Heinrich Vogels Tagebuch (164 - 166)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch (164 - 166)

    Tagebuch aus Hof, Bayern oder schon rund um die Auswanderung.


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten - es ist das vorletzte Paket ...


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1853 –164 – linke Seite

    Den 25 Juli erschoß sich Pößnecker? (Hobel-
    spähngraf?).
    Den 9ten Nov(ember) bescherte der liebe Gott
    Abends ¾ 7 Uhr meinen Bruder ein
    gesundes Mädchen, welches am 17
    zur h. Taufe gebracht wurde, wo seine
    Schwägerin Barbara Benker in Ney?-
    york Pathe war und meine Schwester
    die Stelle vertrat, das Kind erhielt
    den Namen Christiane Babette Johanna.
    Gott leite es!

    Obgleich dieses Jahr keine Mißerndte
    war so sind die Lebensmittel sehr
    hoch im Preise, 1 Mtz. Korn kostet 3 (Gulden)
    15 (Kreuzer); Weizen 5 (Gulden) Gerste 3 (Gulden) Butter
    frische 26 – 28 (Kreuzer) 1 Pfund; Erdäpfel 48 (Kreuzer) a Mtz.
    1 Pfund Rindfleisch 10 (Kreuzer); Schweinefleisch 12 (Kreuzer)
    Schöpsenfleisch 9 (Kreuzer; Korn und Weizen
    wurde viel gebaut, Gerste und Erdapfel
    blieben zurück; Heu wurde soviel gebaut,
    daß man es nicht unterbringen konnte.
    Dazu kommt noch ein früher strenger Winter
    zur Martini winterte es schon zu und

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    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1854 –164 – rechte Seite

      zur Weihnachten hatte man eine Kälte
      von 18 – 20° R. zur Nachmitternachts-
      zeit. Gott helfe!

      I. N. J.
      1854

      Den 4ten Febr. Abends 6 ½ Uhr verschied
      an einem Herzleiden mein lieber Herr
      Docktor Friedrich Ludwig Schrön? in
      einem Alter v. 49 J. 9 M. 7 Tage. Denn
      derselbe war geb(oren) den 28 April 1804. Gott
      vergelte seine Liebe!
      Den 22ten Maerz zwischen 9 und 10 Uhr Vorm.
      wurde in Bayreuth die
      Webersfrau Anna Maria Hager aus
      Neugattendorf durchs Schwerdt hinge-
      richtet. Dieselbe mordete mittels Gift
      in einen Zeitraum von ungefähr 5 Monaten
      vorigen Jahres ihres
      Mannes Bruder, Schwester und Schwesternsohn.
      Ihr Mann wurde zu 8 Jahren Zuchthaus-
      strafe verurtheilt.

      Anfangs April konnte bei der schönen
      Frühlingswitterung der Feldbau ange-
      fangen werden zu bestellen. Die Lebens-

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      • Baitzer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2011
        • 1242

        #4
        zu 1854 –165 – linke Seite

        mittel sind theuer und die Gewerbe sinken.
        Waizen 5 (Gulden); Korn 3 (Gulden) 45 (Kreuzer) Erdäpfel
        1 (Gulden) 6 (Kreuzer) – 1 (Gulden) 12 (Kreuzer) Haber 1 (Gulden) 45 (Kreuzer) – 2 (Gulden)
        1 Pfund Rindfleisch 11 (Kreuzer) etc. 1 Kl(after?) Scheitholz 12 (Gulden)

        Den 29ten April Abends 9 ¼ Uhr
        bescherte mir der liebe Gott ein gesundes
        und kräftiges Söhnlein, welches am
        7ten Mai als am Sonntage Jubilate in
        der St Michaelis Kirche von Dr. Ditsch? die
        h. Taufe empfing, wo mein Bruder Georg
        Taufpath war und das Kind Georg
        Christian genannt wurde. Der Dreieinige
        Gott erhalte es in der Taufgnade bis an
        seinen letzten Athemzuge!!!

        Den 1ten Mai früh 7 ¾ starb Frau Wilhel-
        mine Caroline Benker zu Creutenbrück in
        einem Alter v. 78 J. 1 M. 5 T.
        Den 24ten Dez. wurde Abens das erste Mal
        die Stadt mit Gas beleuchtet.
        Die Lebensmittel sind in diesem Jahr vor
        der Erndt sehr hoch gestiegen, so daß der Mtz.
        Korn 5 (Gulden) und einige Kreuzer kostete, Weizen
        6 (Gulden), Gerste 3 (Gulden) 15 (Kreuzer) Erdäpfel 1 (Gulden) 15 (Kreuzer). Die
        Erndte ist in allen Fruchtarten mit Aus-
        nahme der Erdäpfel gut ausgefallen. [diese Zeile mehr geraten]

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        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1242

          #5
          zu 1854 und 1855 –165 – rechte Seite

          Das Gedreite fiel auch etwas, und zwar
          das Korn bis auf 2 (Gulden) 42 (Kreuzer) etc. aber
          es dauerte nicht lange so stieg es mit Gewalt und
          zwar wieder bis auf 3 (Gulden) 30 – 4 (Gulden) etc.
          Zum neuen Jahr gieng der
          Preis etwas zurück auf 3 (Gulden) 10 – 3 (Gulden) 30,
          Weizen 4 (Gulden) 30 (Kreuzer) Gerste 2 (Gulden) 24 (Kreuzer), Haber
          der in ungeheurer Menge gebaut worden
          ist kostet 1 (Gulden) 30 (Kreuzer), Butter frische 24 -
          30 (Kreuzer), die Maas Lein 6 (Kreuzer) Erdapfel ??? etc. Die Gewerbe
          stocken sehr und große Noth ist allenthalben.
          Dazu wüthete in einigen Gegenden des Vater-
          landes die Cholera, und die Königsgerichte?
          belasten auch noch das geringstete? Herz
          Gott erbarme dich.

          I. N. J.
          1855

          Den 2ten Mai verkaufte mein Bruder
          sein Wohnhaus an SeilerMstr Rüssel?.
          Den 3ten Mai suchten um polizeiliche Erlaub-
          niß zu unserer Auswanderung nach Amerika
          nach; und verkauften auch unser Stücklein
          Feld am Saliger Weg gelegen an Salomon
          Waidner um 500 (Gulden).
          Den 10 Juni früh um 4 Uhr reißte ich
          mit Familie von meiner lieben Vater-
          stadt Hof ab nach Plauen, Leipzig etc.

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          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1242

            #6
            zu 1855 –166 – linke Seite

            nach Hamburg, wo wir den 11ten um
            4 ½ Abends ankamen und bis zum
            16ten liegen blieben. Den 16ten fuhren wir
            auf einem Boote nach Hamburg, wo wir
            Abends das Segelschiff Rudolph unter Capitain
            Dickmann, ein Dreimaster bestiegen.
            Dem 17ten früh 3 ½ Uhr wurden die Anker
            gelichtet. Das Nähere in einer besonderen Beschrei-
            bung.

            Den 28? July landeten wir in New York und
            übersetzten Mittag den 29ten mit einen Boote ans Land.
            Den 13ten August Mittags 1 Uhr gieng es mit
            einen Dampfboote von New York bis zum
            Bahnhofe Philadelphia, wo es per Bahn fort
            gieng bis Dunlith? wo den 21 früh 2 Uhr
            Halt gemacht wurde. Mit TagesAnbruch
            setzten wir übern Missisippi nach Dubuque,
            wo wir 4 Wochen blieben.
            Den 7 Sept(ember) kauften ich, mein Bruder
            und Herr Großmann 80 Acker am Schervills Munt?
            von Abraham Frohwein um 1650 Dollar.
            Den 29ten Sept(ember) früh um 4 Uhr starb das Töchterlein
            von meinem Bruder, Babette, den 30ten früh um
            8 Uhr wurde es in Dubuque christ(lich) bestattet.
            Dem 5. Ockt. zog ich auf die Farm mit der Familie.
            Den 14ten Oktober wurde Herr Inspektor Großmann als
            unser Pastor im alten Schulhause (Kleines
            Store gegenüber) installiert von Pastor Dörfler,
            wo wir von Zeit und? Zeit entweder ein Schulhause
            oder auf der ??? Gottesdienst hatten.
            Den 22 Ockt(ober) wurde auch eine deutsche Schule auf der

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            • Baitzer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.09.2011
              • 1242

              #7
              zu 1856 bis 1859 –166 – rechte Seite

              Farm eröffnet. Herr Gottfried Enders? wurde
              als Lehrer uns heraus geschickt.

              1856
              Den 25 Febr(uar) wurde das Land zwischen Großmann
              einerseits und mir und meinen Bruder ander-
              seits getheilt, und wir erhielten durchs Loos
              die west(liche) Hälfte von den 80 Ackern nebst den
              Gebaulichkeiten; und den 9 April wurde es
              dann vermessen. Den 3 April ging Heinrich ins Seminar.
              Den 27 Juli bekamen wir die h. Abendmahls-
              gefäße von Deutschland.
              Den 4 Nov(ember) früh 6 Uhr wurde meinen Bruder
              ein Söhnlein geboren, welches am 24 Nov. die h.
              Taufe empfing und Ernst Wilhelm genannt wurde.

              1857
              Den 1 Merz Mittags 12 Uhr wurde uns ein Söhn-
              lein geboren, welches am 16ten von Herrn Pastor
              Schmidt die h. Taufe empfing und Christian Johann
              Ehrhardt Peter genannt wurde.
              Am Trinitatisfeste wurde Herr Gottfried Fritschel? als
              unser Pastor eingeführt und wir hatten alle 14 Tage
              Gottesdienst.
              Den 11 Ockt. that Her Fritschel seine Abzugspredigt weil
              er als Professor nach St. Sebald berufen wurde.
              Den 2 Advent wurde Herr Gottfried Endres als Pastor
              dahier eingeführt.

              1858
              Den 25 July Abschiedspredigt des Herrn Endres.

              1859
              Den 20ten Merz früh 5 Uhr schenkte uns der liebe
              Gott ein Söhnlein, welches in der h. Taufe Ernst
              Wilhelm, die am 11 April vollzogen wurde
              vom Herrn Pastor Dietz, genannt wurde.

              Viele Grüße
              Siegfried

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              • Wolfg. G. Fischer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.06.2007
                • 5379

                #8
                1855 – 166 – linke Seite

                nach Harburg, wo wir den 11ten um
                4 ½ Abends ankamen und bis zum
                16ten liegen blieben. Den 16ten fuhren wir
                auf einem Boote nach Hamburg, wo wir
                Abends das Segelschiff Rudolph unter Capitain
                Dickmann, ein Dreimaster bestiegen.

                Dem 17ten früh 3 ½ Uhr wurden die Anker
                gelichtet. Das Nähere in einer besonderen Beschrei-
                bung.

                Den 28 July landeten wir in New York und
                übersetzten Mittag den 29ten mit einen Boote ans Land.
                Den 13ten August Mittags 1 Uhr gieng es mit
                einen Dampfboote von New York bis zum
                Bahnhofe Philadelphia, wo es per Bahn fort
                gieng bis Dunlith? wo den 21 früh 2 Uhr
                Halt gemacht wurde. Mit TagesAnbruch
                setzten wir übern Missisippi nach Dubuque,
                wo wir 4 Wochen blieben.

                Den 7 Sept(ember) kauften ich, mein Bruder
                und Herr Großmann 80 Acker am Schervills Munt?
                von Abraham Frohwein um 1650 Dollar.

                Den 29ten Sept(ember) früh um 4 Uhr starb das Töchterlein
                von meinem Bruder, Babette, den 30ten früh um
                8 Uhr wurde es in Dubuque christ(lich) bestattet.

                Dem 5. Ockt. zog ich auf die Farm mit der Familie.

                Den 14ten Oktober wurde Herr Inspektor Großmann als
                unser Pastor im alten Schulhause (Kleines
                Store gegenüber) installiert von Pastor Dörfler,
                wo wir von Zeit und? Zeit entweder ein Schulhause
                oder auf der Farm Gottesdienst hatten.

                Den 22 Ockt(ober) wurde auch eine deutsche Schule auf der


                Zwischen Harburg und Harburg gab es damals noch keine Brücke.

                Mit besten Grüßen
                Wolfgang

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