Heinrich Vogels Tagebuch 1842 (78-81)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1842 (78-81)

    Tagebuch eines jungen Mannes aus Hof, Bayern


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.

    Seite 78 ist eine doppelt vorhandene Seite, ich hoffe die folgenden sind nicht in Unordnung


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1842 – 79 – linke Seite

    I. N. J.
    Im
    Jahr nach Christi Geburt
    1842

    Jesu! komm doch selbst zu mir,
    Und verbleibe für u. für!
    Komm doch, werther Seelenfreund,
    Liebster, den mein Herze meint
    Dich alleine Gottes-Sohn!
    Heiß ich meine Kron u. Lohn,
    Du für mich verwund? das Lamm!
    Bist allein mein Bräutig-
    am. Amen!


    zu 1842 – 79 – rechte Seite

    Februar
    11ten Erhenkte sich der Bauersmann Geb-
    Hardt vulgo Linkenhans? in der
    Haidt. Bei ihm hieß es: wie ge-
    Lebt, so geendet.
    Gegen das Ende dieses Monats wurde der
    Pfr. Ge??? v. Sparneck Nacht
    auf dem Wege v. Münchberg nach
    Sparmeck, von einen Bauernknecht,
    welcher unterwegs zu ihm, u. da
    Pfr etwas betrunken war, u. er
    den Bauernknecht angieng ihn
    nach Hause zu bekleiden, von den-
    selben angefallen, geprügelt und
    beraubt. Wurde bald darnach auf-
    gedeckt wer er war, u. dem Gericht
    übergeben. Hätte der Pfr. gelernt
    was Sprüche S. 23, 31 stehet, so wär
    er diesen Unfall gewiß entgangen.


    Maerz
    Den 3ten ertrank der Mauergeselle Zeidler


    Das Jahr fängt ja gut an.
    Viele Grüße
    Siegfried

    Kommentar

    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1842 – 80 – linke Seite

      von hier, in der Saale unten am
      Teufelsberg, wo er während der
      Eisfahrth, das Holz welches das
      große Wasser jedesmal mit sich
      fortführt ans Ufer zog, u. da-
      durch zu weit an das Ufer ge-
      wagt um einen Balken welcher
      geschwommen kam, aufzufangen,
      abglitt, und der Strom ihn
      mit fortriß. Hätte er die War-
      nung besser zu Herzen genom-
      men, welche er einige Minuten
      von einen Freunde erhielt, der
      gerade vorbei, u. sein ???lich
      Benehmen sahe, u. ihn daher auch
      zeigte, wie weit das Ufer von
      dem Wasser unterwühlet ist,
      so wäre er gewiß diesem traurigen
      Tode entgangen. Aber wer sich
      eben in Gefahr begiebt, kommt
      darinnen um!

      Wer Fußball spielt, kann auch einmal verlieren.
      Na, noch ist das Spiel Spanien-Kroatien noch zu Ende.
      Zuletzt geändert von Baitzer; 19.06.2012, 06:40.

      Kommentar

      • Wolfg. G. Fischer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.06.2007
        • 5352

        #4
        I. N. J.
        Im
        Jahr nach Christi Geburt
        1842

        Jesu! komm doch selbst zu mir,
        Und verbleibe für u. für!
        Komm doch, werther Seelenfreund,
        Liebster, den mein Herze meint
        Dich alleine Gottes-Sohn!
        Heiß ich meine Kron u. Lohn,
        Du für mich verwund'tes Lamm!
        Bist allein mein Bräutig-
        am. Amen!


        1842 – 79 – rechte Seite

        Februar
        11ten Erhenkte sich der Bauersmann Geb-
        Hardt vulgo Linkenhans in der
        Haidt. Bei ihm hieß es: wie ge-
        Lebt, so geendet.

        Gegen das Ende dieses Monats wurde der
        Pfr. Gewinner? v. Sparneck Nacht
        auf dem Wege v. Münchberg nach
        Sparmeck, von einen Bauernknecht,
        welcher unterwegs zu ihm, u. da
        Pfr. etwas betrunken war, u. er
        den Bauernknecht angieng, ihn
        nach Hause zu bekleiden, von den-
        selben angefallen, geprügelt und
        beraubt. Wurde bald darnach auf-
        gedeckt, wer er war, u. dem Gericht
        übergeben. Hätte der Pfr. gelernt,
        was Sprüche S. 23, 31 stehet, so wär
        er diesen Unfall gewiß entgangen.


        Maerz
        Den 3ten ertrank der Mauergeselle Zeidler

        Kommentar

        • Wolfg. G. Fischer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.06.2007
          • 5352

          #5
          von hier, in der Saale unten am
          Teufelsberg, wo er während der
          Eisfahrth, das Holz, welches das
          große Wasser jedesmal mit sich
          fortführt, ans Ufer zog, u. da-
          durch zu weit an das Ufer ge-
          wagt, um einen Balken, welcher
          geschwommen kam, aufzufangen,
          abglitt, und der Strom ihn
          mit fortriß. Hätte er die War-
          nung besser zu Herzen genom-
          men, welche er einige Minuten
          von einen Freunde erhielt, der
          gerade vorbei, u. sein verweg?liches (= verwegenes?)
          Benehmen sahe, u. ihn daher auch
          zeigte, wie weit das Ufer von
          dem Wasser unterwühlet ist,
          so wäre er gewiß diesem traurigen
          Tode entgangen. Aber wer sich
          eben in Gefahr begiebt, kommt
          darinnen um!


          Mit besten Grüßen
          Wolfgang

          Kommentar

          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1242

            #6
            zu 1842 – 80 – rechte Seite

            Den 3ten wurde schon wieder beim Tage über
            den Dorfe Cöditz eine Weibspersohn
            angebackt.
            Bei der rothen Mühle bei Ahorn-
            berg erhenkte sich ein Schuhmacher-
            geselle, u. in Oberpferd ersäufte
            sich eine Magd im Teich. O
            schreckliche Zeiten!!!

            Den 16ten verschied Abends um ½ 7 Uhr
            Sr: Hochehrw: Herr Johannes
            Gebhardt, dritter Stadtpfarrer
            und Lorenzprediger dahier.

            Am 19ten früh 10 Uhr wurde die irdische Hülle
            des seel: verstorbenen Herrn Lorenz-
            prediger feierlich beerdigt. Es beglei-
            teten seine irdischen Reste die sämt(lichen)
            Herrn Stadtgeistlichen, der Magistrat,
            das ganze Gymnasium, die Elementar-
            lehrer, das? Alummiums?, und
            seine Kinder und übrigen Gemeinde.

            Kommentar

            • Wolfg. G. Fischer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.06.2007
              • 5352

              #7
              "des Alumniums" würde ich am Schluss lesen.

              Mit besten Grüßen
              Wolfgang

              Kommentar

              • Baitzer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.09.2011
                • 1242

                #8
                zu 1842 – 81 – linke Seite

                Beim Abgang der Leiche von seinem
                Wohnhaus in der Altenstadt (aus
                dem Pfarrhaus zog er vor? einen halben
                Jahr wegen Baufälligkeit desselben
                aus) wurden alle Glocken der Micha-
                eliskirche u. Lorenzerkirche geläutet.
                Vor der Lorenzkirche angelangt, be-
                gann ein Choralgesang mit Beglei-
                tung der Orgel, worauf Hr. Garbig,
                dermalen Trogenprediger, die Leichen-
                rede hielt, eine erbärmliche Rede,
                nach derselben wurde eine Arie
                unter Orgelbegleitung gesungen,
                dann hiel Hr. Decken die Ein-
                segnung, dann wurde wieder eine
                Arie gesungen; hierauf wurde die
                Leiche vor der Gruft getragen wo
                sie hinein kommen sollte, und die
                sämt(lichen) Lehrer sangen an derselben wieder eine
                Arie in? Männerchor, worauf dann
                die Leiche hinabgesenkt wurde

                Kommentar

                • Baitzer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.09.2011
                  • 1242

                  #9
                  zu 1842 – 81 – rechte Seite

                  Herr Pfr. Gebhardt wurde geboren
                  Anno 1767 in Weislareuth (Weißlenreuth?) bei
                  Münchberg, wo sein Vater ein Bäcker
                  war. In seinem 12ten Jahre kam er
                  auf das Gymnasium nach Hof;
                  nach 8 Jahren absolvierte er und
                  bezog die Universität Leipzig
                  wo er 2 ½ Jahr Theologie u. Phi-
                  lologie studierte. Von da bezog er
                  noch ein Jahr die Universität
                  Erlangen, war nachher 4 Jahr Haus-
                  lehrer in Münchberg u. Hof,
                  wurde dann 5ter Professor vom
                  hießigen Gymnasium, rückte in
                  5 Monaten als 3ter Professor vor
                  und in einem Jahr schon als 2ter
                  ??? Conrecktor. Elf Jahr blieb
                  er Professor dahier, wo er dann? sich
                  um die Trogenpredigers Stelle be-
                  warb u. sie auch bekam, u. nach
                  6 Jahren wirkte er an Lorenzprediger-

                  Viele Grüße an alle "Nachteulen"
                  Siegfried

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 5352

                    #10
                    Die linke Seite lese ich wie Du, Siegfried.


                    1842 – 81 – rechte Seite

                    Herr Pfr. Gebhardt wurde geboren
                    Anno 1767 in Weislareuth (Weißlenreuth?) bei
                    Münchberg, wo sein Vater ein Bäcker
                    war. In seinem 12ten Jahre kam er
                    auf das Gymnasium nach Hof;
                    nach 8 Jahren absolvierte er und
                    bezog die Universität Leipzig
                    wo er 2 ½ Jahr Theologie u. Phi-
                    lologie studierte. Von da bezog er
                    noch ein Jahr die Universität
                    Erlangen, war nachher 4 Jahr Haus-
                    lehrer in Münchberg u. Hof,
                    wurde dann 5ter Professor vom
                    hießigen Gymnasium, rückte in
                    5 Monaten als 3ter Professor vor
                    und in einem Jahr schon als 2ter
                    oder Conrecktor. Elf Jahr blieb
                    er Professor dahier, wo er dann sich
                    um die Trogenpredigers Stelle be-
                    warb u. sie auch bekam, u. nach
                    6 Jahren wirkte er an Lorenzprediger-


                    Wünsche allseits eine gute Nacht.

                    W.

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