Eintrag im Trauungsbuch vermutlich Latein

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  • leseratte23
    Benutzer
    • 19.08.2012
    • 83

    [gelöst] Eintrag im Trauungsbuch vermutlich Latein

    Quelle bzw. Art des Textes: Trauungsbuch
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1627
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Neutitschein (Nový Jičín) - Tschechien


    Liebe ForscherInnen!

    Wiedermal benötige ich eure Hilfe.

    Ich hab mich jetzt durch die meisten Kirchenbücher von Neutitschein durchgelesen.
    Auch wenn mich der genaue Wortlaut des Eintrages bei meiner Ahnensuche nicht weiterbringt
    (ältestes Kirchenbuch und das auf der 2. Seite - hier geht's eindeutig nicht mehr weiter),
    würde ich doch der Vollständigkeit halber gerne aus das "Kleingedruckte" verstehen.


    Inventarnummer: 1973
    Seite 2, 2. Spalte Mitte, Eintrag vom 19. April:

    Salomon Enchyrides (Sohn von Salomon) heiratet Catharina Orsischke.

    Außerdem steht da noch so einiges, was ich nicht lesen kann,
    da es vermutlich Latein ist oder irgendwelche Abkürzungen sind.

    Kann mir vielleicht jemand weiterhelfen??

    Vielen Dank schon mal und liebe Grüße
    Susanne
  • Genea_Oberbayern
    Erfahrener Benutzer
    • 13.01.2013
    • 110

    #2
    Ich tu mich leider mit dem Entziffern seeeehr schwer.

    Die Catharina ist jedenfalls die Tochter (filia) von Partoris(?) Sta...sis (?), wobei "-is" jeweils kein Namensbestandteil ist, sondern eine Genitivendung. Der Vater heißt also Partor oder so.

    "relictua vidua" heißt Witwe und bezieht sich auf die Catharina.

    "pm" könnte eine Abkürzung für "piae memoriae" sein, was soviel wie "seligen Andenkens" heißt und hinter Toten kommen könnte.
    Es würde also Sinn machen, dass die zwei Worte vor p.m. der Name des verstorbenen Gatten im Genitiv sind.

    Dann hieße das, "Catharina, die Witwe des seligen XYs"

    "Testes" sind die Zeugen.

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    • Xtine
      Administrator

      • 16.07.2006
      • 28815

      #3
      Hallo Susanne,

      ich mach mal die Vorlage für die Lateiner.

      19 Aprilus

      Sponsus Salomon Enchyrides, Roti D....
      llis, ... Salomonis Enchyridis Sartoris laborius Fa...
      stahensis filius ..... Catharina Joan..(??)
      Orsischke p.m. relicta vidua. Testes ...(Nico-???)
      laus Wotschowsky, Mathias N..be


      p.m. steht übrigens für post mortem (nach dem Tod), hier ist das wohl doppelt gemoppelt - nach dem Tod nachgelassene Witwe
      Viele Grüße .................................. .
      Christine

      .. .............
      Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
      (Konfuzius)

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      • Kunzendorfer
        Erfahrener Benutzer
        • 19.10.2010
        • 2029

        #4
        Hallo,

        mache ich einmal weiter, die Berufsbezeichnung ist mir aber leider unklar


        19 Aprilis

        Sponsus Salomon Enchyrides, Regis (?) Dochißky (?) * mi- (?)
        llis, Dni (Herr) Salomonii Enchyridis Sartoris *laboris* Frei-
        stadiensis filius, Juv[enus] et Catharina Joanni
        Orfischke p[ost] m[ortem] relicta vidua. Testes St[anis] ?
        laus Skotschowskii, Mathaeus Neiber
        G´schamster Diener
        Kunzendorfer

        Kommentar

        • Genea_Oberbayern
          Erfahrener Benutzer
          • 13.01.2013
          • 110

          #5
          Wow!

          Was ihr alles entziffern könnt. Ich bin echt beeindruckt!
          Ich hätte sowohl bei sponsus als auch bei filius eine Endung auf -a gelesen, aber so macht das natürlich viel mehr Sinn.

          Meine Anmerkungen sollten immer mit Vorsicht betrachtet werden, weil ich Anfängerin bin, aber für den Fall, dass es dennoch hilfreich ist - hier ein paar weitere Übersetzungsvorschläge:

          "Sponsus" ist der Bräutigam.
          Das folgende sind Attribute des Bräutigams
          Erst mal sein Name: Salomon Enchyrides
          Dann ?
          Dann ist er Sohn des Salomon Enchyrides, der "sartor" ist, also Flickschneider,
          Dann scheint es aus Freistadt zu kommen.
          Dann ist er - der Bräutigam - noch Taglöhner, wenn das tatsächlich "laborius" heißt.
          Und "Juvenus", also Jüngling, in anderen Worten - ledig.

          "Joanni" scheint mir mein erwarteter Genitiv zu sein, so dass die Katharina also die Witwe eines Johann ist. Ob meine Vermutung "piae memoriae" oder Eure "post mortem" richtig ist, scheint lustiger Weise unerheblich, weil es aufs gleiche hinausläuft. Ich tendiere an dieser Stelle allerdings immer noch zu meiner Version...

          Wenn meine Vermutungen zutreffend sind, wäre eine (freie) Übersetzung demnach:

          19. April
          Der ledige Taglöhner Salomon Enchyrides ... aus Freistadt, Sohn des Flickschneiders Salomon Enchyrides, heiratet die Catharina Orfischke, Witwe des seligen Johann.
          Trauzeugen: St[anis] ?laus Skotschowskii, Mathaeus Neiber
          Zuletzt geändert von Genea_Oberbayern; 22.01.2013, 23:01.

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          • rigrü
            Erfahrener Benutzer
            • 02.01.2010
            • 2559

            #6
            Vielleicht heißt es einfach R(everen)di Doctissimi D(omi)ni? und hinten natürlich Pastoris.
            Zuletzt geändert von rigrü; 22.01.2013, 23:54.
            rigrü

            Kommentar

            • Genea_Oberbayern
              Erfahrener Benutzer
              • 13.01.2013
              • 110

              #7
              Mmmh. Das Problem dabei ist, dass es wohl ein katholisches Kirchenbuch ist und es offiziell keine Söhne von Priestern geben darf - oder worauf würdest Du den Genitiv beziehen?

              Allerdings gibt es in diesem katholischen Kirchenbuch http://www.familienforschung.jorczik-musik.de/C1.pdf 1759 wohl auch einen pastoris filius ... und laut Wikipedia gilt/galt der Zölibat in den OStkirchen wohl nicht...
              Zuletzt geändert von Genea_Oberbayern; 22.01.2013, 23:58.

              Kommentar

              • rigrü
                Erfahrener Benutzer
                • 02.01.2010
                • 2559

                #8
                Ist für mich kein Problem, steht ja auf der Vorderseite, dass das lutherische Trauungen sind ...
                rigrü

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                • Genea_Oberbayern
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.01.2013
                  • 110

                  #9
                  Aber in der Beschreibung steht doch:

                  TYP DER MATRIKEL katolická
                  Wo steht das mit den lutherischen Trauungen?

                  Kommentar

                  • rigrü
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.01.2010
                    • 2559

                    #10
                    Zitat von Genea_Oberbayern Beitrag anzeigen
                    Wo steht das mit den lutherischen Trauungen?
                    Wie bereits gesagt: auf der Vorderseite des Blattes (vgl. Anhang).
                    Angehängte Dateien
                    rigrü

                    Kommentar

                    • Genea_Oberbayern
                      Erfahrener Benutzer
                      • 13.01.2013
                      • 110

                      #11
                      Aaah! Interessant! Vielen Dank! Also lutherische Trauungen in einem katholischen Kirchenbuch - was es alles gibt...

                      Hast Du denn auch eine Idee zu "laboris"?

                      Das ist nach Deinen Ausführungen ja die letzte Lücke.

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                      • Kunzendorfer
                        Erfahrener Benutzer
                        • 19.10.2010
                        • 2029

                        #12
                        Hallo,

                        Ihr habt beide recht. Zur Info: Nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) wurden die nichtkatholischen Grundherrn enteignet und durch katholische ersetzt. Das hatte zur Konsequenz, dass eben nach 1620 die lutherischen Prediger vertrieben bzw. ihrer Ämter enthoben wurden und die "Häretiker" allesamt zwangskatholisiert wurden. In Neu Titschein war das am 09.08.1627 (siehe Buch Seite 2) Offensichtlich haben die hier einfach das alte Buch weitergeschrieben.
                        Zuletzt geändert von Kunzendorfer; 23.01.2013, 00:50.
                        G´schamster Diener
                        Kunzendorfer

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                        • Rieke
                          Erfahrener Benutzer
                          • 13.02.2012
                          • 1285

                          #13
                          Hallo Kunzendorfer,

                          Dies ist auch der Fall in dem aeltesten bei actapublica vorhandenen KB fuer Iglau / Jihlava. Dort steht auf dem Deckblatt, dass es sich in diesem Buch um lutherische Geburten und Trauungen 1599 - 1622 handelt. Danach war's dann katholisch und 1625 waren dann wohl die Seiten voll. .
                          Papier war ja knapp und es wurde schon damals gut rezeikelt

                          LG
                          Rieke
                          Meine Spitzenahnen....
                          waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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                          • Xtine
                            Administrator

                            • 16.07.2006
                            • 28815

                            #14
                            Zitat von Genea_Oberbayern Beitrag anzeigen
                            Allerdings gibt es in diesem katholischen Kirchenbuch 1759 wohl auch einen pastoris filius ...
                            Das könnte mit meinen bescheidenen Lateinkenntnissen aber auch einfach nur ein Schäfersohn gewesen sein.
                            Viele Grüße .................................. .
                            Christine

                            .. .............
                            Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                            (Konfuzius)

                            Kommentar

                            • Genea_Oberbayern
                              Erfahrener Benutzer
                              • 13.01.2013
                              • 110

                              #15
                              Zitat von Xtine Beitrag anzeigen
                              Das könnte mit meinen bescheidenen Lateinkenntnissen aber auch einfach nur ein Schäfersohn gewesen sein.
                              Ja, da hast Du natürlich recht. Schließlich steht kein disambiguierender Zusatz wie im vorliegenden Fall "R(everen)di Doctissimi" dabei.

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