Heinrich Vogels Tagebuch 1842 (94-96)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1842 (94-96)

    Tagebuch eines jungen Mannes aus Hof, Bayern


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.

    Soweit ich da was lesen konnte, kommen jetzt etliche Seiten mit Wetterberichten. Nach Rücksprache mit den USA will man das Tagebuch komplett sammeln.



    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1842 –94 – linke Seite

    Witterungs Notiz
    Vom 23 – 28ten Juni meistens trocken
    windig u. oftmals ein vorübergehender
    Staub- oder Sonnenregen; vom
    29 Juni bis 15 Juli heiß, außer
    dem 9ten u. 10ten ein wenig Regen,
    sowie auch den 13ten; vom 14 bis
    20ten beim Tage sehr hitzig zur Nacht
    sehr kalt, so daß fleckweis die Erd-
    äpfel erfroren. Den 22 u. 23ten
    ein wenig Regen, vom 24 – 29
    sehr heiß u. zur Nacht kalt; den
    30 u. 31ten ein wenig Regen. Vom
    1ten bis 20ten August sehr große Hitze
    den 20ten regnete es ein wenig. Von
    21 – 27 sehr heiß, den 27ten Mittags
    kam ein heftiges Gewitter mit ge-
    waltigen Regengüssen begleitet,
    welcher den Erdboden erquickte, u.
    blieb regnerisch bis Ende des Monats.
    Vom 1 – 4 Sept wieder warm, dann
    immer regnerisch u. trübe bis 22ten Sept.

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    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1842 –94 – rechte Seite

      Ein heißer u. trockener Sommer war
      dieser vergangener, der Himmel schien
      ehern und verschlossen zu sein u. kei-
      nen fruchtbaren Regen mehr auf
      das Erdreich zu senden, so daß unter
      Sonnengluth alles verschmachtete u.
      verbrannte, die Wiesen waren öd
      u. wurde wenig Heu gebaut, das Sommer-
      gedraidt stand elend besonders
      die späte Saat u. zum Theil nicht
      ausgeschloßt da. Die Winterfrucht?
      stand ausgezeichnet u. ist sehr gewachsen?
      hinsicht(lich) seiner Quantität u. Qualität.
      Die Kardoffel blieben in ihren
      Wachsthum sehr zurück so daß es
      nur wenige giebt, u. zum Theil
      sind sie im Frühjahr auch ausgefault?,
      auf? den letzten Regen fiengen sie
      erst an zu wachsen zum Theil auch
      zu blühen an, u. wurden sonach? der
      Qualität nach auch nicht zum Besten

      Kommentar

      • Baitzer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2011
        • 1242

        #4
        zu 1842 –95 – linke Seite

        ausfallen. Grummet wurde gar
        nicht gebaut, außer auf den letzten
        Regen grünten die Wiesen, u. so
        konnte ein wenig weggescharppelt
        werden, u. so gieng es auch mit
        den anderen Früchten. Die Noth
        untern Menschen ward hiedurch?
        wegen Wassermangel sehr groß;
        das Gedrait konnte nicht gemahlt?
        werden, so daß das Volk die Bäcker
        ordent(lich) stürmten um Brod,
        Herdenweis zogen alle Tage die
        Landleute, besonders die benach-
        barten Sachsen in die Stadt, und
        giengen von Bäcker zu Bäcker
        um Brod zu kaufen, aber durch
        großes jammern u. klagen konnten
        dennoch sie wenig oder gar keines erhalten,
        ja selbst reiche und große Bauern
        welche das Gedraite auf den Boden
        hatten mußten ihre Leute vor die
        Bäckerläden schicken, um Brod zu

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        • Baitzer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.09.2011
          • 1242

          #5
          zu 1842 –95 – rechte Seite

          kaufen. Von Seite des hießigen
          Magistrats wurde in der größten Noth
          die Anordnung getroffen, wöchent(lich) so
          lange der Wassermangel dauert
          von Bamberg anfäng(lich) 50 Ctr. Rog-
          genmehl später 100 Ctr. schaffen zu
          lassen, auch wurde von mehreren
          Gegenden gebackenes Brod auf dem
          hießigen Markt zum Verkauf
          gebracht. In den benachtbarten
          sächsischen Dörfern fieng man
          die überschläglichen Mühlen
          durch Menschenkraft zu drehen wo?
          aber viel Wasser vergossen wurde.
          Auch blieb der Mangel an Trink-
          wasser in manchem Dorf u. Gegend
          nicht außen, große Strecken weit
          mußten die Leute von mancher Ge-
          meinde, aus sonstigen verachteten
          schlechten Wasser dasselbe zu ihren
          Bedarf hohlen, u. das u. das versiegte auch
          manchmal gar. In Berg wurde alle


          Rest kommt nach dem Kaffee!
          Siegfried

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          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1242

            #6
            zu 1842 –96 – linke Seite

            Morgen je nachdem das Haushalten
            war, das Brunnen-Wasser ausge-
            theilt etc. etc Die Saale war wie aus-
            getrocknet.
            Durch die große Dürre erzeugte Un-
            fruchtbarkeit, beängstigen sich gar
            Viele mit den Gedanken an die
            Zukunft, an die mannigfaltigen
            Entbehrungen welche sich Menschen
            u. Vieh (das Vieh ist spottwohlfeil
            um die Hälfte ja oft um 2/3 Theil
            ist es im Preis gesunken) sich werden
            gefallen lassen müssen etc. etc. Doch der
            Christ hat ein Recht alle seine Sorgen
            auf Gott zu werfen, und glauben, daß
            die Gott lieben alle Dinge zum Beßern
            dienen müssen, u. daß auf dieses
            zur Förderung des Reiches Gottes
            u. unseres Heiles beitragen wird.
            Somit kann unsere Aufgabe jetzt
            nur die sein, uns so zu stellen, daß
            uns keine Noth ungeduldig, wan-
            kelmüthig u. untreu machen kann,

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            • Baitzer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.09.2011
              • 1242

              #7
              zu 1842 –96 – rechte Seite

              sondern sowohl äußeres Wohlergehen
              als Mangel uns fördern muß in
              der grund(legenden?) Erkenntniß Gottes und
              unserer selbst, in wahrhaftiger Buße
              u. Zukehr zu Gott in lebendigen Glau-
              ben u. himm(lischen) Sinne.

              Oktober
              8ten mußte die Prinzessin?
              Maria, Tochter des Prinzen Wilhelm
              vom Preußen, als künftige
              Landesmutter zur Vermählung mit
              Maximilian Kron-
              prinzessin v. Baiern hier durch nach
              München. Alles war auf das pompste?
              geschmückt, u. all Anordnungen zum?
              großen Feierlichkeiten wurden getroffen
              weil die Prinzessin hier übernachten
              wollte, sowie auch die Abgeordneten
              von Baierischen Seite hier eintreffen
              wollten, aber – alles war vergeb(lich)

              Auf zu den letzten Seiten vor der 100
              Gruß Siegfried

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              • Wolfg. G. Fischer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.06.2007
                • 5393

                #8
                zu 1842 –94 – rechte Seite

                Ein heißer u. trockener Sommer war
                dieser vergangener, der Himmel schien
                ehern und verschlossen zu sein u. kei-
                nen fruchtbaren Regen mehr auf
                das Erdreich zu senden, so daß unter
                Sonnengluth alles verschmachtete u.
                verbrannte, die Wiesen waren öd
                u. wurde wenig Heu gebaut, das Sommer-
                gedraidt stand elend besonders
                die späte Saat u. zum Theil nicht
                ausgeschloßt da. Die Winterfrucht (= Das Wintergetreide)
                stand ausgezeichnet u. ist sehr gewachsen
                hinsicht(lich) seiner Quantität u. Qualität.
                Die Kardoffel blieben in ihren
                Wachsthum sehr zurück so daß es
                nur wenige giebt, u. zum Theil
                sind sie im Frühjahr auch ausgesucht?,
                auf den letzten Regen fiengen sie
                erst an zu wachsen zum Theil auch
                zu blühen an, u. wurden sonach der
                Qualität nach auch nicht zum Besten


                Den Rest sehe ich mir morgen an.

                Mit besten Grüßen
                Wolfgang

                Kommentar

                • Wolfg. G. Fischer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.06.2007
                  • 5393

                  #9
                  1842 –95 – rechte Seite

                  kaufen. Von Seite des hießigen
                  Magistrats wurde in der größten Noth
                  die Anordnung getroffen, wöchent(lich) so
                  lange der Wassermangel dauert
                  von Bamberg anfäng(lich) 50 Ctr. Rog-
                  genmehl später 100 Ctr. schaffen zu
                  lassen, auch wurde von mehreren
                  Gegenden gebackenes Brod auf dem
                  hießigen Markt zum Verkauf
                  gebracht. In den benachtbarten
                  sächsischen Dörfern fieng man
                  die überschläglichen Mühlen
                  durch Menschenkraft zu drehen, wo-
                  über viel Wasser vergossen wurde.

                  Auch blieb der Mangel an Trink-
                  wasser in manchem Dorf u. Gegend
                  nicht außen, große Strecken weit
                  mußten die Leute von mancher Ge-
                  meinde, aus sonstigen verachteten
                  schlechten Wasser dasselbe zu ihren
                  Bedarf hohlen, u. das u. das versiegte auch
                  manchmal gar. In Berg wurde alle

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 5393

                    #10
                    1842 – 96 – rechte Seite

                    sondern sowohl äußeres Wohlergehen
                    als Mangel uns fördern muß in
                    der grund(legenden?) Erkenntniß Gottes und
                    unserer selbst, in wahrhaftiger Buße
                    u. Zukehr zu Gott in lebendigen Glau-
                    ben u. himm(lischen) Sinne.

                    Oktober
                    8ten reißte die Prinzessin
                    Maria, Tochter des Prinzen Wilhelm
                    vom Preußen, als künftige
                    Landesmutter zur Vermählung mit
                    Maximilian Kron-
                    prinzessin v. Baiern hier durch nach
                    München. Alles war auf das pompste?
                    geschmückt, u. all Anordnungen zum?
                    großen Feierlichkeiten wurden getroffen
                    weil die Prinzessin hier übernachten
                    wollte, sowie auch die Abgeordneten
                    von Baierischen Seite hier eintreffen
                    wollten, aber – alles war vergeb(lich)


                    Mehr kann ich nicht beitragen.

                    Mit besten Grüßen
                    Wolfgang

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