Heinrich Vogels Tagebuch 1850 (155-157)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1850 (155-157)

    Tagebuch aus Hof, Bayern, kurz vor der Auswanderung


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1850 –155 – linke Seite

    Vom 16 Febr. bis 10 März hatte man
    ausgezeichnete Frühlings-Witterung
    warm, Sonnenschein, so daß man
    bald Felder anfangen wollte zu bestellen
    aber vomm 11 März – 2 April tratt ein solcher
    strenger Winter wieder ein wie es in diesem Jahre
    beinahe noch nicht war, der häufige Schnee
    sperrte Straßen und Eisenbahnen und
    alle Tage hatte man stark gefrorene
    Fenster, und da die h. Osterfeiertage
    am 31 Maerz fielen, so hatte man
    kalte frostige Ostern.


    zu 1850 –155 – rechte Seite

    Den 10 Juli bescherte früh um 4
    Uhr der liebe Gott meinen Bruder
    ein gesundes Söhnlein, welches am 12
    d. M. Nachmittags 2 Uhr das h.
    Sacrament der Taufe von Herrn Pfarrer
    Scheuerlein erhielt; die Taufpathen
    sind Johann Grießbach der-
    weilen Pfarrverweser in Steben und
    Johann Christian Benken derweilen
    Bäcker in Newyork?, da keiner von
    den beiden Pathen zugegen waren, so
    versprach ich das Kind, möge der Herr
    dasselbe durch seinen guten Geist
    leiten und führen auf ebner Bahn
    und es lehren nach seinen Wohlgefallen
    zu thun. Amen!
    Den 30ten August früh nach 6 Uhr
    starb Riemerswittwe? Margaretha
    Meinel, welche mir ein Vermächtnis
    von 150 (Gulden) legirte. - - -

    Kommentar

    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1850 –156 – linke Seite


      Der vergangene Sommer war mehr feucht
      als trocken, die Erndte fiel mittelnäßig
      aus, die Kartoffel ergriff die Fäulniß
      so, daß auf den meisten Äckern der dritte
      Theil davon erfaßt waren; die Preise der
      Lebensmittel fangen auch (im Novem.)
      an zu steigen, woran die Kriegsgeschichten
      schuld sind; 1 Mtz. Erdäpfel 40? (Kreuzer);
      Korn 1 (Gulden) 45 (Kreuzer) den Sommer kostete das
      Korn 1 (Gulden) 15 (Kreuzer) – 1 (Gulden) 20 (Kreuzer); Waizen 2 (Gulden) 45 (Kreuzer)
      Gerste 1 /Gulden) 30 (Kreuzer) etc.

      Vom 17 auf den 18 Dez. Nachts ¼ auf
      12 Uhr brach am oberen Thor zwischen Strumpf-
      wirker Petry und Bäcker Scherbner
      (sogenannte Leinwandtshaus?) Feuer aus
      welches der Stadt große Gefahr drohte, in-
      dem ein furchtbarer Sturm haußte und
      über die Stadt ein ordent(licher) Feuerregen
      sich niederlies; gut war es daß es ein
      wenig dabei regnete, fünf Häußer
      wurden in Asche gelegt, näm(lich) das meines
      Freund Karsten Petzig?, Scherbner
      Kuntze? und Scherdel?, Nächst Gott?

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      • Baitzer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2011
        • 1242

        #4
        zu 1850 –156 – rechte Seite

        hatte man es dem Militair, welches
        durch die Königsgeschichten auch hier
        lag, zu verdanken, daß es nicht weiter
        um sich griff.
        Das hier einquatierte Militair
        als 1 Batailon Jäger, eine Batterie
        Attilerie, und 1 Schwadron Cavallerie
        zogen den Weihnachtsfeiertagen über
        wieder ab.

        Nun ist mit Gottes Hilfe ein Jahr
        wieder vorüber, ein Jahr welches für
        mich im häuslichen ein angstvolles war
        aber auch im staat(lichen) Leben ein krieger-
        isches, so daß mit Paul
        Gerhard sagen kann
        Durch soviel Angst und Plagen,
        Durch Zittern und durch Zagen,
        Durch Krieg und große Schrecken,
        Die alle Welt bedecken. etc.

        Näheres siehe des Sonntagsschrei-
        ber Sammelkasten 1850 No. 11.

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        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1242

          #5
          zu 1851 –157 – linke Seite

          Nun so will ich im Namen
          meines Herrn und Heilands Jesu
          Christus in das Jahr

          1851

          eintretten, derselbe wolle mir in
          demselben geben was mir nütz(lich) und
          heilsam ist nach Leib und Seele und seine
          Gnade reich(lich) über mich walten lassen.


          zu 1851 –157 – rechte Seite

          Den 13ten Maerz knüpfte ich in Gottes
          Namen eine nähere Bekanntschaft
          mit der Jungfrau Caroline Riedel
          aus Münchberg, an. Dieselbe ist die
          Tochter des Bäckermeister Friedrich Riedel
          von dort geb. den 4ten Nov(ember) 1820 und diente
          genöthigt durch die mißlige Lage, welche
          ihr Vater durch Trunk die ganze Familie
          versetzte, gegen 14 Jahre in Hof.
          Den 12ten Mai verlobte ich mich mit
          gedachten Jungfrau, und hoffe in Ihr
          eine getreue Gehilfen, nach Gottes Gnade,
          nicht blos im Leib(lichen) sondern auch im Trachten
          nach den Himm(lichen) Gütern, gefunden zu haben.

          Den 1ten Mai fiel ein trauriges Ereig-
          niß in der Kinderwelt vor, näm(lich) eine Anzahl
          Kinder von 2 – 10 Jahren giengen um
          Pfeifchen sich verfertigen zu können auf
          den Anger beim großen Schießhause, Weiden
          zu schneiden. Während ihres Aufenthaltes
          dortselbst schwamm in der Saale eine Wurzel-
          Knolle, dieselbe holte ein großer Knabe
          in der Meinung eine eßbare Rübe gefunden
          zu haben und trug sie mit nach Hause.


          Einen schönen Sonntag noch wünscht
          Siegfried

          Kommentar

          • Wolfg. G. Fischer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.06.2007
            • 5352

            #6
            1850 – 156 – linke Seite

            Der vergangene Sommer war mehr feucht
            als trocken, die Erndte fiel mittelnäßig
            aus, die Kartoffel ergriff die Fäulniß
            so, daß auf den meisten Äckern der dritte
            Theil davon erfaßt waren; die Preise der
            Lebensmittel fangen auch (im Novem.)
            an zu steigen, woran die Kriegsgeschichten
            schuld sind; 1 Mtz. Erdäpfel 40 (Kreuzer);
            Korn 1 (Gulden) 45 (Kreuzer) den Sommer kostete das
            Korn 1 (Gulden) 15 (Kreuzer) – 1 (Gulden) 20 (Kreuzer); Waizen 2 (Gulden) 45 (Kreuzer)
            Gerste 1 /Gulden) 30 (Kreuzer) etc.

            Vom 17 auf den 18 Dez. Nachts ¼ auf
            12 Uhr brach am oberen Thor zwischen Strumpf-
            wirker Petry und Bäcker Scherbner
            (sogenannte Leinwandtshaus) Feuer aus
            welches der Stadt große Gefahr drohte, in-
            dem ein furchtbarer Sturm haußte und
            über die Stadt ein ordent(licher) Feuerregen
            sich niederlies; gut war es daß es ein
            wenig dabei regnete, fünf Häußer
            wurden in Asche gelegt, näm(lich) das meines
            Freund Karsten Petry?, Scherbner
            Kurtze? und Scherdel?, Nächst Gott


            Weiter sehe ich bei dieser "Lieferung" kein Korrekturbedürfnis.

            Mit besten Grüßen
            Wolfgang

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