Lesehilfe Kirchenbuch

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  • Benjamin04
    Erfahrener Benutzer
    • 17.01.2023
    • 189

    [ungelöst] Lesehilfe Kirchenbuch

    Ich habe hier eine Taufe aus Sudershausen, Landkreis Northeim des Jahres 1816. Es ist ein langer Text und ich kann leider kaum etwas lesen. Ich habe die Auszüge hier angehangen.

    Verstehen tue ich am Anfang Folgendes: "Am 30ten Dezember wurde derselbe, der ein [?] war, und Herz [?], ein [?] des [????] in Sudheim, [???], feuerlich in den [?] unserer evangelischen-lutherischen Kirche von einen [????]"

    Hat jemand das Interesse und die Bereitschaft, mir den gesamten Text zu übersetzen? Ein wenig muss ich das noch üben.

    Das erste Wort, das ich nicht lesen kann...handelt es sich hierbei um "Jude"? Geht es hier um einen Juden aus Sudheim, welcher konvertiert ist?

    Gruß Benjamin
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  • Carsten89
    Erfahrener Benutzer
    • 17.02.2014
    • 145

    #2
    Fehlt da nicht der Anfang, Benjamin? Der obere Teil der linken Seite.
    Viele Grüße
    Carsten

    Kommentar

    • Benjamin04
      Erfahrener Benutzer
      • 17.01.2023
      • 189

      #3
      Ups, Verzeihung, hiermit liefere ich den Teil nach.

      Gruß Benjamin
      Angehängte Dateien

      Kommentar

      • Carsten89
        Erfahrener Benutzer
        • 17.02.2014
        • 145

        #4
        Ich fang mal mit dem unteren Teil der linken Seite an, noch mit Lücken und Fragezeichen:

        linke Seite, unten:
        dem Herrn Superintendent Klingsoehr in Hohnstedt an,
        welcher mir schrieb, daß wohl an diesem … …
        … des … erhalten konnte(?), da er …
        vorher(?), freilich noch jung, 4 Jahr in der Karre(???) zu
        Hameln … … gewesen?. … erhielt
        ich bald vom Königl. Consistoria(?) den Auftrag den
        Herz Tagau im Christlichen zu unterrichten, ob ich
        gleich selbst erfahret hatte, daß er obig … des …,
        … begangen. Ich unter… ihn … täglich von
        … …., … …. … an d… Schulmeister ihn
        die Buchstaben u(?) deres(?) Lesen(?) gelehrt, bis Michaelis,
        in welcher Zeit aber bekannt wurde, daß dieser
        …, … in Heisen, des hiesigen Holzbauers Christoph
        Heisenzin(?): Tochter geschwängert habe. Als dieß offen-
        bar wurde, sah ich mich dringend genöthigt, diesen
        ärgerlichen Vorfall der(dem?) Herrn Superintendent anzuzeigen
        Zuletzt geändert von Carsten89; 19.06.2025, 19:46.
        Viele Grüße
        Carsten

        Kommentar

        • Octavian Busch
          Erfahrener Benutzer
          • 16.03.2021
          • 1029

          #5
          Hallo

          Hier der Anfang (Benjamin hatte ja schon einen Lückentext eingegeben):

          Georg Heinrich Friedrich Adolph
          Baumgarten
          Am 30ten December wurde derselbe der ein Jude
          war, und Herz Tachau, ein Sohn des ?? Mendel
          Tachau in Sutheim, liess, feierlich in den Schoss
          unserer evangelisch lutherischen Kirche von mir aufgenommen.
          Schon vor Ostern dieses Jahres erklärte derselbe mir seinen
          Entschluss. Ich suchte ?? alle Vorstellungen zu mahnen?
          worurch ich ihn an seinem Vorhaben abbringen wollte.
          Allein er beharrte ?? Ich zeigte es daher gebührend

          Und jetzt kommt der Teil von Carsten:

          dem Herrn Superintendent Klingsoehr in Hohnstedt an,
          welcher mir schrieb, daß wohl an diesem … …
          … des Christenthum erhalten könnte, da er …
          vorher(?), freilich noch jung, 4 Jahr in der Karre(???) zu
          Hameln … … gewesen. … erhielt
          ich bald vom Königl. Consistoria(?) den Auftrag den
          Herz Tagau im Christlichen zu unterrichten, ob ich
          gleich selbst erfahret hatte, daß er obig … des …,
          … begangen. Ich unterrichtete ihn täglich von
          Pfingsten, … …. … an d… Schulmeister ihn
          die Buchstaben u(?) deres(?) Lesen(?) gelehrt, bis Michaelis,
          in welcher Zeit aber bekannt wurde, daß dieser
          …, … in Heisen, des hiesigen Holzbauers Christoph
          Heisenzin(?): Tochter geschwängert habe. Als dieß offen-
          bar wurde, sah ich mich dringend genöthigt, diesen
          ärgerlichen Vorfall der(dem?) Herrn Superintendent anzuzeigen
          Ave

          :vorfahren: gesucht in:
          Mutzscheroda: Hermsdorf; Neuschönefeld: Seidel; Seegel: Dietrich, Dieze; Grossbothen: Lange, Dietze; Mügeln: Vogtländer; Droßkau: Kretzschmar, Bergner; Noßwitz: Gleisberg; Sörnzig: Liebers; Wickershain: Steinert; Oelzschau: Lehmann; Hohnbach: Frentzel; Leupahn: Augustin; Erlln: Schöne; Schkortitz: Stein; Eschefeld: Spawborth; Schneeberg: Friede; Grossgörschen: Fickler; Söhesten: Zocher; Greitschütz: Staacke; Stadtroda: Kittel; Gelenau/Erzgeb.: Nestler

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          • Carsten89
            Erfahrener Benutzer
            • 17.02.2014
            • 145

            #6
            Ich hab jetzt den ganzen Text fertiggemacht aber kann die Gemeinde bitte nochmal rüberschaun? Es gibt noch Lücken und bestimmt auch Fehler.
            Ist ja ein bemerkenswerter Taufeintrag!


            Georg Heinrich Friedrich Adolph
            Baumgarten
            Am 30ten December wurde derselbe der ein Jude
            war, und Herz Tachau, ein Sohn des Juden Mendel
            Tachau in Sutheim, hieß, feierlich in den Schoss
            unserer evangelisch lutherischen Kirche von mir aufgenommen.
            Schon vor Ostern dieses Jahres erklärte derselbe mir seinen
            Entschluss. Ich suchte ihn alle Vorstellungen zu machen
            wodurch ich ihn von seinem Vorhaben abbringen wollte.
            Allein er beharrte dabei. Ich zeigte es daher gebührend


            dem Herrn Superintendent Klingsoehr in Hohnstedt an,
            welcher mir schrieb, daß wohl an diesem Menschen keinen
            Gewinn des Christenthum erhalten könnte, da er schon
            vorher, freilich noch jung, 4 Jahr in der Karre(sic, so hieß eine Strafanstalt in Hameln) zu
            Hameln wegen Diebstahl gewesen. - Indeß erhielt
            ich bald vom Königl. Consistorio den Auftrag den
            Herz Tachau im Christenthum zu unterrichten, ob ich
            gleich selbst erfahret hatte, daß er obig … des Dieb-(?)
            … begangen. Ich unterrichtete ihn täglich von
            Pfingsten, noch davor. … an der Schulmeister ihn
            die Buchstaben und deres Lesen gelehrt, bis Michaelis,
            in welcher Zeit aber bekannt wurde, daß dieser
            Proselyt, … in Heisen, des hiesigen Holzbauers Christoph
            Heisenzin(?): Tochter geschwängert hate. Als dieß offen-
            bar wurde, sah ich mich dringend genöthigt, diesen
            ärgerlichen Vorfall der(dem?) Herrn Superintendent anzuzeigen


            Derselbe machte dem Anbriger dieser Anzeige, eben
            diesem Proselyten die bittersten Vorwürfe: Nach den(dem?)
            Gesetze(?), … er 6 Wochen in die Karre, und(?) das Mädchen
            15 Wochen ins Zuchthaus wegen der fleischlichen
            Vermischung einer … mit einem Juden. Indeß
            stellte ich dem Consistorio vor, daß ich schon längst
            Königl. Consist. gebeten haben würd, mich von der
            Taufe zu dispensiren, - wie es auch mein Wille war -
            dar daß, wie es auch wirklich wahr war - der Vater
            des Mädchens, seine Tochter wegjagen wollte, das
            Mädchen ganz verzweiflungsvoll wäre, und leicht
            zu einer schadlichen That im größten Mißmuth
            verleitet worden konnte; daß dadurch Mädchen und
            das zu gebärende Kind beide unglücklich würden - oder(?)
            nachher dieser Jude und das Mädchen ein ansäßiges Leben führ-
            ten. Und so kam dem, - da ich … … schon den
            Unterrichte 4 Wochen fast halte ein(?) sehen(?) musten(?), die
            Resolutzion(?) vom Königl. Consist., dato, den 26sten Novbr 1816
            ist in Betracht der vorliegenden, in meinem Schreiben dar-
            gestellten Gründe, die Taufe in der Kirche jedem(?) geschaft(?) sollte(?)
            aber ohne der Gemeine es vorher anzuzeigen, in der


            Stille im Beisein des …, der Vorsteher und der Schellefrau(?).
            Ich unterrichtete nun noch von der Zeit an, den erfreuten Proseliten
            tägl. 2 mal, jetzt mal 2 Stunden, und ab konnte er am 30sten
            December sich nach wohlbestandener Prüfung - die viele doch
            eingeschlichenen … in … fehlte - nach Über-
            zeugung zum Christenthum bekennen. Und nach seinem feierlich
            abgelegten Gelübde des Glaubens Bekenntniß durfte ich ihn in Gegen-
            wart der genannten Zeugen, des Brauermeisters(?)Friedrich Radwein(?),
            des Steinstehlers(?) Heinrich Heuge(?), und des Schullehrers(?) Adolph B…,
            bei welcher Taufe er den Namen Georg Heinrich Friedrich Adolph Baumgarten
            erhielt und als Christ führen sollte.
            Viele Grüße
            Carsten

            Kommentar

            • Benjamin04
              Erfahrener Benutzer
              • 17.01.2023
              • 189

              #7
              Zitat von Carsten89 Beitrag anzeigen
              Ich hab jetzt den ganzen Text fertiggemacht aber kann die Gemeinde bitte nochmal rüberschaun? Es gibt noch Lücken und bestimmt auch Fehler.
              Ist ja ein bemerkenswerter Taufeintrag!


              Georg Heinrich Friedrich Adolph
              Baumgarten
              Am 30ten December wurde derselbe der ein Jude
              war, und Herz Tachau, ein Sohn des Juden Mendel
              Tachau in Sutheim, hieß, feierlich in den Schoss
              unserer evangelisch lutherischen Kirche von mir aufgenommen.
              Schon vor Ostern dieses Jahres erklärte derselbe mir seinen
              Entschluss. Ich suchte ihn alle Vorstellungen zu machen
              wodurch ich ihn von seinem Vorhaben abbringen wollte.
              Allein er beharrte dabei. Ich zeigte es daher gebührend


              dem Herrn Superintendent Klingsoehr in Hohnstedt an,
              welcher mir schrieb, daß wohl an diesem Menschen keinen
              Gewinn des Christenthum erhalten könnte, da er schon
              vorher, freilich noch jung, 4 Jahr in der Karre(sic, so hieß eine Strafanstalt in Hameln) zu
              Hameln wegen Diebstahl gewesen. - Indeß erhielt
              ich bald vom Königl. Consistorio den Auftrag den
              Herz Tachau im Christenthum zu unterrichten, ob ich
              gleich selbst erfahret hatte, daß er obig … des Dieb-(?)
              … begangen. Ich unterrichtete ihn täglich von
              Pfingsten, noch davor. … an der Schulmeister ihn
              die Buchstaben und deres Lesen gelehrt, bis Michaelis,
              in welcher Zeit aber bekannt wurde, daß dieser
              Proselyt, … in Heisen, des hiesigen Holzbauers Christoph
              Heisenzin(?): Tochter geschwängert hate. Als dieß offen-
              bar wurde, sah ich mich dringend genöthigt, diesen
              ärgerlichen Vorfall der(dem?) Herrn Superintendent anzuzeigen


              Derselbe machte dem Anbriger dieser Anzeige, eben
              diesem Proselyten die bittersten Vorwürfe: Nach den(dem?)
              Gesetze(?), … er 6 Wochen in die Karre, und(?) das Mädchen
              15 Wochen ins Zuchthaus wegen der fleischlichen
              Vermischung einer … mit einem Juden. Indeß
              stellte ich dem Consistorio vor, daß ich schon längst
              Königl. Consist. gebeten haben würd, mich von der
              Taufe zu dispensiren, - wie es auch mein Wille war -
              dar daß, wie es auch wirklich wahr war - der Vater
              des Mädchens, seine Tochter wegjagen wollte, das
              Mädchen ganz verzweiflungsvoll wäre, und leicht
              zu einer schadlichen That im größten Mißmuth
              verleitet worden konnte; daß dadurch Mädchen und
              das zu gebärende Kind beide unglücklich würden - oder(?)
              nachher dieser Jude und das Mädchen ein ansäßiges Leben führ-
              ten. Und so kam dem, - da ich … … schon den
              Unterrichte 4 Wochen fast halte ein(?) sehen(?) musten(?), die
              Resolutzion(?) vom Königl. Consist., dato, den 26sten Novbr 1816
              ist in Betracht der vorliegenden, in meinem Schreiben dar-
              gestellten Gründe, die Taufe in der Kirche jedem(?) geschaft(?) sollte(?)
              aber ohne der Gemeine es vorher anzuzeigen, in der


              Stille im Beisein des …, der Vorsteher und der Schellefrau(?).
              Ich unterrichtete nun noch von der Zeit an, den erfreuten Proseliten
              tägl. 2 mal, jetzt mal 2 Stunden, und ab konnte er am 30sten
              December sich nach wohlbestandener Prüfung - die viele doch
              eingeschlichenen … in … fehlte - nach Über-
              zeugung zum Christenthum bekennen. Und nach seinem feierlich
              abgelegten Gelübde des Glaubens Bekenntniß durfte ich ihn in Gegen-
              wart der genannten Zeugen, des Brauermeisters(?)Friedrich Radwein(?),
              des Steinstehlers(?) Heinrich Heuge(?), und des Schullehrers(?) Adolph B…,
              bei welcher Taufe er den Namen Georg Heinrich Friedrich Adolph Baumgarten
              erhielt und als Christ führen sollte.
              Wow vielen vielen Dank! Auch an Octavian Busch gebührt Dank, euch beiden!

              Es ist wahrlich beeindruckend, so viel Infos aus einem Taufeintrag ziehen zu können. Es ist eine 200 Jahre alte Taufe und man erfährt so einiges. Dass er scheinbar 4 Jahre im Gefängnis in Hameln gewesen ist, ist auch erstaunlich, davon zu wissen. Zwar soll es hier primär um Lesehilfe gehen, aber nebenbei am Rande gefragt, gibt es hierzu Listen zu Urteilen oder Gefangenenlisten?

              Jedenfalls vielen Dank euch beiden. Scheinbar war der Geistliche nicht sehr erfreut, ihn unterrichten und taufen zu müssen. Aus der Ehe, die wenig später geschlossen wird, kommen mindestens 2 Kinder hervor.

              Vielleicht kann ja einer deinen Text und die Vorlage gegenlesen und die letzten fehlenden Lücken/Unsicherheit schließen.

              Gruß Benjamin

              Kommentar

              • Carsten89
                Erfahrener Benutzer
                • 17.02.2014
                • 145

                #8
                Guten Morgen!

                Ich möchte noch ein wenig korrigieren.

                - linke Seite, Mitte macht der Satz mehr Sinn, wenn es das, statt des heißt:
                ... daß wohl an diesem Menschen keinen
                Gewinn das Christenthum erhalten könnte ...


                - Das Mädchen mußte immerhin nur 5 (nicht 15) Wochen ins Zuchthaus.
                Zuletzt geändert von Carsten89; 21.06.2025, 08:10.
                Viele Grüße
                Carsten

                Kommentar

                • Benjamin04
                  Erfahrener Benutzer
                  • 17.01.2023
                  • 189

                  #9
                  Zitat von Carsten89 Beitrag anzeigen
                  Guten Morgen!

                  Ich möchte noch ein wenig korrigieren.

                  - linke Seite, Mitte macht der Satz mehr Sinn, wenn es das, statt des heißt:
                  ... daß wohl an diesem Menschen keinen
                  Gewinn das Christenthum erhalten könnte ...


                  - Das Mädchen mußte immerhin nur 5 (nicht 15) Wochen ins Zuchthaus.
                  Vielen Dank!

                  Nur war es so, dass sie dann auch die Strafen verbüßen mussten oder drohte es Ihnen nur? Immerhin wurde wenig später geheiratet und er hat sich taufen lassen, das nur im engsten Kreise, also unwissentlich für die Gesamtgemeinde, was eventuell die Strafen vermieden hat?

                  Kommentar

                  • Carsten89
                    Erfahrener Benutzer
                    • 17.02.2014
                    • 145

                    #10
                    ​​Ja, genau. Das Mädchen und auch der Proselyt mußten nicht ins Zuchthaus. Das habe ich in voriger Antwort falsch formuliert. Ich habe es auch so verstanden, dass die Strafe nach dem Gesetze​ nur drohte. Aber der Pfarrer hat dann erfolgreich dagegen argumentiert.
                    Viele Grüße
                    Carsten

                    Kommentar

                    • Benjamin04
                      Erfahrener Benutzer
                      • 17.01.2023
                      • 189

                      #11
                      Zitat von Carsten89 Beitrag anzeigen
                      ​Ja, genau. Das Mädchen und auch der Proselyt mußten nicht ins Zuchthaus. Das habe ich in voriger Antwort falsch formuliert. Ich habe es auch so verstanden, dass die Strafe nach dem Gesetze​ nur drohte. Aber der Pfarrer hat dann erfolgreich dagegen argumentiert.
                      Super, vielen Dank! Dennoch war Herz Tachau vorher einmal 4 Jahre in der Karre, dies lässt sich nachrecherchieren, wie auch die Möglichkeit von Zivilstandsregistern der Juden aus Sudheim mit potentiellen Informationen.

                      Kommentar

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