Taufeintrag 1651, Kind des Simon Schrepfer

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  • PetraZey123
    Erfahrener Benutzer
    • 19.02.2023
    • 483

    [gelöst] Taufeintrag 1651, Kind des Simon Schrepfer

    Liebe Lesekundige,

    ich habe einen Text den ich nur teilweise transkirpieren kann. Und irgendwie verstehe ich auch den Sinn des Textes nicht, geschweige denn kann ich den Namen des Täuflinge rauslesen. Kann mir bitte jemand auf die Sprünge helfen. Eintrag linke Seite ganz unten, Seitenrandbemerkung Kirchbühl



    Ich lese:

    Kirchbühl
    Im 51ten Jahr hat Simon Schrepfer uffn Kirchbühl mit
    Elisabeth s(einer) ersten Hausfrau einen Sohn gezäugt, dessen
    Tauffboth sein sollen und durch die magd blohn genannt
    frühe morgens bey bringung … ins gemein (?) genannten
    Tauff…. und … ….., Hanns …. 2 ten Sohn in Zey-
    ern und dort noch ledig Standts ……… ehelichen (oder ehrlichen) und Schmidt all…
    Hingeg hat sich ……. ……. Für Seübelsdorff mit gewallt eingedung, und
    Mit sich Hannsen Schramm (auf) Gut Seübelsdorffes: Innwonern auff (der) mahlmühl alß
    ….. ….. uffn Kirchbühl genommen und allda Sulreptitie Die Tauff…. ………berricht
    dem geladen aber wahrgenomm ……. hat Herr Voigt in Wallenfels die …. Heut (?) noch in der …….
    von Kirchbühl …. Wallenfelß geßäuglich ……. lassen.


    Würdet ihr mir bitte die Lücken ergänzen und mir auch den Sinn nahebringen. Irgendwie kann ich mir darauf keinen Reim machen. Was evtl. für Euch noch interessant ist. Dieser Ort Kirchbühl bestand nur aus 2 Höfen die beiden unterschiedlichen Grundherrn unterstanden. einer wahr Katholisch der andere Evangelisch. Scheinbar sind die Evangelischen unfreiwillig Evangelisch geworden, da auch diese öfter versucht haben in die Katholische Pfarrkirche ihre Sakramente zu erhalten.

    Vielen Dank schon mal im Voraus.
    Ich hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen. Liebe Grüße
    Petra
    Zuletzt geändert von PetraZey123; 11.06.2025, 20:42.
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 16740

    #2
    Hallo


    Im 51ten Jahr hat Simon Schrepfer uffn Kirchbühl mit
    Elisabeth s. ersten Haußfrau einen Sohn gezeügt, dessen
    Tauffboth sein sollen und durch die magd blohn genannt
    frühe morgens bey bringung des insgemein genannten
    Tauffbrodts oder Bothenbrodts, Hannß Rueß 2ten Sohn in Zey-
    ern der Zeit noch ledigen standts, aniezo Ehelichen und Schmidt allda.

    Hingegen hat sich wordsdiener [= geringschätzige Bezeichnung Protestantischer] zue Seübolsdorff mit gewallt eingedrungen, und
    mit sich Hannsen Schramm der Zeit Seübolsdorffischer Inwohnern auff der mahlmühl alß
    ... Patrem uffn Kirchbühl genommen und allda Subrepti... [heimlich, verstohlen] die Tauffung verricht
    Dem gevatter aber wahrgenommener hat Hr. Voigt in Wallenfelß der Zeit noch in der nacht da-
    von Kirchbühl auff Wallenfelß gefänglich führen lassen.



    Wortsdiener =




    subrepti... =


    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 10.06.2025, 17:53.
    Viele Grüße

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    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 16740

      #3
      Also der Vater hat sein Kind evangelisch taufen lassen, was dem Katholiken hier im Text natürlich nicht gefiel.
      Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 10.06.2025, 17:29.
      Viele Grüße

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      • Tinkerbell
        Erfahrener Benutzer
        • 15.01.2013
        • 10774

        #4
        Hallo.

        Ich lese eher Hannß Rueß

        LG Marina

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 16740

          #5
          Ja, danke, hab ich oben korrigiert.
          Viele Grüße

          Kommentar

          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 16740

            #6
            Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
            Dem gevatter aber ... hat Hr. Voigt in Wallenfelß ... davon Kirchbühl auff Wallenfelß gefänglich führen lassen ...

            Bambergisches Vogteiamt Wallenfels

            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 10.06.2025, 19:26.
            Viele Grüße

            Kommentar

            • PetraZey123
              Erfahrener Benutzer
              • 19.02.2023
              • 483

              #7
              Liebe Anna Sara, liebe Marina,

              vielen lieben Dank für diese tolle Übersetzung. Das ist ja wieder eine spannende Geschichte. Alleine hätte ich das nie lesen können.

              Nochmal zum Verständnis. Hans Schrepfers Frau hat ein Kind bekommen. (Der Hans Schrepfer war nach meiner Meinung KATHOLISCH). Der Taufpate sollte Hanns Ruß sein (also war das Kind männlich). Die Magd sollte das Kind irgendwo hin bringen (in die Kirche oder zum Taufpaten?). Ein seibeldorfer Protestant (Seibelsdorf war zu der Zeit protestantisch) ist mit gewallt (in das Haus) eingedrungen. Er hatte den Protestanten Hans Schramm von der Seibelsdorfer Mahlmühle dabei der dann bei der heimlichen Taufe Pate wurde. Der Wallenfelser Voigt (Katholisch) hat den Gevatter (Paten?) noch in der Nacht in Kirchbühl festgenommen und in Wallenfels eingesperrt.

              Stimmt die Übersetzung so etwa. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Simon Schrepfer sein Kind freiwillig evangelisch taufen lassen hat. Zumindest sind alle einträge die ihn und eine Familie betreffen im katholischen Kirchenbuch.

              Herzlichen Dank nochmal für die Transkription und die vielen Links. Jetzt bin ich mal gespannt wie ihr den Text bewertet.

              Liebe Grüße Petra
              Zuletzt geändert von PetraZey123; 10.06.2025, 20:13.

              Kommentar

              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 16740

                #8
                Hallo
                nein, der Vater wollte sein Kind anscheinend protestantisch taufen lassen, was ihm aber nicht erlaubt war.
                Der Protestant ist nicht in sein Haus eingedrungen.

                Aus katholischer Sicht war es für den katholischen Pfarrer selbstverständlich, dass das Kind katholisch getauft wird, und jedwede entegengesetzte Handlung unterstützt von außerhalb, war für ihn ein gewaltsames Eindringen in seinen Machtbereich.

                Die weiteren Taufen sind im katholischen Taufbuch, weil die Familie sich das nicht aussuchen konnte, sondern sie war dazu, entsprechend der Machtverhältnisse, gezwungen.

                Ich verstehe schon, dass es so klingen könnte, also wären Protestanten in das Haus eingedrungen u. hätten das Kind gestohlen, u. gegen den Willen der Eltern getauft, aber solch ein Gewaltakt erscheint mir unrealistisch, u. wäre auch deutlicher formuliert worden vom katholischen Pfarrer.
                Ganz abgesehen davon, dass auf so einen Gewaltakt eine sehr hohe Strafe bestanden hätte
                Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 10.06.2025, 21:51.
                Viele Grüße

                Kommentar

                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 16740

                  #9
                  Zitat von PetraZey123 Beitrag anzeigen
                  ... Die Magd sollte das Kind irgendwo hin bringen ...
                  Nein, der Taufpate hatte das Taufbrot, bzw. Patenbrot beigebracht, bzw. von der Magd hinbringen lassen
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 10.06.2025, 21:44.
                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • PetraZey123
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.02.2023
                    • 483

                    #10
                    Liebe Anna Sara,
                    ok vielen Dank das ist ja interessant. Geheiratet hat er auch katholisch und beerdigt sind sie ebenfalls katholisch. Scheinbar hat er irgendwann die "Seiten" gewechselt. Ich müsste dann die Taufe doch auch in den evangelischen Kirchenbüchern finden?
                    So wie Du das erklärst ist das schlüssig. Ich hätte da voll die falschen Rückschlüsse gezogen. Eine sehr interessante Geschichte und der erste Protestant in meiner bis jetzt erforschten Ahnenreihe . Nochmal herzlichen Dank und gute Nacht.
                    Es grüßt Dich Petra

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                    • Anna Sara Weingart
                      Erfahrener Benutzer
                      • 23.10.2012
                      • 16740

                      #11
                      Also im Laufe der letzten 500 Jahre sind viele Menschen, die selber katholisch getauft waren, und aus katholischer Familie stammte, freiwillig zum evangelischen Glauben gewechselt, weil er einfach fortschrittlicher war, oder sie hatten es versucht, waren aber von der Obrigkeit gehindert worden.
                      Zu denen könnte auch Dein Simon oder seine Frau gehört haben.
                      Dieses "Aufbegehren" könnte also auch nur eine Episode in einer ansonsten komplett katholischen Vita gewesen sein.
                      Viele Grüße

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                      • MartinM
                        Erfahrener Benutzer
                        • 10.04.2008
                        • 543

                        #12
                        Hallo Petra,

                        die beiden fehlenden Worte in der drittletzten Zeile lese ich "ComPatrem" und "subreptitie", also "Mitpaten" und "heimlich" (als Adverb), wie Anna Sara bereits gesagt hat.
                        Die Rekonstruktion des Geschehens durch Anna Sara verstehe ich noch nicht ganz. Ich nehme an, dass der ausgewählte Pate, Hans Ruess zweiter Sohn, der es dann aber nicht wurde (so verstehe ich "sein sollen"), katholisch war. Wer hat ihn ausgewählt? Das war nicht die Magd, die ihn dem Pfarrer genannt hat. Der Pfarrer selbst war es auch nicht. Handelt es sich um eine innerfamiliäre Differenz, etwa der Vater wollte eine evangelische Taufe, andere Familienangehörige (die Familie der Mutter?) wollten eine katholische Taufe?

                        Viele Grüße
                        MartinM

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                        • Anna Sara Weingart
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.10.2012
                          • 16740

                          #13
                          Wie der explizite Wille der Eltern war, gibt der Text im Detail leider nicht her.
                          Wenn es denn ein eindeutiges katholisches Bekenntnis einer der beiden gegeben hätte, hätte der kathol. Pfarrer dies doch betont, weil es doch ihm in die Karten gespielt hätte?
                          Aber gerade das Fehlen einer solchen Aussage, stattdessen die Betonung des Paten aus dem katholischen Zeyern, der sich die Mühe genacht hat mit dem Patenbrot, scheint für mich ein Ausdruck dafür zu sein, dass man sich vom katholischen Zeyern aus um die Kirchbühler Familie "kümmern" wollte, vermutlich wissend um die "Gefahr" die aus dem evangelischen Nachbardorf drohte.

                          Also der erstgenannte Pate bei Taufen, hatte nach meiner Erfahrung, wenig mit den jeweiligen Familien zu tun, sondern waren häufig angesehene Mitglieder der Gemeinde, die dadurch die Unterstützung der Gemeinde für die Familie zum Ausdruck bringen wollten bzw. sollten. Die eigentlichen Verwandten der Familie waren die zweit- und drittgenannten Paten. Jedenfalls kenn ich das so aus Württemberg, wo meist 3 Paten genannt weren.
                          Viele Grüße

                          Kommentar

                          • PetraZey123
                            Erfahrener Benutzer
                            • 19.02.2023
                            • 483

                            #14
                            Liebes Forscherteam,
                            vielen Dank für die vielen Anmerkungen. Ich kann mir auf den Text noch weniger Reim drauf machen wie ihr. Es wundert mich nur da der Simon Schrepfer katholisch getauft, getraut (auch mit einer katolischen) und katholisch begraben wurde und seine Frau ebenfalls Katholisch begraben wurde. Oder ich muss da nochmal von vorne anfangen. Seine anderen zahlreichen Kinder sind scheinbar auch Katholisch. Deren Daten habe ich bisher aber nur über Belege aus dem Staatsarchiv. Die werde ich jetzt mal demnächst in den Matrikeln suchen. Und den evangelischen Taufeintrag dieses Kindes raussuchen. Evtl. ergibt sich da was. Vielen lieben Dank Euch und falls jemand noch eine Idee hat was es mit der Magd in dem Eintrag auf sich hat kann gerne mit spekuliert werden. L.g.

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                            • jebaer
                              Erfahrener Benutzer
                              • 22.01.2022
                              • 3563

                              #15
                              Hallo Petra,

                              ich denke, welchem Bekenntnis die Beteiligten angehören wollten, hat gar keine so große Rolle gespielt. Der Kirchbühl war wohl lange ein Zankapfel zwischen dem protestantischen Seibelsorf und dem katholischen Wallenfels. Zeitweise war wohl sogar der eine der beiden Höfe, aus denen der Kirchbühl bestand, nach Seibelsdorf gepfarrt, der andere nach Zeyern, die Grenze zwischen den zwei Konfessionen verlief also mitten durch den kleinen Ort. Die folgende Geschichte illustriert ganz gut, wie sich das ausgewirkt hat, auch wenn sie gut 50 Jahre später spielt:

                              (Kann sein, dass ich die in einem Deiner früheren Themen schon mal verlinkt hatte.)


                              LG Jens
                              Zuletzt geändert von jebaer; 11.06.2025, 21:13.
                              Am besde goar ned ersd ingnoriern!

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