Liebe Forumsmitglieder,
vielleicht weiß einer von Euch, wie ich am geschicktesten weiter vorgehe -- oder hat es kaum noch Zweck?
Mein am 10.1.1867 in Altona geborener Urgroßonkel Carl Rowedder wurde durch einen Sturz in der Kindheit Epileptiker. Ich kann anhand seiner Altonaer Einwohnermelde-Karteikarte (bisher das einzige amtliche Dokument über ihn) nachweisen, dass er 1929 -- also mit immerhin schon etwa 62 Jahren -- in ein städtisches "Altenheim" in Bahrenfeld kam. 1937/38 kam Altona und damit auch Bahrenfeld mit dem Groß-Hamburg-Gesetz zu Hamburg. Vermutlich infolgedessen wurde Carl Rowedder am 7.7.1938/39 [die letzte Ziffer der Jahreszahl ist nicht klar erkennbar] aus dem Altonaer Bahrenfeld in das Versorgungsheim in der Oberaltenallee 60 in Hamburg verlegt. Damit verliert sich seine Spur.
Familieninterne Überlieferung behauptet, er sei in der Nazizeit "umgekommen", also euthanasiert worden. Das erscheint auch plausibel:
1. Epilepsie war eine klare Indikation für Euthanasie.
2. Paul lebte bereits deutlich länger als 5 Jahre im Heim, auch das machte Euthanasie wahrscheinlicher.
3. Er war bereits in seinen Siebzigern, damit sicherlich nicht mehr arbeitsfähig, sollte er es je gewesen sein, das ist ein besonders starker Hinweis auf Euthanasie.
In Hamburg, also ab dem Einzug in die Oberaltenallee, kann ich seine Spur nicht weiterverfolgen:
a. Akten der Versorgungsheime wurden mit deren Privatisierung Anfang der 1990er Jahre umfangreich vernichtet.
b. Hamburgs Einwohnermeldekarteien aus der Zeit 1.1.1926-31.7.1943 sind bei den Großangriffen auf Hamburg komplett verbrannt.
Erhalten geblieben sind aber die Sterberegister. Und die sind bei Ancestry bis zum Jahr 1950 digitalisiert. Ich habe dort nach den Namensvariationen Carl/Karl Rowedder/Rohwedder/Rohweder gesucht: Vergebens. Gehe ich davon aus, dass Carl als Epileptiker eh eine etwas geringere Lebenserwartung hatte und 1950 bereits 83 war, scheint er also nicht in Hamburg gestorben zu sein.
Einen Eintrag über einen Umzug habe ich auch nicht gefunden. Also ist er nach dem 1.8.1943 auch nicht aus Hamburg fortgezogen. Wenn er aber nicht in Hamburg gestorben ist, muss er woanders gestorben sein, also ist er fortgezogen und das ist damit nach Aktenlage nur zwischen dem 7.7.1938/39 und dem 31.7.1943 möglich gewesen.
Weiter wäre seine Familie, die bis auf eine Schwester in Hamburg wohnte, mit seinem Umzug nicht einverstanden gewesen. Also wurde er zwischen dem 7.7.1938/39 und dem 31.7.1943 deportiert und starb in der Fremde. Auch das ist ein deutlicher Hinweis auf sein Ende durch Euthanasie.
Ich habe also diverse Hinweise, die in seinem Fall auf Euthanasie hindeuten. Aber ich habe keinerlei Beweis.
In der Liste Hamburger Euthanasieopfer (die Carl Rowedder nicht aufführt) im Internet wurden die dort aufgeführten Euthanasieopfer aus der Oberaltenallee fast ausnahmslos in drei Anstalten umgebracht: Rickling, Meseritz-Obrawalde und Neuruppin. Ich habe alle drei angeschrieben:
A. In Rickling ist Carl Rowedder nicht auffindbar.
B. In Meseritz-Obrawalde ist er ebenfalls nicht auffindbar, das besagt aber nicht sehr viel, da ein großteil der Akten durhc Kriegseinwirkungen verloren gingen.
C. Von Neuruppin steht die Antwort noch aus.
Aus früheren Forschungen weiß ich, dass er auch in Grafeneck, Hadamar und Königlutter nicht auffindbar ist.
Das Versorgungsheim in der Oberaltenallee wurde im Juli 1943 während der Großangriffe weitgehend zerstört. Das betraf aber die Bewohner nicht mehr, die waren bereits evakuiert: Ein großer Teil in das angeschlossene Farmsen, Teile in Hamburger Versorgungsheime (und eventuell später von dort in außerhamburgische Anstalten), andere in außerhamburgische Anstalten.
Meine Frage an Euch: Sieht irgendjemand ernsthafte Chancen, dass ich Carl Rowedders Tod durch Euthanasie noch belegen (oder widerlegen) kann? Wie? Oder muss ich aufgeben?
Viele Grüße
Thorsten
vielleicht weiß einer von Euch, wie ich am geschicktesten weiter vorgehe -- oder hat es kaum noch Zweck?
Mein am 10.1.1867 in Altona geborener Urgroßonkel Carl Rowedder wurde durch einen Sturz in der Kindheit Epileptiker. Ich kann anhand seiner Altonaer Einwohnermelde-Karteikarte (bisher das einzige amtliche Dokument über ihn) nachweisen, dass er 1929 -- also mit immerhin schon etwa 62 Jahren -- in ein städtisches "Altenheim" in Bahrenfeld kam. 1937/38 kam Altona und damit auch Bahrenfeld mit dem Groß-Hamburg-Gesetz zu Hamburg. Vermutlich infolgedessen wurde Carl Rowedder am 7.7.1938/39 [die letzte Ziffer der Jahreszahl ist nicht klar erkennbar] aus dem Altonaer Bahrenfeld in das Versorgungsheim in der Oberaltenallee 60 in Hamburg verlegt. Damit verliert sich seine Spur.
Familieninterne Überlieferung behauptet, er sei in der Nazizeit "umgekommen", also euthanasiert worden. Das erscheint auch plausibel:
1. Epilepsie war eine klare Indikation für Euthanasie.
2. Paul lebte bereits deutlich länger als 5 Jahre im Heim, auch das machte Euthanasie wahrscheinlicher.
3. Er war bereits in seinen Siebzigern, damit sicherlich nicht mehr arbeitsfähig, sollte er es je gewesen sein, das ist ein besonders starker Hinweis auf Euthanasie.
In Hamburg, also ab dem Einzug in die Oberaltenallee, kann ich seine Spur nicht weiterverfolgen:
a. Akten der Versorgungsheime wurden mit deren Privatisierung Anfang der 1990er Jahre umfangreich vernichtet.
b. Hamburgs Einwohnermeldekarteien aus der Zeit 1.1.1926-31.7.1943 sind bei den Großangriffen auf Hamburg komplett verbrannt.
Erhalten geblieben sind aber die Sterberegister. Und die sind bei Ancestry bis zum Jahr 1950 digitalisiert. Ich habe dort nach den Namensvariationen Carl/Karl Rowedder/Rohwedder/Rohweder gesucht: Vergebens. Gehe ich davon aus, dass Carl als Epileptiker eh eine etwas geringere Lebenserwartung hatte und 1950 bereits 83 war, scheint er also nicht in Hamburg gestorben zu sein.
Einen Eintrag über einen Umzug habe ich auch nicht gefunden. Also ist er nach dem 1.8.1943 auch nicht aus Hamburg fortgezogen. Wenn er aber nicht in Hamburg gestorben ist, muss er woanders gestorben sein, also ist er fortgezogen und das ist damit nach Aktenlage nur zwischen dem 7.7.1938/39 und dem 31.7.1943 möglich gewesen.
Weiter wäre seine Familie, die bis auf eine Schwester in Hamburg wohnte, mit seinem Umzug nicht einverstanden gewesen. Also wurde er zwischen dem 7.7.1938/39 und dem 31.7.1943 deportiert und starb in der Fremde. Auch das ist ein deutlicher Hinweis auf sein Ende durch Euthanasie.
Ich habe also diverse Hinweise, die in seinem Fall auf Euthanasie hindeuten. Aber ich habe keinerlei Beweis.
In der Liste Hamburger Euthanasieopfer (die Carl Rowedder nicht aufführt) im Internet wurden die dort aufgeführten Euthanasieopfer aus der Oberaltenallee fast ausnahmslos in drei Anstalten umgebracht: Rickling, Meseritz-Obrawalde und Neuruppin. Ich habe alle drei angeschrieben:
A. In Rickling ist Carl Rowedder nicht auffindbar.
B. In Meseritz-Obrawalde ist er ebenfalls nicht auffindbar, das besagt aber nicht sehr viel, da ein großteil der Akten durhc Kriegseinwirkungen verloren gingen.
C. Von Neuruppin steht die Antwort noch aus.
Aus früheren Forschungen weiß ich, dass er auch in Grafeneck, Hadamar und Königlutter nicht auffindbar ist.
Das Versorgungsheim in der Oberaltenallee wurde im Juli 1943 während der Großangriffe weitgehend zerstört. Das betraf aber die Bewohner nicht mehr, die waren bereits evakuiert: Ein großer Teil in das angeschlossene Farmsen, Teile in Hamburger Versorgungsheime (und eventuell später von dort in außerhamburgische Anstalten), andere in außerhamburgische Anstalten.
Meine Frage an Euch: Sieht irgendjemand ernsthafte Chancen, dass ich Carl Rowedders Tod durch Euthanasie noch belegen (oder widerlegen) kann? Wie? Oder muss ich aufgeben?
Viele Grüße
Thorsten
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