Quelle bzw. Art des Textes: Brief (Bitte um bessere Besoldung)
Jahr, aus dem der Text stammt: 1683
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Alpirsbach (Württemberg)
Jahr, aus dem der Text stammt: 1683
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Alpirsbach (Württemberg)
Hallo Zusammen,
ich benötige mal wieder eure Hilfe beim Entziffern der letzten Unklarheiten. Es würde mich freuen, wenn ihr mehr lesen könnt, als ich.
Schönen Gruß
Uwe
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Zum besseren Verständnis meiner Tranksription, meine Transkriptionsrichtlinien:
- verständliche Getrennt- und Zusammenschreibung, sonst wie in Quelle
- Groß- und Kleinschreibung an heutige Regeln angepasst, außer Anrede
- Zeichensetzung an heutige Regeln angepasst
- bekannte bzw. offensichtliche Abkürzungen unkommentiert aufgelöst
- heute geläufige Abkürzungen beibehalten
- andere Abkürzungen in eckigen Klammern an die damalige Schreibweise angepasst aufgelöst
- Ergänzungen in eckigen Klammern [ ]
- Anmerkungen in den Fußnoten
- als u verwendetes w wird durch u ersetzt
- ÿ wird zu y
- Umlaute wie heute (eu nicht eü)
- Punkte nach Zahlen weggelassen
- Währungssymbole und Maßeinheiten aufgelöst
- unsichere Transkription bzw. Unklares rot
Seite 1 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/1.jpg):
[Empfänger (links)]
Dem Durchleuchtigsten Fürsten undt
Herrn, Herrn Friderich Carln, Hertzogen zue
Württemberg und Töckh, Graven zue Mömppelgardt,
Herrn zue Haydenheimb etc., Administratori undt
ober Vormündern etc., meinem gnädigsten Fürsten
und Herrn etc.
Hochfürstlich löbliche
Visitation
[Nachtrag (links)]
[…] in h[erzoglichen] G[e]gen Schreib[erei]
um
[…] Addit[ion] in Zehrung wegen Einziehung
der Gültfrüchten und Zinßen
[Absender (rechts)]
Alpirspach
Geistlicher Verwalter und Closters
Gegenschreiber, Johann Christoph
Binder, bittet underthönigstlich […]
der Geistlichen Verwaltung umb
Addition, und wegen der
Clostersgegenschreiberey bey
Einziehung der Zinß und
Gültfrüchten die Zöhrung
gleich dem Castenknecht
passiren zu laßen.
Beruht auf sich.
[praes]entiert den 23. Junii 1683
Seite 2 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/2.jpg):
Inn Euer Hochfürstlichen [Durchleuchten] Diensten, binn ich endts bemelter
underthönigster Supplicant bereits in die 20, und zwar
anfangs bey der Gaistlichen Verwalttung Calw: 4[1], zue
Undertürckheim ½ und dann allhier zue Allpirspach
16 völliger Jahr gestanden, der underthönigsten Zuever-
sicht lebendt, mich darinn allso verhalten zue haben, daß
dieselbe jederzeit ab meiner Wenigkeit dero Dienern ein
gnädigstes Vernüngen [+ Bedeutung?] schöpfen mögen. Nun mir aber
dermahlen bey allhiesig geringer Diensts Bestallung, ohne
gnädigst reichende Addition länger zue Verharren purl [+Bedeutung?]
unmöglich zue sein scheinet, inndeme die gantze Besoldung,
(1) der Gaistlichen Verwalltung sich nur uf 20 Gulden erstreckt,
undt vonn Früchten nicht einigen Speltzen[2] zuer heben habe,
ohnerachtet ich 600 Gulden derentwegen caution laisten, das
Jahr über große Mühe mit ged[achten ?] zwar gering scheinendt,
jedoch weitleufigen Verwalttung habe undt baldt alle ybri-
ge Geschäften bei seith legen mueß, vornehmblichen bey
dem Casten Oberiflingen und Röthenberg, biß die Früchten,
[1] Zuerst „7“ geschrieben.
[2] Spelze = Hülse von Getreide.
Seite 3 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/3.jpg):
eingeheimbst, ußgetroschen, und verkhauft werden, maßen
dann nacher Oberiflingen 5 starckher [+ Bedeutung?] und gen Röthenberg
2 Stundt, auch 4 lange, hohe, Staigen sich befunden, auch
inn Zeitten sich begibt, daß mann diß Ohrts kein Pferdt
umb denn Lohn bekommen kan, hingegen mir Verwalttern
weegen ubelen pedals unmüglich, bei naßem Wetter, ahn
diese Ohrt zue gehen. Uber das, undt welches mit ein geringes
Tragen die Geistliche keine scheun ein Verwallter, wann mann
ihnen in ihren petitis allß Bauung der Pfarrhauser,
reichender Besoldung und dergleichen, nit gleichbalden willfahrt,
und auf die Stundt Satisfaction gibt, hinn und wider
schimpflich zue tractiren; Anlangendt (2.do) [= secundo] die Closters
Gegenschreiberey, bestehet der Empfang solcher ohn Gelltt
30 und vor Holtz 6 Gulden. Item 8 Scheffel[1] Dinckhel und 1 Aymer[2]
Weinn, auf solche ich aber einen aigenen scribenten halten,
tägkichen einem jedem seinen zue Leib auf denn Casten
stellen, undt zuer Wintters Zeith mit dem Castenknecht
zue Einzeihung der Gülltt- und Zinnßfrüchten, auf das
[1] 1 Scheffel = etwa 177 Liter bzw. dm³.
[2] Aymer = Eimer, 1 Eimer = etwa 290 Liter bzw. dm³.
Seite 4 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/4.jpg):
gaudieren, sondern mueß deß Tags, so er oder ein Scri-
bent auf das Ambt kombt, vor Zährung undt Tag-
lohn sich mit 48 Kreuzer contentiren laßen, und davon leben
zuemahlen dergleichen Verrichtungen, sich wenig eußern,
inn deme baldt alle Erbfäll, allein zue vergleichen
eingelaittet werden wollen, armebrest auch bey disen
fridsamen Zeitten, der Schreibverdienst vom gemeinen
Ambt jährlich sich etwann auf 30, 40 oder höchstens
50 Gulden belaufen möchte, und obwohlen ich mich deßen
bey gemeiner Ambtsversamblung öfters beschwehrt,
undt umb Schöpfung eines Salary gebührendt ange-
langt, ist mir jedoch hierum niemahlen gratificirt,
sondern ahn Seitten deß Ambts entgegen gehalten worden,
daß ich Euer Hochfürstlicher [Durchleuchten] Ambtschreiber und Diener
wäre, und vonn deroselben depentirte, allso mann
nit sehen könnte, wie mir inn meinem Ansuechen gra-
tificirt werden möchte, wormit ich mich dann (wie-
wohlen das Ambt ein Ambtschreiber jederzeith inn
ihren Verrichtungen pro obligato halten, demselben
eintrag thuen, und keinen dem gegebenen Stauth [= Stanth (= Stand)?]
Seite 5 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/5.jpg):
Ruhe begeben müeßen, (4.) kommt noch dises hinzue
daß vor ohngefähr 2 Jahren, deß Closters allhier leibaigene
Persohnen genant Pelagier[1] Bruederschaft, inn denn
Vßfleckhen [=Außenflecken, äußere Flecken] und Catholischen Ohrten vonn mir durch-
gehendts renovirt, und so vihl möglich sein mögen,
wider inn guetten Gang gebracht worden, ob welcher
Verrichtung dann, ich Leib- und Lebensgefahr außgestan-
den, und vonn vihlen Persohnen große Verspott undt
Höhnung tolleriren müeßen, allso nit ein geringes ver-
dient, habe jedoch mehrers nit, dann allein die pahsir-
liche Zöhrung verrechnet und angenommen;
Wann nun Gnädigster Fürst undt Her diß alles
oberzehler maßen in Rei veritate sich allso
verhält, und mich biß anhero bey solcher Be-
dienstung patientiren, dabey mein gehabtes pa-
trimonium verzöhren, meine Kinder (welche nun-
mehr beginnen aufzuewachßen) inn fremden
Ohrten mit nit geringen schwehren Last Gelttern
versehen und alles an solche wenden müeßten,
[1] Pelagier = dem Kloster Alpirsbach zinspflichtige Person, die im Gegensatz zu anderen Leibeigenen ein Wegzugsrecht hat, benannt nach dem Hl. Pelagius.
Seite 6 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/6.jpg):
Weinn, so dann wegen der Closters Gegenschreiberey
die Zöhrung gleich dem Castenknecht, bey ein Ziehung
der Zinnß undt Gülttfrüchten, auf mich oder Scribenten
neben Nutzung eines Stuckh Wise von deß Closters
Gärttner in einem leidenlichen Pretio[1] und jährlichen
Gnadenzinnß, anerwagen dieser Refier [= Revier?] alles sein hohem Werth
stehet, und ich denn Weinn jede Mas pro 10 biß 12 Kreuzer
vonn dem Würth, sambt Frucht, Fleisch und anderm
auß indigirter [+ Bedeutung?] Besoldung allein erkaufen muß,
aller gnädigst verstehen, gedeyen und widerfahren
zue laßen, damit ich mich und die meinige ehrlich
[1] pretio = (lat.) Wert.
Seite 7 (http://www.uwe-heizmann.de/bilder/7.jpg):
Solch erziegende hohe fürstliche Milde und Willfahr, umb
Euer Hochfürstliche [Durchleucht] mit meinen vorher pflicht-
schuldigsten Diensten, nit allein so tags so nachts
abzueverdienen mich befleißigen, sondern auch in ohnunter-
brechender Gedächtnus jederzeith gehorsambst behalten
werde;
Gnädigster Gewehr [= Gewähr] mich hier under getröstendt
und darumben nochmahlen underthönigst bittendt
denn 12. T[ag] May Anno […] 1683
Euer Hochfürstliche [Durchleucht]
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