Heinrich Vogels Tagebuch 1845/46 (128-130)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1845/46 (128-130)

    Tagebuch eines jungen Mannes aus Hof, Bayern


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1845 –128 – linke Seite

    Vom 11 auf den 12Julius Nachts
    war abermals ein großer Brand in Münchberg.
    Auch ereignete sich um dieselbe Zeit
    viele Unglücksfälle dahier als z. B.
    ein Webergesell ertrank beim
    Baden am oberen Wehr, eine Weibs-
    person wurde todt auf dem Felde ge-
    funden ohnweit? des h. Grabes,
    ein Knecht wurde erfahren zwischen
    Moschendorf und Erlhof, ein Aufseher
    bei der Eisenbahn wurde von einem
    Steine erschlagen welcher beim Spren-
    gen durch die Hütte flog
    worinnen der Aufseher saß und schrieb,
    ein Mann von Trogens? wurde todt
    am Ziegenbrücklein gefunden etc.
    Den 31 August früh um 7 ½ Uhr, als
    am 15ten? Sonntag nach Trinitatis
    verschied seiner Hochwürden Herr
    Dekan Dr. Fahlenberg dahier, um
    7 Uhr war er noch gesund und frisch
    und um 7 ½ Uhr traf ihn der Schlag

    Kommentar

    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1845 –128 – rechte Seite

      Den 2 September wurde er feierlich
      zu seiner Ruhe begleitet. Sein An-
      denken wird nicht groß in Segen
      bleiben, denn er war ein Mann
      von Unglauben und Faulheit.

      In diesen Tagen endete auch der Schön-
      färber Mstr. Albrecht Eccardt auf eine
      höchst traurige Weise sein Leben, indem
      er vom obersten Boden seines Hauses
      auf dem Graben auf die Straße sprang
      und seinen Kopf zerschmetterte.
      Schon seit einem Jahr litt diese Person
      an Schwermuth und schrecklichen geist(igen)
      Anfeschtungen, und
      zuletzt fuhr ein Mordgeist? in ihm, daß
      er selbst bekannte und darum bat,
      man möchte ihm die Hände binden, denn
      er könnte nicht anders er müßte eines von
      seinen Kindern umbringen, und es sey eine
      schreck(liche) Qual in ihm wenn diese Mordlust käme,
      und es möchte ihm geholfen werden, wenn ihm
      noch zu helfen wäre. Um nun dieses Morden
      an andern zu entgehen, faßte er den Entschluß es
      an sich zu thun. Er war in seinem Leben ein
      ehrbarer tugendstolzer? Mann. Vielleicht wäreß ihm
      doch zu helfen gewußt?, wenn man die rechten Mittel
      angewandt hätte. Aber? es ist eine ??? Familie

      Kommentar

      • Baitzer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2011
        • 1242

        #4
        zu 1845 –129 – linke Seite

        Witterungs-Notiz

        Von 23 – 30 Juni regnerisch
        und kühl, von 1 – 12 Juli hatte
        man große Hitze, das Thermometer
        zeigte in der 28° über Null auf
        dem Schieferdache stieg es auf 40°
        Den 7ten Morgens zeigte sich ein
        furchtbares Gewitter
        welches aber vorüberzog. Diese
        große Hitze wirkte auch sehr nachtheilig
        auf die Gesundheit der Menschen
        12 – 20 regnerisch und kühl 21 – 31
        gewitterhaft und einige starke Regen-
        güße, 1 – 14 August vorzüger(liche)?
        Erndtewitterung; 15 – 17 sehr viel
        Regen. 18 – 31 schöne Erndtewitterung
        1 – 14 Sept(ember) immer noch schönes Wetter
        mitunter zu Nachts starke Reife
        15 – 18 Regen, 19 – 23 schönes Wetter


        zu 1845 –129 – rechte Seite

        Die Heuerndte war schön und auch
        sehr reichlich; die Gedraiteernte war
        anfänglich recht verzögerlich, aber
        später konnte alles gut eingeheimset
        werden, und fiel auch ziemlich gut
        aus, aber doch stiegen die Gedraite-
        preise, der Mtz. Korn kostete 2 (Gulden) 15
        - 2 (Gulden) 24 (Kreuzer) die Kartoffel 24? (Kreuzer)
        die frische Butter 20 – 22 (Kreuzer) etc.
        Auch fangen die Mäuse wieder
        sehr an zu haußen an.
        Das Gedraite steht seiner Qualität
        nach etwas zurück.

        Kommentar

        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1242

          #5
          zu 1845 –130 – linke Seite

          Witterungs-Notiz

          Den 24 Sept. frühe Gewitter, 25 – 30
          gute Herbstwitterung; von 1 – 14 Okt(ober)
          desg(leichen), 15 – 20 etwas windig, 21 – 31
          und 1 – 19 November schöne milde Tage,
          wie Frühlingstage, 20 - 22 Regen, 23 – 24
          Schnee, 25 naßkalt, 26 – 28 stürmisch,
          29 – 31 und 1 Dezember, hell und warm,
          2 – 10 Regen und Schnee, 11 – 14 Schnee
          und ziemlich kalt gefrorene Fenster, 15 -
          26 gelinde. Der Metzen Korn kostet 3 (Gulden) – 3 (Gulden) 9 (Kreuzer)
          Weizen 3 (Gulden) 48 (Kreuzer), Erdäpfel 22 (Kreuzer), schändlicher Wucher!

          == So ist denn abermal durch Gottes uner-
          gründliche Gnade und Barmherzigkeit ein
          Jahr der bösen Zeit in welcher wir leben,
          vorüber. Der Herr als unser Stecken und
          Stab geleite uns in das neue Jahr und
          lasse es ein gnädiges Jahr für seine
          Kirche? auf Erden sein.


          zu 1846–130 – rechte Seite

          I. N. J.

          1846


          [Einfügung für linke Seite]
          == Die Mäuße haben den Gedraite auf
          dem Felde manchen Schaden gethan, und
          fressen jetzt den Saamen auf dem Felde
          theilweiß weg. Ein beachtungswerthes
          Zeichen unserer Zeit! wohl dem der
          off. Augen Ohren und Herzen hat, auf
          das was der Herr dadurch zu uns spricht,
          näm(lich): Machet!!!? etc.


          Einen schönen Sonntag noch wünscht
          Siegfried

          Kommentar

          • Wolfg. G. Fischer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.06.2007
            • 5384

            #6
            Die linke Seite lese ich auch so.


            1845 – 128 – rechte Seite

            Den 2 September wurde er feierlich
            zu seiner Ruhe begleitet. Sein An-
            denken wird nicht groß in Segen
            bleiben, denn er war ein Mann
            von Unglauben und Faulheit.

            In diesen Tagen endete auch der Schön-
            färber Mstr. Albrecht Eccardt auf eine
            höchst traurige Weise sein Leben, indem
            er vom obersten Boden seines Hauses
            auf dem Graben auf die Straße sprang
            und seinen Kopf zerschmetterte.
            Schon seit einem Jahr litt diese Person
            an Schwermuth und schrecklichen geist(igen)
            Anfechtungen(!), und
            zuletzt fuhr ein Mordgeist in ihm, daß
            er selbst bekannte und darum bat,
            man möchte ihm die Hände binden, denn
            er könnte nicht anders er müßte eines von
            seinen Kindern umbringen, und es sey eine
            schreck(liche) Qual in ihm wenn diese Mordlust käme,
            und es möchte ihm geholfen werden, wenn ihm
            noch zu helfen wäre. Um nun dieses Morden
            an andern zu entgehen, faßte er den Entschluß es
            an sich zu thun. Er war in seinem Leben ein
            ehrbarer tugendstolzer Mann. Vielleicht wäre ihm
            doch zu helfen geweßt, wenn man die rechten Mittel
            angewandt hätte. Aber es ist eine verblendete Familie

            Kommentar

            • Wolfg. G. Fischer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.06.2007
              • 5384

              #7
              [Einfügung für linke Seite]

              == Die Mäuße haben den Gedraite auf
              dem Felde manchen Schaden gethan, und
              fressen jetzt den Saamen auf dem Felde
              theilweiß weg. Ein beachtungswerthes
              Zeichen unserer Zeit! wohl dem der
              off. Augen Ohren und Herzen hat, auf
              das was der Herr dadurch zu uns spricht,
              näm(lich): Wachet!!! etc.


              Wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche.

              LG Wolfgang

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