[gelöst] Sowjetunion 1943

[Ralf Behrens]

Nun komme einmal mit einem Brief aus dem Jahre 1943, der in der Sowjetunion als Luftfeldpost geschrieben wurde. Eigentlich leicht lesbar. Trotzdem bin ich wieder in ein paar Löcher getreten.

Seite 1




30943B OM. 8.6.43

Liebe Mutti!

Gestern habe ich die 2 Päckchen vom 15.5. erhalten. Ich danke Dir von ganzem Herzen, ich habe mich sehr gefreut, wie immer bei solchen Anlässen. Den letzten Kuchen aber, die Du schickst, bitte ich künftig hin nicht mehr zu verenden. Du kannst das, was an Gewicht noch fehlt durch Äpfel ersetzen oder sonstigen Kram. Der Kuchen war tadellos, die 25 Nil, 2 (Deatropin?) u. Vitaminbomben gut.

Hier ist jetzt ein herrlicher Sonnenschein (?) zurück und liegen in einem Dorf, rings umgeben von grünen Wiesen und Buchenwäldchen und Getreidefeldern – fast wie in der Heimat. Ich denke hier so oft an (?) - das macht die Ruhe und die herrlichen Sonnentage; den ganzen Tag laufen wir in Badehose herum.

Die letzten Tage in Stellung gab es auch viel Kleinholz. Der Russe versuchte eines Morgens unsere Stellung einzudrücken und legte 3 Stunden lang ein mörderisches Feuer auf uns; es (?) mit (?) (?) auch Stalinorgeln, mit (?) und Schwerpunkte , sodaß sich trotz des schönen Tages alles(?) weit in Pulverdampf hüllte. Unsere (?)(?) ausgezeichnet und ich konnte von vorne aus den katastrophalen Rückzug der Russen beobachten. Es war eine Freude, die guten Einschläge unserer Ari zu verfolgen, in einem Wald, in dem die Baumstämme auseinanderstoben und gewaltige Trichter hinterliessen. Unsere Verluste waren kaum nennenswert.

Seite 2

Der vor unseren Linien aufgebaute Lautsprecher der Russen sprach am nächsten Morgen von einem großen Erfolg angesichts der vielen Toten, die wir gehabt haben sollen. Was haben wir gelacht über diesen Lügenunsinn, dem zu guter Letzt unsere Ari ein Ende machte. -

Heute kam der Chef zu mir und sagte, ich würde wahrscheinlich bald in Urlaub fahren. Ich habe mich riesig gewundert, denn hier sind noch zu viele, die schon 14 Monate nicht zuhause waren. Wenn dies aber tatsächlich (?) und der Truppenbetreuung gelingt, würde ich vor Freude einen Luftsprung machen. Den (?) wieder einmal in(?) zu sehen, welch eine (?) und wieder einmal mit Leo und Otto beisammen zu sein. Na, ich kann's noch nicht glauben.

Liebe Mutti, kannst Du eine Aufstellung machen, was Du von Januar bis Juni einschl. von meinem Gehalt eingelegt hast? Jetzt gingen wieder (?) 85, -M von hier ab. Ich bitte dieses Geld irgendwo anzulegen, wo es Dir am (?) ist.

Otto hat mir von (?) einen Brief geschrieben. Von Leo hörte ich schon lange nichts.




Vielen Dank und alles Liebe.

Dein Sepp

[Upidor]

Liebe Mutti!
Gestern habe ich die 2 Päckchen vom 15.5. erhalten. Ich danke Dir von ganzem Herzen, ich habe mich sehr gefreut, wie immer bei solchen Anlässen. Den letzten Zucker aber, der Dir zusteht, bitte ich künftig hin nicht mehr zu verwenden. Du kannst das, was an Gewicht noch fehlt durch Äpfel ersetzen oder sonstigen Kram. Der Kuchen war tadellos, die 25 Nil, 2 (Deatropin?) u. Vitaminbomben gut.

Hier ist jetzt ein herrlicher Sommer, wir kamen zurück und liegen in einem Dorf, rings umgeben von grünen Wiesen und Birkenwäldchen und Getreidefeldern – fast wie in der Heimat. Ich denke hier so oft an Kumlen(?) - das macht die Ruhe und die herrlichen Sommertage; den ganzen Tag laufen wir in Badehose herum.

Die letzten Tage in Stellung gab es auch viel Kleinholz. Der Russe versuchte eines Morgens unsere Stellungen einzudrücken und legte 3 Stunden lang ein mörderisches Feuer auf uns; er schoss mit schwerem Ari und Stalinorgeln, mit Granatwerfern und Schrapnellen, sodaß sich trotz des schönen Tages alles kilometerweit in Pulverdampf hüllte. Unsere Artillerie schoss ausgezeichnet und ich konnte von vorne aus den katastrophalen Rückzug der Russen beobachten. Es war eine Freude, die guten Einschläge unserer Ari zu verfolgen, in einem Wald, in dem die Baumstämme auseinanderstoben und gewaltige Trichter hinterliessen. Unsere Verluste waren kaum nennenswert.

Seite 2
Der vor unseren Linien aufgebaute Lautsprecher der Russen sprach am nächsten Morgen von einem grossen Erfolg angesichts der vielen Toten, die wir gehabt haben sollen. Was haben wir gelacht über diesen Lügenunsinn, dem zu guter Letzt unsere Ari ein Ende machte. -
Heute kam der Chef zu mir und sagte, ich würde wahrscheinlich bald in Urlaub fahren. Ich habe mich riesig gewundert, denn hier sind noch zu viele, die schon 14 Monate nicht zuhause waren. Wenn dies aber tatsächlich Dir(?) und der Truppenbetreuung gelingt, würde ich vor Freude einen Luftsprung machen. Den Wörthersee wieder einmal im Sommer zu sehen, welch eine Herrlichkeit und wieder einmal mit Leo und Otto beisammen zu sein. Na, ich kann's noch nicht glauben.
Liebe Mutti, kannst Du eine Aufstellung machen, was Du von Januar bis Juni einschl. von meinem Gehalt eingelegt hast? Jetzt gingen wieder um(?) 85, -M von hier ab. Ich bitte dieses Geld irgendwo einzulegen, wo es Dir am bequemsten ist.
Otto hat mir von Ludwigsburg(?) einen Brief geschrieben. Von Leo hörte ich schon lange nichts.
Vielen Dank und alles Liebe
Dein
Sepp

[mawoi]

Hallo,
ein paar Ergänzungen:

Gestern habe ich die 2 Päckchen vom 15.5. erhalten. Ich danke Dir von ganzem Herzen, ich habe mich sehr gefreut, wie immer bei solchen Anlässen. Den letzten Zucker aber, der Dir zusteht, bitte ich künftig hin nicht mehr zu verwenden. Du kannst das, was an Gewicht noch fehlt durch Äpfel ersetzen oder sonstigen Kram. Der Kuchen war tadellos, die 25 Nil, 2 (Deatropin?) u. Vitaminbonbons gut.

Hier ist jetzt ein herrlicher Sommer, wir kamen zurück und liegen in einem Dorf, rings umgeben von grünen Wiesen und Birkenwäldchen und Getreidefeldern – fast wie in der Heimat. Ich denke hier so oft an Kärnten - das macht die Ruhe und die herrlichen Sommertage; den ganzen Tag laufen wir in Badehose herum.

Die letzten Tage in Stellung gab es noch viel Kleinholz. Der Russe versuchte eines Morgens unsere Stellung einzudrücken und legte 3 Stunden lang ein mörderisches Feuer auf uns; er schoss mit schweren Mi (?) und Stalinorgeln, mit Granaten und Schrapnell , sodaß sich trotz des schönen Tages alles kilometerweit in Pulverdampf hüllte. Unsere Artillerie schoss ausgezeichnet und ich konnte von vorne aus den katastrophalen Rückzug der Russen beobachten. Es war eine Freude, die guten Einschläge unserer Ari zu verfolgen, in einem Wald, in dem die Baumstämme auseinanderstoben und gewaltige Trichter hinterliessen. Unsere Verluste waren kaum nennenswert.

Seite 2

Der vor unseren Linien aufgebaute Lautsprecher der Russen sprach am nächsten Morgen von einem großen Erfolg angesichts der vielen Toten, die wir gehabt haben sollen. Was haben wir gelacht über diesen Lügenunsinn, dem zu guter Letzt unsere Ari ein Ende machte. -

Heute kam der Chef zu mir und sagte, ich würde wahrscheinlich bald in Urlaub fahren. Ich habe mich riesig gewundert, denn hier sind noch zu viele, die schon 14 Monate nicht zuhause waren. Wenn dies aber tatsächlich Dir und der Truppenbetreuung gelingt, würde ich vor Freude einen Luftsprung machen. Den Wörthersee wieder einmal im Sommer zu sehen, welch eine Herrlichkeit und wieder einmal mit Leo und Otto beisammen zu sein. Na, ich kann's noch nicht glauben.

Liebe Mutti, kannst Du mir eine Aufstellung machen, was Du von Januar bis Juni einschl. von meinem Gehalt eingelegt hast? Jetzt gingen wieder (?) 85, -M von hier ab. Ich bitte dieses Geld irgendwo anzulegen, wo es Dir am bequemsten ist.

VG
mawoi

[Ralf Behrens]

Das war einmal mehr große Klasse! Vielen Dank Euch beiden.
Grüße
Ralf