Taufbucheintrag

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  • Holzij
    Benutzer
    • 25.01.2021
    • 13

    [gelöst] Taufbucheintrag

    Quelle bzw. Art des Textes: Taufbucheintrag
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1906
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Walenstadt, Schweiz
    Namen um die es sich handeln sollte: Anna Elise Foppo


    Hallo Freunde.

    Würdet ihr mir bitte helfen den Text zu lesen?



    06.12.1906
    Anna Elise Foppa
    Foppa Frederiko?
    Va(o?)llandre Therese
    Villanejo Tirolo (Dorf Tirol im Südtirol?)
    Weber
    Ronner? Luigi
    Moser Elise


    Kind ? der Mutter.
    Vater geschieden? in Amerika

    ..... Tirol ....... unmöglich?



    Ich bedanke mich herzlichst im Voraus.


    glg
  • Holzij
    Benutzer
    • 25.01.2021
    • 13

    #2
    Sorry hab den Link vergessen


    staatsarchiv-sg.ch/index.php?bid=1068&m=&b=ZVA_12_991_229.jpg

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    • Holzij
      Benutzer
      • 25.01.2021
      • 13

      #3

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      • Ulpius
        Erfahrener Benutzer
        • 03.04.2019
        • 942

        #4
        Kind Geschlechtsname der Mutter
        Vater v(on) s(einer) Frau in Amerika ge-
        schieden. Tirol Civilehe unmöglich.

        Weil der Vater geschieden war, konnte nach dem dort und damals geltenden Recht keine zweite Ehe legal geschlossen werden. Daher bekommt das Kind den Familiennamen der Mutter.

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        • Holzij
          Benutzer
          • 25.01.2021
          • 13

          #5
          Lieber Ulpius.


          Ich bedanke mich recht herzlich für die Erleuchtung.




          glg Holzi

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          • Ulpius
            Erfahrener Benutzer
            • 03.04.2019
            • 942

            #6
            Der Eintrag sagt uns dieses:
            Therese Vollandre (oder vielleicht richtiger: Valandre, wenn der Nachtrag im Matrikelbuch selber steht) aus Wallenstadt hatte von Frederiko Foppa, einem Weber aus Villanedo (oder Villanevo)/Tirol, eine Tochter, geboren am 6., getauft am 9. Dezember 1906. Weil die Eltern nicht verheiratet sein konnten, da der Vater in Scheidung lebte, erhielt die Tochter den Namen Anna Elise Valandre. Paten waren Luigi Ronner und Elise Moser, getauft wurde das Kind von Pfarrer Carl Riklin. (Der Vorname wird ein paar Felder tiefer ausgeschrieben.)

            Wenn man keine weiteren Hilfen hat, etwa Unterlagen der Familie aus späterer Zeit, die über eine Reihe von Punkten Klarheit schaffen können, sind diese als nicht ganz sicher zu betrachten.
            1.) Name des Kindes: Ist es eine Vermutung, dass Anna Elise den Familiennamen Foppa hatte, wie ganz oben eingetragen, oder gibt es dafür einen Beweis? Hier jedenfalls wird sie definitiv nicht so genannt.
            Führt sie später aber den Familiennamen Foppa, dann bedeutet das, dass ihre Eltern irgendwann geheiratet haben und dass der Name des Mädchens vermutlich bei dieser Gelegenheit standesamtlich geändert wurde.

            2.) Familienname Vollandre oder Valandre: Gibt es nicht einen Geburts- oder Sterbeeintrag der Mutter? Daraus müsste das erkennbar sein. Leider ist das "Register" am Anfang des Taufbuchs (immerhin 1842-1916) wirklich nur ein sehr lückenhafter Torso. Würde Therese von Wallenstadt stammen, sollte sie wohl auch in diesem Taufbuch zu finden sein. (Ob der Familienname in die Gegend gehört oder die Mutter nicht von hier stammt, sollte sich herausfinden lassen.)

            3.) Vorname des Vaters: Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei einem insgesamt italienischen Namen der Name Friedrich anders als Frederico (eher noch Federico), jedenfalls mit c, geschrieben wurde. Auch hier: das müsste in weiteren Unterlagen der Familie zu finden sein.

            4.) Ort, der für den Vater angegeben wird: Villanejo würde ich hier kaum vermuten, zumal man das nicht finden kann - zumindest mir gelingt das nicht. Die Geburt fand zu einer Zeit statt, als Tirol insgesamt der KuK-Monarchie angehörte. Man müsste in Landkarten der Zeit schauen, was sich da finden lässt. Mir scheint (siehe den Familiennamen der Mutter wie auch den Vornamen des Vaters), dass der Pfarrer manchmal so ungefähr schreibt. Ein Ortsname, der sinnvoll wäre und mehr als der Spur nach hinkommt wäre: Villanovo (etwa: Neuhaus). So einen Ort findet man etwa hier:
            Die Generalkarte war eines der ersten gr eren und bekannten Werke von Joseph Scheda, der in der Mitte des 19. Jahrhundert mehrere milit rische Kartenwerke produzierte.

            Ostnordost von Treviso, östlich von Oderzo, wenig südlich von Motta. Aber das war schon damals nicht in Tirol. :-( - Man könnte mit den Karten dort weiter nachsuchen, besser noch in welchen um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert. Das setzt voraus, dass man den Ort wirklich finden will.
            (Walenstadt wird in der entsprechenden Karte [VI] so geschrieben, wie es auch Pfarrer Riklin tut: Wallenstadt)

            5.) Ehehindernis in Scheidung lebender Vater: Dass der Vater bereits einmal verheiratet war, seine geschiedene Frau in Amerika lebt, lässt den Schluss zu, dass er nicht mehr so ganz jung war. Möglicherweise gehört seine ganze erste Ehe in ein "amerikanisches Abenteuer", soll heißen Auswanderung nach Amerika, die aber scheiterte, was ihn zur Rückkehr bewegte (das ist immer wieder 'mal passiert), während seine Frau dort blieb (wenn nicht von dort stammte). Typischerweise waren die Männer, die auswanderten, Anfang bis Mitte 20, wenn sie aus einer Notsituation heraus weggingen - das hängt mit den Volljährigkeitsregelungen zusammen. Manche sind früher "ausgebüxt", dann ohne elterlichen Segen und mit ganz erheblichen Schwierigkeiten, überhaupt auf ein Auswandererschiff kommen zu können. Einige Jahre wird F(r)ederico in den Staaten verbracht haben.

            6) Beruf des Vaters: ist keiner, der großen Wohlstand versprach.

            7.) Paten: Wenn der Vater erreichbar war, also das Kind nicht von ihm als Wanderarbeiter, der dann unbekannt weitergezogen ist, gezeugt wurde, dürfte ziemlich sicher der als erste genannte Pate durch den Vater bestimmt worden sein. Die Patin würde ich der Mutter zusortieren.

            Das sind jetzt nur die Punkte, die mir aufgefallen sind, wenn man die Matrikelzeile nicht nur lesen, sondern auch insgesamt verstehen will.
            Zuletzt geändert von Ulpius; 29.01.2021, 14:25. Grund: Orthographie; Punkt 5 präzisiert

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            • Holzij
              Benutzer
              • 25.01.2021
              • 13

              #7
              Hi Ulpius.


              Wow.... was soll ich sagen.

              Sehr interessant für einen Anfänger zu sehen was ein Profi in seinem Gebiet aus ein paar Zeilen herauslesen kann.



              Ich habe hierbei sehr viel gelernt und werde künftig versuchen, Einträge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und so ins Detail zu gehen wie du es hier getan hast.

              Das wird mir nicht in dem Ausmaß gelingen aber jeder hat mal klein angefangenn.


              DANKE dir


              glg Holzij

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              • Ulpius
                Erfahrener Benutzer
                • 03.04.2019
                • 942

                #8
                Na ja, jeder kann immer dazulernen, das geht mir genauso. Und gerade wenn man mit etwas beginnt, kann man eigentlich gar nicht wissen, worauf man achten muss und welche, manchmal sehr kleinen Indizien hilfreich sein können. In diesem Forum gibt es eine ganze Reihe Leute, die dabei sehr gerne helfen.
                Man muss aber auch -da schließe ich mich nicht aus- aufpassen, dass man nicht über das Ziel hinausschießt und bereit sein, bessere Lesungen (wenn es um Text geht) wie auch bessere Interpretationen wahrzunehmen und anzuerkennen. Dann kann man viel gewinnen und lernt immer dazu.
                Ich hoffe jedenfalls, dass Lesen und Interpretieren hilfreich waren und sind (selbst dann, wenn am Schluss etwas ganz Anderes sich herausstellt) und bedanke mich für die netten Worte.

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                • Holzij
                  Benutzer
                  • 25.01.2021
                  • 13

                  #9
                  Hi.



                  Gute Neuigkeiten.

                  Ich habe über diese Namenslisten von Tirol und Vorarlberg (1940) herausgefunden das Valandro und Foppa in Bludenz vorkommen.

                  Dort habe ich auch diesen Trauungseintrag gefunden.


                  Friedrich Foppa wurde 1863 in Pievedi Livinallongo beim Col de Lana geboren und ist 1946 in Bludenz gestorben.

                  Er war zum Zeitpunkt der Geburt seiner Tochter (1906) Witwer.



                  Wie der Pfarrer Carl auf "Villanejo" gekommen ist weiß ich nicht.


                  Jedenfalls geht meine Suche in Pievedi Livinallongo und in Vill Agnedo weiter. Die entsprechenden Matriken habe ich Online nicht gefunden. Werde es per E-Mail versuchen.


                  SG Holzij

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                  • Ulpius
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.04.2019
                    • 942

                    #10
                    Das ist ja toll! Es löst eine ganze Reihe von Fragen - und wirft -wie soll es anders sein- gleich die nächsten auf.
                    Foppa ist ein Name, der wohl nicht nur italienisch klingt, die Ortsangabe Buchenstein ist mit Livinallongo identisch, damals Tirol zugehörig, nach dem ersten Weltkrieg Belluno zugeschlagen - das wird bedeuten, dass der Vorname Friedrich bei dem jetzt neu vorliegenden Heiratseintrag vollständig eingedeutscht wurde. Da kann nur der originale Geburtseintrag aus Pievedi klären. (Den Ort bzw. die Region Livinallongo findet man auf der schon früher verlinkten Karte knapp über dem südlichen Kartenrand über der Zahl 30 eingetragen. Ob es in der Gegend und für Pievedi ordentliche Register gibt?) Der Pfarrer hat sich wahrhaft verhört.

                    Maria Boschetto ist ebenfalls ein italienischer Name. Entweder eine Frau, die auch nach Amerika ausgewandert ist oder eine, die der dortigen italienischen Landsmannschaft angehörte (in New York gab es Viertel, in denen sich Landsleute sammelten, sogar bis hin in Dialektgruppen - dabei spielte öfter eine Rolle, dass die Auswanderer nach Hause berichteten und einluden, so hatte man gleich Bezugspersonen, wenn man hinkam).
                    Was nach bisheriger Kenntnis ausgeschlossen ist: Dass Federico im Moment der Geburt von Anna Elise bereits verwitwet war. Denn dann hätte kein Ehehindernis mehr bestanden und das Kind hätte als ehelich eingetragen werden können (indem man zuerst das Elternpaar traute und dann das Kind taufte oder durch Anerkenntniserklärung des Vaters). Auch dass er bereits Witwer war, aber (noch) keinen entsprechenden Nachweis vorlegen konnte, trifft ganz sicher nicht zu. Das hängt daran, dass Kinder -so irgend möglich- ehelich sein sollten. Hätte also Federico gewusst, dass seine erste Frau schon gestorben war, dass also kein Grund mehr bestand, nicht ein zweites Mal heiraten zu können (weil durch den Tod des Ehegatten die in der Regel einzige anerkannte Form des Endes einer nach katholischem Ritus geschlossenen Ehe eingetreten war), dann wäre das im Taufbuch vermerkt worden und nicht, dass er in Scheidung lebe. Das Elternpaar ist zusammengeblieben und hat diese Situation dann auch legitimiert - ich nehme an, sobald sie wussten, dass das möglich geworden war, eben durch den Tod der ersten Frau. Vermutlich ist also Maria Boschetto nicht sehr lange vor der Hochzeit von Federico und Theresia gestorben. Ich tippe 1913 oder Anfang 1914. Bei der Trauung wurde nicht ehrlich dreinschauenden Augen geglaubt, sondern es mussten entsprechende Papiere vorgelegt werden und die musste man schließlich auch erst einmal besorgen.
                    Bei der Geburt von Anna Elise war Federico 43 Jahre alt -also wie vermutet nicht mehr ganz jung -, seine Tochter konnte bei der Hochzeit ganz bestimmt schon Blumen streuen - wenn das denn gemacht wurde. (Auch Theresia Valandro -endlich wissen wir, wie sie tatsächlich geheißen hat- war mit 35 Jahren keine wirklich junge Mutter.)
                    Villagnedo ist im Trentin zu suchen (einige Kilometer östlich von Trient), also viel näher am Herkunftsort des Federico als Wallenstadt. Und wenn man hinhört, dann passt das eigentlich ganz gut zu dem als „Heimatrecht des Vaters“ dann doch mit „Villanedo“ eingetragenen Ort. Nur, dass es neben der nicht ganz passenden Orthographie ein „echter“ Irrtum ist, den Herkunftsort der Mutter als den des Vaters anzugeben.
                    Wieso das Kind so weit von der Heimat beider Eltern entfernt auf die Welt gekommen ist? Es wirkt fast so, als sei das so nicht geplant gewesen.

                    Viel Spaß bei der weiteren Recherche, ich drücke die Daumen, dass sich noch mehr solche schönen Treffer finden lassen.
                    Zuletzt geändert von Ulpius; 30.01.2021, 16:23.

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                    • Holzij
                      Benutzer
                      • 25.01.2021
                      • 13

                      #11
                      Hallo.


                      Und wieder bedanke ich mich für deinen hilfreichen Input!


                      Wünsche dir einen schönen start in die neue Woche.



                      Liebe Grüße

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