früher lutherisch, heute evangelisch

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  • holyahnen
    Erfahrener Benutzer
    • 08.11.2010
    • 283

    früher lutherisch, heute evangelisch

    Hallo zusammen,

    mir hat sich heute eine Konfessionsfrage gestellt.
    Meine Ahnen aus Eschborn waren alle lutherisch (laut OFB) und auch in kirchlicher Literatur ist von einer lutherischen Kirche die Rede.

    Ich wurde nun ein paar Jahrhunderte später genau in dieser Kirche getauft und bin evangelisch.
    Wie kann man das erklären? Gab es eine Vereinigung der Kirchen? Jedoch gibt es die lutherische Kirche heute noch. Wann könnte der Wechsel stattgefunden haben?

    Vielleicht kann mir jemand ein wenig die Geschichte des lutherisch/evangelischen erklären. Auch bei meiner websuche konnte ich keine eindeutige Antwort bekommen.

    Viele Grüße
    Marcus
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  • Frank K.
    Erfahrener Benutzer
    • 22.11.2009
    • 1352

    #2
    Hallo Marcus,
    ich sehe keinen großen Unterschied in dieser Frage. Die meisten evangelischen Landeskirchen in Deutschland sind Lutherische Kirchen. Es ist nur so, daß im Allgemeinen immer von evangelischen, bzw. protestantischen Kirchen gesprochen wird.
    Die Grundlage für diese Kirchen sind die jeweils zugrunde liegenden Bekenntnisschrtiften der einzelnen Landeskirchen. Diese sind aber alles lutherische Kirchen.
    Viele Grüße
    Frank
    Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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    • sternap
      Erfahrener Benutzer
      • 25.04.2011
      • 4070

      #3
      gehe auf die seite der evangelischen kirchen deutschlands, dann auf bekenntnisse, ein teil deiner fragen wird darin geklärt.

      ergänzend:
      lutheraner (seit luther) und protestanten (seit der verfolgung der waldenser, mutmasslich schon früher) waren abwertende worte für menschen, die man wegen ihres glaubens als ketzer hinzurichten trachtete, später haben sich die verfolgten die bezeichnungen selbst gegeben.

      der begriff evangelisch deutet auf das zentrum des glaubens, das evangelium, hin.
      damit können auch kirchen aus der zeit vor martin luther, wie die waldenser, eine heimat in den evangelischen landeskirchen haben.
      freundliche grüße
      sternap
      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




      Kommentar

      • Friedrich
        Moderator

        • 02.12.2007
        • 11559

        #4
        Moin Sternap,

        Zitat von sternap Beitrag anzeigen
        protestanten (seit der verfolgung der waldenser, mutmasslich schon früher) waren abwertende worte für menschen, die man wegen ihres glaubens als ketzer hinzurichten trachtete, später haben sich die verfolgten die bezeichnungen selbst gegeben.
        also ich kenne den Ursprung des Begriffs Protestanten nur vom Reichstag zu Speyer. Kannst Du uns mal die Quelle für Deine oben zitierte Information nennen? Daß das was mit den Waldensern zu tun hat, ist mir neu.

        Zitat Wikipedia: "Der Begriff Protestanten geht zurück auf die Speyerer Protestation der evangelischen Stände auf dem dortigen Reichstag zu Speyer 1529: Sie protestierten gegen die Aufhebung des Abschieds von Speyer 1526, mit dem den Ländern, die Reformationen durchgeführt hatten, Rechtssicherheit zugesagt worden war, und beriefen sich dabei auf die Glaubensfreiheit des Einzelnen."

        Friedrich
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4070

          #5
          werter friedrich, (freundlich lächelnden augenaufschlag dazudenken, bitte), die quelle ist die krächzende stimme meines professors für neues testament, und mein lahmes gedächtnis. er schilderte mit grosser vorliebe, dass dieses schimpfwort der protestierer schon viel früher erfunden worden sei, um kirchenkritiker klein zu halten, besonders für die waldenser, die man in meiner heimat besonders verfolgte.
          vielleicht vertraue ich ihm da zu unrecht, überprüft habe ich es persönlich in bibliotheken nicht. er hatte öfters konträre ansichten zum zeitgeist, aber alles was er so behauptete stellte sich bisher als richtig raus.
          Zuletzt geändert von sternap; 23.09.2011, 16:46.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




          Kommentar

          • Cardamom
            Erfahrener Benutzer
            • 15.07.2009
            • 2093

            #6
            Zitat von holyahnen Beitrag anzeigen
            Gab es eine Vereinigung der Kirchen? Jedoch gibt es die lutherische Kirche heute noch. Wann könnte der Wechsel stattgefunden haben?
            Hallo Marcus,

            ich versuch´s mal zu erklären:
            Heute wie früher gibt/gab es in den nach der Reformation (es gab schon vor her protestantische Abspaltungen von der kath. Kirche) entstandenen protestantischen Kirchen
            - die lutherischen
            - die reformierten (nicht von Luther, sondern von Calvin geprägt, besonders in der Schweiz + Südwestdeutschland)
            - die unierten (Union aus lutherischen und reformierten Gemeinden oder Traditionen)
            Kirchen.
            Die nennt man alle heute etwas undifferenziert "evangelisch" oder "protestantisch".
            Wobei eben nicht alle evangelischen auch "lutherisch" sind. (eine Liste der Kirchen gibt´s hier: http://www.ekd.de/kirche/kirchen.html

            Nach meiner Internetrecherche gehört Eschborn zur "Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau", die deswegen evangelisch und nicht lutherisch heißt, weil auch sie auf ihrem Gebiet reformierte, lutherische und unierte Traditionen hat (siehe hier: http://www.reformiert-info.de/203-0-73-6.html

            Was Deine Gemeinde betrifft, bist Du natürlich noch in der gleichen Konfession getauft wie Deine Ahnen: evangelisch; genauer: evang.-lutherisch. Denn die einzelnen Gemeinden haben ihre Prägung (lutherisch oder reformiert) meistens über Jahrhunderte hinweg behalten.

            Liebe Grüße !

            Cornelia

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            • hannaw
              Benutzer
              • 17.05.2010
              • 60

              #7
              evangelisch-lutherisch

              Hallo Marcus,
              da ich lutherisch getauft, aber reformiert konfirmiert und getraut wurde (ohne Übertritt etc. ), hat mich das Thema u.a. auch wegen der Ahnenforschung (evangl. od. luth. A.C.) auch interessiert und ich hab mich etwas bei meiner theologischen Verwandtschaft informiert.
              Die Reformation geht auf Luther zurück, aber es gab daraus auch noch andere Zweige (siehe Melanchthon, Zwingli, Calvin, etc). Luther selbst hat seine Reformation "evangelisch" genannt, da sie nach seiner Auffassung auf dem Evangelium basiert. Die evangelische Kirche ist ein Zusammenschluß aller Zweige. Einziger Unterschied besteht in der Liturgie und dem Abendmahl, ist aber für den theologischen Laien nicht unterscheidbar.
              Es gibt heute noch die lutherische Kirche, die zwar einige Besonderheiten hat, aber unter dem großen Dach der EKD eingebunden ist.
              So, das ist die Kurzfassung der Informationen meiner "Theologen". Die Langfassung dauerte einen ganzen langen Abend mit viel "geistigen Getränken". Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.
              Viele Grüße
              Hanna

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              • Friedrich
                Moderator

                • 02.12.2007
                • 11559

                #8
                Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                werter friedrich, (freundlich lächelnden augenaufschlag dazudenken, bitte), die quelle ist die krächzende stimme meines professors für neues testament
                Ausgerechnet krächzend! Aber vielleicht kann man das ja wirklich mal quellentechnisch untermauern. Wer sich noch damit auskennt, bitte melden!

                @ Cardamom oder Frank K.: Wißt Ihr darüber nicht was?

                Friedrich
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • sternap
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2011
                  • 4070

                  #9
                  hir geht es um latein, bitte, onkel konrad komm hier rein:



                  freundliche grüße
                  sternap
                  ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                  wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                  Kommentar

                  • Johannes v.W.
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.05.2008
                    • 1150

                    #10
                    Eine genau Quelle kann ich auch nicht zitieren, aber der Begriff "Protestantismus" stammt eher aus der Geschichtsschreibung und bezieht sich v.a. auf die Reformationszeit.

                    Aber eine ganz praktische Erfahrung habe ich, da ich im sehr katholischen Bayern aufgewachsen bin. Dort sprach/spricht man immer von "Protestanten". Zum einen, weil die katholische Kirche traditionell sich als "rechtgläubig" sieht und alle anderen, egal wer, eben Protestanten sind. (Und auch gar keine Kirche im echten Sinn, weil die ja "protestieren".) Ist schon eine sprachliche Lagerbildung. Zum anderen, weil Katholiken sich mit einem Substantiv klassifizieren, das die evangelische Kirche so bewußt nicht hat.
                    Dialogbeispiel, wie es mir oft begnete:
                    - "... bei Euch Protestanten..."
                    - (Einwand) "Ich protestiere aber gegen nichts..."
                    - "Ähm, ja, wie heißt ihr denn dann?"
                    - "evangelisch"
                    - "das ist aber doch keine echte Bezeichnung..."
                    - "evangelische Christen"
                    - "Evangelen? Nein, also doch: Protestanten. Wie wir Katholiken sind..."
                    - usw. usf.

                    Viele Grüße
                    Johannes
                    Zuletzt geändert von Johannes v.W.; 23.09.2011, 19:14.
                    Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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                    • Cardamom
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.07.2009
                      • 2093

                      #11
                      Hallo Marcus,
                      Deine Anfrage hat reges Interesse ausgelöst, wie Du siehst. Ist Dir die Sache klarer, oder bist Du jetzt verwirrter als vorher?

                      Zu dem (von Marcus nicht erwähnten Begriff) der Protestanten: das Statement von Sternap ist interessant, ich halte es durchaus für möglich, daß dieser Prof. recht hat. Ich finde jetzt aber in meinem posttraumatischen Umzugszustand keine hilfreichen Bücher dazu ... noch kann ich mich an irgendwelche Stimmen meiner Profs erinnern ...

                      Liebe Grüße
                      Cornelia

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6799

                        #12
                        Hallo,

                        auch ich wäre sehr daran intessiert, vor allem bezüglich der Waldenser. Bisher ging ich davon aus, dass sie vor 1532 (Anschluss an die Reformation, Gründung einer eigenen reformierten Kirche) nicht als Protestanten bezeichnet wurden bzw. sich selbst bezeichnet hätten.
                        http://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser#Sp.C3.A4tere_Entwicklungen

                        Mit 1532 gaben sie übrigens wesentliche Bestandteile ihrer jahrhundertealten Glaubenspraxis auf, insbesondere das Laienpredigertum, die Laienbeichte und die Wertstellung "guter Werke".

                        Den späteren Anschluss an evangelische Landeskirchen in Deutschland sehe ich wie sternap.

                        Die einzige Kirche, die heute noch den Namen trägt, die italienische Chiesa Evangelica Valdese, ist eine reformierte Kirche.

                        Viele Grüße
                        Xylander

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                        • Eva64
                          Erfahrener Benutzer
                          • 08.07.2006
                          • 838

                          #13
                          Hallo,

                          das Thema Waldenser finde ich immer wieder interessant, vor allem weil ich von solchen abstamme . Ich habe das OFB Pinache-Serres von Dr. Theo Kiefner und der schreibt in seiner Einleitung u.a.:
                          Sehr verwirrend ist es, dass man die Waldenserbewegung vor 1532 und die reformierte Waldenserkirche ab 1532 mit dem gleichen Namen Waldenser bezeichnet, obwohl beide weiter auseinander standen als die mittelalterlichen Waldenser und die mittelalterliche katholische Kirche.

                          Dr. Kiefner vergleicht die Waldenserbewegung mit den Franziskanern, Minoriten und Dominikanern, die sich ebenfalls auf Armut, Wanderschaft und Predigt beriefen, aber die Lehre und Hierarchie der Kirche sowie die Autorität des Papstes nicht antasteten. Somit konnten die letztgenannten problemlos integriert werden.

                          Was auch wenige wissen, die Waldenserbewegung war im Mittelalter bis zur Ostsee und auch in Spanien verbreitet. Die Inquisition machte dem ein Ende und vernichtete dabei auch die in der jeweiligen Landessprache vorhandenen Bibelübersetzungen.
                          Und nun noch ein Zitat aus dem Buch "Dreihundert Jahre Waldenser in Deutschland" aus dem Aufsatz von Martin Schneider "Deutsche Waldenser im Mittelalter":
                          In den Augen ihrer Gegner waren die Waldenser eine Sekte, eine häretische Gemeinschaft. Radikale Waldenser in Italien hatten auch einmal die These vertreten, sie seien die wahre Kirche Jesu Christi und die Papstkirche die Hure im Sinne der Offenbarung des Johannes. Vorsichtiger und zurückhaltender formulierten deutsche Waldenser im 14. Jahrhundert: Sie seien die Nachkommen jener Apostel und ihrer Nachfolger, die seit den Tagen des Abfalls - gemeint ist wohl die Konstantinische Wende - der Lehre Christi treu geblieben seien und deshalb verfolgt wurden.

                          Es ist ein vielschichtiges Thema und dies nur eine grobe Zusammenfassung. Ich fand jetzt aber keinen Hinweis darauf, dass die Waldenser im Mittelalter als "Protestanten" bezeichnet worden wären. Eher eben als Häretiker.

                          Grüßle
                          Eva

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                          • Xylander
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.10.2009
                            • 6799

                            #14
                            Hallo Eva,

                            danke, das präzisiert das Bild. Kiefners Einordnung deckt sich mit der des französischen Autors Gabriel Audisio in "Die Waldenser - Die Geschichte einer religiösen Bewegung".

                            Selber stamme ich nicht von Waldensern ab, erforsche aber demnächst einen Zweig genauer, der in die Waldenser-Kolonie Charlottenberg ging. Da werde ich Theo Kiefner noch brauchen.

                            Viele Grüße
                            Xylander

                            Kommentar

                            • Eva64
                              Erfahrener Benutzer
                              • 08.07.2006
                              • 838

                              #15
                              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                              Kiefners Einordnung deckt sich mit der des französischen Autors Gabriel Audisio in "Die Waldenser - Die Geschichte einer religiösen Bewegung".
                              Hallo Xylander,

                              Audisio und Kiefner sind meines Wissens die versiertesten Waldenserkenner und arbeiten wohl auch zusammen .

                              Grüßle
                              Eva

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