Krankengeschichte Akte teil 1.

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  • lebentheater
    Erfahrener Benutzer
    • 22.06.2009
    • 135

    [gelöst] Krankengeschichte Akte teil 1.

    Hallo zusammen!

    kann mir jemand bei der Übersetzung des Textes behilflich sein?
    Es handelt sich um einen Brief von meinen Ur-Großonkel M. Lipowsky und weitere auskünfte von seine Frau Auguste.


    Vielen Dank im Voraus!
    Gruss aus Zürich
    Phillip
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  • Friederike
    Erfahrener Benutzer
    • 04.01.2010
    • 7902

    #2
    Hallo Phillip,

    ich fange mal mit Bild 1 an:

    München, den 23. Nov. 1939
    Sehr geehrter Herr Geheimrat!
    Aus Ihren freundlichen Ausführungen
    vom 24. Oktober 1939 erfahre ich, was mir bis-
    her unbekannt war, daß Darmeinläufe
    nie von Erfolg sein können. Umso mehr
    muß ich mich darüber wundern, daß der
    behandelnde Arzt erklärte für den Fall, daß
    meine Frau sich wieder erhole, zur künstlichen
    Ernährung durch den Darm preisen zu wollen.
    Im übrigen kann ich nicht umhin, Ihnen zu sagen
    daß ich trotz Ihrer geschätzten ..... das Em-
    pfinden nicht los werde, daß meiner armen Frau
    nicht diejenige Betreuung zu Teil wurde, welche
    ich in der Klinik, noch dazu in der so kostspieligen
    zweiten Klasse erhofft und erwartet hatte und
    zwar aus folgenden Gründen:
    1) Meine Frau wurde 3 1/2 Wochen lang, abgesehen
    von einigen Spritzen, nur durch den Mund ernährt.
    Daß diese Ernährung bei ihrem zumeist heftigen
    Widerstreben zur Nahrungsaufnahme nicht hinreichend
    sein könnte, ihre Körperkräfte zu erhalten oder gar
    zu mehren, liegt auf der Hand. Hinzu kommt
    Viele Grüße
    Friederike
    ______________________________________________
    Gesucht wird das Sterbedatum und der Sterbeort des Urgroßvaters
    Gottlob Johannes Ottomar Hoffmeister geb. 16.11.185o in Havelberg
    __________________________________________________ ____

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    • hans2
      Erfahrener Benutzer
      • 28.02.2011
      • 120

      #3
      Hallo!
      Das nicht entzifferte Wort lese ich als Darlegungen.
      Kleine Korrektur: "...zur künstlichen Ernährung durch den Darm greifen zu wollen."
      Beste Grüße!
      Hans2

      Kommentar

      • Friederike
        Erfahrener Benutzer
        • 04.01.2010
        • 7902

        #4
        Bild 2:

        was mich befremdete, daß nur selten versucht wurde,
        der Kranken auch außerhalb der gewöhnlichen Mahl-
        zeiten, wenn auch nur gerin[g]ste Mengen an Nahrungs-
        mitteln, insbesondere Milch, so oft als nur immer möglich
        beizubringen. Dieses Verfahren wird doch auch bei bloß
        körperlich kranken Personen durchgeführt, um sie über
        den gefährlichen Punkt des Schwächezustandes hinüber-
        zubringen.
        So kam es, daß die Kranke zusehends schwächer wurde
        und bald, nicht einmal mit Unterstützung Anderer
        kaum mehr gehen konnte. Ihre Klagen, daß sie immer
        elender werde, seit sie in der Klinik sich befindet, wurden
        mit den tröstlichen Worten: " Nur Geduld ", es wird
        schon wieder r/w abge..... .
        2) Was vermieden werden sollte, trat nun ein:
        Ab 9. September wurde die Arme wieder und zwar
        für den ganzen Tag ind Bett beordert. Ich fand sie
        an diesem Tag apathisch vor, sie war leicht erhitzt
        und hatte rot geränderte Lippen, was auf Fieber
        schließen ließ. Die Schwester, welche ich darauf auf-
        merksam machte, bestritt dies. Ich konnte aber
        nicht erfahren, was das Thermometer aufwies.
        Der behandelnde Arzt, der wiederholt mit Nachdruck
        auch meiner Frau gegenüber versichert hatte " sie
        werde bestimmt wieder, ja ganz sicher " , erklärte
        nun auf Rücksprache, daß man jetzt - also nach
        3 1/2 Wochen - zur künstlichen Ernährung über-
        gehen müsse, was noch am gleichen Tag geschah.
        Trotz des energischen Widerspruches, welchen
        Zuletzt geändert von Friederike; 09.03.2011, 17:21.
        Viele Grüße
        Friederike
        ______________________________________________
        Gesucht wird das Sterbedatum und der Sterbeort des Urgroßvaters
        Gottlob Johannes Ottomar Hoffmeister geb. 16.11.185o in Havelberg
        __________________________________________________ ____

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        • karin-oö
          Erfahrener Benutzer
          • 01.04.2009
          • 2630

          #5
          Bild 3:

          meine Frau der Einführung des Schlauches entgegen-
          setzte und der großen Erregung, welche diese Prozedur
          bei ihr auslöste, setzte man noch am 12. und bzw. 15.
          September den Schlauch an, obwohl oder weil sich schon
          am 13. September nach ihrer Mitteilung erhöhte Tem-
          peraturen zeigten, die ihren Grund in einer Blasen-
          entzüdung und in einer beginnenden Lungenent-
          zündung hatten. Ich erfuhr allerdings erst am 15.
          September, als meine Frau in Folge des Kollaps
          stöhnend in einem Separatzimmer im Bette lag,
          von diesem Tatbestande.
          Diese gewaltsame Prozedur mag ja vom Standpunkte
          der Ernährung, wenn auch meines Erachtens reichlich
          verspätet gerechtfertigt gewesen sein, als Sturm-
          angriff auf Herz und Nieren hatte sie ihre grauen-
          volle Auswirkung in Form eines schweren Kollaps.
          In Ihrem Schreiben erwähnen Sie nichts hiervon,
          sondern verweisen lediglich darauf, daß die Behandlung
          Geisteskranker viel schwieriger sei als die körperlich
          Kranker und manchmal zu Maßnahmen zwinge,
          die bei körperlich Kranken nicht notwendig sind.
          Wenn hiergegen grundsätzlich auch nichts einzu-
          wenden ist, so hätte doch im vorliegenden Falle m. E.
          auch wenn meine Frau theoretisch in die Kategorie
          der Geisteskranken eingereiht wird, wogegen ich
          formell Protest einlege, ihrer seelischen Verfassung,
          die sich in furchtbarer Angst vor der Schlaucheinführung,
          Weinen und Jammern aus Furcht vor derselben,
          kurz in eine beinahe verzweifelten Stimmung


          Schöne Grüße
          Karin

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          • kornmandl
            Erfahrener Benutzer
            • 20.02.2009
            • 534

            #6
            Mein Versuch für die obere Hälfte Blatt 4,
            ich bitte um Ergänzung und Verbesserung:

            geltend machte, was auch die Schwestern bezeugen können.
            Rechnunggetragen und hiernach die Prozedur
            die den Spuren an den Handgelenken nach zu
            schließen, mit äußerster Gewaltanwendung
            vollzogen worden sein muß, auf alle Fälle
            wenigstens am 15. September unterbleiben müssen.
            Ich glaube übrigens, daß jemand nicht gerade
            geisteskrank zu sein braucht. ???
            einen Nervenzusammenbruch erlitten mit den
            Folgen von Angst ? depressiver zuständen,
            sei sagte immer " mein Zustand ist seelisch "
            um sich gegen die Einführung des Schlauches
            zur Wehr zu setzen, was im vorliegenden Falle,
            wie der Erfolg leider bestätigte, mit vollstem
            Rechte geschah.

            Gruß aus dem Steinwald
            kornmandl
            Es gibt keine dummen Fragen - es gibt nur dumme Antworten!

            Kommentar

            • lebentheater
              Erfahrener Benutzer
              • 22.06.2009
              • 135

              #7
              hallo Friederike, Karin,kornmandl
              Vielen Dank für eure Bemühungen
              aber, ich brauche noch hilfe. . . !

              Liebe Grüsse aus Zürich
              Phillip

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              • kornmandl
                Erfahrener Benutzer
                • 20.02.2009
                • 534

                #8
                Im 6. und letzten Bild lese ich:

                zukommen.
                Aber das Gegenteil trat ein.
                Ich hatte mich entsetzlich getäuscht und mache
                mir nun aus tiefster Seele Vorwürfe, den
                Wunsch meiner Frau nicht sofort erfüllt
                zu haben und erst recht, daß ich die Kranke
                der Klinik überhaupt übergeben habe.
                Entschuldigen Sie meine freimütigen
                Äußerungen, die als solche eines Laien
                natürlich nicht dazu bestimmt sind, Ihre
                Erfahrungen irgend wie beeinflussen
                zu wollen.
                M.D.Gr.
                M. xowsky
                Oberreg. Rat ad.

                Gruß aus dem Steinwald
                kornmandl
                Es gibt keine dummen Fragen - es gibt nur dumme Antworten!

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                • karin-oö
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.04.2009
                  • 2630

                  #9
                  Hallo Phillip!

                  Ich ergänze Seite 4:

                  geltend machte, was auch die Schwestern bezeugen können,
                  Rechnung getragen und hiernach die Prozedur,
                  die den Spuren an den Handgelenken nach zu
                  schließen, mit äußerster Gewaltanwendung
                  vollzogen worden sein muß, auf alle Fälle
                  wenigstens am 15. September unterbleiben müssen.
                  Ich glaube übrigens, daß jemand nicht gerade
                  geisteskrank zu sein braucht. Meine Frau hatte
                  einen Nervenzusammenbruch erlitten mit den
                  Folgen von Angst und Depressionszuständen,
                  sie sagte immer " mein Zustand ist seelisch "
                  um sich gegen die Einführung des Schlauches
                  zur Wehr zu setzen, was im vorliegenden Falle,
                  wie der Erfolg leider bestätigte, mit vollstem
                  Rechte geschah.

                  Daß der Kollaps, der für sich allein hinreichte,
                  das Leben meiner Frau aufs ärgste zu gefährden,
                  nicht dazu beitragen konnte, die beginnende bzw. vor-
                  handene Lungenentzündung in ihrer Ausweitung
                  einzudämmen ist klar.
                  Statt die erhoffte Stärkung der Körperkräfte meiner
                  Frau herbeizuführen, wie es wohl durch die Schlauch-
                  einführung beabsichtigt war, erzielte man das gerade
                  Gegenteil und schloß damit jede Aussicht auf
                  Gesundung der von Haus aus kerngesunden
                  Frau aus.
                  Man hatte eben scheinbar das "Seelische" ganz
                  außer Acht gelassen und immer nur die "Geistes-
                  kranke" im Auge.

                  Kommentar

                  • lebentheater
                    Erfahrener Benutzer
                    • 22.06.2009
                    • 135

                    #10
                    Hallo Karin,
                    Vielen Dank für deine Bemühungen!
                    kann man eventuelle noch Teil 5 übersetzen?? Bitte

                    Liebe Grüsse
                    Phillip

                    Kommentar

                    • karin-oö
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.04.2009
                      • 2630

                      #11
                      Fehlt nur noch Seite 5:

                      3) Die langandauernde Bettruhe, die meiner Frau
                      von Anfang an verordnet wurde, steht im krassen
                      Gegensatz zu der Erfahrung, daß bei älteren Leuten
                      leicht durch zu langes Liegen sich eine Lungen-
                      entzündung einstellt.
                      Meine Frau jammerte oft darüber, daß sie so lange,
                      in der Regel von abends 7 Uhr bis andern Tags
                      Mittags, also mindestens 17 Stunden täglich im
                      Bette festgehalten wurde. Ihre Bitten, sie früher
                      aufstehen zu lassen, fanden kein Gehör. So kam
                      es, daß die gefürchteten Komplikationen, statt
                      sie zu vermeiden, sich einstellten.
                      Nachdem in der Klinik Lehnstühle und auch
                      sonstige Sitzgelegenheit vorhanden war, hätte
                      man die Kranke meines Erachtens viel mehr
                      außer Bett lassen können. Freilich hätte hierzu
                      auch das nötige Überwachungspersonal -
                      meine Frau fiel wiederholt zu Boden -
                      zur Verfügung gestellt werden müssen.
                      4) Nach all dem, was natürlich neben
                      manchem Anderen auch psychisch nachteilig
                      auf die Arme einwirken mußte, konnte
                      die Katastrophe nicht ausbleiben, sondern
                      mußte sich erfahrungsmäßig einstellen.
                      Meine Frau hatte mich wiederholt ersucht,
                      sie wieder aus der Klinik zu nehmen.
                      Ich vertröstete sie immer damit, daß ich
                      ihr versprach ihrem Wunsche, sobald sie sich
                      etwas sie sich etwas kräftiger fühle, nach-
                      zukommen.


                      Schöne Grüße
                      Karin

                      Kommentar

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