sind also schlechte Aussichten. Der Garten
      ließe sich jedenfalls noch verbessern durch tiefes Umarbeiten u.s.w. Aber da
      der Reis so teuer ist, kann man sich eben nur so viel Dienstboten halten
      als hochnötig ist. Nun darüber wollen wir uns noch keine allzu großen Sor-
      gen machen, sondern die Hauptsorge soll sein, wie wir Ihnen wohlgefallen
      u. wollen im Aufblick zu Ihnen unsere Arbeit dort aufnehmen. Aber da auch
      Viele Grüße
      Friederike
      ______________________________________________
      Gesucht wird das Sterbedatum und der Sterbeort des Urgroßvaters
      Gottlob Johannes Ottomar Hoffmeister geb. 16.11.185o in Havelberg
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      Kommentar

      • Friederike
        Erfahrener Benutzer
        • 04.01.2010
        • 7902

        #4
        Seite 3:

        Aber da auch die anderen Geschwister, bei denen die Sachen noch
        nicht mal so teuer sind wie in Pormenangan, sehr über die teuren Zeiten kla-
        gen, so muß man doch von vornherein sich nach der Decke strecken lernen.
        An das Steppenklima müssen wir uns auch erst gewöhnen, über-
        haupt muß man sich erst wieder aklimatisieren. Wir und auch die Kinder
        haben schon öfter Chinin nehmen müssen. Die Kinder sind dazu noch
        arg von den Moskiten gestochen, da es hier ja sehr viele gibt. Jeder Mos-
        kitenstich gibt ein Geschwür u. fängt an zu eitern, so daß Arme u. Beine stets
        verbunden u. noch viele andere Stellen mit Pflaster verdeckt sein müssen.

        Seien Sie nun noch mit Frau Direktor
        herzlich gegrüßt
        von
        E. u. Fr. Schmidt

        An die Herren Inspektoren u. Lehrer des Missionshauses
        auch herzl. Grüße
        D.O.
        Viele Grüße
        Friederike
        ______________________________________________
        Gesucht wird das Sterbedatum und der Sterbeort des Urgroßvaters
        Gottlob Johannes Ottomar Hoffmeister geb. 16.11.185o in Havelberg
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        • ANWI
          Benutzer
          • 20.02.2013
          • 34

          #5
          Toll, beeindruckend dass du das lesen kannst. Vielen Dank.
          Sehr interessant, ich hatte einen ganz anderen Inhalt erwartet...

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