[gelöst] Hilfe bei Brief von 1944

[Sxdxdr]

Quelle bzw. Art des Textes: Brief
Jahr, aus dem der Text stammt: 1944
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Deutschland
Namen um die es sich handeln sollte: Ortsbezeichnungen

Hallo zusammen,


ich benötige etwas Hilfe bei einer handvoll Wörter (rot markiert), die ich partout nicht mit Sicherheit entziffern kann. Es handelt sich um Ortsbezeichnungen und vermutlich um ein Adjektiv.
Diesen ziemlich traurigen Brief erhielt mein Großvater von einem Kameraden im Jahre 1944.


Vielen Dank im Voraus!


Beste Grüße
Dennis

[M_Nagel]

Hallo,

Ich lese:

1
innigstgelieb-
ten

2
Bomben

[Horst von Linie 1]

Ort lese ich Brün oder Brüx.
Unten Krummhübel.
Dazwischen Limburg.
Aber Limburg ergibt wenig Sinn.

[Willemus]

Ich vermag vieles am Anfang des Briefes nicht gut zu lesen. Aber wenn die Lieben am 2. Feiertag (also 29.5.44 Pfingstmontag) geborgen wurden, dann wären die Bomben am Pfingstsonntag oder kurz davor gefallen. Dafür finde ich in Limburg erstmal (!) keinen Hinweis auf Bombenangriffe-das wäre nochmal genauer zu prüfen und auch wo es sonst passen könnte. Vielleicht habe ich aber auch am Anfang wichtige Infos noch nicht integriert.

Gruß Willem

[jebaer]

Erst mal den Text, soweit ich ihn schon entziffern konnte:


Brürc(Brüx?), den 13.6.1944

Mein lieber Willi!
Deinen Kartengruß habe ich heute mit
Dank erhalten. Habe noch einige Tage Nachur-
laub bekommen und bin am 21.6. hier
eingetroffen. Schmerzerfüllt stehe ich an
den Gräbern meiner teuren innigstgelieb-
ten Gattin, sowie meinem sonnigen
kleinen Töchterchen, und meiner lieben
immer treusorgenden Schwiegermutter.
Hab somit alles was ich auf der Welt besitze
verloren und stehe vor einem nichts.
Unser schönes Eigenheim hat einen Voll-
treffer bekommen, wo meine Lieben
verschüttet wurden, und am 2. Feiertag
morgens 7.00 uhr geborgen. Am 3. Juni
fand die Beisetzung statt. Im ganzen
sind 100 Bomben gefallen. Mein Vater
war mir in Limburg sehr behilflich, und
ich bin mit ihm am Sonntag, den 11. 6.
nach Haus nach Krummen______ gefahren,
wo ich den Rest meines Urlaubs ver-
brachte, und von dort aus alles Schriftliche
soweit ich es erledigen konnte, erledigte



Btw., Limburg gibt es mehr als eines, und es wird hier zumindest nicht explizit festgestellt, dass die Zerstörung dort stattfand.


LG Jens


p.s.: Den Bombenangriff auf Limburg an der Lahn gab es wohl doch:

https://www.ippsch.de/index.php/erlebtes/unter-sirenengeheul-in-die-bunker

p.p.s.: Noch zwei Überlegungen zu "Limburg": "L" und Anfangs-"S" sind in dem Text sehr ähnlich, außerdem würde über dem "u" der Querstrich fehlen.

[AnGr]

Erst mal den Text, soweit ich ihn schon entziffern konnte:


Brürc(Brüx?), den 13.6.1944

Mein lieber Willi!
Deinen Kartengruß habe ich heute mit
Dank erhalten. Habe noch einige Tage Nachur-
laub bekommen und bin am 21.6. hier
eingetroffen. Schwarz verhüllt stehe ich an
den Gräbern meiner teuren innigstgelieb-
ten Gattin, sowie meinem sonnigen
kleinen Töchterchen, und meiner lieben
immer treusorgenden Schwiegermutter.
Hab somit alles was ich auf der Welt besitze
verloren und stehe vor einem nichts.
Unser schönes Eigenheim hat einen Voll-
treffer bekommen, wo meine Lieben
verschüttet wurden, und am 2. Feiertag
morgens 7.00 uhr geborgen. Am 3. Juni
fand die Beisetzung statt. Im ganzen
sind 100 Bomben gefallen. Mein Vater
war mir in Limburg sehr behilflich, und
ich bin mit ihm am Sonntag, den 11. 6.
nach Haus nach Krummen______ gefahren,
wo ich den Rest meines Urlaubs ver-
brachte, und von dort aus alles Schriftliche
soweit ich es erledigen komnnte,



Btw., Limburg gibt es mehr als eines, und es wird hier zumindest nicht explizit festgestellt, dass die Zerstörung dort stattfand.


LG Jens


p.s.: Den Bombenangriff auf Limburg an der Lahn gab es wohl doch:

https://www.ippsch.de/index.php/erlebtes/unter-sirenengeheul-in-die-bunker

p.p.s.: Noch zwei Überlegungen zu "Limburg": "L" und Anfangs-"S" sind in dem Text sehr ähnlich, außerdem würde über dem "u" der Querstrich fehlen.

Limburg/Lahn macht schon Sinn, da das Reichsbahnausbesserungswerk, das Bahnbetriebswerk und der Bahnhof bevorzugtes Ziel der Bombenangriffe war.

[Sxdxdr]

Hallo zusammen,



ersteinmal schon mal Danke für die bisherige Hilfe. Das hat schon mal viel Licht ins Dunkle gebracht.



Brüx als Absendeort des Briefes könnte hinkommen. Mein Großvater war dort nach einer Verwundung Anfang 1944 bei einem Ersatzbataillon sationiert. Genauer gesagt in Brüx-Sudetengau. Möglicherweise kannte er den Verfasser daher.



Limburg könnte auch Sinn ergeben. Der Verfasser des Briefes hieß Günther und mir liegt ein Brief aus der Nachkriegszeit vor, der ebenfalls von einem Günther aus Limburg stammt. Ob es sich um denselben Günther handelt, lässt sich aber natürlich nicht mit 100%-tiger Sicherheit sagen.
Es ist aber naheliegend, denn am 28.05.1944 fand ein Bombenangriff auf Limburg statt.

(Ich bin in der Nähe von Limburg aufgewachsen und mir liegt ein Buch darüber vor).


Ich war mir beim entziffern aber nicht sicher und wollte noch andere Meinungen dazu hören.


Beste Grüße
Dennis

[jebaer]

In #5 "Schwarz verhüllt" verbessert zu "Schmerzerfüllt", sonst finde ich vorerst keine Fehler mehr.
Passt aber trotzdem alles noch nicht zusammen. Der Autor schreibt nicht aus Limburg, sondern aus Brüx(!) (tschechisch Most), er stehe an den Gräbern seiner Lieben. Dann müsste der fatale Luftangriff doch wohl dort stattgefunden haben.
Und als Standort der "Leuna" zur Herstellung von synthetischem Treibstoff wurde die Stadt auch bombardiert.

LG Jens

[Schimster]

Hallo zusammen,

Der Autor schreibt nicht aus Limburg, sondern aus Brüx(!) (tschechisch Most), er stehe an den Gräbern seiner Lieben. Dann müsste der fatale Luftangriff doch wohl dort stattgefunden haben.

Der Brief datiert auf den 23.06., nicht auf den 13.06.1944. In Brüx ist der Verfasser am 21.06. (wieder) angekommen. Am 11.06. ist er mit seinem Vater zu Hause in Krummen___ angekommen, wo er den "Rest des Urlaubs verbrachte". Also ist er jetzt nach dem Urlaub wieder in Brüx, wo er stationiert ist. Das passt somit doch.

Dass er an den Gräbern seiner Lieben stehe, ist wohl eher bildlich zu verstehen. Ihm ist ja wirklich alles genommen worden. Und er wird ja sicherlich nicht am Grab stehend eine Karte geschrieben haben...

Als weiteren Ansatzpunkt würde ich eher die erwähnte Bestattung ins Auge fassen.

Vielleicht finden sich dort weitere Informationen.

[Schimster]

Hier noch eine Ergänzung
Schulchronik Limburg
Siehe Seite -109- des Dokuments.


Wenn bei den Todesdaten ein Fehler in der Monatsangabe vorliegt (es wird der 28. April angegeben, während der Bombenangriff am 28. Mai stattfand, welcher somit auch als Todestag plausibler wäre), könnte die Beschreibung der Karte ggf. zu Elfriede Ringel, geb. Stein mit Tochter Brigitte Ringel und Mutter/Großmutter Brigitte Stein passen.

[Sxdxdr]

Hallo zusammen,


Hut ab was ihr hier alles so rausfindet! Es muss die Familie Ringel sein. Denn der Verfasser des Briefes aus Limburg aus der Nachkriegszeit war ein Günther Ringel. Der Brief von 1944 ist nur mit "Günther" unterschrieben. Aber es muss zu 99,99% derselbe Günther sein.


Und bei dem Todesmonat muss es sich um einen Fehler handeln. Denn es gab am 19.04.1944 und am 28.05.1944 einen Bombenangriff auf Limburg. In der Schulchronik ist wohl somit der 28.05. und nicht der 28.04. gemeint.


Vielen Dank an alle!


Beste Grüße
Dennis

[AnGr]

Hier noch mal was zum RAW Lim, welches zu 85 % zerstört wurde. Hier die ehemalige Richthalle.

https://www.trolley-mission.de/de/ausbesserungswerk-limburg-historische-luftaufnahme-1945

[Sxdxdr]

Danke für den interessanten Link! Das Bild kannte ich noch nicht.