Heinrich Vogels Tagebuch nach 1850 (161 - 163)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 131

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch nach 1850 (161 - 163)

    Tagebuch aus Hof, Bayern kurz vor der Auswanderung


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1234

    #2
    zu 1852 –161 – linke Seite

    Kind war es auch. Der Herr nehme dieses
    Pflänzlein in seinen Garten in
    einem Alter von 1 Jahr 9 M. und 12 Tage
    den 25ten Nachmittags als an einem Sonntage
    begleiteten wir dasselbe zur seiner Ruhe-
    stätte, wo es der fröhlichen Auferstehung
    entgegen harrt.
    Den 22ten April erseufte sich der Maurer?
    Rauh, sonst ein ehrbarer Mann in einem
    Alter von 65 Jahren.
    Den 16ten April hatten wir gefroreneFenster
    und den 19ten großen Schnee.
    Der Feldbau konnte in diesen Frühjahre
    gut bestellt werden, nur? kein
    Wasser war wahrzunehmen durch die starken
    Nachtfröste und fortwährende Nordluft.

    Den 23ten Juli verkaufte ich aus
    besonderen Gründen I:nur des Friedens
    willen:I mein Wohnhaus 371 welches
    ich im Jahre 1848 erkauft hatte an
    Färber Romain um 2525 (Gulden) ???

    Die Heu- und Gedreiteerndte war schön
    und ergiebig, 4 Wochen vor der Heu-
    erndte hatte man wenig Hoffnung zu einer
    ergiebigen Heuerndte. Der Herr aber kann
    in einer kurzen Zeit viel geben.

    Kommentar

    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1234

      #3
      zu 1852 –161 – rechte Seite

      Der Gedreitepreis ist gegenwärtig
      I:Sept:I Korn 2 (Gulden) 42 (Kreuzer) Erdäpfel 30 (Kreuzer)
      und von bester Qualität.
      Den 1ten August machte ich mit meinen
      Bruder einen Ausflug nach dem Bad
      Elster, der Weg geht von hier nach Gattendorf,
      Losau, Prex, Kaiserhammer, Wusch?-
      tuben?, Roßbach, Elster.
      Den 23ten August großer Regen überhaupt
      viele Gewitter und immer warm und
      fruchtbar.
      Den 30ten August Nachmittags um
      2 ¼ Uhr bescherte mir der liebe Gott
      in Gnaden ein gesundes Mädchen, welches
      am 7ten Sept(ember) Nachmittag
      das h. Sacrament der Taufe empfing
      wo meine Schwester Christel Taufpathe
      war und empfing den Namen
      Maria Christiana Eleonora.
      Möge der Name dieses Kindes
      im Laufe des Lebens nicht aus-
      getilget werden, das schenke das liebe
      Gott in Gnaden.

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      • Baitzer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2011
        • 1234

        #4
        zu 1852 –162 – linke Seite

        Den 29ten Sept. Nachmittags verun-
        glückten vier Bergleute welche Brüder
        waren in dem Schacht bei Leinwitz?.
        Dieser Schacht hat viele Schwefeldämpfe
        so daß derselbe blos im Winter kann
        befahren werden; beim letzten
        Anfahren ließ der älteste Bruder seine
        Lampe stehen, und jetzt kam er auf
        den Gedanken, er will dieselbe holen
        I:Verwegenheit!:I auf der sechsten Sprosse
        der Leiter betäubten ihn schon die Dämpfe
        und er fiel hinab; der zweite wollte nach-
        fahren um seinen Bruder zu retten und
        es wiederfuhr ihm dasselbe, und so erging es den
        3ten und 4ten Bruder. Dieselben waren aus
        Arzberg gebürtig und hießen Keißler?
        der älteste war 32 Jahre und der jüngste 18 Jahre.

        Den 5ten Ocktober Nachts 10 Uhr brannte
        der öst(liche) Theil mit den beiden Schlössern
        bei furchtbaren Sturme ab. Das Feuer ent-
        stand, vermuth(lich) durch die Eisenbahn.
        Den 14ten Ocktober Nachmittag 2 ½ Uhr
        kam in der hinteren Gassen beim Nagel-
        schmied Nauendorf auf dem Boden Feuer
        aus, wurde aber bald gelöscht.
        Den 8ten November ertrank oberhalb Unterkotzau
        in der dortigen Lache? ein Schmiedsgeselle,

        Kommentar

        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1234

          #5
          zu 1852 –162 – rechte Seite

          derselbe wollte Nachts mit seinen
          Nebengesellen auf die Kirchweih nach
          Unterkotzau gehen und kamen ins Wasser.

          Den? 18ten Nov(ember) zog ich aus den von mir
          besessenen Hause zu meinen Bruder
          in die obere Stube. Wie lieb(lich?) und fein
          ist es wenn Brüder einträchtig bei ein-
          ander wohnen.
          Den 19ten Dez(ember) als am 4ten Advents-
          sonntage wurde mein Freund Thiemann?
          als 2ter Pfarrer in Schwarzenbach a/S installiert.
          Der Herr leite ihn in seiner Wahrheit.

          Die Preise der Lebensmittel sind
          immer hoch doch ist alles von bester Qualität
          1 Mtz. Roggen 2 (Gulden) 51 (Kreuzer) Weizen 3 (Gulden) 18 (Kreuzer)
          Gerste 1 (Gulden) 45 (Kreuzer) Erdäpfel 30 (Kreuzer) frische Butter
          24 (Kreuzer) das Pfund.

          Der Herbst war ausgezeichnet schön, die
          Erdäpfelerndte war ergiebig und das Faulen
          derselben auf dem Felde war unbedeutend,
          I:im Keller zeigte es sich etwas mehr:I. Auch
          hatten wir bis heute als den 31 Dez. noch?
          keinen Winter, sondern beständiges Früh-
          lingswetter, so daß die Pflanzen an zu
          sprossen fangen, obgleich alle Vorzeichen
          einen strengen Winter verkündigten z. B. das
          Fettsein der Vögel.

          Kommentar

          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1234

            #6
            zu 1853 –163 – linke Seite

            I. N. J.
            1853

            Den 18ten April frühe um 4 Uhr ver-
            schied selig in dem Herrn mein lieber Vater
            in einem Alter von 73 Jahren 1 M. und 28 Tage.
            Derselbe lag schon vom 3ten Dez. v. J. an 5 Wochen
            lang an Altersschwäche und Brustleiden auf dem
            Bette, erholte sich jedoch mit Gottes Hilfe
            etwas, so daß er wieder herum gehen
            etwas arbeiten und am vergangenen Char-
            freitage das h. Abendmahl mit der Hospital-
            gemeinde genießen konnte. Letzten Donners-
            tag war er ganz vergnügt und heiter legte
            sich wohl zur Ruhe, aber in der Nacht über-
            fiel ihn eine solche Schwäche und Unwohlsein
            daß man ihn heben und legen mußte und
            man alle Augenblicke sein Ende erwarte-
            te; Sonnabend war es wieder etwas besser
            mit ihm, Sonntags stellte sich wieder große
            Schwäche ein, nun beteten und lasen Gottes Wort
            miteinander welches er gerne hörte um ihn
            auf sein Ende wohl vorzubereiten. Abends
            nahm die Schwäche immer mehr zu verbunden
            mit einem Rasseln welches bis Montags
            frühe um 4 Uhr ??? wo er seine Seele
            aushauchte. Großer Friede ruhte auf sein

            Kommentar

            • Baitzer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.09.2011
              • 1234

              #7
              zu 1853 –163 – rechte Seite

              verblichenes Angesicht. Mein lieber Vater war
              geboren den 20 Febr(uar) 1780 und erhielt bei
              der h. Taufe den Namen Jacob Gottlieb
              Johann, sein Vater hieß Gottlieb Vogel
              und stammte aus Gera.
              Den 20 April frühe 10 Uhr wurde seine
              irdische Hülle zur Ruhe gebracht, wo sie der
              fröhlichen Auferstehung harrt.

              Im Monat Febr. und Merz bekamen wir
              erst viel Schnee und auch Kälte das Frühjahr
              war etwas spät. Anfangs Mai konnte man erst
              zu Acker fahren, wo dann ununterbrochen der
              Feldbau bestellt konnte werden. Die Preise der
              Lebensmittel bleiben sich gleich.

              Den 20 Mai machte ich eine Reise zur Pass??-
              ??ferung nach Fürth und machte mich
              frühe 2 ½ Uhr in Gottes Namen auf den
              Weg – das Nähere siehe anderswo.

              Am 6 Juni war in Folge eines wolken-
              bruchähn(lichen) Gewitterregen sehr großes
              Wasser in der Gegend von Joditz, Brück?
              Rudolphstein, daß es in Joditz bis an
              die Brüstung der untern Kirchfenster fing.
              Den 8 Juni durchwühlte das Wasser die steinerne
              Brücke überm Krebsbach? beim Spinnhause.


              Einen wunderschönen Abend wünscht
              Siegfried

              Kommentar

              • Wolfg. G. Fischer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.06.2007
                • 5049

                #8
                1852 – 161 – linke Seite

                Kind war es auch. Der Herr nehme dieses
                Pflänzlein in seinen Garten in
                einem Alter von 1 Jahr 9 M. und 12 Tage
                den 25ten Nachmittags als an einem Sonntage
                begleiteten wir dasselbe zur seiner Ruhe-
                stätte, wo es der fröhlichen Auferstehung
                entgegen harrt.

                Den 22ten April erseufte sich der Maurer
                Rauh, sonst ein ehrbarer Mann in einem
                Alter von 65 Jahren.

                Den 16ten April hatten wir gefrorene Fenster
                und den 19ten großen Schnee.

                Der Feldbau konnte in diesen Frühjahre
                gut bestellt werden, nur kein
                Wasser war wahrzunehmen durch die starken
                Nachtfröste und fortwährende Nordluft.

                Den 23ten Juli verkaufte ich aus
                besonderen Gründen I:nur des Friedens
                willen:I mein Wohnhaus 371 welches
                ich im Jahre 1848 erkauft hatte an
                Färber Romain um 2525 (Gulden) rh[ei]n[isch]

                Die Heu- und Gedreiteerndte war schön
                und ergiebig, 4 Wochen vor der Heu-
                erndte hatte man wenig Hoffnung zu einer
                ergiebigen Heuerndte. Der Herr aber kann
                in einer kurzen Zeit viel geben.


                Mit besten Grüßen
                Wolfgang

                Kommentar

                • Wolfg. G. Fischer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.06.2007
                  • 5049

                  #9
                  1853 – 163 – linke Seite

                  I. N. J.
                  1853

                  Den 18ten April frühe um 4 Uhr ver-
                  schied selig in dem Herrn mein lieber Vater
                  in einem Alter von 73 Jahren 1 M. und 28 Tage.
                  Derselbe lag schon vom 3ten Dez. v. J. an 5 Wochen
                  lang an Altersschwäche und Brustleiden auf dem
                  Bette, erholte sich jedoch mit Gottes Hilfe
                  etwas, so daß er wieder herum gehen
                  etwas arbeiten und am vergangenen Char-
                  freitage das h. Abendmahl mit der Hospital-
                  gemeinde genießen konnte. Letzten Donners-
                  tag war er ganz vergnügt und heiter legte
                  sich wohl zur Ruhe, aber in der Nacht über-
                  fiel ihn eine solche Schwäche und Unwohlsein
                  daß man ihn heben und legen mußte und
                  man alle Augenblicke sein Ende erwarte-
                  te; Sonnabend war es wieder etwas besser
                  mit ihm, Sonntags stellte sich wieder große
                  Schwäche ein, nun beteten und lasen Gottes Wort
                  miteinander welches er gerne hörte um ihn
                  auf sein Ende wohl vorzubereiten. Abends
                  nahm die Schwäche immer mehr zu verbunden
                  mit einem Rasseln welches bis Montags
                  frühe um 4 Uhr währte wo er seine Seele
                  aushauchte. Großer Friede ruhte auf sein


                  1853 – 163 – rechte Seite

                  verblichenes Angesicht. Mein lieber Vater war
                  geboren den 20 Febr(uar) 1780 und erhielt bei
                  der h. Taufe den Namen Jacob Gottlieb
                  Johann, sein Vater hieß Gottlieb Vogel
                  und stammte aus Gera.

                  Den 20 April frühe 10 Uhr wurde seine
                  irdische Hülle zur Ruhe gebracht, wo sie der
                  fröhlichen Auferstehung harrt.

                  Im Monat Febr. und Merz bekamen wir
                  erst viel Schnee und auch Kälte das Frühjahr
                  war etwas spät. Anfangs Mai konnte man erst
                  zu Acker fahren, wo dann ununterbrochen der
                  Feldbau bestellt konnte werden. Die Preise der
                  Lebensmittel bleiben sich gleich.

                  Den 20 Mai machte ich eine Reise zur Pastor-
                  alconferenz nach Fürth und machte mich
                  frühe 2 ½ Uhr in Gottes Namen auf den
                  Weg – das Nähere siehe anderswo.

                  Am 6 Juni war in Folge eines wolken-
                  bruchähn(lichen) Gewitterregen sehr großes
                  Wasser in der Gegend von Joditz, Brück?
                  Rudolphstein, daß es in Joditz bis an
                  die Brüstung der untern Kirchfenster fing.
                  Den 8 Juni durchwühlte das Wasser die steinerne
                  Brücke überm Krebsbach? beim Spinnhause.


                  LG Wolfgang

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