Heinrich Vogels Tagebuch 1847 (143 - 146)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1847 (143 - 146)

    Die Zeichen für eine Auswanderung mehren sich


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.



    Zuletzt geändert von heidelerche; 12.07.2012, 22:49.
    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1847 –143 – linke Seite

    Den 20 Juli wurde der bisherige erste
    rechtskundige Rath Adam Laubmann
    dahier als Bürgermeister auf dem
    Rathause von einem Regierungscom-
    missair unter Beisein aller der Be-
    theiligten in sein Amt eingeführt.
    Den 4 August wurde, nachdem am
    2 d. M. das erste Fuder Korn
    eingeheimset wurde, ein Dankfest
    hier begangen. Früh 7 Uhr fuhr nem(lich)
    der mit Kränzen geschmückte und vorn
    mit einer Tafel behängt, worauf die
    Worte standen: „Gott verläßt die Seinen
    nicht“, Wagen mit 4 Pferden
    bespannt, es war näm(lich)? dem Postall-?
    meister Wolfrum, wo das Rathaus,
    wo? das? Lied „Sag Lob und Ehr dem etc.
    mehrere Verse abgesungen wurden. Hier-
    auf wurde der Wagen vor der Hauptkirche
    gefahren und der ganze Rath zog in die
    Kirche und Herr Hospitalprediger Macher
    hielt die Erndtpredigt, wo die Kirche sehr
    gedrängt voll Menschen war. Nachdem
    Gottesdienste wurde noch der Choral: „Nun
    danket alle Gott“ vom Rathhausthurme
    herabgeblasen.

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    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1847 –143 – rechte Seite

      Witterungs-Notiz

      Vom 28 – 30 Juni und 1 – 6 Juli
      helle warme Tage und somit eine schöne
      Heuerndte. Heu gibt es so übermäßig
      viel nicht indem die Nächte zu kalt
      waren, denn man hatte fortwährend
      Nordluft. 8 – 14 erquickende Gewitter-
      regen, 15 – 19 schöne Sommertage, 20
      Gewitterregen 21 – 22 schönes Wetter
      23 Gewitter. Das Korn 4 (Gulden) 15 (Kreuzer)
      neue Erdäpfel 1 (Gulden) 40 a Mtz.. 24 – 25
      veränder(liche) Witterung 26 – 29 Regen, 30 -
      31 und 1 – 2 August helle warme Tage,
      3 Gewitter und Nachts darauf gewaltige
      Regengüße 4 – 5 hellte es sich wieder
      aus?. Der Mtz. neues Korn kostet 2 (Gulden) 42 (Kreuzer)
      Erdäpfel 42 (Kreuzer) a Mtz. 6 – 9 schönes Erndte-
      wetter, 10 – 20 große anhaltende Hitze
      im Schatten zeigte der Thermometter
      20° R. und in der Sonne 36° R. 21 – 25
      gewitterhaft regnerisch; 26 frühe Ge-
      witter und den ganzen Tage starke
      Regengüsse, so daß Mittags die
      Felder und Wiesen an der Saale unter
      Wasser gesetzt wurden, was aber haupt-
      sächlich eine Folge deß bei Rehau gefallenen

      Viele Grüße
      Siegfried

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      • Baitzer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2011
        • 1242

        #4
        zu 1847 –144 – linke Seite

        Wolkenbruches war, welcher vielen
        Schaden anrichtete. auf dem Marktplatz
        in Rehau stieg das Wasser bis zum
        zweiten Stock an die Häuser,
        27 – 28 trübe Luft regnerisch, 29 hell und
        klar, 30 – 31 und 1 Sept(ember) vermischt konnte
        aber dabei geerndtet werden, 2 – 9
        Regen und sehr kalt dabei, 10 – 15
        ausgezeichnet schön, 16 – 18 viel Regen
        kalt und stürmisch, 19 kalt und Sonnenschein
        20 – 23 Regen.

        Alle Früchte auf den Feldern und
        in Gärten geriethen dieses Jahr sehr
        gut, ja man kann sagen an allen Pro-
        dukte wurde übermäßig viel gebaut,
        denn alle Getraidarten; Obst, Erdäpfel,
        grüne Gemüse, kurz was man
        nur meinen mag wurde in Fülle ge-
        baut und von guter Qualität ausge-
        nommen die Erdäpfel, wo sich der Brand
        mächtig zeigt und daher eine große Be-
        sorgniß erregen obgleich derselben viele
        giebt.


        zu 1847 –144 – rechte Seite

        Den 25 Sept. erhielt die hießige
        katholische Kirche die Weihe von dem
        Erzbischof von Bamberg.

        Den 13 November zogen wir vom
        Michael Richter der uns zur Jacobi
        das Logis aufgekündigt wurde, aus,
        und bezogen ein Quatier beim Schmiede-
        Mstr. Friedrich Kastner? neben der
        Hospitalkirche. Der Herr segne unsern
        Aus- und Einzug.

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        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1242

          #5
          zu 1847 –145 – linke Seite

          Witterungs-Notiz
          24 – 25 schöne Witterung, 26 – 30 Sept(ember)
          und 1 – 3 Ockt(ober) regnerisch, 4 sehr schön, 5
          veränderlich, 6 – 9 regnerisch u. kalt, 10 hellte
          es sich aus, 11 – 18 sehr schöne angenehme Herbst-
          tage, 19 auf 20 Nachts stürmisch, 21 – 22 ver-
          änderlich, 23 schön, 24 – 30 regnerisch, 31 trübe
          Abends Regen. Der Mtz. Roggen kostet
          2 (Gulden) 42 (Kreuzer) – 3 (Gulden) Erdäpfel 30 – 36 (Kreuzer); Waizen
          4 (Gulden) 20 (Kreuzer) Apfel, Birne 30 – 48 (Kreuzer) a Mtz.

          1 Nov(ember) warm und stille, 2 – 7 Sonnenschein
          zur Nachts starke Fröste, den 7 Abends Regen
          8 hellte es sich wieder aus, 9 – 10 hell zu
          Nachts starke Fröste und beständig Ostluft, 11 – 12
          trübe Nebel, Ostluft, 13 – 14 trübe aber
          trocken, 15 – 17 bald Regen bald etwas
          Schnee, 18 – 19 Frost, Nordostluft, 20
          gefror es fest? immer hell u. klar, 21 – 27
          trübe still die Temperatur leidlich, 28 – 29
          starker Frost, 30, 1 – 11 Dez(ember) trübe, Nebel
          Regen Südluft, 12 – 21 starker Frost
          ohne Schnee, hell u. klar u. windig, 22 – 24
          gelinde trübe u. Nebel

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          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1242

            #6
            zu 1847-1848 –145 – rechte Seite

            Den 25 Dez(ember) Nachts 12 starb
            Herr Bürger-Meister Adam
            Laubmann dahier in einem Alter
            von 59 Jahr, nachdem er nur 5 Tage
            krank war an einen gastrischen Fieber
            den 27 Nachmittags wurde er begraben
            und Hr. Pfr. Scheuerlein die Leichen-
            rede hielt über Amos 8, 10

            1848

            Den 23 Febr(uar) als an meinen Ge-
            burtstage kaufte ohne vorher nur im
            mindesten daran zu denken das Wohn-
            haus 371 auf dem Graben von der
            Tuchmacherswittwe Friedrika Ecardt
            um 1800 (Gulden). Wohl sind die Mittel
            wenig die ich dazu besitze, aber weil
            ich dasselbe ungesucht? erhalten habe
            so habe ich die gute Zuversicht zu meinen
            lieben Gott das er mir auch weiter
            helfen wird. Den 8 Maerz fand hier eine
            Illumination statt wegen der könig(lichen)
            Proclamation vom 6 d. M. wie sie
            schriftlich vorliegt.
            Zuletzt geändert von Baitzer; 13.07.2012, 06:19.

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            • Baitzer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.09.2011
              • 1242

              #7
              zu 1848 –146 – linke Seite

              Den 17 ersäufte sich der hießige Schul-
              lehrer und Organist an der St. Michaeles
              Heinz 59 J alt, wie gelebt so geendt.
              Den 26 brannte in Hefdorf die
              Pachterswohnung ab, welches vermuth(lich)
              eingelegt? war.

              Den 27 wurde die hießige Landwehr
              dem König Maximilian II beeidigt,
              nachdem sein Vater Ludwig I die
              Krone von niedergelegt hatte.

              Merkwürdige Zeit alle Geister
              sind jetzt los, jedes schwört Freiheit
              ohne zu wissen wo die rechte Freiheit
              zu finden ist, und alle Schwindel-
              geister schaaren sich jetzt schon gegen die
              Kirche, aber der Herr im Himmel
              spottet ihrer! Wollte man alle die
              einzelnen Auftritte erzählen so würde
              man jezt nicht fertig, um aber nur
              einen kurzen Anriß von der Sache
              zu erhalten, so lese man ??? aus
              Sachsen No 12 D. ???

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              • Baitzer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.09.2011
                • 1242

                #8
                zu 1848 –146 – rechte Seite

                Den 25 – 31 Dez(ember) mäßiger Winter
                aber ohne Schnee; 1 – 4 Januar 1848
                desg(leichen); 5 – 12 strenge Kälte u.
                kein Schnee, 13 sehr stürmisch mit
                viel Schneegesöber, es erfror auch in
                dieser Nacht der SchmiedMstr. von
                Döhlau ohnweit der Stadt auf dem
                Heimweg, 14 – 21 ruhig u. kalt
                Nordluft 22 – 26 strenge Winter
                man hatte 12° R. Kälte hell u. klar
                ist der Himmel 27 16° Kälte mit
                furchtbaren Wind, 28 – 29 12° kalt
                der Wind ließ nach. Nordostluft
                u. hell der Himmel; der Winter Markt
                der in diesen fiel, war ganz schlecht,
                der Mtz. Korn kostet 2 (Gulden) 30 (Kreuzer) die
                Fäulniß der Kartoffel setzt sich
                in den Kellern fort. 31 hatte man
                10° Kälte 1 Febr. gelinde 2 1° Wärme
                Südwind Schnee, 2 – 4 leidlich, 5 – 7
                sehr viel Regen, 8 Eisfahrt u. Regen
                9 – 11 regnerisch, 12 war es schön, aber
                immer wollte es trübe werden, es war südwest(liche)
                Luft 13 trübe 14 – 16 Sonnenschein
                und warm wi im Frühjahr 17 starker

                Einen wunderschönen Abend wünscht
                Siegfried

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                • heidelerche
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.04.2012
                  • 137

                  #9
                  Böser Heinrich, den Bericht zur 48er Revolution nur zu 'verlinken', hätte uns doch im Original interessiert
                  Viele Grüße
                  Peter Vogel
                  mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 5385

                    #10
                    1847 – 143 – linke Seite

                    Den 20 Juli wurde der bisherige erste
                    rechtskundige Rath Adam Laubmann
                    dahier als Bürgermeister auf dem
                    Rathause von einem Regierungscom-
                    missair unter Beisein aller der Be-
                    theiligten in sein Amt eingeführt.
                    Den 4 August wurde, nachdem am
                    2 d. M. das erste Fuder Korn
                    eingeheimset wurde, ein Dankfest
                    hier begangen. Früh 7 Uhr fuhr nem(lich)
                    der mit Kränzen geschmückte und vorn
                    mit einer Tafel behängt, worauf die
                    Worte standen: „Gott verläßt die Seinen
                    nicht“, Wagen mit 4 Pferden
                    bespannt, es war näm(lich) dem Postall-
                    meister Wolfrum, vor das Rathaus,
                    wo von dem Lied „Sag Lob und Ehr dem etc.
                    mehrere Verse abgesungen wurden. Hier-
                    auf wurde der Wagen vor der Hauptkirche
                    gefahren und der ganze Rath zog in die
                    Kirche und Herr Hospitalprediger Macher
                    hielt die Erndtpredigt, wo die Kirche sehr
                    gedrängt voll Menschen war. Nachdem
                    Gottesdienste wurde noch der Choral: „Nun
                    danket alle Gott“ vom Rathhausthurme
                    herabgeblasen.


                    Mit besten Grüßen
                    Wolfgang

                    Kommentar

                    • Wolfg. G. Fischer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.06.2007
                      • 5385

                      #11
                      Heinrich verweist anscheinend auf die Kirchenzeitung "Pilger aus Sachsen", mit der Revolution hatte er nichts am Hut.

                      Wünsche Euch noch einen schönen Tag.

                      LG Wolfgang

                      Kommentar

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