Ort: Seefeld, KK Bernau
Zeit: ca. 1761
Art: Lebenslauf
Link: https://www.archion.de/p/573ca3c3b6/
Hallo,
unter oben genanntem Link befindet sich ein selbstgeschriebener Lebenslauf des Pfarrers Wilke, der ab 1761 in Seefeld bei Bernau tätig war. Auf nicht weniger als 6 Seiten erläutert er dort sein Leben bis zum Beginn seiner Tätigkeit in Schwanebeck. Leider fehlen vom ersten Blatt die letzten Zeile, da ein Teil abgerissen/ausgerissen wurde. Insgesamt ist der Text ansonsten überwiegend sehr sauber geschrieben und gut lesbar. An einigen Stellen hat der Herr Pfarrer Wilke noch Sachen ergänzt, die er dann mit entsprechenden Zeichen versehen und entweder links neben den Text der am Ende des Textes eingetragen hat. Einige Punkte sind mir aber nicht ganz klar bzw. kann ich doch nicht vollständig lesen. Hier würde ich mich über Unterstützung freuen. Ich füge dazu nachfolgend meine bisherige komplette Transkription an inklusive einiger Anmerkungen zur Erläuterung verwendeter lateinischer oder unklarer Worte. Alle Klärungsstelle habe ich jeweils fett hervorgehoben.
Noch zu klären ist der Geburtsname seiner Mutter. Leider ist das Kirchenbuch Lindenberg, in dem die Trauung seiner Eltern zu finden ist, in einer derart saumäßigen Qualität online gestellt worden, dass man dort einfach so gut wie nichts wirklich sicher entziffern kann. Und auch das älteste Kirchenbuch von Schwanebeck, wo sein Vater Pfarrer war und in dem der Vater des Pfarrer Wilke ebenfalls einen selbstgeschriebenen Lebenslauf verfasst hat, ist in zu schlechter Qualität und sehr kleiner Schrift online gestellt worden.
Gruß
baerlinerbaer
Zeit: ca. 1761
Art: Lebenslauf
Link: https://www.archion.de/p/573ca3c3b6/
Hallo,
unter oben genanntem Link befindet sich ein selbstgeschriebener Lebenslauf des Pfarrers Wilke, der ab 1761 in Seefeld bei Bernau tätig war. Auf nicht weniger als 6 Seiten erläutert er dort sein Leben bis zum Beginn seiner Tätigkeit in Schwanebeck. Leider fehlen vom ersten Blatt die letzten Zeile, da ein Teil abgerissen/ausgerissen wurde. Insgesamt ist der Text ansonsten überwiegend sehr sauber geschrieben und gut lesbar. An einigen Stellen hat der Herr Pfarrer Wilke noch Sachen ergänzt, die er dann mit entsprechenden Zeichen versehen und entweder links neben den Text der am Ende des Textes eingetragen hat. Einige Punkte sind mir aber nicht ganz klar bzw. kann ich doch nicht vollständig lesen. Hier würde ich mich über Unterstützung freuen. Ich füge dazu nachfolgend meine bisherige komplette Transkription an inklusive einiger Anmerkungen zur Erläuterung verwendeter lateinischer oder unklarer Worte. Alle Klärungsstelle habe ich jeweils fett hervorgehoben.
Noch zu klären ist der Geburtsname seiner Mutter. Leider ist das Kirchenbuch Lindenberg, in dem die Trauung seiner Eltern zu finden ist, in einer derart saumäßigen Qualität online gestellt worden, dass man dort einfach so gut wie nichts wirklich sicher entziffern kann. Und auch das älteste Kirchenbuch von Schwanebeck, wo sein Vater Pfarrer war und in dem der Vater des Pfarrer Wilke ebenfalls einen selbstgeschriebenen Lebenslauf verfasst hat, ist in zu schlechter Qualität und sehr kleiner Schrift online gestellt worden.
Gruß
baerlinerbaer
(1)
Ich Joachim Friedrich Wilke bin hirher nach See-
feld berufen worden anno 1761 Mens.[e]* Jul.[io] Mein Vater ist
gewesen Joachim Matthias Wilke Prediger zu Schwanebeck
und Birckholtz 1 Meile von hier, die Mutter Charlotta Re-
nata Maritius des seel.[igen] Herrn Caroli Augusti Maritii
Predigers zu Etzin und Ketzin im Haveländischen älteste
Tochter. Mein Großvater ist gewesen H.[err] Gottfried Wilke eh.[emaliger]
20 Jahr gewesener Prediger zu Beetz und Sommerfeld,
die Großmutter Frau Sophia Elisabeth Hindenbergin
Mein Aeltervater* ist gewesen H.[err] Matthias Wilke er ist
40 Jahr gewesener Prediger zu Beetz, Sommerfeld und
Lindo. Die Aeltermutter* von Vater wegen (?) Frau Barbara
Jeshen [= Jessen], H.[err] Heinrich Jeshens [= Jessens] Gastwirths zu Havelberg Tochter.
Der Urältervater*ist gewesen H. Nicolaus Wilke Bürger-
meister zu Gnoien in Meklenb.[urg] Die Urältermutter* von
Vater wegen (?) Frau Catharina Stendels H.[err] Joachim Stenels
Stadtrichters und Rathsherrn zu GnoienTochter. Der Ur,Urälter
Vater* H.[err] Matthias Wilke Rathsverwandter zu Gnoien, die
Ur,Urälter Mutter* Frau Anna Detloffs.
Von diesen meinen lieben treuen Eltern bin ich als der 2te
Sohn zu Schwanebeck 1732 d.[en] 15ten Maji gebohren und den 20ten durch
das Bad der heil.[igen] Taufe dem Herren Christi einverleibet
worden. In den ersten Jahren ließ mich mein Vater mit
meinem ältesten Bruder Johann Christ. Adolph* von dem dasigen
Küster Andr. (?) Matthes im Lesen unterricht.[en] und hat auch eine Zeit-
lang einen Privat Informatoren* Namens H.[err] Graentzel ge-
halten der uns die Anfangsgründe des Christenthums und
der lat.[einischen] Sprache beybrachte. Anno 1742 wurde ich nebst
meinem Bruder nach Berlin gebracht, da wir bey ei-
nem frommen Kauffmann, einem von meinem Vater
getauften Juden, Namens Christ. Gottl. Schwan, in der Kost
waren und nebst anderen Berlinschen Kinder bei einem
Candidaten* H.[err] Lüshow [= Lüssow] einen Privat Unterricht genoßen.
Nach Verfließung zweyer Jahre nahm uns der seel. Vat.[er]
wieder und brachte den Bruder nach P???lau
*** Zwischenteil fehlt (abgerissen) ***
(2)
zur Ehe hatte. Dieser mein lieber u. wohlthätiger Vatter
der wegen seiner weitläufigen Pfarre einen
Candidaten* halten mußte, vertrat die Stelle eines recht-
schaffenen Vaters und ließ mich in allem treulich un-
terrichten. Meine Informatoren* waren H.[err] N. N. Matin (?),
H.[err] Christ. Haendel und H.[err] L. Woltersdorff, welcher letztere
nachgehens Prediger zu Buntzlau wurde und einen (?)
Seegen (?) in Schlesien gestiftet hat. Die gute Hand mei-
nes Gottes suchte mich schon damals in meiner Jugend
und ich wurde durch den erbaulichen und gottseligen
Unterricht des H.[errn] Woltersdorff kräftig erweckt, und
ich werde nimmermehr vergeßen was damals in
meiner Seele vorgegangen, minimal leider nach-
herr dem Herrn meinem Gott wieder untreu ge-
worden. Es fügte sich nemlich, daß ich | da dieser
H.[err] Woltersdorff nach Schlesien berufen und mein Vatter
H.[errn] P. Wilcke eine zeitlang sein Amt selber verwalt-
ten mußte |mit Einwilligung meines Vaters auch nach
Prentzlau in die dasige Stadtschule gebracht wurde. Ob ich nun
zwar früh an einen guten Ort, nemlich in dem Hause des
Diaconi an der St. Marien Kirche daselbst Herrn Jacobi Schramm
aufgenommen wurde, so geschahe es doch daß ich durch
meine Mittschüler hingerißen und zu manchen Aus-
schweifungen verführet wurde. Ach Herr gedanke
nicht der Sünde meiner Jugend!
Der treue und barmhertzige Gott that mir an diesem
Orte viel gutes. Mein Wohlthäter und Retter (?) H.[err] Schramm,
der bey Jedermann in der Stadt eine große Liebe hatte,
bat mir sogleich bei christl. Freunden auf die gantze
Woche freylische aus und ich wurde, wie ein Kind im Hau-
se von solchen aufgenommen und gantze 5 Jahre hindurch
umsonst gespeiset. Diese christl.[ichen] Freunde waren:
*** Zwischenteil fehlt (abgerissen) ***
(3)
und nachgehens bey dem Conrector H.[err] Steinersdorff ???????
hörete ich den alten Rector H.[err] Procopius, den Conrector H.[err] Ventzky,
der nach dem Tode des alten Procopii bald Rector wurde,
den Baccalaureum* H.[errn] Procopius und den Auditor H.[errn] Boden.
Damalswar diese Schule in großen Flohr und es wurden alle
Jahr viele geschickte Leute nach Halle geschickt.
In dem letzten Jahre nahm mich H.[err] Pastor Schmidt, ein alter
redlicher und frommer Mann, zu sich in sein Haus und ich mußte
ihm in denen Freystunden die Sonntagspredigten aufschreiben,
welche Übung mir nachgehens und besonders in meinem
jetzigen Amte viel Nutzen gebracht. Der Herr sey ge-
lobet für alle das Gute so er die unwürdigen an diesem
Orte, besonders duch seine treuen Kneche H.[err] P.[astor] Schmidt &
H.[errn] P.[astor] Schramm erzeiget hat!
Anno 1752 d.[en] 28Ten 7br [= September] da ich 20 Jahr alt war, ging ich auf
Gutbefinden meiner Lehrer und meines Vaters nach
Halle, wohin mich der berühmte Juden Mishionarius [= Missionarius],
meiner Mutter Bruder, der damalige Prediger zu
Koethen H.[err] August Maritius, selber begleitete und mir
in allem die besten Lehren mittheilte, sich auch sehr
sorgfältig nach meiner Aufführung erkundigte.
Anfänglich wohnte ich in der Stadt und hatte zum Stuben-
burschen H.[errn] Corthum deßen Bruder ein Stubenbursche
von meinem ältesten Bruder auch war. Beyde waren
Preidger Söhne aus Hohenthurm bey Halle. Hierauf
zog ich, weil ich gern in der Stille lebte, aufs Waysen (?)
Haus, nahm auch auf Verlangen des H.[errn] D. Francke und Knapp
in dem letzten Jahre die Information und (?) eine Schüler-
stube an, wobey ich vieles gelernet, so ich nachher in
meinen Conditions* (?) sehr gut habe anwenden können.
Zum Preise Gottes muß ich bekennen daß mich die Güte des
Herren an diesem Orte nicht nur vor allen Ver-
führungen und groben Ausschweifungen gnädiglich be-
wahret, sondern mir auch auf dem Waysenhause einen
gottseligen Stubengesellen zuführte, mit dem ich meine
Knie im verborgenen vor Gott gebeuget und durch ihn
und andere rechtschaffenen Studioso im ?) Umgang zum
öftern (?) und meiner Seele erg?????t wurde. Dieser
mein Stubengeselle war H.[err] Ludewig Benjamin Ouries (?)
eines Klempners Sohn aus Prentzlau der zuletzt Hoff-
und Schloßprediger am Fürstl.[ich] Hessen Darmstaedtschen
Hofe (+) ist. In Halle habe ich gehöret H.[errn] D. Baumgarten,
H.[errn] D. Knapp, unter deßen Praesidio ich gut (?) dispartiret* (?), H.[errn]
D. Michaelis, H.[errn] D. Callenberg, H.[errn] Prof. Meyer u.[nd] H.[errn] Weber.
(+) [senkrecht geschrieben links unten auf der Seite eingefügt]
bald darauf General Superintendent
geworden Nachher (?) Doctor und Profess.
Theol. auf der Univers, Gieshen [= Giessen]
(4)
Nachdem ich nun durch Gottes Gnade meine Studia academica ab-
holairet (?) und ich im Begriff war nach Verlauf von dreyen
Jahren die Universitaet zu verlassen, so erhielt ich wieder
mein Ver?????en ein Schreiben von H.[errn] Pastor Schramm
aus Prentzlau, worin er mich bat eine Condition* daselbst
bei einer fristl. (?) Wittwe der Frau Seshain [= Sessain] + einer
Italiaenerin anzunehmen. Ich ging zu dem Ende 1755 d.[en] 17ten
Sept. von Halle ab, kam gesund und wohlbehalten zu mei-
nem Vater und dieser begleitete mich nach Prentzlau
da ich dann in Gottes Namen d.[en] 4ten Oct. Meine Station
antrat und mich bei meiner Information* auch
dann und wann im Predigen übte. Hierauf in der ich 1 ½
Jahr dieser Condition* vorgestanden, verlangte mein
Vater daß ich ihm bei seinem schwächlichen Leibeszustand
in seinem Amte subleviren* möchte. Diesen Ruf folgt
ich | ?????achtet mich meine Fr.[au] Principalin* ungern fahren
ließ | an (?) Dom.[ini] gegen Pfingsten 1757 zu Schwanebeck aus-
übte mich im Predigen und unterrichtete dabey meine
jüngste Geschwister. Hier hatte ich nun mancherley
Vorschläge und da mein Vater wieder ein etwas mun-
ter wurde, und er mir auch frey stellte in Condition* zu
gehen, so trat ich das Jahr darauf nemlich den 6ten Juli 1758
bey dem obenbenannten Kaufmann H.[err] Schwan zu Berlin ????
Information* dessen 3 Kinder und nach einige andere
theils im Hause theils außer dem Hause, ich unterrichtete
so daß ich den gantzen Tag mit der Jugend beschäftiget
war auch zum ältern für den OberConsistorial Rath H[e]r.[rn]
Koeppen, H.[errn] Griesen und H.[errn] P.[astor] Reinbeck predigen musste.
Die Kinder, so ich außer dem Hause stundenweise infor-
mirte waren des H.[errn] Obrist von Losch Würtenb.[ergisches] Reg.[iment]
beyde Kinder, des H.[errn] Hoffrath Schoenebeck 2 Kinder und
H.[errn] Richters zwey jüngste Töchter. Ob ich nun gleich
im Leibl.[ichen] wohl versorgt war auch mir von deren
Eltern sehr viele Liebe erwiesen wurde, so wünschte
ich doch bey der vielen Arbeit und weil meine
Gesundheit Schaden litte, eine ?????? Condition*
konnte aber nicht wegkommen.
Indessen hatte mein Anteceshor [=Antecessor]* und nun mehriger Schwie-
gervater Herr Petrus Suchland schon ehe ich nach
Berlin kam, mich ??? seinem Adjuncto* haben wollen
(5)
welches ich aber, da ich zu solchem wichtigen Amte mich noch nicht
für tüchtig hielt, immer (?) ausschlug. Es wurde daher vom
OberConsistorio ein anderer Candidatus Namens Arndt
aus der Real-Schule dazu ernannt und zur Probepredigt
aufgestellt, die er auch gehalten. Es fügte sich aber daß, da
weder mein Schwiegervater noch die beyde Gemeinen (?) selbig
haben wollten, ?? von ????, wieder mein Vermuthen
um mich bei H.[errn] Probst Koeppen anhielt, da ich dann nach vielem
Kampf und auf Gründen (?) des H.[errn] Koeppen meine Einwilligung
gab. In dem ich unun damit umging, musste ich auch auf Ver-
langen des Etats Ministers Freyherrn von Borck zu (?)
Falckenberg und Wartenberg Dom. VIII. p.[ost] Tr.[initatis] 1761 eine Probepredigt
halten und ich würde vielleicht dahin gekommen sein, wenn
ich nicht den ersteren Ruf für göttlicher gehalten.
Ehe ich nun aus Berlin ging und meine Condition* auf-
gab, prüfte mich der liebe Gott zuvor durch manche
harte Zufälle. Nur einige anzuführen, so wurde
ich durch das schmertzhafte Krankenlager meines lieben
Vaters sehr gebeugt und musste, nachdem er 2
Monate an einer heftigen Inflammation* die größten
Schmertzen ausgestanden, diesen meinen ????????? und
trezeb Vater verliehren. Sein seeliger Tod erfolgte
d.[en] 10ten Mart.[ius] 1760 im 58. Jahre seines Alters und im
31. Jahre seines in vielen Segen geführten Amts.
In eben diesem Jahre stabr auch noch meine liebe
Mutter. Desgleichen brandte mein Schwager H.[err] P.[astor] Ellin-
ger zu Schwanebeck in eben diesem 1760ten Jahre ab und
ich mit meinen 8 Geschwistern verlohren durch die-
sen unglücklichen Brandt die wenige Verlassenschaft
unserer Eltern wie auch meine und des seel.[igen] Vaters
schöne Bibliotheke. Das Feuer kam durch eine unvor-
sichtige Bauerfrau des Nachts um 1 Uhr aus und legte in
einer halben Runde 5 Gehöfte in der Asche, da die meinige
Frau ihr Leben, geschweige dann einige Sachen retten konnten.
Auch war ich anno 1760 d.[en] 3ten und 4ten Oct.[ober], da die Rushen [= Russen]
die Stadt Berlin heftig bombardirten, zweymnal in gewester
Lebensgefahr, das 1te mal da eine Bombenkugel gantz
nah bey mir vorbey schlug und das 2te mal [wie die Russen
Berlin eingenommen | da ein besoffener Russe mit 2
geladenen Pistolen in der Zimmerstraße auf der
Friedrichstadt auf mich zukam und ich ihm mit genauer (?)
Noth noch entweichen (?) konnte. Da ich musste (?), nach vielen
(6)
ausgestandenen schröckensvollen (?) Tagen auch die betrübte
Nachricht erfahren, daß dieser Friede (?), so die Mittelmark (?)
verheeret (?), auch meinen Bruder den Prediger zu Ahrens-
felde und meinen Schwager H.[errn] P.[astor] Ellinger zu Schwanebeck vällig
darin ausgeplündert hätte. Der Herr sey ewiglich
gelobet für alle Barmhersigkeit (?) und Treue (?), nach welcher
er auch diese Tage der Angst und des Schreckens hat über-
stehen helfen.
Nachdem ich nun von dem OberConsistorio zum Adjuncto*
nach Seefeld ernannt worden und 3 volle Jahre meine schwe-
re Condition* zu Berlin durch Gottes Gnade vorgestanden hatte, gab
ich selbige d.[en] 6ten Jul.[io] 1761 auf und nahm von meinem Wohlthätern (?) Abschied.
Ich hielt hierauf Dom.[ini] XII. p.[ost] Tr.[initatis] in Gegenwarth des H.[errn] Probst
Hundertmarck und H.[errn] Amtsrath Fromme zu Loehme x hirselbst die
Probepredigt, worauf ich von beiden Gemeinen (?) xx einstimmig
zum Adjuncto* erwählet wurde. Hierauf ward ich mit
einem Candid.[atus]* H.[errn] Plato von H.[errn] P.[astor] Küntzel H.[errn] P.[astor] Reinbeck und H.[errn] P.[astor]
Griesen tentirt (?) hielt darauf in der St. Petri Kirche zwey
Prüfungspredigten über Jacob. 1, 12 und Apocal. VII, 13, 14
und wurden sodann beyde d.[en] 1ten Oct.[ober] a. c. öffentl.[ich] exa-
miniret und d.[en] rten darauf H.[errn] OberConsistorial
Rath Süshmilch [= Süßmilch] ordiniret. D.[en] 4ten Oct.[ober] eben dieses 1761.
Jahres zog ich endlich hirselbst ein (?) und wurde Dom.[ini] II.
Ad.[junctus]* von H.[errn] Probst Hundertmarck introduciret*.
Die ewige Güte meines Gottes sey für alle seine
Barmherzigkeit gelobet ewiglich. Er gebe mir ??????
viele Gnade ihm in diesem so wichtigen Amte recht ????
zu werden.
O Herr Jesus! gedenke meiner noch deiner Gnade
die du deinem Volcke verheißen und durch dein
Blut erworben hat und erweise mir in allen schwe-
ren Umständen deine Hülfe, daß ich sehen möge die
Wohlthat deiner Auserwählten und mich freun (?) daß es
deinen Kindern wohl gehe und mich erquicke (?) mit deinem
Erbtheil
Gedenke meiner, mein Gott im Besten, Amen!
x Amtsrat-Fromm hatte auch den (?) Domänen-???? in Kammersachen in seiner Verwaltung; dieser Domänen-????? galt als Vorwerk von Löhmen
xx es ist ??????? u. ????????? gemeint, Löhmen gehört bis 1789 nach zu Manschow (?)
(*) ANMERKUNGEN / ERLÄUTERUNGEN (*)
Mense = Monat
Aeltervater = Ältervater = landschaftlich veraltet, Urgroßvater, manchmal auch Altvater
Aeltermutter = Ältermutter = landschaftlich veraltet, Urgroßmutter, manchmal auch Altmutter
Urältervater = landschaftlich veraltet, Ururgroßvater bzw. Altvater
Urältermutter = landschaftlich veraltet, Ururgroßmutter bzw. Altmutter
UrUrÄlter Vater = landschaftlich veraltet, Urururgroßvater bzw. Altgroßvater
UrUrÄlter Mutter = landschaftlich veraltet, Urururgroßmutter bzw. Altgroßmutter
Johann Christ. Adolph = Johann Christian Adolph (Quelle: Lebenslauf Pfarrer Joachim Matthis Wilke im KB Schwanebeck 1595-1770)
Informator / Informatoren = hier etwa Lehrer bzw. Ausbilder
Candidaten / Candidatus = Kandidat
Ziesemeister = Oberster Beamter für die Aufsicht der Verbrauchssteuer (Akzise)
Baccalaureum = lat., Akad. Grad. entsprechend dem heutigen Bachelor
Auditor = kirchliches Amt, Untersuchungsrichter
Condition = Hier etwa „Aufgabe im Hause“
Praesidio = Schutz
dispartiret = lat., zugewiesen
Information = hier etwa Lehre bzw. Ausbildung
subleviren = Amtshilfe geben
Principal/in = Person, die in einem Betrieb/einer Institution die bestimmende, leitende Person ist; hier also diue Witwe eines Betriebsleiters
Adjuncto = lat., Adjunkt = Gehilfe des Pastors bzw. Pfarrers
Antecessor = lat., Vorgänger im Amt ODER derjenige, der mit Lehre und Beispiel vorangeht
Inflammation = lat., Entzündung
introduciret = lat., eingeführt
Ich Joachim Friedrich Wilke bin hirher nach See-
feld berufen worden anno 1761 Mens.[e]* Jul.[io] Mein Vater ist
gewesen Joachim Matthias Wilke Prediger zu Schwanebeck
und Birckholtz 1 Meile von hier, die Mutter Charlotta Re-
nata Maritius des seel.[igen] Herrn Caroli Augusti Maritii
Predigers zu Etzin und Ketzin im Haveländischen älteste
Tochter. Mein Großvater ist gewesen H.[err] Gottfried Wilke eh.[emaliger]
20 Jahr gewesener Prediger zu Beetz und Sommerfeld,
die Großmutter Frau Sophia Elisabeth Hindenbergin
Mein Aeltervater* ist gewesen H.[err] Matthias Wilke er ist
40 Jahr gewesener Prediger zu Beetz, Sommerfeld und
Lindo. Die Aeltermutter* von Vater wegen (?) Frau Barbara
Jeshen [= Jessen], H.[err] Heinrich Jeshens [= Jessens] Gastwirths zu Havelberg Tochter.
Der Urältervater*ist gewesen H. Nicolaus Wilke Bürger-
meister zu Gnoien in Meklenb.[urg] Die Urältermutter* von
Vater wegen (?) Frau Catharina Stendels H.[err] Joachim Stenels
Stadtrichters und Rathsherrn zu GnoienTochter. Der Ur,Urälter
Vater* H.[err] Matthias Wilke Rathsverwandter zu Gnoien, die
Ur,Urälter Mutter* Frau Anna Detloffs.
Von diesen meinen lieben treuen Eltern bin ich als der 2te
Sohn zu Schwanebeck 1732 d.[en] 15ten Maji gebohren und den 20ten durch
das Bad der heil.[igen] Taufe dem Herren Christi einverleibet
worden. In den ersten Jahren ließ mich mein Vater mit
meinem ältesten Bruder Johann Christ. Adolph* von dem dasigen
Küster Andr. (?) Matthes im Lesen unterricht.[en] und hat auch eine Zeit-
lang einen Privat Informatoren* Namens H.[err] Graentzel ge-
halten der uns die Anfangsgründe des Christenthums und
der lat.[einischen] Sprache beybrachte. Anno 1742 wurde ich nebst
meinem Bruder nach Berlin gebracht, da wir bey ei-
nem frommen Kauffmann, einem von meinem Vater
getauften Juden, Namens Christ. Gottl. Schwan, in der Kost
waren und nebst anderen Berlinschen Kinder bei einem
Candidaten* H.[err] Lüshow [= Lüssow] einen Privat Unterricht genoßen.
Nach Verfließung zweyer Jahre nahm uns der seel. Vat.[er]
wieder und brachte den Bruder nach P???lau
*** Zwischenteil fehlt (abgerissen) ***
(2)
zur Ehe hatte. Dieser mein lieber u. wohlthätiger Vatter
der wegen seiner weitläufigen Pfarre einen
Candidaten* halten mußte, vertrat die Stelle eines recht-
schaffenen Vaters und ließ mich in allem treulich un-
terrichten. Meine Informatoren* waren H.[err] N. N. Matin (?),
H.[err] Christ. Haendel und H.[err] L. Woltersdorff, welcher letztere
nachgehens Prediger zu Buntzlau wurde und einen (?)
Seegen (?) in Schlesien gestiftet hat. Die gute Hand mei-
nes Gottes suchte mich schon damals in meiner Jugend
und ich wurde durch den erbaulichen und gottseligen
Unterricht des H.[errn] Woltersdorff kräftig erweckt, und
ich werde nimmermehr vergeßen was damals in
meiner Seele vorgegangen, minimal leider nach-
herr dem Herrn meinem Gott wieder untreu ge-
worden. Es fügte sich nemlich, daß ich | da dieser
H.[err] Woltersdorff nach Schlesien berufen und mein Vatter
H.[errn] P. Wilcke eine zeitlang sein Amt selber verwalt-
ten mußte |mit Einwilligung meines Vaters auch nach
Prentzlau in die dasige Stadtschule gebracht wurde. Ob ich nun
zwar früh an einen guten Ort, nemlich in dem Hause des
Diaconi an der St. Marien Kirche daselbst Herrn Jacobi Schramm
aufgenommen wurde, so geschahe es doch daß ich durch
meine Mittschüler hingerißen und zu manchen Aus-
schweifungen verführet wurde. Ach Herr gedanke
nicht der Sünde meiner Jugend!
Der treue und barmhertzige Gott that mir an diesem
Orte viel gutes. Mein Wohlthäter und Retter (?) H.[err] Schramm,
der bey Jedermann in der Stadt eine große Liebe hatte,
bat mir sogleich bei christl. Freunden auf die gantze
Woche freylische aus und ich wurde, wie ein Kind im Hau-
se von solchen aufgenommen und gantze 5 Jahre hindurch
umsonst gespeiset. Diese christl.[ichen] Freunde waren:
- H.[err] Pastor Schmidt Ad. (?) St. Jacobi
- H.[err] Ziesemeister* Weichel bey welchem 7 Schüler Feiertag (?) aßen
- H.[err] Chirurgus Wilcke
- die Fräulains von Eickstaedt und Trampe
- H.[err] Müller Eisenkrämer (?)
- H.[err] Bürgermeister Strashburg [= Strassburg] und 7) H.[err] P?????
*** Zwischenteil fehlt (abgerissen) ***
(3)
und nachgehens bey dem Conrector H.[err] Steinersdorff ???????
hörete ich den alten Rector H.[err] Procopius, den Conrector H.[err] Ventzky,
der nach dem Tode des alten Procopii bald Rector wurde,
den Baccalaureum* H.[errn] Procopius und den Auditor H.[errn] Boden.
Damalswar diese Schule in großen Flohr und es wurden alle
Jahr viele geschickte Leute nach Halle geschickt.
In dem letzten Jahre nahm mich H.[err] Pastor Schmidt, ein alter
redlicher und frommer Mann, zu sich in sein Haus und ich mußte
ihm in denen Freystunden die Sonntagspredigten aufschreiben,
welche Übung mir nachgehens und besonders in meinem
jetzigen Amte viel Nutzen gebracht. Der Herr sey ge-
lobet für alle das Gute so er die unwürdigen an diesem
Orte, besonders duch seine treuen Kneche H.[err] P.[astor] Schmidt &
H.[errn] P.[astor] Schramm erzeiget hat!
Anno 1752 d.[en] 28Ten 7br [= September] da ich 20 Jahr alt war, ging ich auf
Gutbefinden meiner Lehrer und meines Vaters nach
Halle, wohin mich der berühmte Juden Mishionarius [= Missionarius],
meiner Mutter Bruder, der damalige Prediger zu
Koethen H.[err] August Maritius, selber begleitete und mir
in allem die besten Lehren mittheilte, sich auch sehr
sorgfältig nach meiner Aufführung erkundigte.
Anfänglich wohnte ich in der Stadt und hatte zum Stuben-
burschen H.[errn] Corthum deßen Bruder ein Stubenbursche
von meinem ältesten Bruder auch war. Beyde waren
Preidger Söhne aus Hohenthurm bey Halle. Hierauf
zog ich, weil ich gern in der Stille lebte, aufs Waysen (?)
Haus, nahm auch auf Verlangen des H.[errn] D. Francke und Knapp
in dem letzten Jahre die Information und (?) eine Schüler-
stube an, wobey ich vieles gelernet, so ich nachher in
meinen Conditions* (?) sehr gut habe anwenden können.
Zum Preise Gottes muß ich bekennen daß mich die Güte des
Herren an diesem Orte nicht nur vor allen Ver-
führungen und groben Ausschweifungen gnädiglich be-
wahret, sondern mir auch auf dem Waysenhause einen
gottseligen Stubengesellen zuführte, mit dem ich meine
Knie im verborgenen vor Gott gebeuget und durch ihn
und andere rechtschaffenen Studioso im ?) Umgang zum
öftern (?) und meiner Seele erg?????t wurde. Dieser
mein Stubengeselle war H.[err] Ludewig Benjamin Ouries (?)
eines Klempners Sohn aus Prentzlau der zuletzt Hoff-
und Schloßprediger am Fürstl.[ich] Hessen Darmstaedtschen
Hofe (+) ist. In Halle habe ich gehöret H.[errn] D. Baumgarten,
H.[errn] D. Knapp, unter deßen Praesidio ich gut (?) dispartiret* (?), H.[errn]
D. Michaelis, H.[errn] D. Callenberg, H.[errn] Prof. Meyer u.[nd] H.[errn] Weber.
(+) [senkrecht geschrieben links unten auf der Seite eingefügt]
bald darauf General Superintendent
geworden Nachher (?) Doctor und Profess.
Theol. auf der Univers, Gieshen [= Giessen]
(4)
Nachdem ich nun durch Gottes Gnade meine Studia academica ab-
holairet (?) und ich im Begriff war nach Verlauf von dreyen
Jahren die Universitaet zu verlassen, so erhielt ich wieder
mein Ver?????en ein Schreiben von H.[errn] Pastor Schramm
aus Prentzlau, worin er mich bat eine Condition* daselbst
bei einer fristl. (?) Wittwe der Frau Seshain [= Sessain] + einer
Italiaenerin anzunehmen. Ich ging zu dem Ende 1755 d.[en] 17ten
Sept. von Halle ab, kam gesund und wohlbehalten zu mei-
nem Vater und dieser begleitete mich nach Prentzlau
da ich dann in Gottes Namen d.[en] 4ten Oct. Meine Station
antrat und mich bei meiner Information* auch
dann und wann im Predigen übte. Hierauf in der ich 1 ½
Jahr dieser Condition* vorgestanden, verlangte mein
Vater daß ich ihm bei seinem schwächlichen Leibeszustand
in seinem Amte subleviren* möchte. Diesen Ruf folgt
ich | ?????achtet mich meine Fr.[au] Principalin* ungern fahren
ließ | an (?) Dom.[ini] gegen Pfingsten 1757 zu Schwanebeck aus-
übte mich im Predigen und unterrichtete dabey meine
jüngste Geschwister. Hier hatte ich nun mancherley
Vorschläge und da mein Vater wieder ein etwas mun-
ter wurde, und er mir auch frey stellte in Condition* zu
gehen, so trat ich das Jahr darauf nemlich den 6ten Juli 1758
bey dem obenbenannten Kaufmann H.[err] Schwan zu Berlin ????
Information* dessen 3 Kinder und nach einige andere
theils im Hause theils außer dem Hause, ich unterrichtete
so daß ich den gantzen Tag mit der Jugend beschäftiget
war auch zum ältern für den OberConsistorial Rath H[e]r.[rn]
Koeppen, H.[errn] Griesen und H.[errn] P.[astor] Reinbeck predigen musste.
Die Kinder, so ich außer dem Hause stundenweise infor-
mirte waren des H.[errn] Obrist von Losch Würtenb.[ergisches] Reg.[iment]
beyde Kinder, des H.[errn] Hoffrath Schoenebeck 2 Kinder und
H.[errn] Richters zwey jüngste Töchter. Ob ich nun gleich
im Leibl.[ichen] wohl versorgt war auch mir von deren
Eltern sehr viele Liebe erwiesen wurde, so wünschte
ich doch bey der vielen Arbeit und weil meine
Gesundheit Schaden litte, eine ?????? Condition*
konnte aber nicht wegkommen.
Indessen hatte mein Anteceshor [=Antecessor]* und nun mehriger Schwie-
gervater Herr Petrus Suchland schon ehe ich nach
Berlin kam, mich ??? seinem Adjuncto* haben wollen
(5)
welches ich aber, da ich zu solchem wichtigen Amte mich noch nicht
für tüchtig hielt, immer (?) ausschlug. Es wurde daher vom
OberConsistorio ein anderer Candidatus Namens Arndt
aus der Real-Schule dazu ernannt und zur Probepredigt
aufgestellt, die er auch gehalten. Es fügte sich aber daß, da
weder mein Schwiegervater noch die beyde Gemeinen (?) selbig
haben wollten, ?? von ????, wieder mein Vermuthen
um mich bei H.[errn] Probst Koeppen anhielt, da ich dann nach vielem
Kampf und auf Gründen (?) des H.[errn] Koeppen meine Einwilligung
gab. In dem ich unun damit umging, musste ich auch auf Ver-
langen des Etats Ministers Freyherrn von Borck zu (?)
Falckenberg und Wartenberg Dom. VIII. p.[ost] Tr.[initatis] 1761 eine Probepredigt
halten und ich würde vielleicht dahin gekommen sein, wenn
ich nicht den ersteren Ruf für göttlicher gehalten.
Ehe ich nun aus Berlin ging und meine Condition* auf-
gab, prüfte mich der liebe Gott zuvor durch manche
harte Zufälle. Nur einige anzuführen, so wurde
ich durch das schmertzhafte Krankenlager meines lieben
Vaters sehr gebeugt und musste, nachdem er 2
Monate an einer heftigen Inflammation* die größten
Schmertzen ausgestanden, diesen meinen ????????? und
trezeb Vater verliehren. Sein seeliger Tod erfolgte
d.[en] 10ten Mart.[ius] 1760 im 58. Jahre seines Alters und im
31. Jahre seines in vielen Segen geführten Amts.
In eben diesem Jahre stabr auch noch meine liebe
Mutter. Desgleichen brandte mein Schwager H.[err] P.[astor] Ellin-
ger zu Schwanebeck in eben diesem 1760ten Jahre ab und
ich mit meinen 8 Geschwistern verlohren durch die-
sen unglücklichen Brandt die wenige Verlassenschaft
unserer Eltern wie auch meine und des seel.[igen] Vaters
schöne Bibliotheke. Das Feuer kam durch eine unvor-
sichtige Bauerfrau des Nachts um 1 Uhr aus und legte in
einer halben Runde 5 Gehöfte in der Asche, da die meinige
Frau ihr Leben, geschweige dann einige Sachen retten konnten.
Auch war ich anno 1760 d.[en] 3ten und 4ten Oct.[ober], da die Rushen [= Russen]
die Stadt Berlin heftig bombardirten, zweymnal in gewester
Lebensgefahr, das 1te mal da eine Bombenkugel gantz
nah bey mir vorbey schlug und das 2te mal [wie die Russen
Berlin eingenommen | da ein besoffener Russe mit 2
geladenen Pistolen in der Zimmerstraße auf der
Friedrichstadt auf mich zukam und ich ihm mit genauer (?)
Noth noch entweichen (?) konnte. Da ich musste (?), nach vielen
(6)
ausgestandenen schröckensvollen (?) Tagen auch die betrübte
Nachricht erfahren, daß dieser Friede (?), so die Mittelmark (?)
verheeret (?), auch meinen Bruder den Prediger zu Ahrens-
felde und meinen Schwager H.[errn] P.[astor] Ellinger zu Schwanebeck vällig
darin ausgeplündert hätte. Der Herr sey ewiglich
gelobet für alle Barmhersigkeit (?) und Treue (?), nach welcher
er auch diese Tage der Angst und des Schreckens hat über-
stehen helfen.
Nachdem ich nun von dem OberConsistorio zum Adjuncto*
nach Seefeld ernannt worden und 3 volle Jahre meine schwe-
re Condition* zu Berlin durch Gottes Gnade vorgestanden hatte, gab
ich selbige d.[en] 6ten Jul.[io] 1761 auf und nahm von meinem Wohlthätern (?) Abschied.
Ich hielt hierauf Dom.[ini] XII. p.[ost] Tr.[initatis] in Gegenwarth des H.[errn] Probst
Hundertmarck und H.[errn] Amtsrath Fromme zu Loehme x hirselbst die
Probepredigt, worauf ich von beiden Gemeinen (?) xx einstimmig
zum Adjuncto* erwählet wurde. Hierauf ward ich mit
einem Candid.[atus]* H.[errn] Plato von H.[errn] P.[astor] Küntzel H.[errn] P.[astor] Reinbeck und H.[errn] P.[astor]
Griesen tentirt (?) hielt darauf in der St. Petri Kirche zwey
Prüfungspredigten über Jacob. 1, 12 und Apocal. VII, 13, 14
und wurden sodann beyde d.[en] 1ten Oct.[ober] a. c. öffentl.[ich] exa-
miniret und d.[en] rten darauf H.[errn] OberConsistorial
Rath Süshmilch [= Süßmilch] ordiniret. D.[en] 4ten Oct.[ober] eben dieses 1761.
Jahres zog ich endlich hirselbst ein (?) und wurde Dom.[ini] II.
Ad.[junctus]* von H.[errn] Probst Hundertmarck introduciret*.
Die ewige Güte meines Gottes sey für alle seine
Barmherzigkeit gelobet ewiglich. Er gebe mir ??????
viele Gnade ihm in diesem so wichtigen Amte recht ????
zu werden.
O Herr Jesus! gedenke meiner noch deiner Gnade
die du deinem Volcke verheißen und durch dein
Blut erworben hat und erweise mir in allen schwe-
ren Umständen deine Hülfe, daß ich sehen möge die
Wohlthat deiner Auserwählten und mich freun (?) daß es
deinen Kindern wohl gehe und mich erquicke (?) mit deinem
Erbtheil
Gedenke meiner, mein Gott im Besten, Amen!
x Amtsrat-Fromm hatte auch den (?) Domänen-???? in Kammersachen in seiner Verwaltung; dieser Domänen-????? galt als Vorwerk von Löhmen
xx es ist ??????? u. ????????? gemeint, Löhmen gehört bis 1789 nach zu Manschow (?)
(*) ANMERKUNGEN / ERLÄUTERUNGEN (*)
Mense = Monat
Aeltervater = Ältervater = landschaftlich veraltet, Urgroßvater, manchmal auch Altvater
Aeltermutter = Ältermutter = landschaftlich veraltet, Urgroßmutter, manchmal auch Altmutter
Urältervater = landschaftlich veraltet, Ururgroßvater bzw. Altvater
Urältermutter = landschaftlich veraltet, Ururgroßmutter bzw. Altmutter
UrUrÄlter Vater = landschaftlich veraltet, Urururgroßvater bzw. Altgroßvater
UrUrÄlter Mutter = landschaftlich veraltet, Urururgroßmutter bzw. Altgroßmutter
Johann Christ. Adolph = Johann Christian Adolph (Quelle: Lebenslauf Pfarrer Joachim Matthis Wilke im KB Schwanebeck 1595-1770)
Informator / Informatoren = hier etwa Lehrer bzw. Ausbilder
Candidaten / Candidatus = Kandidat
Ziesemeister = Oberster Beamter für die Aufsicht der Verbrauchssteuer (Akzise)
Baccalaureum = lat., Akad. Grad. entsprechend dem heutigen Bachelor
Auditor = kirchliches Amt, Untersuchungsrichter
Condition = Hier etwa „Aufgabe im Hause“
Praesidio = Schutz
dispartiret = lat., zugewiesen
Information = hier etwa Lehre bzw. Ausbildung
subleviren = Amtshilfe geben
Principal/in = Person, die in einem Betrieb/einer Institution die bestimmende, leitende Person ist; hier also diue Witwe eines Betriebsleiters
Adjuncto = lat., Adjunkt = Gehilfe des Pastors bzw. Pfarrers
Antecessor = lat., Vorgänger im Amt ODER derjenige, der mit Lehre und Beispiel vorangeht
Inflammation = lat., Entzündung
introduciret = lat., eingeführt
Kommentar