Fornikanten-Trauungen

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  • sla019
    Benutzer
    • 04.04.2011
    • 78

    Fornikanten-Trauungen

    In ev. Kirchenbüchern der Markgrafschaft Ansbach des 17. Jh. bin ich nun schon mehrfach auf Einträge der Art gestoßen: "X und Y sind als Fornikanten nach der Predigt bzw. concione finita copulirt worden". Ist das "nach der Predigt" wörtlich oder als Metonymie ("nach dem Gottesdienst") aufzufassen? Für letzteres spräche vielleicht ein Motiv des zeitweisen Ausschlusses aus der Gemeinde als Strafe. Ich würde mich freuen, wenn jemand einen Literaturhinweis für mich hätte. Bisher habe ich nur Polemiken gegen den "Brauch" aus der aufgeklärten bayerischen Epoche nach 1806 gefunden.

    Dank und Gruß,

    Friedrich
  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4722

    #2
    Hallo Friedrich,

    das scheint sehr üblich gewesen zu sein. In: "Die geschlechtlich sittlichen Verhältnisse der evangelischen Landbewohner im Deutschen Reiche" 1896 wird die Trauungen von Fornikanten folgendermaßen beschrieben: "Die Trauung eines gefallenen Paares ist nur eine stille, ohne Glockengeläut und Orgelspiel, ohne Kranz und ohne Strauß, nicht in sondern nach dem öffentlichen Gottesdienste." Dies war eine Form der strengen Bußzucht. Oftmals wurden dem Paar sogar Strohkränze aufgesetzt und Bußgelder auferlegt. Allerdings war die Zahl der Fornikanten mancherorts dann so erheblich groß, dass überhaupt keine "unbefleckte" Hochzeit mehr stattfinden konnte. Somit war dann meist das einzige noch gebräuchliche "Zuchtmittel", dass die Braut keinen Kranz trug, die "Unschicklichkeit" der Männer übersah man dann großzügig ganz und gar .

    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

    Kommentar

    • sla019
      Benutzer
      • 04.04.2011
      • 78

      #3
      Zitat von Hina Beitrag anzeigen
      "Die geschlechtlich sittlichen Verhältnisse der evangelischen Landbewohner im Deutschen Reiche" 1896 wird die Trauungen von Fornikanten folgendermaßen beschrieben

      [...]

      die "Unschicklichkeit" der Männer übersah man dann großzügig ganz und gar
      Vielen Dank liebe Hina, für diesen Literaturhinweis. Da gibt es sogar ein Faszikel für Bayern, das werd ich mir gleich aus der Bibliothek holen. Ja, der letzte Satz galt sogar noch in meiner - in einem hinterwäldlerischen fränkischen Dorf verbrachten - Kindheit, wo es in der Kirche zwar ganz hinten links eine "Bank für gefallene Mädchen", nicht aber für gefallene Bübchen gab ...

      Dank und Gruß,

      Friedrich

      Kommentar

      • Balbina
        Erfahrener Benutzer
        • 16.04.2010
        • 376

        #4
        Die gemässigtere neuere Form, von der mir meine Oma erzählte:
        Wenn die Braut nicht mehr "unberührt" war (was wohl von In-Flagranti-Erwischt bis Sichtbar-schwanger sein konnte) trug sie einen offenen Brautkranz, statt dem üblichen geschlossenen.

        Info von Köln um 1940.

        Gruß

        Balbina

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