Wussten unsere Vorfahren ihre vollen Namen oftmals überhaupt?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • aschel
    Benutzer
    • 23.02.2024
    • 91

    Wussten unsere Vorfahren ihre vollen Namen oftmals überhaupt?

    Hi,
    die Frage mag jetzt blöd klingen, aber wussten unsere Vorfahren früher alle ihre ganzen Vornamen?
    Ich versuche nämlich aktuell ein bisschen meine Verwirrung zu entwirren.
    Einer meiner xfachUrOmas wird bei der Geburt im Kirchenbuch als Juliane Wilhelmine geführt, bei der Hochzeit nur Wilhelmine, bei der Geburt der Tochter steht dann Wilhelmine mit einem Sternchen Auguste Wilhelmine. Habe 3 mal die korrekte Person, aber drei verschiedene Vornamensgebungen. Die anderen Eckdaten wie Geburtstag, Geburtsname, Ehemann und Ehename usw. stimmt aber alles überein.
  • Genealoge52
    Benutzer
    • 09.01.2025
    • 43

    #2
    Hallo aschel !

    Vor Kurzem habe ich eine interessante Aussage in einer Genealogischen Datenbank gefunden, deren Text ich auszugsweise mal zu Deiner Frage kopiere:

    Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es keine allgemein verbindlichen Rechtschreiberegeln, sondern jeder schrieb so, wie er es persönlich für richtig hielt. Bei Akademikern wurden die Vor- und Nachnamen latinisiert. Bei Frauen wurde das Suffix -s bzw. -in (auch -en) angehängt. Je nach Aussprache sind manchmal -b- und -p- vertauscht, auch am Wortanfang. Daher ist es ratsam, nicht nur im Suchfeld etwas einzugeben, sondern auch in der alphabetischen Namenliste ein wenig rauf und runter zu gucken. Dabei begegnen teils absonderliche, unerwartete Namensformen bzw. Schreibweisen eines Familiennamens, die man niemals gesucht hätte.

    Ich selbst habe jahrelang vergeblich recherchiert, weil Vornamen falsch geschrieben wurden. Erst nach Auffinden der Geburtsurkunde klärte sich alles auf und ich fand alle Daten.

    VG Genealoge52

    Kommentar

    • sonjavi
      Erfahrener Benutzer
      • 30.08.2016
      • 402

      #3
      Hallo aschel,

      ich denke, sie kannten alle ihre Namen. Nur wurden oft die Vornamen durch „Spitz-„ bzw. Rufnamen ersetzt. So habe ich lange nicht die Geburtsurkunde einer „Minna“ genannten Großtante gefunden … sie wurde Wilhelmine getauft, wie ich dann der endlich gefundenen Urkunde entnehmen konnte. Oder aus Friedrich wurde „Fritz“. Man muss manchmal etwas „um die Ecke“ denken.

      Viele Grüße
      Sonja
      Suche FN PELZ, TOLSKI aus Liebemühl/Osterode und Umkreis, VEIT/VEID und MEIRITZ aus Elbing sowie
      BAUM aus dem Raum Rieder, (Sachsen-)Anhalt

      Kommentar

      • Bachstelze1160
        Erfahrener Benutzer
        • 08.02.2017
        • 807

        #4
        Hi,

        das kommt auch heutzutage manchmal vor, dass man an Konfirmation, oder Trauung, wenn man die Papiere braucht, besorgt vom Standesamt, erst erfährt, wie man noch heißt, oder geboren ist, mein Afrikaner hat das da auch erst erfahren, wann er geboren war, weil er seine Eltern früh verloren hatte. Da war er plötzlich 2 Jahre jünger.

        Grüßle
        Dank und herzliche Grüße <3

        Die Bachstelze


        Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
        Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 16899

          #5
          Zitat von Genealoge52 Beitrag anzeigen
          ... Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es keine allgemein verbindlichen Rechtschreiberegeln ...
          Hallo
          Das ist wieder einer dieser falschen Mythen: "Früher waren alle doof, deswegen sind wir heute schlau. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall."

          Bei Lesung der alten Kirchenbücher sehe ich einheitliche Rechtschreibung, unabhängig von Ort oder Schreiber.
          Es gibt spätestens seit dem 16. Jahrhundert Schulpflicht in Deutschland, und, weil es viele Schulfächer früher noch nicht gab, nahm die deutsche Rechtschreibung vermutlich mehr Unterrichtszeit ein, als heutzutage.

          Gegenfrage: was meinst Du denn stattdessen, was die Schüler früher während der Schulzeit gelernt haben?

          Übrigens sind heutige Rechtschreibregeln gar nicht "verbindlich". Du darfst auch heutzutage schreiben wie Du willst, und zwar,
          solange Du nicht mehr zur Schule gehst u. gute Schulnoten haben möchtest, oder beruflichen Erfolg haben willst.
          Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 29.01.2025, 19:25.
          Viele Grüße

          Kommentar

          • fps
            Erfahrener Benutzer
            • 07.01.2010
            • 2342

            #6
            Zitat von aschel Beitrag anzeigen
            Hi,
            die Frage mag jetzt blöd klingen, aber wussten unsere Vorfahren früher alle ihre ganzen Vornamen?
            .
            Das war die Ausgangsfrage, oder?
            Ich kann mir nicht vorstellen, dass, vor allem auf dem Land, jeder Mensch alle seine Vornamen kannte, sofern bei der Taufe mehrere vergeben wurden.
            Die Rufnamen waren da das Wesentliche, und die konnten durchaus von den Taufnamen abweichen - vor allem, weil manche Rufnamen sich von verschiedenen Vornamen herleiten ließen.
            Ein bekanntes Beispiel ist "Leni/Lene", was sowohl auf Magdalena als auch auf Helene zurückgeführt werden kann.
            Gruß, fps
            Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

            Kommentar

            • Geschichtensucher
              Erfahrener Benutzer
              • 03.09.2021
              • 1057

              #7
              [QUOTE
              Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es keine allgemein verbindlichen Rechtschreiberegeln, sondern jeder schrieb so, wie er es persönlich für richtig hielt. Bei Akademikern wurden die Vor- und Nachnamen latinisiert. Bei Frauen wurde das Suffix -s bzw. -in (auch -en) angehängt. Je nach Aussprache sind manchmal -b- und -p- vertauscht, auch am Wortanfang. Daher ist es ratsam, nicht nur im Suchfeld etwas einzugeben, sondern auch in der alphabetischen Namenliste ein wenig rauf und runter zu gucken. Dabei begegnen teils absonderliche, unerwartete Namensformen bzw. Schreibweisen eines Familiennamens, die man niemals gesucht hätte.
              [/QUOTE]

              Das entspricht genau meinen Erfahrungen. So fand ich z. B. Grimmig als Grümmich und Kretschmer als Grätzschmer. Zur Ausgangsfrage: auch bei meinen Ahnen kam es vor, dass mit dem Zweitvornamen unaufmerksam umgegangen wurde. So bekam auch mal jemand einen "Johann" vorne ran, der ausnahmsweise keinen Johann hatte; die Zweinamen Marie und Rosine wurden verwechselt...

              Die Auguste- und Juliane Wilhelmine kann ein Schreibfehler sein, aber etwas Skepsis bleibt, wäre schön, diese Person durch weitere Aufzeichnung als identisch bestätigen zu können.

              LG Iris
              Beste Grüße, Iris

              Kommentar

              • Ed Gonzalez
                Erfahrener Benutzer
                • 18.12.2021
                • 437

                #8
                Moin,

                Allumfassend über Zeit und Ort kann man die Frage wohl nicht beantworten.
                Es gibt für alles noch eine Ausnahme.

                Bis in das 19. Jahrhundert ist der Anteil der Analphabeten (in meinem Forschungsgebiet) noch relativ hoch.
                Tendenziell bei den Frauen etwas höher als bei den Männern.

                Von einer Unwissenheit über den eigenen Namen ist das aber weit entfernt. Zumal es große Traditionen
                innerhalb der Familie gab oder auch Modeerscheinungen (je nach Kaiser, König etc.) auszumachen sind.
                Die Namenswahl wurde nach meinen Erkenntnissen sehr bewusst gewählt und hatte große Bedeutung
                (Vorfahren oder Namenstag z.B).

                Der ´Fritz´ ist nur eine übliche Kurzform von ´Friedrich´; kein anderer Name. Außer man wird als Fritz getauft;
                dann gibt es wohl keine traditionelle Langform Friedrich. So hat Bundeskanzler Scholz seinen Berufskollegen
                Merz nicht ganz ohne traditionellen Hintergrund als ´Fritze´ bezeichnet.

                In vielen Einträgen ist der sog. Rufname unterstrichen.
                Also der übliche Name mit dem eine Person angesprochen und mglw. auch dokumentiert wird.
                Wenn dann von 3 Vornamen später nur einer verwendet wird, ist das völlig in Ordnung und üblich.

                Ich habe auch einen ´Johannes Christoph Jakob´ der sein ganzes Leben nur als ´Franz´ geführt wird.
                Möglicherweise hat es damit zu tun, dass es mit einem Bestandteil seines Geburtsnamens zu
                Verwechslungen im Dorf geführt hätte (vielleicht). Ich habe gerade einen Fall, bei dem die Braut
                erst anders geschrieben wurde als sie in das Dorf ihres Gatten dimittiert. Der zweite Eintrag
                beläuft sich dann wieder durchgängig auf die ursprüngliche Scheibweise. Es wurde alo korrigiert.

                Dazu kommen noch die mundartlichen Varianten, die lateinischen Formen oder einfach nur die Tippfehler.
                Bei unzureichendem Platz auf den Vordrucken wurde der Name auch mal kräftig zusammengestutzt.

                Aber bei allen Möglichkeiten habe ich nie das Gefühl gehabt, dass jemand seinen vollständigen
                Namen nicht gewusst hat. Das er/sie den Pfarrer nicht unbedingt korrigieren konnte mag sein;
                aber das Wissen um die eigene Person war mit Sicherheit vorhanden.

                Gruß, Ed



                Johannes SCHMITZ oo Anna WETTLÖPER im Großraum Ahaus; mglw. Niederlande, um 1750 (kath.)
                Jacob LAUPENMÜHLEN oo Anna Catharina WILDENHAUS im Kreis Mettmann, um 1813 (ev.)

                Kommentar

                • aschel
                  Benutzer
                  • 23.02.2024
                  • 91

                  #9
                  das es bei den Nachnamen Abweichungen gibt, dass habe ich selbst auch schon in meinem Stammbaum beim Namen Roigk, als Ruick, Ruigk und Roick.
                  das es solche Abweichungen auch bei den Vornamen gibt kannte ich bisher im Rahmen von Spitzname. siehe Lene und Helene, Lisbeth und Elisabeth. aber das gleich ganze Teile des Vornames anders sein können war mir das nun doch neu. zwischen Wilhelmine Auguste und Juliane Wilhelmine ist ja nun keine logische Ableitung ersichtlich.

                  Kommentar

                  • Ed Gonzalez
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.12.2021
                    • 437

                    #10
                    Zitat von fps Beitrag anzeigen
                    Das war die Ausgangsfrage, oder?
                    Ich kann mir nicht vorstellen, dass, vor allem auf dem Land, jeder Mensch alle seine Vornamen kannte, sofern bei der Taufe mehrere vergeben wurden.
                    Die Rufnamen waren da das Wesentliche, und die konnten durchaus von den Taufnamen abweichen - vor allem, weil manche Rufnamen sich von verschiedenen Vornamen herleiten ließen.
                    Ein bekanntes Beispiel ist "Leni/Lene", was sowohl auf Magdalena als auch auf Helene zurückgeführt werden kann.
                    Moin,

                    Korrigier mich bitte aber meines Wissens ist der Rufname ein Bestandteil des Taufnamens.
                    Alles andere wäre doch ein Spitzname.

                    Gruß, Ed
                    Johannes SCHMITZ oo Anna WETTLÖPER im Großraum Ahaus; mglw. Niederlande, um 1750 (kath.)
                    Jacob LAUPENMÜHLEN oo Anna Catharina WILDENHAUS im Kreis Mettmann, um 1813 (ev.)

                    Kommentar

                    • Grisabel
                      Erfahrener Benutzer
                      • 31.01.2017
                      • 301

                      #11
                      Zitat von aschel Beitrag anzeigen
                      zwischen Wilhelmine Auguste und Juliane Wilhelmine ist ja nun keine logische Ableitung ersichtlich.
                      Ich sehe einen Zusammenhang. Und zwar wenn ich in Monaten denke. Auguste - Juliane Aber ob das tatsächlich so gemerkt wurde und dann der falsche Monat reinrutschte ist doch weit hergeholt.
                      LG Petra

                      Kommentar

                      • aschel
                        Benutzer
                        • 23.02.2024
                        • 91

                        #12
                        manchmal muss man um die Ecke denken. aber in meinem Fall ist sie am 6.Januar geboren.

                        Kommentar

                        • consanguineus
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.05.2018
                          • 7439

                          #13
                          Zitat von fps Beitrag anzeigen
                          Das war die Ausgangsfrage, oder?
                          Ich kann mir nicht vorstellen, dass, vor allem auf dem Land, jeder Mensch alle seine Vornamen kannte, sofern bei der Taufe mehrere vergeben wurden.
                          Die Rufnamen waren da das Wesentliche, und die konnten durchaus von den Taufnamen abweichen - vor allem, weil manche Rufnamen sich von verschiedenen Vornamen herleiten ließen.
                          Ein bekanntes Beispiel ist "Leni/Lene", was sowohl auf Magdalena als auch auf Helene zurückgeführt werden kann.
                          Das sehe ich ganz genauso. Und mitunter mussten Menschen es ertragen, dass ihnen im Laufe ihres Lebens völlig andere oder zusätztliche Namen beigelegt wurden. Lese ich in vielen Kirchenbüchern. Vielleicht haben sie gar nicht mitbekommen, was der Pastor da aufgeschrieben hat. Vielleicht aber doch. Ob sie sich dann darüber gewundert haben? Und ob sie Protest eingelegt haben? Ich kann es ja nachvollziehen, wenn von zwei oder drei Vornamen nur einer der Rufname wird. Aber falls es nur einen oder zwei Taufnamen gibt, dann finde ich es merkwürdig, wenn daraus bei späteren Gelegenheiten zwei oder drei werden. Manchmal bringt es etwas, sich die Paten anzusehen. Es kam vor, dass der Vorname eines Paten zum Rufnamen oder sogar zum "offiziellen" Vornamen mutierte, obwohl das Kind gar nicht auf diesen Namen getauft wurde. Nicht selten war auch der Vorname des Vaters Rufname, auch wenn das Kind nicht so getauft wurde. Es gibt die seltsamsten Dinge. Vermutlich hatten viele Menschen damals ganz andere Sorgen als ihren Rufnamen zu kennen. Und wenn man (und das Umfeld) sich im Laufe der Zeit an einen abweichenden Rufnamen gewöhnt hatte, dann war das eben der neue Name. Spätestens der neue Pastor konnte das nicht wissen, wenn er nicht alte Taufregister las. So nahm das "Unheil" seinen Lauf...
                          Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

                          Kommentar

                          • Gastonian
                            Moderator
                            • 20.09.2021
                            • 5450

                            #14
                            Zitat von aschel Beitrag anzeigen
                            bei der Geburt der Tochter steht dann Wilhelmine mit einem Sternchen Auguste Wilhelmine.
                            Hallo:

                            Ist das Sternchen mit dem Auguste Wilhelmine in der gleichen Schreibschrift, oder ist das ein späterer Nachtrag von einem Pfarrer, der vielleicht nicht mit der Person bekannt war?

                            Ich habe es schon gesehen, dass in Kirchenbüchern des 18. und frühen 19. Jahrhunderts spätere Pfarrer, die genealogische Anfragen beantwortet haben, da herumgepfuscht haben und auch falsche Nachträge ins Kirchenbuch gesetzt haben.

                            VG

                            --Carl-Henry

                            Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

                            Kommentar

                            • Gastonian
                              Moderator
                              • 20.09.2021
                              • 5450

                              #15
                              Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen

                              Manchmal bringt es etwas, sich die Paten anzusehen. Es kam vor, dass der Vorname eines Paten zum Rufnamen oder sogar zum "offiziellen" Vornamen mutierte, obwohl das Kind gar nicht auf diesen Namen getauft wurde.
                              So einen Fall hatten wir auch gerade hier: https://forum.ahnenforschung.net/for...h-und-taufbuch

                              Der Junge wurde Heinrich Ernst getauft; seine Paten waren ein Heinrich Ernst und eine Josepha, und im späteren Leben wurde er zu einem Heinrich Joseph, genannt Joseph.

                              VG

                              --Carl-Henry

                              Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X