Schwestern heiraten Brüder

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 5140

    #16
    Hallo Jens,

    vielen Dank für die Daten!

    Noch zwei Fragen:

    - evangelisch oder katholisch?

    - Gibt es Hinweise/Anmerkungen zu Dispensen?
    Gruß
    gki

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    • Hintiberi
      Erfahrener Benutzer
      • 26.09.2006
      • 1095

      #17
      Alles katholisch.

      Dispensen brauchte man für solche Heiraten vermutlich nicht, zumindest fand ich nie eine Anmerkung dazu. Im letzten Eintrag gibt es einen Hinweis auf eine Dispens, aber das hatte wohl nichts mit der Verschwägerung zu tun.

      Eine Dispens brauchte es ja zunächst nur bei einer Verwandtschaft oder einer Verschwägerung im echten Sinne, also wenn nach dem Tod eines Ehegatten der Schwager bzw. die Schwägerin geheiratet wird. Das passiert hier ja nicht.

      Im weiteren wurden Dispensen erteilt, wenn sich die Frau im Trauerjahr befand (ich weiß nicht, ob Männer das auch haben dispensieren lassen müssen) oder um von Proklamationen befreit zu werden.
      Meine Ahnen
      http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
      www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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      • gki
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2012
        • 5140

        #18
        Zitat von Hintiberi Beitrag anzeigen
        Alles katholisch.

        Dispensen brauchte man für solche Heiraten vermutlich nicht, zumindest fand ich nie eine Anmerkung dazu. Im letzten Eintrag gibt es einen Hinweis auf eine Dispens, aber das hatte wohl nichts mit der Verschwägerung zu tun.

        Eine Dispens brauchte es ja zunächst nur bei einer Verwandtschaft oder einer Verschwägerung im echten Sinne, also wenn nach dem Tod eines Ehegatten der Schwager bzw. die Schwägerin geheiratet wird. Das passiert hier ja nicht.
        Naja, irgendwie passierte das schon, es war nur ein Grad weniger.

        Was mich wundert: Solche Fälle hab ich in Niederbayern noch nicht gefunden. Lediglich einen Fall um ca. 1850, also nachdem das Verschwägerungsverbot aufgehört hatte zu existieren.

        Vielleicht sollte ich da nochmal nachforschen.

        Interessant wäre, herauszufinden ob das Vorhandensein solcher Hochzeiten Auswirkungen auf das allg. Verwandschaftsgeflecht auf dem Land hatte...

        Im weiteren wurden Dispensen erteilt, wenn sich die Frau im Trauerjahr befand (ich weiß nicht, ob Männer das auch haben dispensieren lassen müssen) oder um von Proklamationen befreit zu werden.

        Das Trauerjahr ist sicher auch keine niederbayrische Erfindung. Sowohl Männer als auch Frauen heirateten iA 2-6 Monate nach Tod des Partners.
        Gruß
        gki

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        • Hintiberi
          Erfahrener Benutzer
          • 26.09.2006
          • 1095

          #19
          Zitat von gki Beitrag anzeigen
          Naja, irgendwie passierte das schon, es war nur ein Grad weniger.
          Aber nicht bei einer Wechselheirat: Die Schwester wird zwar gleichzeitig zur Schwägerin, aber bei einer Dispens affinitatis geht es ja darum, daß nach dem Tod des Ehegatten dessen bzw. deren Schwester oder Bruder geheiratet wird. Da besteht eine Verschwägerung also bereits!
          Im Falle von Wechselheiraten leben ja alle noch; eine Verschwägerung der Involvierten besteht erst nach der Heirat. Deshalb wohl gibt es in solchen Fällen auch keinen Vermerk über eine Dispens im Kirchenbuch.

          Im Jahre 1806 habe ich einen Fall einer dispensierten Heirat im 1. und 2. Grad der Verschwägerung, die vom Papst dispensiert werden mußte:
          Johannes Kisseler heiratete seine Tante Maria Catharina, die Witwe seines Onkels Hermann Kisseler.


          Was mich wundert: Solche Fälle hab ich in Niederbayern noch nicht gefunden.
          Ich kann mir gut vorstellen, daß Wechselheiraten auch in Niederbayern nicht unüblich waren, aber ich bin mit den regionalen Gegebenheiten dort nicht vertraut.

          Interessant wäre, herauszufinden ob das Vorhandensein solcher Hochzeiten Auswirkungen auf das allg. Verwandschaftsgeflecht auf dem Land hatte...
          Auf den kleinen Dörfern - so mein Eindruck - ist jeder etwa mit der Hälfte bis 3/4 der Einwohner verwandt.
          Was mir oft auffällt ist, daß bestimmte Familien öfter mal untereinander heiraten, andere sich kategorisch meiden.
          Für die letzteren Fälle wären die Gründe interessant. Vielleicht eine traditionsbelastete Abneigung? Vielleicht aber auch ein Wissen um langjährige Verwandtschaft, die möglicherweise vor Beginn der Kirchenbuchaufzeichnungen liegt?


          Das Trauerjahr ist sicher auch keine niederbayrische Erfindung. Sowohl Männer als auch Frauen heirateten iA 2-6 Monate nach Tod des Partners.
          Das ist auch hier oft der Fall! Bei einer Witwe steht aber oft der Vermerk, daß im "anno luctus" dispensiert wurde, bei den Witwern kann ich mich bislang nicht an einen solchen Vermerk erinnern, selbst wenn nach 2 Wochen wiedergeheiratet wurde.
          Meine Ahnen
          http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
          www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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          • mumof2
            Erfahrener Benutzer
            • 25.01.2008
            • 1372

            #20
            Mmh, vielleicht ging es ja auch um die Regelung der Vaterschaft? Wenn eine Witwe zu schnell nach dem Tod ihres verstorbenen Mannes wieder heiratete, und schwanger war/wurde, war zu Zeiten ohne DNA-Analyse ja nicht nachvollziehbar, wer der Vater war. Und damit war unklar, wessen Erbe dieses Kind war. Bekam es einen Anteil am Erbe des Verstorbenen oder einen Anteil vom derzeitigen Ehemann der Mutter.
            Bei einem Witwer war dies nie das Problem.

            mum of 2
            Viele Grüße
            mum of 2

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            • gki
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2012
              • 5140

              #21
              Zitat von mumof2 Beitrag anzeigen
              Mmh, vielleicht ging es ja auch um die Regelung der Vaterschaft? Wenn eine Witwe zu schnell nach dem Tod ihres verstorbenen Mannes wieder heiratete, und schwanger war/wurde, war zu Zeiten ohne DNA-Analyse ja nicht nachvollziehbar, wer der Vater war.
              Meinst Du die Leute wußten nicht wie lange eine Schwangerschaft so dauert?

              Ich gebe allerdings zu daß ich einen Taufeintrag gefunden habe wo offenbar jemand vergessen hatte nachzuzählen und das Kind dem neuen Mann zurechnete. Bei der Trauung war's dann aber richtig.
              Gruß
              gki

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              • Asphaltblume
                Erfahrener Benutzer
                • 04.09.2012
                • 1501

                #22
                Es war doch zumindest auch lange so (oder ist immer noch?), dass automatisch erstmal der Ehemann der Mutter bei der Geburt des Kindes rechtlich als dessen Vater galt. Andernfalls musste das immer erst noch angefochten und richtiggestellt - oder bei Uneinigkeit gerichtlich geklärt werden.
                Gruß Asphaltblume

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                • roi
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.11.2006
                  • 373

                  #23
                  "Was mir oft auffällt ist, daß bestimmte Familien öfter mal untereinander heiraten, andere sich kategorisch meiden. "
                  Dazu musst du schauen, ob die Vermeidung innerhalb der gleichen Schicht stattfindet. Wenn ja, gab es vielleicht auch mal Familienzwiste. In den meisten Fällen fanden keine Heiraten statt, weil es gewöhnlich keine Ehen zwischen Bauern und Köttern oder Landarbeitern gab. Die Hofgröße spielte bei der Hohzeit eine sehr wichtige Rolle, darum heirateten die Schulten oft über viel weitere Entfernungen hinweg (bis zu 50 Kilometern) als z.B. die Kötter, die oft innerhalb ihrer Bauerschaft blieben.
                  Dispenz habe ich bei Kreuzheiraten auch noch nicht gefunden, aber durch wiederholte Heiraten innerhalb bestimmter "Heiratskreise" kam es doch häufig zu einem mehr oder weniger starken Ahnenschwund.

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                  • Hintiberi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 26.09.2006
                    • 1095

                    #24
                    Ja, das ist sicher so. So gesehen hatten die Kötter und Tagelöhner einerseits 'mehr Auswahl' bei der 'Partnersuche' und andererseits kosteten Dispense (z.B. bei Verwandtschaftsehen) Geld, was sich wohl die meisten Tagelöhner nicht geleistet haben. So ist es vielleicht zu erklären, daß in wohlhabenderen Familien, also bei Vollmeiern, weitaus häufiger Ahnenschwund vorkommt, als bei den Köttern und Tagelöhnern.
                    Ganz ausgeprägt ist der Ahnenschwund im Hochadel.
                    Meine Ahnen
                    http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                    www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

                    Kommentar

                    • mumof2
                      Erfahrener Benutzer
                      • 25.01.2008
                      • 1372

                      #25
                      @gki: Das Trauerjahr und das Verbot der Wiederheirat innerhalb dieser Frist kommt aus dem röm. Recht und hat tatsächlich den Grund, unsichere Abstammungsverhältnisse zu vermeiden:



                      mum of 2
                      Viele Grüße
                      mum of 2

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                      • gki
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2012
                        • 5140

                        #26
                        Zitat von mumof2 Beitrag anzeigen
                        @gki: Das Trauerjahr und das Verbot der Wiederheirat innerhalb dieser Frist kommt aus dem röm. Recht und hat tatsächlich den Grund, unsichere Abstammungsverhältnisse zu vermeiden:

                        Das ist interessant, galt aber offenbar in Bayern nicht (bis wann?):



                        "Das bayerische Landrecht und manches Particularrecht kennen gar keine Trauerzeit."

                        Offenbar orientierte sich das bayerische Landrecht in dieser Frage am canonischen Recht, denn das hatte diese Vorschrift des römischen Rechts abgeschafft (weiter oben an dieser Stelle in diesem Buch).
                        Gruß
                        gki

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                        • liseboettcher
                          • 26.03.2006
                          • 695

                          #27
                          Schwestern heiraten Brüder

                          Die Begründung, dass damit "das Geld und die Immobilien" in der Familie bleiben, leuchtet mir am ehesten ein. In meiner Familie war es so, dass 2 Fleischermeister ihre Söhne bzw. Töchter untereinander verheirateten um so die Weiterführung der Firmen zu sichern. Aber in der Familie gab es wohl noch weitere ähnliche Verbindungen, der auch körperlich kleine Bruder eines Ehemannes heiratete die ebenfalls etwas kleine Schwägerin seines Bruders. Vermutlich sind sie sich bei den jeweiligen Familienfesten begegnet, weil sie eigentlich nicht im gleichen Ort wohnten.

                          MfG Lise
                          Zuletzt geändert von liseboettcher; 04.12.2012, 17:20.

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                          • Kastulus
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.03.2012
                            • 1798

                            #28
                            Kastulus dankt sehr für die rege Beteiligung und die interessanten Beiträge! Abschließend noch: In meinem Fall gibt es im 19. Jh. einmal "2 Schwestern oo 2 Brüder", ebenso im 20. Jh. vor dem 2. WK. Gründe weiß ich nicht, die in den Beiträgen vermuteten könnten zutreffen.
                            Einen besinnlichen 2. Adventssonntag!

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