Besitzbeschreibung

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  • eitrei
    Erfahrener Benutzer
    • 19.04.2008
    • 187

    [gelöst] Besitzbeschreibung

    Quelle bzw. Art des Textes: MTK GH 112 (=Marie Theresianische Kataster Grundherrschafft 112)
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1749
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Graz, heute Bezirk Andritz, damals Gegend Weizbach

    Bei dem Schriftstück handelt es sich um eine eigenhändige Beschreibung seines Besitzes der freien Bauern Mathias Harb.
    Dieses Schriftstück ist der Mappe zur GH 112 (enthält nur den einen Bauernhof Jägerhof) beigelegt.
    Ich habe den Text in ingesamt 3 Fotos beigelegt.
    Abgesehen, dass ich mit dem Entziffern der Zeile 19 schwer tue,
    habe ich ziemliche Probleme dem Textfluss inhaltlich zu folgen,
    da mir die Ausdruckweise des 18 Jahrhunderts völlig fremd ist.
    Abgesehen von der Lesehilfe wäre ich daher sehr froh, wenn mir auch noch
    jemand erklären könnte, was das alles bedeutet.
    Besonders schwierig wird die Angelegenheit, da der Autor nicht kenntlich
    macht, wo ein neuer Satz beginnt.

    Hintergrundinfo: Der Besitz war für die Verhältnisse hier riesig. Bei
    der Grundherrschaft Gösting, hat M. Harb für einen kleinen Teil doch auch was abgeben müssen.
    Sonst war der Besitz frei (nur Abgaben direkt an den Landesherrn und den üblichen Zehent)
    für die Verhältnisse rund um Graz eine aussergewöhnliche Seltenheit.


    Überschrift: Fassion
    1: Nachdem ich als Bauersman unter 5ten
    2: Märzen 748. von den Michael Neüholdt und seiner
    3: Eheconsortin, welche auch bauersleith seynd den
    4: sogenanten Jägerhoft vor frey gekhauft ein Frey
    5: =brief aber mir nicht mither übergeben worden (Unsicherheit bezüglich mither)
    6: ist, sondern die Neuholts Lonleüth als Verkaufer (Unsicherheit bei der Endung von Neuholt)
    7: selbst solchen bey handen haben, als habe ich weilh wir
    8: in ersta frenheit kommen bin, die Besizer derren ( 2. und 3. Wort ? und derren ?)
    9: Freygründen sich einlegen müßen in unterthänig
    10:=kheit vorstellen sollen, des dieser mir vorfrey ver
    11:=khaufte Jagerhoff in einen von mir bewohnenden
    12:Haus dan ein Akher worob nach gestrichener
    13:Maß 7 Viertel an Rokhen oder Korn angesäet
    14:werden khönnen, mehr in ein Wisen Bostechetal ., (Die Ortsbezeichnung der Wiese ist mir völlig unbekannt,
    daher durchaus Lesefehler denkbar. Merkürdig auch das die Zeile mit ., endet und die nächste mit= beginnt)
    15:=wo 2 Fuhr Sirstes und Ein Furder Saures (Was "Sirstes" sein soll, weiss ich nicht. Lesefehler?)
    16:Hey wachsen, dan befindet sich auch vorbey
    17:an einen Steinrigl ein gestaudach so aber khain
    18:schlakhbahres holz ist, und welches inhalt der
    19:au_erwohrten Schapung Sub St. zu 40 st. betheüren (die ganze Zeile unsicher. Eventuell wechsel Buchstaben da von Kurrent in Latein)
    20:worden, von welch gründ aber die Hschft Gösting
    21:und ein geitlcher Hr Statt Pfarrer zu Gräz (hier hat der Autor offensichlich einen schreibfehler: geitlch satt geistlich)
    22:den Zechent jährl. heben zu bestreitung dieser
    23:gründt werden von mir gebraucht 2 Dirn
    24:und 2 Knecht von welch erstern Jede Bett
    25:nebst der Kost und von denen leztern Jeder
    26:8 st. an Lidtlohn hat, mehr weilh 7 Täg zu
    27:den anbauen gebraucht werden, als gechet mir ( mit dem gechet kann ich nichts anfangen. Liest da wer was anderes?)
    28:auch anbeyschaftung des Zeügs des Jahrs für ??? (letzte Wort hen)
    29:., durch wenigsens 20 st. auf. welches daß es
    30: aber ??? der Gottlieb enden Wahrheit noch
    31: richtig seys, ich auch mit meiner Körperl Jura
    32: =ment zu bekhröftig verbiettig bin, Zu ver=
    33: =khaudt dessen buch ich selbst des lesens und
    34: schreibens vekhindig ist mein durch Hr. An
    35: thauer hieruntragsezter nahmens und Pott=
    36: schafft fertigung. Jägerhoft des 27ten 8ber 749
    37: Mathias Härb
    38: Johann Georg Anthauer (was links leicht darunter steht kann ich auch nicht lesen)
    39: als erbetener fertiger
    Angehängte Dateien
  • karin-oö
    Erfahrener Benutzer
    • 01.04.2009
    • 2630

    #2
    Hallo eitrei!

    Ich versuche einige Ergänzungen und Erklärungen:

    Überschrift: Fassion
    1: Nachdem ich als Bauersman unter 5ten
    2: Märzen 748. von den Michael Neüholdt und seiner
    3: Eheconsortin, welche auch bauersleith seynd den
    4: sogenanten Jägerhoft vor frey gekhauft ein Frey
    5: =brief aber mir nicht mither übergeben worden (mither stimmt)
    6: ist, sondern die Neuholtschen Conleüth (=Eheleute) als Verkaufer
    7: selbst solchen bey handen haben, als habe ich weilh wir
    8: in erste freiheit kommen bin, die Besizer derren ( 2. und 3. Wort ? und derren ?)
    9: Freygründen sich einlegen müßen in unterthänig
    10:=kheit vorstellen sollen, das dieser mir vorfrey ver
    11:=khaufte Jagerhoff in einen von mir bewohnenden
    12:Haus dan ein Akher worob nach gestrichener
    13:Maß 7 Viertel an Rokhen oder Korn angesäet
    14:werden khönnen, mehr in ein Wisen bestehet, als-
    15:=wo 2 Fuhr Siesses (=süßes) und Ein Furder Saures
    16:Hey wachsen, dan befindet sich auch darbey
    17:an einen Steinwingl ein gestaudach so aber khain
    18:schlakhbahres holz ist, und welches inhalt der
    19:anverwohnten? Schäzung Sub A? zu 40 fl. betheüert
    20:worden, von welchen gründen (der Schlenker am Ende eines Wortes ist die Abkürzung für die Endung -en) aber die Hschft Gösting
    21:und ein zeitlicher Hr Statt Pfarrer zu Gräz (ich glaube, es heißt "zeitlicher" - siehe z von Zehent - gemeint ist damit kein namentlicher, sondern der jeweilige Stadtpfarrer)
    22:den Zechent jährl. heben. zu bestreitung dieser
    23:gründt werden von mir gebraucht 2 Dirn
    24:und 2 Knecht von welch erstern Jede Bett
    25:nebst der Kost und von denen leztern Jeder
    26:8 fl. an Lidtlohn hat, mehr weilh 7 Täg zu
    27:dem anbauen gebraucht werden, also gehet mir (ich lese einfach "gehet")
    28:auch an beyschaffung des Heuys das Jahrs hin-
    29:= durch wenigsens 20 fl. auf. welches daß es
    30: was darin der Gottliebenden Wahrheit nach
    31: richtig seye, ich auch mit meiner Körperl. Jura
    32: =ment (=Eid, Schwur) zu bekhröftigen verbiettig bin. In ver=
    33: =khündt dessen weillen ich selbst des lesens und
    34: schreibens unkhundig, ist mein Durchl[auchter] Hr. An-
    35: thauer hierunter gesezter nahmens und Pett=
    36: schafft (=Siegel) fertigung. Jägerhoft des 27ten 8ber 749
    37: Mathias Härb
    38: Johann Georg Anthauer
    39: als erbetener fertiger


    Schöne Grüße
    Karin

    Kommentar

    • eitrei
      Erfahrener Benutzer
      • 19.04.2008
      • 187

      #3
      Danke Karin,
      da hat sich schon einmal einiges aufgetan, dadurch dass Du die von mir falsch gelesenen Worte berichtigt hast. Das Mathias des Lesens und Schreibens unkundig war, wollte ich anscheinend nicht herauslesen. Schade. Aber ich habe ja noch auf einen anderen Zweig einen Dorfschulmeister in Semriach und das war noch vor 1700.
      Unter Lesehilfe wäre die Sache somit erledigt.
      Gibt es jetzt eine Möglichkeit, den Artikel zur Deutung und Erklärung in einen anderen Bereich zu verschieben?
      Liebe Grüße und noch mals Danke.
      Hans

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      • AnMark

        #4
        in dem Brief geht es darum, dass Matthias Harb von den Eheleuten Neuholdt den Jägerhof gekauft hat. Aber die Neuholdts haben die Bestätigung, dass der Besitz Abgabefrei ist (Freibrief) nicht an Matthias Harb mitübergeben. Da er nun zum erstenmal nachweisen mußte, dass der Hof abgabenfrei ist, bat er die Vorbesitzer dies persönlich zu bezeugen.
        Er meint nun, dass er ihm zustehe und die Neuholdts, da sie ja nun nicht mehr auf dem Jägerhof wohnen, Abgaben zahlen müssten.
        Abgaben liegen aber auf einem Acker und einer Wiese sowie einem Stück mit Sträuchern(vermutlich Haselnuss, Schlehen und Hollunder), das kein verwertbares Holz hat. Diese Abgaben sind an die Herrschaft Gösting und einen Stadtpfarrer zu entrichten. Matthias Harb rechnet vor, was er reinstecken muss. Das ganze ist 40 Gulden wert, er muss aber allein Arbeitskraft invenstieren, da er 2 Mägde braucht, denen er jeder Kost und Logie zahlen muss und zwei Knechte, denen er jedem 8 Gulden bezahlen muss, er braucht mit ihnen 7 Tage um den Acker zu bebauen, außerdem macht er geltend, dass die Wiese schlechtes Heu liefert, und er für die insgesamt 4 Fuder 20 Gulden aufwenden muss (zwei Wagen voll (Fuder) sind brauchbares Heu 2 Fuder schlechtes Heu. Matthias Harb will damit ausdrücken, dass er weder von der Wiese, noch vom Acker noch vom Wald irgendeinen Gewinn erwirtschaften kann.
        Die Angabe "gestrichener Maß 7 Viertel Rokhen" ist eine Größenangabe des Ackers. Man hat in früheren Zeiten nicht die Länge und Breite angegeben, sondern das Volumen an Getreide, das man brauchte, um den Acker zu bestellen. Das ist heute sehr schwer einzuschätzen wieviel das damals war, denn das sogenannte Viertel hatte fast in jedem Landstrich und in jeder Stadt ein anderes Volumen! Zudem unterschied man noch Viertel für Winter- und Sommergetreide. Hier wohl das Viertel für Wintergetreide gemeint, da Roggen angegeben ist, mit Korn ist vermutlich Dinkel oder Einkorn gemeint.

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        • eitrei
          Erfahrener Benutzer
          • 19.04.2008
          • 187

          #5
          Hallo AnMark,
          keine Ahnung warum ich nicht schon früher gesehen habe, was für eine tolle Erklärung Du zu diesem Text geschrieben hast. Danke.
          So gibt das alles Sinn, denn der Besitz war riesig und auch der Weiterverfolgung der Grundstücke in den Grundbüchern, die zu Gösting gehörten ist schon auf den Karten klar, dass diese im Vergleich sehr klein sind. Er beschreibt also tatsächlich nur das was nicht abgabefrei ist.
          Danke nochmals
          Hans

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          • Kögler Konrad
            Erfahrener Benutzer
            • 19.06.2009
            • 4847

            #6
            Kleinigkeiten zum Lesen

            7: selbst solchen bey handen haben, als habe ich weillen wie29:= durch wenigsens 20 fl. auf. welches daß es
            30: alles darin der Gottliebenden Wahrheit nach
            31: richtig seye, ich auch mit meiner Körperl. Jura
            32: =ment (=Eid, Schwur) zu bekhröftigen verbiettig bin. Zu Ur-
            33: =khundt
            dessen weillen ich selbst des lesens und
            34: schreibens unkhundig, ist mein Durchl[auchter] Hr. An-
            35: thauer hierunter gesezter nahmens und Pett=
            36: schafft (=Siegel) fertigung. Jägerhoff des 27ten 8ber 749

            Gruß Konrad

            Kommentar

            • sternap
              Erfahrener Benutzer
              • 25.04.2011
              • 4070

              #7
              hallo konrad!

              wenn du das glück hast, heimatvetriebene in der nähe von graz, vowiegend in voitsberg, pichling bei köflach bei einem treffen den früheren dialekt aus ihrer donauschwäbischen siedlungszeit sprechen zu hören, dann ist es fast haargenau die ausdrucksweise wie in dem text. ich habe mich gerade zerkugelt vor lachen über die mir vertrauten worte.
              freundliche grüße
              sternap
              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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