Rätselhafte Infos aus Melderegister - Wer hat Ideen?

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  • julia1984
    Benutzer
    • 05.04.2013
    • 78

    Rätselhafte Infos aus Melderegister - Wer hat Ideen?

    Hallo,

    ich versuche gerade etwas Licht in den Lebenslauf meines Großonkels zu bringen, und zwei Einträge auf seiner Einwohnermeldekarte sind mir sehr rätselhaft. Vielleicht hat ja von euch jemand eine Idee, wie man das interpretieren könnte.

    Zum Einen besagt in der Spalte "Abgang" ein Eintrag, dass er am 1.8.1922 von Krefeld (wo seine Familie damals wohnte) nach Rheindahlen gezogen ist. Er war damals erst 14, und ich weiß, dass seine Eltern und Geschwister in Krefeld blieben. Unter diesem Eintrag befindet sich ein Vermerk mit Bleistift, den ich als "den Eltern keine Mitteilung machen" lese. Was könnte das bedeuten? Die Eltern haben doch ein Recht, den Aufenthaltsort ihres minderjährigen Kindes zu erfahren??

    Das zweite ist weniger außergewöhnlich, wundert mich aber auch. Es ist eine Hochzeit vermerkt ("verh. 10.10.30"), wurde aber durchgestrichen. Der Name der Ehefrau ist nicht angegeben. Könnte die Ehe annuliert oder geschieden worden sein? Aber müsste dann nicht trotzdem die Ehefrau angegeben sein, da sie ja sicherlich mit ihrem Mann in einem Haushalt wohnte?

    Viele Grüße
    Julia
    Ich suche nach:
    - Feld, Klöckes, Hellings, Zeiffer, Roepke u.a. in Krefeld
    - Kemmerling in Kaimt/Zell
    - Rogalewski, Malewski, von Lewinski in Westpreußen
    - Gerhards in Wuppertal
    - Hosek und Schmid in Mstetice, Bratelsbrunn, Ribnitz-Damgarten u.a.

  • Katze58
    Erfahrener Benutzer
    • 14.02.2009
    • 340

    #2
    Hallo Julia!

    Bei der Hochzeit müßte man zur Beantwortung Deiner Frage wissen, ob der Eintrag bei einem erw. Kind erfolgt ist oder bei einer Einzelperson/karte. Heirateten Kinder, die vorher auf der Elternkarte vermerkt waren, wurden neue Karten erstellt, meist mit dem Vermerk "ges. Karte". Auch bei ledigen Einzelpersonen wurden in der Regel neue Karten mit der Ehefrau und späteren Kindern erstellt. Ansonsten könnte man auch annehmen, der Meldebeamte hat sich einfach verschrieben und die Sache mit einem Strich erledigt.
    Bei dem 14.-jährigen würde ich sagen, er wurde zur Arbeit in eine andere Stadt geschickt - nicht ungewöhnlich in der Zeit -. Doch der Vermerk mit der Nichtinformation der Eltern ist schon seltsam.Vielleicht liest Du ja auch nicht richtig, stell doch mal einen Scan in der Lesehilfe ein, viele Augen bringen vielleicht Erhellung.
    LG - Petra -


    Das Chaos sei willkommen -
    die Ordnung hat versagt !

    Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

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    • julia1984
      Benutzer
      • 05.04.2013
      • 78

      #3
      Hallo Katze58,

      danke für deine Hinweise. Er ist natürlich auch auf der Karte seiner Eltern als Kind eingetragen, mit der Bemerkung "b2" (bei seinen Geschwistern steht stattdessen "BK", bei einer Schwester "M"). Die Karte, aus der die oben genannten Einträge sind, bezieht sich aber nur auf ihn, also die Karte einer Einzelperson. "ges. Karte" lese ich nirgends, aber ich könnte beim Stadtarchiv nochmal nachfragen. Aber vielleicht hast du Recht und der Beamte hatte einfach nur die falsche Karte beschriftet.

      Wenn das ok ist, stelle ich den Ausschnitt mit "den Eltern keine Mitteilung machen" direkt hier rein, so ist es vielleicht übersichtlicher.
      Angehängte Dateien
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      Kommentar

      • Juergen
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2007
        • 6234

        #4
        Hallo julia,

        In Rheindahlen gab es wohl eine Erziehungsanstalt für schwer erziehbare Kinder.
        Provinzial-Fürsorge-Erziehungs-Anstalt Rheindahlen.

        Zitat wikipedia:
        Erziehungsanstalt
        "Der Komplex aus insgesamt 22 Einzelgebäuden für mehrere hundert Erzieher und Bewohner wurde zwischen 1904 und 1909 auf Beschluss der Provinzialverwaltung der Rheinprovinz an der Provinzialstraße (heute Gladbacher Straße) im Stadtbezirk Rheindahlen als Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorge Zöglinge männlichen Geschlechts und katholischen Bekenntnisses[3] gebaut, die dort zu „tüchtigen Gliedern der Gesellschaft“ herangezogen wurden. Der Auftragswert betrug 2 Millionen Mark.[4] Am 1. Oktober 1909 wurde der Betrieb der Anstalt aufgenommen. Am 24. Oktober 1909 weihte der damalige Regierungspräsident des Regierungsbezirks Düsseldorf, Arthur Schreiber, die Einrichtung ein.[5] Eingewiesen wurden zunächst als „jugendliche Zöglinge“ bezeichnete Schulabbrecher, die vor dem Beginn einer kriminellen Karriere gestanden haben mögen. Zwischen 1909 und 1924 wurden 45,7 Zöglinge aus 10.000 Einwohnern der Städte Mönchengladbach und Rheydt eingewiesen.[5]" usw.

        Hier noch ein gleichartiger Artikel zur Provinzial-Fürsorgeanstalt Rheindahlen:
        --> http://www.rp-online.de/niederrhein-...linge-1.723881

        Ich kenne mich im Raum Mönchengladbach nicht aus, daher frage ich, gab es dort
        um 1920 überhaupt noch andere Wohnviertel etc.?

        Vielleicht kam der 14 jährige Sohn in die genannte Fürsorgeanstalt Rheindahlen, warum auch immer.

        Ob die Behörden so eine Überweisung in eine Erziehungsanstalt veranlassen konnten,
        ohne den Aufenthaltsort ihres Kindes mitzuteilen, weiß ich allerdings nicht.

        Meiner einer Idee. ,-)

        Gruß Juergen
        Zuletzt geändert von Juergen; 15.06.2013, 02:06.

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        • Pitka
          Erfahrener Benutzer
          • 02.08.2009
          • 953

          #5
          Hallo,

          solche Vermerke kenne ich auch aus meiner aktuellen Behördentätigkeit. In vielen Fällen wird dies von den Kindern mit Zustimmung des Jugendamtes selbst beantragt, weil es wohl zuhause schlimmen Ärger (evtl. Misshandlungen) gegeben hat und das Kind zur Ruhe kommen muss.
          Dann wird auch den Eltern der Kindesaufenthalt nicht mitgeteilt.

          L.G. Pitka
          Suche alles zu folgenden FN:
          WERNER aus Mertensdorf/Kr. Friedland, Allenstein und Marwalde (Ostpreussen), HINZ / HINTZE und KUHR aus Krojanke/Kr. Flatow (Posen/Westpreussen), WERNER, HINZ und SEIDEL aus Gilgenburg/Kr.Osterode (Ostpreussen), ELIS und FESTER aus Siegen bzw. dem Kr. Wetzlar (Hessen), ZILLEN aus Venekoten bzw. In den Venekoten, Gem. Elmpt (jetzt: Niederkrüchten) Kr. Erkelenz (NRW), SAENGER aus Süß und Machtlos (Hessen) u. aus Essen (NRW), PHILIPP aus Wolfsdorf/Niederung Kr. Elbing

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          • econ
            Erfahrener Benutzer
            • 04.01.2012
            • 1430

            #6
            Zitat von Pitka Beitrag anzeigen
            In vielen Fällen wird dies von den Kindern mit Zustimmung des Jugendamtes selbst beantragt, weil es wohl zuhause schlimmen Ärger (evtl. Misshandlungen) gegeben hat und das Kind zur Ruhe kommen muss.
            Dann wird auch den Eltern der Kindesaufenthalt nicht mitgeteilt.

            Das war auch meine erste Vermutung zu der Anmerkung, daß den Eltern nichts mitgeteilt werden soll.

            Lg von Econ

            Kommentar

            • Katze58
              Erfahrener Benutzer
              • 14.02.2009
              • 340

              #7
              Hallo Julia!

              Der Eintrag ist wirklich seltsam, ich lese auch Eltern ......

              Pitka hat da ja einen Hinweis gegeben der den heutigen Gepflogenheiten entspricht. Ob das aber auch schon 1920 so gehandhabt wurde weis ich nicht.

              Eine wirklich harte Nuss die Du da knacken musst.
              LG - Petra -


              Das Chaos sei willkommen -
              die Ordnung hat versagt !

              Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

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              • julia1984
                Benutzer
                • 05.04.2013
                • 78

                #8
                Vielen Dank für Eure Antworten!

                Das mit der Erziehungsanstalt ist ein sehr wertvoller Hinweis, danke! Das erscheint mir sehr wahrscheinlich. Ich werde mal beim zuständigen Stadtarchiv nachfragen, ob es evt. noch Akten von dieser Anstalt aus der betreffenden Zeit gibt. Aber mich wundert trotzdem noch, dass die Eltern nicht wissen durften, dass er dort war. Es wäre interessant zu wissen, ob die Kinder generell von ihren Eltern oder vom Staat in solche Anstalten gesteckt wurden. Vielleicht haben sich seine Eltern dagegen gewehrt, dass ihr Sohn in eine Erziehungsanstalt eingewiesen wird?

                Pitka, danke für deinen Hinweis aus der heutigen Praxis. Irgendwie kann ich mir aber nicht vorstellen, dass das hier zutrifft. Die Familie hatte noch mehrere andere Kinder, die in der Familie blieben und offenbar auch später ein gutes Verhältnis zu den Eltern hatten. Auch der, um den es hier geht, hat später als Erwachsener nochmal eine Zeit lang mit seinen Eltern zusammengewohnt. Ich habe meine Urgroßeltern zwar nicht kennengelernt, aber auf Fotos machen sie auf mich einen eher sanften Eindruck. Darum kann ich mir schwere Misshandlungen durch die Eltern in dieser Familie eher nicht vorstellen (die hat es wohl eher in dem Erziehungsheim gegeben). Aber ausschließen kann ich es natürlich nicht...

                Ja Petra, es ist wirklich eine harte Nuss. Dazu kommt, dass er in Ausschwitz gestorben ist, wofür mich natürlich auch der Grund interessieren würde. Eine erste Vermutung von mir und meiner Familie war, dass er behindert gewesen sein könnte. Es ist nämlich auch auffällig, dass in seiner Karte kein Beruf angegeben ist - das Feld ist durchgestrichen, als ob es nicht zuträfe. Bei allen anderen Familienmitgliedern ist zumindest so etwas wie "Hilfsarbeiter" vermerkt. Aber ein behindertes Kind hätte man wohl nicht in diese Anstalt gesteckt, die Beschreibung klang ja eher nach einer Einrichtung für angehende Kriminelle...
                Zuletzt geändert von julia1984; 15.06.2013, 14:30.
                Ich suche nach:
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                Kommentar

                • Pitka
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.08.2009
                  • 953

                  #9
                  Hallo Julia,

                  das mit den Misshandlungen war auch nur ein Beispiel von vielen. Es gibt auch noch andere Gründe wie z.B. Überforderung der Eltern. Wenn Du evtl. an ein behindertes Kind (auch wenn nur behindert in seinen Sozialkontakten) denkst, wäre das Herausnehmen aus der Familie auch ein Grund, das Kind zur Ruhe kommen zu lassen und unter Anleitung zu versuchen, es wieder auf den "rechten Weg" zu bringen.
                  Sollte so ein Kind immer und immer wieder in der Familie durch sein Verhalten Ärger verursachen (und ich denke dabei ohne weiteres auch an den Hang zur Kriminalität) ist es für die Eltern oft ein nicht zu lösendes Problem. Trotzdem lieben sie ihr Kind und würden es aufsuchen, wo immer man es hingebracht hat. Dies wäre aber vollkommen kontraproduktiv für die weitere Erziehung des Kindes, denn es würde dadurch immer wieder in die alten Verhaltensweisen zurückfallen. Die erneuerlichen Zusammenkünfte mit dem Eltern sind erst dann sinnvoll, wenn das Kind sich etwas gefestigt hat.
                  Du schreibst ja auch, dass es später wieder zu den Eltern zurückgekommen ist.

                  Das mit dem Sterben in Ausschwitz könnte evtl. auch etwas mit einer "Behinderung" zu tun haben. Denn die Zeiten damals waren grausam, was den Umgang mit Behinderten betraf.

                  Liebe Grüße
                  Pitka
                  Zuletzt geändert von Pitka; 15.06.2013, 15:11.
                  Suche alles zu folgenden FN:
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                  Kommentar

                  • julia1984
                    Benutzer
                    • 05.04.2013
                    • 78

                    #10
                    Hallo Pitka,

                    stimmt, das könnte schon alles passen was du schreibst.

                    Zitat von Pitka Beitrag anzeigen
                    Du schreibst ja auch, dass es später wieder zu den Eltern zurückgekommen ist.
                    Ja, allerdings erst mit 19. Davor war er zuletzt in einer kleinen Stadt gemeldet, in der es ein Gefängnis gibt (in dem auch sein Bruder mal inhaftiert war). Ich weiß nicht sicher, ob er dort in Haft war oder ob er nur zufällig in diesem Ort gewohnt hat, aber es würde zu einer eventuellen kriminellen Laufbahn passen.

                    Zitat von Pitka Beitrag anzeigen
                    Das mit dem Sterben in Ausschwitz könnte evtl. auch etwas mit einer "Behinderung" zu tun haben. Denn die Zeiten damals waren grausam, was den Umgang mit Behinderten betraf.
                    Ja, genau das war auch mein Gedanke. Nun habe ich aber Zweifel, inwieweit "behindert" und "kriminell" zusammenpassen. Behindert ist ja ein weiter Begriff, aber wenn er so stark eingeschränkt war, dass er keinem Beruf nachgehen konnte, frage ich mich, welche kriminellen Handlungen er selbstständig begehen konnte. Mir fällt gerade auch ein, dass er ab seinem 21. Lebensjahr offenbar alleine gewohnt hat. Also vielleicht doch nicht behindert? Vielleicht war er, als die Registerkarte erstellt wurde, gerade arbeitslos (oder eben erst 14), und man hat es später einfach versäumt, den Beruf nachzutragen...
                    Ich suche nach:
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                    Kommentar

                    • Asphaltblume
                      Erfahrener Benutzer
                      • 04.09.2012
                      • 1501

                      #11
                      Sterben in Auschwitz konnte auch mit einem unehrlichen Lebenswandel zusammenhängen, denn auch sogenannte Asoziale kamen in der NS-Zeit ins Konzentrationslager. Als Asoziale galten alle möglichen Menschen, die sich nicht so recht in die "Volksgemeinschaft" einfügten:
                      Diskriminierte Gruppen

                      Rasseideologen – wie beispielsweise Robert Ritter, Hans F. K. Günther und Sophie Ehrhardt – postulierten einen so genannten „volkshygienischen“ Standpunkt, mit dem zahlreiche Menschen als „unerwünscht“ und „asozialer Abschaum“ gebrandmarkt wurden. Dazu zählten vor allem soziale Minderheiten wie Obdachlose, Wanderarbeiter, „selbstverschuldete Fürsorgeempfänger“, Bettler, Landstreicher, kinderreiche Familien aus den sozialen Unterschichten, Familien aus Quartieren an den Stadträndern, „nach Zigeunerart herumziehende Landfahrer“, angeblich „Arbeitsscheue“, Alkoholiker, „getarnt Schwachsinnige“, Prostituierte sowie Zuhälter. „Unter den als asozial Verhafteten [gab es] auch genug Leute, denen nichts anderes vorzuwerfen war, als daß sie etwa zweimal zur Arbeit zu spät gekommen waren oder unberechtigt Urlaub genommen, ohne Genehmigung des Arbeitsamtes den Arbeitsplatz gewechselt, ihr nationalsozialistisches Dienstmädchen ‚schlecht behandelt‘, als Eintänzer ihr Brot verdient hatten, und was dergleichen ‚Vergehen‘ mehr waren.“[3] Weiterhin zählten zu den 'Asozialen' „Frauen, die sich in irgendeiner Form nicht in den NS-Staat einfügten, beispielsweise den Bund Deutscher Mädels ablehnten oder nicht zum Reichsarbeitsdienst gingen“.[4] Die Kategorien überschnitten sich. Mittels massiver NS-Propaganda verbreitete sich so die Vorstellung, dass die faktische Diskriminierung einem „gesunden Volksempfinden“ entsprechen würde.
                      Sinti und Roma, in nationalsozialistischer Terminologie „Zigeuner“ (mit den beiden Subgruppen der „stammechten Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“), galten als geborene „fremdrassige Asoziale“.
                      Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Asozial...sozialismus%29

                      Ein kleinkrimineller ehemaliger Fürsorgezögling würde da gut reinpassen, behindert muss er gar nicht gewesen sein. Aber vermutlich kein strammer Nazi...
                      Gruß Asphaltblume

                      Kommentar

                      • julia1984
                        Benutzer
                        • 05.04.2013
                        • 78

                        #12
                        Danke, Asphaltblume. Ja, das passt eigentlich alles zusammen. Nur der fehlende Beruf ist damit noch nicht erklärt, aber vielleicht wurde der wirklich nur vergessen nachzutragen (oder er war eben arbeitslos). Bei meinem nächsten Besuch im Stadtarchiv werde ich mal in Adressbüchern der Zeit gucken, ob ich was finde. In einem online gestellten Adressbuch von 1931 gibt es zwar 2 Personen mit dem selben Namen, aber die Adressen passen leider beide nicht zu den Angaben aus dem Melderegister.

                        Außerdem habe ich in Auschwitz beim "Office for Information on former prisoners" nach ihm suchen lassen. Vielleicht gibt es dort ja noch Akten, die etwas über ihn verraten.
                        Ich suche nach:
                        - Feld, Klöckes, Hellings, Zeiffer, Roepke u.a. in Krefeld
                        - Kemmerling in Kaimt/Zell
                        - Rogalewski, Malewski, von Lewinski in Westpreußen
                        - Gerhards in Wuppertal
                        - Hosek und Schmid in Mstetice, Bratelsbrunn, Ribnitz-Damgarten u.a.

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                        • Odette
                          Erfahrener Benutzer
                          • 19.05.2009
                          • 518

                          #13
                          Hallo Julia,

                          das Du Gedanken machst - und eine Lösung suchst ist sehr verständlich.
                          Mir kam der Gedanke beim Lesen der Posteingänge, das hier wohl einiges zusammenkommt.
                          Auch mit dem Tod in Auschwitz...
                          Vielleicht war der Junge aber auch nur, schlicht gesagt auffällig in seinem Verhalten.
                          Psychisch auffällig oder "nicht anpassungsfähig".
                          Heute ist man da weiter in den Erkenntnissen. Aber damals hatte das Kind doch keine Möglichkeiten und musste funktionieren.
                          Für psychische Störungen spricht doch eigentlich, das er auch allein eine Zeitlang leben konnte.
                          Wie in der Nazizeit diese "behandelt" wurden ist ja hinlänglich bekannt(Sterilisation)

                          Liebe Grüße odette

                          Kommentar

                          • Odette
                            Erfahrener Benutzer
                            • 19.05.2009
                            • 518

                            #14
                            Ach Julia,

                            habe noch vergessen, das vielleicht auch deswegen keine Eheschließung stattgefunden hat. Vielleicht durfte er nicht heiraten.
                            LG odette

                            Kommentar

                            • julia1984
                              Benutzer
                              • 05.04.2013
                              • 78

                              #15
                              Hallo Odette,

                              ja, hier kam wirklich einiges zusammen. Mein Opa hat nie über seine Familie gesprochen, und je mehr ich nun herausfinde, umso mehr wird mir klar, warum er so schweigsam war. Aber es fühlt sich irgendwie wichtig an, diese "Familiengeheimnisse" nun zu lüften.

                              Eine psychische Störung ist natürlich auch ein möglicher Grund, sowohl für die Einweisung ins Erziehungsheim, als auch später ins Konzentrationslager. Danke!

                              LG, Julia
                              Ich suche nach:
                              - Feld, Klöckes, Hellings, Zeiffer, Roepke u.a. in Krefeld
                              - Kemmerling in Kaimt/Zell
                              - Rogalewski, Malewski, von Lewinski in Westpreußen
                              - Gerhards in Wuppertal
                              - Hosek und Schmid in Mstetice, Bratelsbrunn, Ribnitz-Damgarten u.a.

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