Antrag und Dispens aus dem Jahr 1803; bitte um Lesehilfe

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  • Tabatabei
    Erfahrener Benutzer
    • 17.11.2011
    • 457

    [gelöst] Antrag und Dispens aus dem Jahr 1803; bitte um Lesehilfe

    Quelle bzw. Art des Textes: Bischöfliche Dispens
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1803
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Nittenau - Regensburg



    Liebe Lesehelfer,

    ich muss Euch schon wieder um Hilfe bitten Vor mir liegen 4 Seiten die aber, trotz stundenlangen bemühens, für mich nicht lesbar sind, bzw. nur einzelne Worte. Die ersten 3 Teile sind wohl der Antrag zur Heiratserlaubnis der 4. Teil enthält wohl die Genehmigung aus Regensburg.

    Es geht um den Färberssohn Jakob Kronseder und seiner Braut der Anna Maria Popp(in), beide aus Nittenau, Tochter des Metzgers Franz Popp.

    Teil 1



    Teil 2



    Teil 3



    Teil 4




    Für Eure Mühe und Geduld bedanke ich mich im Voraus


    Liebe Grüße
    Taba
    Zuletzt geändert von Tabatabei; 12.07.2012, 16:46.
  • karin-oö
    Erfahrener Benutzer
    • 01.04.2009
    • 2630

    #2
    Hallo Taba!

    Ich beginne mal mit Seite 1:

    Hochwürdigster Erzbischof, d. Hr. R. K. Erzkanzler,
    und Kurfürst, Gnädigster Herr Herr,

    Euer Kurfürstl. Gnaden geruhe unterthänigst vortragen
    zu lassen, daß Jakob Kronseder lediger Färberssohn von
    Nittenau, seiner Profession nach ein Weisgärber, und
    Anna Maria Poppin ebenfalls ein bürgerl. Fleischhackers-
    tochter von Nittenau miteinander die Sponsalien zur
    künftigen Ehe geschlossen haben.
    Doch diesen ihren Vorhaben steht nach Ausweisung
    des hier gnädigst zu ersehenden Schema ein impedi-
    mentum Consanguinitatis in 4to, minto? 3tio entgegen.
    Die Sponsi bitten daher durch mich um gnädigst zu ertei-
    lende Dispensation, und führen unterthäigst folgende
    Gründe an (die sich auch auf gewisse Wahrheit steifen).
    Bheide Sponsi sind wie unter sich selbst, so auch zu
    einer bürgerl. verwittibten Weisgärbersfrau in Nittenau
    anverwandt. Beyde haben dieser ihnen Anverwandten
    Frau viele Jahre durch getreue Dienste im Haus geleistet,
    und sind ihr zu Führung des Gewerbes und Hauswirthschaft verhilflich
    gewesen um so mehr, als ihr Mann bereits vor 8 Jahren schon
    gestorben ist und Sie allein nicht hätte forthausen können.


    Schöne Grüße
    Karin

    Kommentar

    • Tabatabei
      Erfahrener Benutzer
      • 17.11.2011
      • 457

      #3
      Hallo Karin,

      herzlichen Dank bis hierhin, ich freu mich so über den Text.


      Lg Taba

      Kommentar

      • Tabatabei
        Erfahrener Benutzer
        • 17.11.2011
        • 457

        #4
        Liaba Liachtinger,

        des Schema findest unter Teil 3, die Urgroßmutter vom Jakob und die Ururgroßmutter der Anna waren wohl Schwestern.

        Und beim Heiratseintrag host ma übersetzt, a Bluatsverwandschaft im 4. Grade der den dritten berührt

        Lg Taba

        Kommentar

        • karin-oö
          Erfahrener Benutzer
          • 01.04.2009
          • 2630

          #5
          Dann mache ich mit Seite 2 weiter:

          Beyden hat Sie die Frau Bans? auf ihr Wohlverhalten
          ihr Haus samt der darauf habenden Weisgärbergerechtigkeit
          käuflich zu überlassen längst schon zugesagt.
          Die Übergabe ist heurigen Herbst würklich geschehen
          und die Heurathsbeschreibung ist dieser Tage ebenfalls
          obrigkeitlich gepflogen worden.
          Nur der Verehelichung zwischen beyden steht nur noch das
          Hindernis der besagten Blutsfreundschaft im 4ten Grade entgegen.
          Eltern und Anverwandte dieser Gesponsen wünschen
          und getrösten sich, daß dieses Ehehindernis mittels
          gnädigsten Dispensäon gehoben werden möge.
          Die Sponsa könnte schwerlich, oder garkeinen ausfindig
          machen, der ihrem Alter, ihrer Hauswirthschaft, und der zu
          treibenden Weisgärberprofession so anständig seyn werde
          als eben dieser ihr gegenwärtiger Bräutigam ist.
          Endlich da sich der geschehene Haus, und

          Seite 3
          Gerechtigkeits übernahm auf mehrere Tausend
          Gulden beläuft, so kann sie nur eine solche Heurath
          der mit einen nahmhaften Stükgeld versehen ist, und
          besagter ihr Sponsus ist damit versehen.
          Sponsus und Sponsa wiederholen also ihre demüthigste Bitte
          und getrösten sich gnädigst zu ertheilenden Dispensation, so
          mehr als die angeführten Gründe nach der Wahrheit vorgeschrieben
          sind. Ich empfehle mich demüthigst zu höchsten Gnanden
          ?????
          Nittenau den 26. Xber 1803

          Laut Schema war der Urgroßvater des Bräutigams gleichzeitig der Ururgroßvater der Braut - deshalb 4. bzw. 3. Grad)

          Schöne Grüße
          Karin

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          • karin-oö
            Erfahrener Benutzer
            • 01.04.2009
            • 2630

            #6
            Auf der 4. Seite stehen außer der blumig formulierten Anschrift des Bischofs nur noch die Vermerke:

            Pro. 30. Xber 1803
            matrimonial-Sachen betreffend
            Dispensator 31. Xber 1803 (Unterschrift)

            Schöne Grüße
            Karin

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            • Tabatabei
              Erfahrener Benutzer
              • 17.11.2011
              • 457

              #7
              für Eure Mühe.



              Lg Taba und nen schönen Feierabend

              Kommentar

              • gki
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2012
                • 5069

                #8
                Ich finde die Reihenfolge der Handlungen interessant:

                1) Hochzeit versprechen

                2) Haus kaufen

                3) Dispens erbitten

                Was wenn der Bischof nicht gewollt hätte? Oder kann es sein, daß sie entfernte Verwandtschaft den Brautleuten nicht bekannt war und erst dem Pfarrer auffiel als er nachsah?
                Gruß
                gki

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                • Tabatabei
                  Erfahrener Benutzer
                  • 17.11.2011
                  • 457

                  #9
                  Hallo Gki,

                  das ist ne gute Frage über die ich selbst schon eine ganze Weile nachgrübel.

                  Was ich bisher weiß ist folgendes: Jakob ist der erste Weißgerber in einer langen Reihe von Schwarzfärbern. Zum Zeitpunkt der Heirat ist er 24 Jahre alt. Er muss also in diesem besagten Anwesen schon den Beruf des Weißgerbers erlernt haben. Die Popps und die Kronseders sitzen schon mehrere Jahrzehnte im Magistratsrat zusammen. Für mich sieht das erstmal nach einer arangierten Heirat aus. Anna Popp ist zum Zeitpunkt der Heirat erst 18 Jahre alt deshalb gab es wohl auch den Hinweis im Traueintrag das der Magistrat der Heirat zustimmte. Leider gibt es vom Jahre 1803 keine Briefprotokolle, somit kann ich die Heiratsübergabe nicht mehr einsehen ;(

                  Ich will jetzt der kath. Kirche nicht zu Nahe treten, aber ich denke mit einer großzügigen Spende konnte man sicherlich so eine Dispens erhalten.

                  Lg Taba

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                  • gki
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.01.2012
                    • 5069

                    #10
                    Hallo Taba!

                    Zitat von Tabatabei Beitrag anzeigen
                    das ist ne gute Frage über die ich selbst schon eine ganze Weile nachgrübel.

                    Was ich bisher weiß ist folgendes: Jakob ist der erste Weißgerber in einer langen Reihe von Schwarzfärbern. Zum Zeitpunkt der Heirat ist er 24 Jahre alt. Er muss also in diesem besagten Anwesen schon den Beruf des Weißgerbers erlernt haben.
                    Das kann ich mir nicht vortellen, die Wittwe durfte doch sicher nicht ausbilden. Er hätte zuerst woanders eine Lehre machen müssen. Bin da allerdings kein Experte.

                    Die Popps und die Kronseders sitzen schon mehrere Jahrzehnte im Magistratsrat zusammen. Für mich sieht das erstmal nach einer arangierten Heirat aus. Anna Popp ist zum Zeitpunkt der Heirat erst 18 Jahre alt deshalb gab es wohl auch den Hinweis im Traueintrag das der Magistrat der Heirat zustimmte. Leider gibt es vom Jahre 1803 keine Briefprotokolle, somit kann ich die Heiratsübergabe nicht mehr einsehen ;(
                    Der Text weist doch daruf hin, daß die beiden dort in dem Haus tätig waren. Warum sollen sie sich dabei nicht nähergekommen sein?

                    Ich will jetzt der kath. Kirche nicht zu Nahe treten, aber ich denke mit einer großzügigen Spende konnte man sicherlich so eine Dispens erhalten.
                    Man könnte auch annehmen, daß diese Dispensen (bei 3./4. Grad) eher Formsachen waren, so wie das hier gelaufen ist. Man bräuchte Vergleichsmöglichkeiten.

                    Ich hatte auch mal einen Dispens bei Leuten gesehen, die sicher zu einer großzügigen Spende nicht in der Lage gewesen wären.
                    Gruß
                    gki

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                    • Tabatabei
                      Erfahrener Benutzer
                      • 17.11.2011
                      • 457

                      #11
                      Hallo Gki,

                      das die beiden sich in dem Hause näher gekommen sind wünsch ich mir auch

                      Es gab lt. verschiedenen Quellen nur eine Weißgerberei in Nittenau; ich muss gestehen ich hab die Hübners noch nicht verfolgt aber, im Heiratseintrag steht folgendes:

                      Anna, des ehrenwerten Franz Popp, Bürger und Metzger von hier und seiner Ehefrau Margaretha ( deren Vater Mathias Hueber, Weißgerber usw.)

                      normalerweise steht ja zb "in frommen Andenkens" dabei wenn der betreffende nicht mehr unter den Lebenden weilt, das fehlt mir hier.

                      Ich kann mir nicht vorstellen das die Gerberei brach gelegen ist, bis Jakob sie übernehmen konnte.

                      Das das eine reine Formsache war ist gut möglich nicht destotrotz freu ich mich sehr über den Text.

                      Lg Taba

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