Heinrich Vogels Tagebuch 1841 (66-68)

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  • heidelerche
    Erfahrener Benutzer
    • 03.04.2012
    • 137

    [gelöst] Heinrich Vogels Tagebuch 1841 (66-68)

    Tagebuch eines jungen Mannes aus dem Raum Hof, Bayern


    Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.

    So, nach dem Brandjahr 1840 wenden wir uns nun dem Jahr 1841 zu:


    Viele Grüße
    Peter Vogel
    mitten aus dem "Vogel-Nest" in der Nähe von Selbitz, Oberfranken
  • Baitzer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.09.2011
    • 1242

    #2
    zu 1841 – 66 – linke Seite

    I. N. J.

    Im Jahr nach unsers lieben Herrn
    und Seligmachers Geburt
    1841.

    Jesu geh voran
    Auf der Lebensbahn
    Und wir wollen nicht verweilen,
    Dir getreulich nachzueilen;
    Führ uns an der Hand,
    Leis ins Vaterland.

    Solls uns hart ergehen,
    Laß uns feste stehen,
    Und auch in den schwersten Tagen
    Niemals über Lasten klagen,
    ??? durch Trübsal hier
    Geht der Weg zu dir.

    Rühret eigner Schmerz
    Tugend? unser Herz,
    Kümmert uns nie fremdes Leiden?,
    O so gieb Gedult? zu Frieden?,
    Richte unsern Sinn
    Auf das Ende hin. etc.

    Kommentar

    • Baitzer
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2011
      • 1242

      #3
      zu 1841 – 66 – rechte Seite

      Januar
      22ter
      Heute hatte mein lieber Bruder
      Georg mit der Jungfrau Christiana
      Benkertin, Tochter des verstorbenen
      Bäcker-Mstrs. Benkert aus Konrads-
      reuth Verlobung, der Herr möge
      ??? Braut??? segnen.

      März
      den 3ten
      mußte ich auf Befehl einer Königlichen
      Regierung nach Baireuth zu Con-
      scribirung. Die Veranlaßung war,
      daß ich auch mit nach Baireuth mußte,
      indem ich für untauglich von
      einem Physikate erkannt wurde, wegen
      meinen dicken Halse folgend: Acht
      Tage zuvor mußten die Reckruten
      vom hießigen Magistrate nach Baireuth,
      unter diesen war ein gewisser Zimmergeselle
      namens Stör? von hier, welcher vor
      einer Königlichen Rekrutierungs-Comission
      aussagte, daß so viele Rekruten, welche
      tauglich waren, von einem ???
      und Physikate zurück behalten worden
      waren, und gab 10 Individuen an, wo-
      runter er auch mich nannte. Ich konnte
      getrost von einer höhern Behörde rasch einen?
      da ich mir nichts wiederrechtliches bewußt

      Hatten wir diese Seite evtl. schon einmal??

      Viele Grüße
      Siegfried

      Kommentar

      • Wolfg. G. Fischer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.06.2007
        • 5355

        #4
        I. N. J.

        Im Jahr nach unsers lieben Herrn
        und Seligmachers Geburt
        1841.

        Jesu geh voran
        Auf der Lebensbahn
        Und wir wollen nicht verweilen,
        Dir getreulich nachzueilen;
        Führ uns an der Hand,
        Leis ins Vaterland.

        Solls uns hart ergehen,
        Laß uns feste stehen,
        Und auch in den schwersten Tagen
        Niemals über Lasten klagen,
        den(n) durch Trübsal hier
        Geht der Weg zu dir.

        Rühret eigner Schmerz
        Jemand? unser Herz,
        Kümmert uns nie fremdes Leiden,
        O so gieb Gedult zu beiden,
        Richte unsern Sinn
        Auf das Ende hin. etc.

        Kommentar

        • Wolfg. G. Fischer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.06.2007
          • 5355

          #5
          Januar
          22ter
          Heute hatte mein lieber Bruder
          Georg mit der Jungfrau Christiana
          Benkertin, Tochter des verstorbenen
          Bäcker-Mstrs. Benkert aus Konrads-
          reuth Verlobung, der Herr möge
          der rechte Brautführer seyn.

          März
          den 3ten
          mußte ich auf Befehl einer Königlichen
          Regierung nach Baireuth zu Con-
          scribirung. Die Veranlaßung war,
          daß ich auch mit nach Baireuth mußte,
          indem ich für untauglich von
          einem Physikate erkannt wurde, wegen
          meinen dicken Halse folgend: Acht
          Tage zuvor mußten die Reckruten
          vom hießigen Magistrate nach Baireuth,
          unter diesen war ein gewisser Zimmergeselle
          namens Stör? von hier, welcher vor
          einer Königlichen Rekrutierungs-Comission
          aussagte, daß so viele Rekruten, welche
          tauglich waren, von einem Magiestrate
          und Physikate zurück behalten worden
          wa(e)re, und gab 10 Individuen an, wo-
          runter er auch mich nannte. Ich konnte
          getrost von einer höhern Behörde erscheinen
          da ich mir nichts wiederrechtliches bewußt


          Ja, der Text kommt mir auch bekannt vor.

          Mit besten Grüßen
          Wolfgang

          Kommentar

          • Baitzer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2011
            • 1242

            #6
            zu 1841 – 67 – linke Seite

            war, und auch hier für untauglich er-
            klärt worde, sowie auch die übrigen. Am
            6ten frühe kam ich wieder gesund u. wohl-
            behalten unter dem Schutze des Herrn
            in Regen u. Schneegestöber, u. ???
            Wetter, zu Hause wieder an.

            Witterung des Winters über
            Vom 13 bis Ende des Dezembers war große
            Kälte, wo sie auf 18 – 20° Reaum.
            stieg. Hierauf trat Thauwetter ein
            so daß vom 17ten auf den 18ten Januar
            früh 1 Uhr, der Wasserstand so hoch
            zu stehen kam, daß es dem hölzernen
            Brücklein in der Vorstadt gleich stand.
            Nachher trat wieder Kälte ein, und
            dauerte bis zum 8ten Februar, was?
            14, 15, 16, 17° erreichte. Dann ward es wie-
            der etwas gelinder.
            Hierauf bis zum 18ten wieder käl-
            ter. End(lich) am 5ten Merz traht
            völliges Thauwetter ein.

            März:
            14ten Ertrank in der Moschendorfer Mühle
            der Dienstknecht durch Un-
            vorsichtigkeit.

            Viele Grüße
            Siegfried

            Kommentar

            • Wolfg. G. Fischer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.06.2007
              • 5355

              #7
              war, und auch hier für untauglich er-
              klärt worde, sowie auch die übrigen. Am
              6ten frühe kam ich wieder gesund u. wohl-
              behalten unter dem Schutze des Herrn
              in Regen u. Schneegestöber, u. ???
              Wetter, zu Hause wieder an.

              Witterung des Winters über

              Vom 13 bis Ende des Dezembers war große
              Kälte, wo sie auf 18 – 20° Reaum.
              stieg. Hierauf trat Thauwetter ein,
              so daß vom 17ten auf den 18ten Januar
              früh 1 Uhr, der Wasserstand so hoch
              zu stehen kam, daß es dem hölzernen
              Brücklein in der Vorstadt gleich stand.
              Nachher trat wieder Kälte ein, und
              dauerte bis zum 8ten Februar, wo es
              14, 15, 16, 17° erreichte. Dann ward es wie-
              der etwas gelinder.
              Hierauf bis zum 18ten wieder käl-
              ter. End(lich) am 5ten Merz traht
              völliges Thauwetter ein.

              März:
              14ten Ertrank in der Moschendorfer Mühle
              der Dienstknecht durch Un-
              vorsichtigkeit.

              Kommentar

              • Baitzer
                Erfahrener Benutzer
                • 18.09.2011
                • 1242

                #8
                zu 1841 – 67 – rechte Seite

                Von 21 – 22 als am Sonntage auf dem Mon-
                tage früh 1 Uhr brannte das Hofbräu-
                sche Kellerhaus, jetzt dem Wolfrum-
                fabrikanten, an der untern steinernen
                Brücke nebst Scheune, vorm. fröhlichen?
                Stein, weg.

                April
                Den 9ten auf den 10ten als vom Karfreitag auf
                den Samstag früh 1 ¾ Uhr brannte das
                Schlitzerische? Wohnhaus am oberen Thore
                weg. Während diesen Feuerlärm
                zündete der Strumpfwirker Mstr. Daniel
                Müller in der hinteren Gasse ebenfalls
                sein Haus an, welches aber noch zur rechten
                Zeit entdeckt wurde, u. Müller den
                Händen der Obrigkeit überliefert.

                Jahr
                In diesen hatte man sich ein ausgezeich-
                tes schönes und baldes? Frühjahr sich zu
                erfreuen. Denn Ende April waren beinahe
                alle Felder schon bestellt. Die Vegetation
                machte einen Vorsprung von 2 – 3 Wochen.


                29ten
                Heute frühe als am Pfingstheiligen-
                Abend um ¼ auf 9 Uhr wurde die
                Stadt abermals mit einem Feuerlärm
                erschrekt, indem das Stallgebäude bei
                dem Zinngießer Mstr. Georg Haubold in

                Viele Grüße
                Siegfried

                Kommentar

                • Baitzer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.09.2011
                  • 1242

                  #9
                  zu 1841 – 68 – linke Seite

                  ??? ??? Stadt an zu brennen fieng
                  vermuthlig wurde es muthwillig
                  angezünden.


                  31ten
                  Als am zweiten Pfingstfeiertage wur-
                  de mein Bruder Georg zum ersten-
                  male mit der Jungf. Margaretha
                  Christiana Benker, Tochter des zu
                  Conradsreuth verstorbenen Bürger
                  und Bäcker-Mstr.
                  Benkert in der St. Micha-
                  eliskirche öffent(lich) ausgerufen. Der
                  Herr möge der rechte Brautführer sein.

                  Mai
                  24ten
                  Bezog mein Bruder sein Quartier
                  bei Messer-Schmied Mstr. Keil
                  in sächsischen? Auguststraße (Mord-?
                  gasse)

                  Juni
                  15ten
                  Heute als am Diensttage war der
                  hohe Tag der Trauung meines
                  Bruders mit seiner oben genannten
                  Verlobten, welche in Sachsgrün

                  Kommentar

                  • Baitzer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.09.2011
                    • 1242

                    #10
                    zu 1841 – 68 – rechte Seite

                    wo sie bei ihrem Vettern H. Pfr.
                    Schott diente, statt fand. Um
                    8 Uhr frühe daselbst angelangt
                    zogen wir nachdem alles vorbereitet
                    war, der Herr Pfarrer vor-
                    aus, dann die Braut geführt von
                    Maria Schott und? Margareth. ???
                    ??? Benker ihre Schwester, nachher
                    mein Bruder geführt von mir und
                    meinem Vater, u. zuletzt Frau Pfar-
                    rerin mit einigen Freunden.
                    In der Traurede zeigte er
                    zuerst was die Ehe sey, von wem
                    sie gestiftet sey und die Pflichten
                    eines jeden Ehegatten, nach der Ein-
                    segnung gab er ihnen einig. Regeln
                    als: ersten? man muß keine gar zu
                    große Glückseligkeit in den Ehestande
                    suchen, denn dieser sey gerade der
                    Stand worinnen der Herr die Seinigen
                    läutere? und preise, zweitens, man soll
                    sich nicht auf sein ??? thun u. Tugen-
                    den bauen, drittens, man soll seinen
                    Eigenwillen brechen, viertens soll
                    eine Offenherzigkeit gegenseitig statt


                    Das war es.
                    Viele Grüße
                    Siegfried

                    Kommentar

                    • Wolfg. G. Fischer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.06.2007
                      • 5355

                      #11
                      oben? vordere Stadt an zu brennen fieng
                      vermuthlig wurde es muthwillig
                      angezünden.


                      31ten
                      Als am zweiten Pfingstfeiertage wur-
                      de mein Bruder Georg zum ersten-
                      male mit der Jungf. Margaretha
                      Christiana Benker, Tochter des zu
                      Conradsreuth verstorbenen Bürger
                      und Bäcker-Mstr.
                      Benkert in der St. Micha-
                      eliskirche öffent(lich) ausgerufen. Der
                      Herr möge der rechte Brautführer sein.

                      Mai
                      24ten
                      Bezog mein Bruder sein Quartier
                      bei Messer-Schmied Mstr. Keil
                      in sächsischen Auguststraße (Mord-
                      gasse)

                      Juni
                      15ten
                      Heute als am Diensttage war der
                      hohe Tag der Trauung meines
                      Bruders mit seiner oben genannten
                      Verlobten, welche in Sachsgrün

                      Kommentar

                      • Wolfg. G. Fischer
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.06.2007
                        • 5355

                        #12
                        wo sie bei ihrem Vettern H. Pfr.
                        Schott diente, statt fand. Um
                        8 Uhr frühe daselbst angelangt
                        zogen wir, nachdem alles vorbereitet
                        war, der Herr Pfarrer vor-
                        aus, dann die Braut geführt von
                        Maria Schott u[nd] Margareth. Frohe?
                        u[nd] Benker ihre Schwester, nachher
                        mein Bruder geführt von mir und
                        meinem Vater, u. zuletzt Frau Pfar-
                        rerin mit einigen Freunden.

                        In der Traurede zeigte er
                        zuerst, was die Ehe sey, von wem
                        sie gestiftet sey und die Pflichten
                        eines jeden Ehegatten, nach der Ein-
                        segnung gab er ihnen einig. Regeln
                        als: erster man muß keine gar zu
                        große Glückseligkeit in den Ehestande
                        suchen, denn dieser sey gerade der
                        Stand, worinnen der Herr die Seinigen
                        läutere und prüfe, zweitens, man soll
                        sich nicht auf sein Christenthum u. Tugen-
                        den bauen, drittens, man soll seinen
                        Eigenwillen brechen, viertens soll
                        eine Offenherzigkeit gegenseitig statt


                        Mit besten Grüßen
                        Wolfgang

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