Heinrich Vogels Tagebuch 1846 (131 -133)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 131

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1846 (131 -133)

    Tagebuch eines jungen Mannes aus Hof, Bayern


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1234

    #2
    zu 1846 –131 – linke Seite

    Den 16 Januar fieng die kleine
    Helena meines Bruders an zu Laufen
    mögen nur ihre Füße nur immer auf die
    Steige gerichtet sein, die da heißen die
    richtigen.

    Den 23 Januar ertrank zu Baireuth
    im Main der hießige Pfarrverweser
    Eugen Gipser, Sohn des verstorbenen
    Bürger und Glaser Mstr. Ernst Gipser
    dahier. Dieses Ereigniß ist
    ein tief erschütterntes? und warnungs-
    volles, indem diese Persohn eine Reihe
    von Jahren das Evangelium kräftig
    verkündigte, und wer näher mit
    ihm zu thun hatte, ja selbst öffentlich in seinen
    Predigten, dem? bekannter? seinen sündlichen früheren
    Lebenswandel, und doch
    blieb immer noch in der alten Haut stecken;
    daher ließ es Gott zu

    Kommentar

    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1234

      #3
      zu 1846–131 – rechte Seite

      das er auf eine solche Weise endete, denn
      seine Gnade soll man nicht auf Muth-
      willen ziehen. Die Veranlaßung daß
      er nach Baireuth reißte, war die
      Nachsuchung bei dem Consistorium
      um eine Pfarrestelle. Bei seiner Be-
      hörde schlechte Verrichtung gemacht,
      betrank er sich und so kam er bei
      den jetzigen Hochwasser im Main.
      Seine Braut war auch mit ihm nach
      Baireuth gereißt.
      Den 19 Febr(uar) wurde er dahier begraben
      nachdem er am 16 ohnweit Baireuth
      gefunden wurde und die Leiche darauf hieher?
      geführt wurde.
      Den 28 Januar. Heute wurde die Wahl
      von dem hießigen Patronatsherren,
      zur Besetzung der in Erledigung ge-
      kommene erste hießige Pfarrestelle, voll-
      zogen. Dieselbe fiel auf Herrn Pfarrer
      Lang zu Schwarzenbach am M. und


      Viele Grüße
      Siegfried

      Kommentar

      • Wolfg. G. Fischer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.06.2007
        • 4964

        #4
        1846 – 131 – linke Seite

        Den 16 Januar fieng die kleine
        Helena meines Bruders an zu Laufen.

        mögen nur ihre Füße nur immer auf die
        Steige gerichtet sein, die da heißen die
        richtigen.

        Den 23 Januar ertrank zu Baireuth
        im Main der hießige Pfarrverweser
        Eugen Gipser, Sohn des verstorbenen
        Bürger und Glaser Mstr. Ernst Gipser
        dahier. Dieses Ereigniß ist
        ein tief erschüttertes und warnungs-
        volles, indem diese Persohn eine Reihe
        von Jahren das Evangelium kräftig
        verkündigte, und wer näher mit
        ihm zu thun hatte, ja selbst öffentlich in seinen
        Predigten, dem bekannte er seinen sündlichen früheren
        Lebenswandel, und doch
        blieb immer noch in der alten Haut stecken;
        daher ließ es Gott zu


        1846 – 131 – rechte Seite

        das er auf eine solche Weise endete, denn
        seine Gnade soll man nicht auf Muth-
        willen ziehen. Die Veranlaßung, daß
        er nach Baireuth reißte, war die
        Nachsuchung bei dem Consistorium
        um eine Pfarrestelle. Bei seiner Be-
        hörde schlechte Verrichtung gemacht,
        betrank er sich und so kam er bei
        den jetzigen Hochwasser im Main.
        Seine Braut war auch mit ihm nach
        Baireuth gereißt.

        Den 19 Febr(uar) wurde er dahier begraben
        nachdem er am 16 ohnweit Baireuth
        gefunden wurde und die Leiche darauf hieher
        geführt wurde.

        Den 28 Januar. Heute wurde die Wahl
        von dem hießigen Patronatsherren,
        zur Besetzung der in Erledigung ge-
        kommene erste hießige Pfarrestelle, voll-
        zogen. Dieselbe fiel auf Herrn Pfarrer
        Lang zu Schwarzenbach am M. und


        Mit besten Grüßen
        Wolfgang

        Kommentar

        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1234

          #5
          zu 1846 –132 – linke Seite

          Herrn Pfarrer Bachmann zu Kulmbach.
          Vor diesem Ackte zog der Magist-
          rath in Prozession mit der übrigen
          hießigen Geistlichkeit in die Kirche, wo-
          selbst der Hospitalprediger Dietsch die
          Vorbereitungspredigt hielt, und von
          hier aus gieng es auf das Rathhaus,
          wo bei der Anwesenheit der Geist(lichen)
          dieser wichtiger Ackt vollzogen wurde.
          Eine löb(liche) Observanz!

          Den 1ten Maerz erschoß sich der
          hießige Bürger und Kaufmann
          Heinrich Stori, bei Eger. Er war
          ein viel geachteter ehrbarer Mann
          und hatte Niemand so etwas von
          Ihm versehen?; im Innern sieht es aber
          gar manchmal anders aus als es von
          außen scheint, denn nach einen Briefe
          welchen er mit Bleistift an seine Frau
          schrieb und in seiner Brieftasche hinein-
          legte, bekannte er, daß er vor Qual nicht

          Kommentar

          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1234

            #6
            zu 1846 –132 – rechte Seite

            mehr bleiben kann, und er sich nicht mehr
            zu helfen wiße als durch diesen Schritt
            sein Leben zu enden. Viel Kampf muß
            es auch gekostet haben bis er diesen Ent-
            schluß zur Ausführung brachte; denn
            als er am Tage zuvor als an einen Sonn-
            abend unter dem Vorwande einen Spazier-
            gange nach Schwarzenbach a/S zu machen
            sich entfernte, so kam er Abends wieder bis an
            der Stadt redour, wo eine Frau ihn begegnete,
            lief die ganze Nacht hindurch und
            kam Sonntags frühe ganz durchnäßt in
            Füsten? in Eger an, wo er einige
            Schoppen Wein in Siechhause?
            einen Vergnügungsorte bei Eger trank, und
            unweit deren vollbrachte er die That.
            Es ist erschrecklich die Sünde zu fühlen
            und keinen Sündentilger zu haben,
            und dann auf solche Mittel zu fallen
            um seiner Qual ein Ende zu machen.
            Die Ursache zu diesem Schritte soll ein
            falscher Eid gewesen sein, denn er
            vor 18 Jahren wegen Schmugelei??


            Viele Grüße
            Siegfried

            Kommentar

            • Wolfg. G. Fischer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.06.2007
              • 4964

              #7
              1846 –132 – linke Seite

              Herrn Pfarrer Bachmann zu Kulmbach.
              Vor diesem Ackte zog der Magist-
              rath in Prozession mit der übrigen
              hießigen Geistlichkeit in die Kirche, wo-
              selbst der Hospitalprediger Dietsch die
              Vorbereitungspredigt hielt, und von
              hier aus gieng es auf das Rathhaus,
              wo bei der Anwesenheit der Geist(lichen)
              dieser wichtiger Ackt vollzogen wurde.
              Eine löb(liche) Observanz!

              Den 1ten Maerz erschoß sich der
              hießige Bürger und Kaufmann
              Heinrich Stori, bei Eger. Er war
              ein viel geachteter ehrbarer Mann
              und hatte Niemand so etwas von
              Ihm versehen; im Innern sieht es aber
              gar manchmal anders aus als es von
              außen scheint, denn nach einen Briefe
              welchen er mit Bleistift an seine Frau
              schrieb und in seiner Brieftasche hinein-
              legte, bekannte er, daß er vor Qual nicht


              1846 – 132 – rechte Seite

              mehr bleiben kann, und er sich nicht mehr
              zu helfen wiße als durch diesen Schritt
              sein Leben zu enden. Viel Kampf muß
              es auch gekostet haben bis er diesen Ent-
              schluß zur Ausführung brachte; denn
              als er am Tage zuvor als an einen Sonn-
              abend unter dem Vorwande einen Spazier-
              gange nach Schwarzenbach a/S zu machen
              sich entfernte, so kam er Abends wieder bis an
              der Stadt redour, wo eine Frau ihn begegnete,
              lief die ganze Nacht hindurch und
              kam Sonntags frühe ganz durchnäßt in
              Füsten? in Eger an, wo er einige
              Schoppen Wein in Siechhause
              einen Vergnügungsorte bei Eger trank, und
              unweit deren vollbrachte er die That.
              Es ist erschrecklich die Sünde zu fühlen
              und keinen Sündentilger zu haben,
              und dann auf solche Mittel zu fallen
              um seiner Qual ein Ende zu machen.
              Die Ursache zu diesem Schritte soll ein
              falscher Eid gewesen sein, denn er
              vor 18 Jahren wegen Schmugelei??


              Mehr bekomme ich leider auch nicht heraus.

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              • Baitzer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.09.2011
                • 1234

                #8
                zu 1846 –133 – linke Seite

                abgelegt haben soll, und wie er in
                seinem Briefe bekannte, an diese Un-
                ruhe schon seit vielen herumtrage,
                aber Niemand es offenbarte, selbst
                seiner Frau nicht. So geht es, wenn
                man die Schande vor den Menschen,
                sowie alles Zeitliche hoher achtet
                als die Schande vor Gott und das Ewige.

                Den 22 März wurde der am 20 d. M.
                verstorbene Bürgermeister, Herr
                Friedrich Oerthel, Kaufmann dahier
                zu Erde bestattet.

                Den 18 Februar wurde der 300jährige
                Todestag des theuern Gottesmanns
                Dr. Martin Luther auch hier
                kirch(lich) gefeiert. Eine besondere Feierlichkeit
                kann nicht erwähnt werden, indem es ganz
                einfach der Gottesdienst abgehalten wurde,
                und also? nicht so fest(lich) begangen wurde wie
                z. B. in Nürnberg. O möge Luthers Geist
                und Sein in der evang. Kirche sich recht
                kund geben, ??wieder erwachen, denn
                dadurch kann so? des theuern Mann am besten
                gerecht? werden

                Kommentar

                • Baitzer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.09.2011
                  • 1234

                  #9
                  zu 1846 –133 – rechte Seite

                  Witterungs-Notiz

                  Von 27 – 29 Sturm Regen und Schnee,
                  von 30 auf 31 Dezember großer Orkan.
                  Den 1 Januar machte es Winter, von
                  4 – 17 wurde es wieder etwas leidlicher
                  obgleich es vest? blieb; von 18 – 26 sehr viel
                  Regen und mehrere Grad Wärme den 22
                  war die Eisfarth, den 27 -28 gefror es wieder
                  ein wenig, 29 – 31 Regen und Stürme;
                  den 1 Febr. großer Sturm, den 2 – 9 blieb
                  es immer regnerisch, von 10 – 12 gefror es stark
                  und machte vielen Schnee, den 13 – 23 trat
                  wieder starkes Thauwetter ein, von 24 – 28
                  hatte man warme helle Tage mit 9° Wärme.
                  Von 1 – 10 März ebenfalls schöne Tage aber
                  etwas kalt dabei und oft ein wenig Schnee,
                  11 – 22 freund(liche) Tage.
                  Der Metzen Korn kostet 2 (Gulden) 45 (Kreuzer) Das
                  Pfund Butter 18 (Kreuzer).

                  Einen wunderschönen Tag wnscht
                  Siegfried

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 4964

                    #10
                    1846 – 133 – linke Seite

                    abgelegt haben soll, und wie er in
                    seinem Briefe bekannte, an diese Un-
                    ruhe schon seit vielen herumtrage,
                    aber Niemand es offenbarte, selbst
                    seiner Frau nicht. So geht es, wenn
                    man die Schande vor den Menschen,
                    sowie alles Zeitliche hoher achtet
                    als die Schande vor Gott und das Ewige.

                    Den 22 März wurde der am 20 d. M.
                    verstorbene Bürgermeister, Herr
                    Friedrich Oerthel, Kaufmann dahier
                    zu Erde bestattet.

                    Den 18 Februar wurde der 300jährige
                    Todestag des theuern Gottesmanns
                    Dr. Martin Luther auch hier
                    kirch(lich) gefeiert. Eine besondere Feierlichkeit
                    kann nicht erwähnt werden, indem es ganz
                    einfach der Gottesdienst abgehalten wurde,
                    und also nicht so fest(lich) begangen wurde wie
                    z. B. in Nürnberg. O möge Luthers Geist
                    und Sein in der evang. Kirche sich recht
                    kund geben, und? wieder erwachen, denn
                    dadurch kann so des theuern Mann am besten
                    geehret werden.


                    1846 – 133 – rechte Seite

                    Witterungs-Notiz

                    Von 27 – 29 Sturm Regen und Schnee,
                    von 30 auf 31 Dezember großer Orkan.
                    Den 1 Januar machte es Winter, von
                    4 – 17 wurde es wieder etwas leidlicher
                    obgleich es vest? blieb; von 18 – 26 sehr viel
                    Regen und mehrere Grad Wärme den 22
                    war die Eisfarth, den 27 -28 gefror es wieder
                    ein wenig, 29 – 31 Regen und Stürme;
                    den 1 Febr. großer Sturm, den 2 – 9 blieb
                    es immer regnerisch, von 10 – 12 gefror es stark
                    und machte vielen Schnee, den 13 – 23 trat
                    wieder starkes Thauwetter ein, von 24 – 28
                    hatte man warme helle Tage mit 9° Wärme.
                    Von 1 – 10 März ebenfalls schöne Tage aber
                    etwas kalt dabei und oft ein wenig Schnee,
                    11 – 22 freund(liche) Tage.
                    Der Metzen Korn kostet 2 (Gulden) 45 (Kreuzer) Das
                    Pfund Butter 18 (Kreuzer).


                    Mit besten Grüßen
                    Wolfgang

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