Welche Strategie verfolgt Ihr?

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  • Sbriglione
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2004
    • 1517

    #16
    Meine Strategie war eigentlich immer die, zu schauen, an welche Unterlagen ich gerade am besten heran komme und die dann zu nutzen.
    Auf jeden Fall war das bei mir für den Beginn meiner Forschung damals ausschlaggebend und hat sich dann lange auch kaum geändert.
    Mittlerweile habe ich schon einen ziemlich ausgeprägen Stammbaum, leider mit diversen Lücken und "verlorenen" Familien, bei denen ich weit überwiegend nur noch "auf Verdacht" forsche und zum Teil notgedrungen, zum Teil aus besonderem Interesse einzelne besonders spannende oder besonders schwer zu verfolgende Sippen nach Möglichkeit da, wo ich sie treffe, komplett erfasse, um wenigstens ETWAS weiter zu kommen.
    In den seltenen Fällen, in denen die Forschung bei mir mal "flutscht", wie früher, weil ich in verschiedenen Orten parallel und mit guten Herkunftshinweisen arbeiten kann, gehe ich innerhalb einer Sippschaft gerne erst einmal Ort für Ort vor oder konzentriere mich darauf, eine bestimmte Vorfahrenline abzuarbeiten, um mich dann der nächsten zu widmen.

    Bestes Beispiel:
    ich forsche zur Zeit als "Überraschungsgeschenk" zu den Vorfahren des Urgroßvaters einer guten Freundin von mir. Da habe ich mir zunächst den einen Ort vorgenommen, mich dann einem der älteren, aus einem anderen Ort stammenden, Vorfahrenstrang gewidmet und auch diesen mit allen Stammbaumzweigen in diesem Ort verfolgt, ehe ich mich dann wieder einem anderen Vorfahrenzweig gewidmet habe. Teils bin ich dabei auch zwischen den Orten gesprungen (insbesondere dann, wenn der Weg wieder in einen der schon von mir bearbeiteten Orte zurück geführt hat). So konnte ich beispielsweise zu meiner Überraschung feststellen, dass der dritte Ehemann einer Frau, von der meine Freundin über deren ersten Ehemann abstammte, GLEICHFALLS ihr Vorfahre war. Im ersten Anlauf hatte ich vergeblich versucht, seine Identität festzustellen, weil ich nur mit einer historischen Abschrift des Originalbuches arbeiten konnte und der Nachname da beim Abschreiben etwas verhunzt worden war - aber über die Forschung an ihrer anderen Vorfahrenline konnte ich ihn dann eindeutig benennen und zuordnen!

    Welchen Familienzweig und welchen Ort ich mir jeweils als nächstes vornehme, wird neben der "Erreichbarkeit" somit bei mir auch von "Lust und Laune" bestimmt oder - im Fall meiner eigenen Familienforschung - zum Teil auch schon mal davon, welchen Ort ich zuletzt selbst besucht habe oder über welchen Ort oder welche Familie ich mich zuletzt mit ForscherkollegInnen ausgetauscht habe. Und manchmal, wenn ich mal überhaupt keine Idee habe, wo ich weiter forschen kann, suche ich mir entweder einen meiner alten Notizzettel, auf denen beispielsweise steht, bis zu welchem Jahr ich ein bestimmtes Kirchenbuch im Rahmen der Nachfahrenforschung durchgesehen habe oder ich werfe einen Blick in meine Liste an "ungeklärten Fällen" und versuche spontan mal wieder mit einem von denen mein Glück...
    Zuletzt geändert von Sbriglione; 15.12.2024, 15:44.
    Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
    - rund um den Harz
    - im Thüringer Wald
    - im südlichen Sachsen-Anhalt
    - in Ostwestfalen
    - in der Main-Spessart-Region
    - im Württembergischen Amt Balingen
    - auf Sizilien
    - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
    - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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    • ahnenforinfi
      Erfahrener Benutzer
      • 13.02.2021
      • 887

      #17

      Ich weiß nicht, vielleicht ist das so wie bei jeder Art von Sammlung am Anfang, also jedenfalls bei mir. Am Anfang habe ich alles "geschnappt", was irgendwie zu bekommen war, jedes Datum, jedes Dokument, jede Information ganz gleich aus welchem Familienzweig. Ich bin ständig überall hin-und hergetitscht Aber je mehr ich vorankomme, umso mehr geht bei jeder Person alles in die Breite, man bekommt immer mehr Infos zusammen und es bleiben dabei auch immer mehr Fragen zu klären. Für mich macht es zunehmend Sinn, mich mit "einer" Familie zu befassen, um den Überblick wenigstens einigermassen zu behalten. Und ohne dass ich dafür lange überlegt und ausgewählt hätte, welcher Zweig es werden soll, war es automatisch der meiner Mutter, wohl weil sie meinem Herzen am nächsten war Mit ihren Eltern und Großeltern und Urgroßeltern bin ich schon reichlich ausgelastet *schweiß von der Stirn wisch*, so dass ich da derzeit auch wieder splitte und mich erst mal vorrangig nur wieder mit einem der Stränge (momentan der Vaterseite meiner Mutter) befasse.
      Und jedesmal, wenn ich denke, aber da sind doch noch sooo viele Zettel in meinem Arbeitsordner... dann mache ich mir bewußt, dass ich ein Hobby habe, und Hobbys keinen Stress verursachen Was du heute nicht kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen
      Suche: gerade nix

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      • uma
        Erfahrener Benutzer
        • 09.12.2009
        • 382

        #18
        Hallo,
        nach mehr als 35 Jahren meiner Ahnenforschung über 17 Generationen und mit ca. 4000 Personen, kann ich rückblickend sagen, dass es eine Masterstrategie nicht gibt. Jeder muss bzw. wird den richtigen Forschungsweg entsprechend seinen Forschungszielen für sich selber finden/erlernen.
        Die Forschungziele werden sich naturbedingt ändern. Von "Alles" am Anfang bis zu speziellen Ausrichtungen im Laufe der Zeit.
        Es gibt jedoch einige wichtige Punkte, die man konsequent von Anfang an beachten sollte. Diese im Nachhinein aufzuarbeiten, kommt praktisch einem Neuanfang gleich. Ich spreche da aus Erfahrung.
        Da wären:
        - keine Zettelwirtschaft, nutze ein Programm zur digitalen Verwaltung, und wenn doch sortiere und organisiere die Zettel chronologisch, namentlich oder thematisch
        - vermerke genaue Quellenangaben für gefundene Informationen, also z.B. welches Kirchenbuch, Ort, Jahrgang, Seite, Internet-URL
        - sammle alle Informationen, nicht nur reine Daten, die noch von der älteren Generation irgendwie zu bekommen sind, mache Kopien - viele Großeltern haben noch
        alte Familienunterlagen
        - nutze entsprechende Internteportale für die Suche
        - vertraue und übernehme keine Forschungsergebnisse von Kollegen, auch wenn diese anscheinend passen würden, ohne diese selber genau verifiziert zu haben
        - am Anfang Konzentration auf "leicht" verfügbare Informationen, dann füge immer mehr Details hinzu
        - beschäftige dich nicht "rund um die Uhr" damit, längere Pausen (Wochen/Monate/Jahre) fördern manchmal eine neue Sicht auf die Faktenlage
        - folge direkten/indirekten Querverweisen, um ggf. Totpunkte zu überwinden
        - revidiere und verifiziere von Zeit zu Zeit vorhanden Informationen bzw. fehlende Informationen und ob es dazu Updates gibt.
        - füge keine Informationen hinzu, die auf "es könnte zu 99% sein" basieren, forsche lieber weiter, bis es einen 100% Bestätigung gibt

        Wie auch immer, ich halte es mit meiner Forschung so:
        Mein Ziel ist ein fundierter Stammbaum. Es muss nicht der Baum mit den meisten Personen oder den ältesten Vorfahren sein.
        Wichtige Schritte, die nicht zwangsläufig nacheinander abgearbeitet wurden, sondern je nach Informationslage "parallel" bearbeitet werden, sind dafür:
        - die Erforschung der direkten (Nachnamens-) Linie väterlicher Seite, also die reinen Daten, wie Ort und Datum von Geburt/Hochzeit/Tod
        - die Forschung nach Geschwistern der Elternteile (also leibliche bzw. die angeheirateten Onkel und Tanten),
        - dann erfolgte die Erweiterung der Forschung auf die Kinder der Onkel und Tanten,
        dabei halte ich es so, dass für alle leibliche Tanten nur der Ehepartner aufgenommen wird, für alle leiblichen Onkel wird die Ehepartnerin und entsprechende Kinder aufgenommen, für angeheiratete Tanten und Onkel werden nur die Partner/Kinder aufgenommen, wenn zufällig entsprechende Informationen vorliegen bzw. als "Beifang" gefunden werden
        - letztlich werden die Nebenzweige der leiblichen Onkel und deren Kinder solange mit dem selben Muster verfolgt, bis es keinen männlichen Nachkommen mit meinem Nachnamen gibt

        Und zu guter Schluss, die reinen Daten, wie geboren 1580, gestorben 1640 hören sich schon schön an und jeder Forscher ist stolz darauf soweit in die Vergangen gekommen zu sein, aber viel wichtiger und interessanter ist das Füllmaterial des Lebens dazwischen. Dies lohnt sich zu erforschen.
        So als Beispiele aus meiner Familie:
        Im Jahr 1820 gab es ein Testament, welches Haus, Hof und Gut, sowie diverse Ländereien auflistete. Eines dieser Ländereien, war eine Wiese, die nicht mehr genau lokalisiert bzw. eingegrenzt werden konnte. Und genau für dieses Wiesengrundstück habe ich Pachtunterlagen aus dem Jahr 1660-1720 und später einen Kaufvertrag aus 1750 gefunden.
        Oder einer der Vorfahren wurde für Holzdiebstahl arrestiert. Oder ein Anderer hat sein ganzes Hab und Gut nach und nach durch Spielsucht dezimiert bzw. verloren (sehr schön bestätigt durch Steuerunterlagen) oder ein weiterer Vorfahre ist 3 mal zwischen 1870 und 1900 von/nach den USA gependelt und hat jedes mal eine andere Frau mitgenommen. Und und Und...

        In diesem Sinne, viel Spaß und Erfolg bei der Suche
        Ulli

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        • Lerchlein
          Erfahrener Benutzer
          • 08.10.2018
          • 3013

          #19
          @uma, jep aus bitterer Erfahrung wird man klug....
          👍Zettelwirtschaft ist gleichzusetzen mit wie Links nicht mehr wiederfinden.- Die Infos könnten auch mal vom Server genommen werden! Mir fehlen dadurch leider 1 nun wieder ein sehr wichtiger Link.
          👍Schön wenn man Forschungsergebnisse von Kollegen bekommt … aber …
          Super ist es, wenn der Kollege ähnlich denkt und man abgleichen und sich jeder durch einen Überlegungsaustausch auch weiterentwickeln kann!
          👍Nicht die Masse macht es, die Klasse ist mir das Wichtigste! Deshalb kann ich auch noch keine 3 -stelligen Mengen verzeichnen.

          Alles was unter 100% ist kommt am besten in einen Sonderordner! Wie jetzt bei meinem letzten Fund, der nur ganz stark einen Zusammenhang mit der Familie nahelegt.
          Ich habe sogar erst dieses Jahr die gesammelten Daten von meiner Cousine und mir zusammengelegt. Dazu musste ich aber erst einmal alle nachvollziehen können was sie hatte. Allerdings ergaben sich dadurch auch weiterer Funde und ein weiterer Blickwinkel in Bezug Euthanasie!-

          👌>… interessanter ist das Füllmaterial des Lebens dazwischen…<

          @ Elerel
          Ich persönlich habe erst versucht den Stamm anhand der Kirchenaufzeichnung zusammen zu bringen und weite das nur an sehr interessanten Stelle aus. Allerdings versuche ich mich auch immer wieder zusätzlich mit der Zeitgeschichte auseinander zu setzen. Denn jetzt am Ende der mir momentan zugängigen Kirchenbücher können oftmals nur noch ganz alte Info Quellen (Bücher oder z. B. Sammlungen) weiterhelfen.

          Ich glaube kaum das es eine Regel gibt die für jede Familie anwendbar ist.
          Meine Start Infos waren verkehr herum und hatten eine Lücke von Jahrhunderten, aber in unserem Fall leider nicht anders machbar. Nun bin gerade eine Generation zurück gegangen um noch weiter nach vorne zu kommen… völlig gegen Regeln … aber es war sehr erfolgreich! …

          ...und endlich finde ich auch ein paar recht außergewöhnliche Infos, manchmal auch zum Lachen! So wie das Gespenst was mit Gegenständen warf
          In Joachimsthal ging es wohl ganz schön rund, wenn der Bürgermeister schon vermerkt das nun 14 Jahre kein Mord mehr geschehen (zu Tode gebracht wurde) ist.- Oder das eine Frau wegen Ehebruch ersäuft wurde. Die Pfarrer in meine Gegend waren dagegen eher die ganzen Jahrhunderte sehr maulfaul…

          LG Lerchlein
          Zuletzt geändert von Lerchlein; 18.12.2024, 11:10.
          Vorsicht : >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**







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          • Elerel
            Erfahrener Benutzer
            • 08.10.2024
            • 147

            #20
            Ulli, vielen Dank, Du hast sehr wichtige Punkte genannt! Einige davon kann ich als Anfängerin bereits unterstreichen. Vor allem diese:

            Zitat von uma
            - keine Zettelwirtschaft, nutze ein Programm zur digitalen Verwaltung, und wenn doch sortiere und organisiere die Zettel chronologisch, namentlich oder thematisch
            Unbedingt! Ich hab angefangen, meine Aufzeichnungen auf Karteikarten zu führen - und tatsächlich führe ich diese Karteikarten immer noch, weil ich es mag, am Schreibtisch zu sitzen und beim Schreiben noch mal meine Entdeckungen Revue passieren zu lassen. Ich mag es auch, mit meinen Karteikarten Stammbäume legen zu können. Ich mag die Haptik, das Analoge. Das ist aber kein Ersatz für eine digitale Datenpflege! Das habe ich schnell gemerkt und habe dann auf eine Exceltabelle umgestellt. Auch die führe ich nach wie vor. Aber auch die kommt sehr schnell an Grenzen.

            Das einzig Sinnvolle ist die Verwendung eines digitalen Genealogieprogramms, und je früher man damit anfängt, desto größer ist die Chance, dass man die Benutzung wenigstens rudimentär verinnerlicht hat, bevor die Datenmengen einem über den Kopf wachsen. Es ist viel einfacher, alles schier und konsistent zu halten, wenn man mit wenigen Datensätzen anfängt, als wenn man gleich mal fünfzig oder hundert Personen auf einen Schlag nachpflegen muss. Und diese Zahl kommt viel schneller zusammen, als man anfangs denkt. Schon in meiner Großelterngeneration gibt es ca. zehn Kinder pro Familie, dazu kommen noch Ehepartner, Taufpaten etc. Als Anfängerin denkt man (ich) "ich hab doch nur zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, und mehr finde ich so schnell sowieso nicht". Ich kann nur sagen, da täuscht man sich. Als ich nach ungefähr vier Wochen Familienforschung angefangen habe, ein Genealogieprogramm zu benutzen, hatte ich schon über fünfzig Personen in meiner Liste.

            Damit geht der zweite Punkt einher:

            Zitat von uma
            - vermerke genaue Quellenangaben für gefundene Informationen, also z.B. welches Kirchenbuch, Ort, Jahrgang, Seite, Internet-URL
            Das war gleich der nächste Fehler, den ich gemacht habe. Ich habe zwar mit Begeisterung meine fünfzig Personen erfasst, aber Quellen? Das nervt ja schon so ein bisschen... Und es hat auch ein bisschen gedauert, bis ich die Quellenpflege so richtig verstanden habe (Fundstelle, Quelle, Aufbewahrungsort - ich nutze Gramps, aber so oder ähnlich wird es wohl in anderen Genealogieprogrammen auch laufen). Je weniger Personen man schon hat, desto übersichtlicher ist es. Also am besten schon ganz am Anfang mal zwei, drei Personen (sich selber, Partner, Geschwister, Eltern) in ein Genealogieprogramm eingeben und die dazugehörigen Quellen erfassen. So kann man auch ganz gut testen, welches Programm einem am meisten liegt.

            Zitat von uma
            - beschäftige dich nicht "rund um die Uhr" damit, längere Pausen (Wochen/Monate/Jahre) fördern manchmal eine neue Sicht auf die Faktenlage

            Auch diesen Tipp finde ich superwichtig. Mich hat die Forschung anfangs vor allem emotional enorm beschäftigt. Diese Fülle an Familie, die da plötzlich wie eine Schattenarmee hinter mir stand! Mich hat das überwältigt. Und dabei bin ich noch nicht mal in der Phase, wo ich versuche, "Fleisch" an die "Knochen" zu bekommen, sondern bin nach wie vor im Wesentlichen damit beschäftigt, die Rahmendaten (Geburt/Taufe, Heirat, Tod) zusammen zu bekommen. Aber auch Verwandte, die ich selber noch gekannt und an die ich lange nicht gedacht habe, sind durch meine Forschung in meinem Kopf und Herzen wieder lebendig geworden.

            Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich das so berührt. Eine Zeit lang habe ich jeden Abend bis ultimo am Rechner gehangen und dementsprechend nachts jede Menge zu verarbeiten gehabt. Ich habe festgestellt, wie wichtig es für mich ist, mich da ab und zu bewusst rauszunehmen und mal ein paar Tage was ganz anderes zu machen und nicht so viel an die Familienforschung zu denken. Danach bin ich im Kopf und im Herzen wieder frisch, und oft sehe ich dann auch sofort, wo ich weitermachen kann/sollte. Wenn man tief drinsteckt, verzettelt man (ich) sich leicht.
            -------------------
            Gruß, Elerel
            -------------------

            Kommentar

            • Ysabell
              Erfahrener Benutzer
              • 23.09.2008
              • 325

              #21
              Was die Organisation angeht, kann ich meinen Vorschreibern auch nur Recht geben. Man kann sich am Anfang gar nicht vorstellen, was da alles zusammenkommt und wie schnell das geht. Gerade heute wo so viel digitalisiert bequem und vergleichsweise kostengünstig von zu Hause geforscht werden kann. Das war zu meiner Anfangszeit noch anders und es ist ordentlich ins Geld gegangen, wenn man in den Archiven wegen der Entfernung forschen lassen musste und nicht selber suchen konnte. Inzwischen habe ich knapp 400 direkte Ahnen im Baum, die kann man nicht mehr alle im Kopf haben.

              Und auch beim Punkt nur absolut sicher belegte Daten zu übernehmen bin ich voll dabei. Ich habe bei mir einen viel erforschten Zweig von dem es unzählige Stammbäume online gibt. und bisher haben alle an einem Punkt einen entscheidenden Fehler gemacht, da man wahrscheinlich nur abgeschrieben hat, aber nie selbst recherchiert. Namens und auch Berufsgleichheit bedeutet nämlich erstmal gar nichts. Selbst wenn der Name der Frau auch passt. Gerade in ländlichen Gegenden wo alle Johann Heinrich und Maria Katharina heißen und nicht nur eine Hand voll Nachnamen teilen passiert das ständig.

              Es ist auch absolut empfehlenswert sich mit der Regionalgeschichte zu befassen und mit Sitten und Gebräuchen.

              Eine feste Strategie verfolge ich aber nicht. wenn es an einer Ecke gerade gut vorangeht, dann arbeite ich daran solange es flüssig läuft. Manchmal stolpere ich dabei aber auch über Hinweise, die mich auf Lösungsansätze für Probleme an anderen Ecke bringen. Und es kann auch hilfreich sein sich nicht an einer Ecke die Zähne auszubeißen sondern Abstand zu gewinnen. Auch nach 20 Jahren lerne ich immer noch dazu oder es tauchen neue Quellen auf.

              Kurz zusammengefasst, forschen nach Bauchgefühl, aber gründlich und nachvollziehbar.


              Kommentar

              • Ed Gonzalez
                Erfahrener Benutzer
                • 18.12.2021
                • 513

                #22
                Moin,

                Ich wollte mich nie darauf beschränken, nur die direkten Vorfahren zu erforschen.
                Sicherlich auch für mich ein strebenswertes Ziel, mit gesicherten Daten aus
                eigener Recherche in die Tiefe zu gehen. Lieber langsam und sicher als schnell
                und wackelig.

                Aber: Ich lasse mich sehr gerne in die weit entfernte Verwandschaft entführen. Da wird
                der Baum manchmal sehr breit wenn ich auf interessante Geschichten stoße. Und
                das hat sich (wenn auch ungeplant) als sinnvoll herausgestellt. Familien, die sich
                niemals begegnet sein können, finden an anderen Orten und anderen Zeiten auf
                einmal zusammen. Da lasse ich mich gerne durch die Geschichte treiben.

                Das eher zweidimensionale Erforschen meines Ahnenbaums wäre mir zu wenig.


                Gruß, Ed
                Johannes SCHMITZ oo Anna WETTLÖPER im Großraum Ahaus; mglw. Niederlande, um 1750 (kath.)
                Jacob LAUPENMÜHLEN oo Anna Catharina WILDENHAUS im Kreis Mettmann, um 1813 (ev.)

                Kommentar

                • Neugier-Nase 2022
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.12.2022
                  • 131

                  #23
                  Das ist eine interessante Frage mit vielen relevanten Gesichtspunkten.


                  Ich für meinen Teil habe ziemlich genau vor 40 Jahren angefangen mit 12 Jahren.

                  Ursprung war die unerfreuliche Erkenntnis, dass meine Oma nicht meine "Oma" war.
                  Jedenfalls hat sie mir das mit 8 Jahren sehr deutlich zu verstehen gegeben.
                  Die Mutter meines Vaters war bereits mit 32 Jahren im Krieg gestorben und er hatte keine leichte Kindheit.
                  Als Einzelkind ohne wirklichen Kontakt in seine alte Heimat zu Cousins oder Onkel/Tante kamen auch keine Geschichten, die er mir erzählen konnte oder wollte.

                  Ich habe das nie verstanden (tue ich bis heute nicht) aber ich habe es respektiert und infolgedessen keine Erkenntnisse, oder besser gesagt kaum Erkenntnisse aus erster Hand.

                  Hinzu kommt, dass es ja schon bei Ereignissen, welche ich selbst miterlebt habe von der Verwandschaft auf Mutters Seite pro Person mindestens 3 Erlebnisbeschreibungen gibt. Je nachdem, wie derjenige gerade drauf ist oder mit wem er/sie sich unerhält. Da ich dass dann auch miterlebt habe, kann ich das auf Wahrheitsgehalt oder Ausschmückung abklopfen.

                  Bei Ereignissen VOR meiner Geburt oder in meiner Abwesenheit geht das gar nicht.

                  Also habe ich irgendwann überlegt, ich möchte gerne mehr wissen. Warum. Wer. Wieso. Wann Was. Wo. Und überhaupt.
                  Verstehen
                  Verstehen
                  Ach - und es ist nicht zu verstehen.

                  Ich versuche mir meinen Reim darauf zu machen.

                  Versuche zu ergründen welche übergeordneten Ereignisse Menschen vielleicht handeln ließ wie sie wohl gehandelt haben, sofern ich dazu Informationen finde.

                  Warum bin ich was ich bin
                  Wo komme ich her
                  Welche Erfahrungen bringt meine Familie mit sich.
                  Welche Ereignisse - freudige, wie auch Tragödien.

                  Das gehört alles dazu
                  Das ist Geschichte.

                  Das ist der Weg den meine Familie gegangen ist.
                  Welche Lehren kann ich daraus ziehen.
                  Gibt es welche.
                  Erkenne ich sie.
                  oder nicht

                  Wen gab es alles
                  und genauso spannend
                  Wen gibt es noch
                  Wo sind die Nachfahren
                  Wenn schon nicht von Geschwistern der Eltern dann vielleicht der Großeltern
                  oder Urgroßeltern.

                  Vor ein paar Jahren hat meine Mutter durch Zufall das Grab ihrer Cousine auf dem Friedhof entdeckt.
                  und meinte sie müsse doch mal Auschau halten, ob sie dort jemanden sieht.
                  Und eines Tages hat sie eine Tochter ihrer Cousine dort gesehen, ist ganz schnell hingegangen und hat gefragt, in welchem Verhältis sie zu dem Grab steht.
                  Wie groß war die Überraschung als man erkannte, dass man sich aus Kindertagen kannte und nur aus den Augen verloren hatte.
                  Wir pflegen heute guten Kontakt und ich freue mich über Familie die ich bis dahin nicht kannte.


                  Von Cousins meine Vaters habe ich dann auch diverse Dokumente aus der Familie erhalten, als bekannt wurde, dass ich interessiert bin und forsche.
                  Und es kamen Fotos hinzu.

                  Dann hat mich meine Tante einmal in der vordigitalen Zeit mit ins Stadtarchiv genommen und ich durfte in alten Kirchenbüchern und Zivilstandsregistern suchen und herausschreiben.

                  Was war das aufwendig und anstrengend.

                  Man konnte nicht einfach zum nächsten Verwandten springen wenn man an ein Hindernis kam, weil man ja nur für eine bestimmte Zeit einen bestimmten Buchbestand zur Einsicht ausgeliehen hatte.

                  Um die diversen alten Handschriften zu entziffern, hatte ich mir damals tatsächlich Lehrbücher gekauft, die ich auch heute noch manchmal zu Rate ziehen kann. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich völlig aus der Übung bin und mich doch mittlerweile wieder sehr anstrengen muss etwas zu entziffern und manches auch gar nicht mehr lesen kann.

                  Ich war sehr früh schon mit Familysearch und GEDBAS unterwegs und hatte meine damalige Forschung auch mal auf einer eigenen Webseite.
                  Je älter ich geworden bin um so weniger Zeit habe ich für das strukturierte arbeiten und meine Webseite wurde leider abgeschaltet bevor ich die Daten sichern konnte.
                  So ist vieles verloren gegangen was ich mir jetzt mühselig wieder zusammensuchen muss. Einige Sachen habe ich auch verräumt und weiß nicht wo ich sie aufbewahrt habe. Gesprungen bin ich ohnehin immer, weil ich zum einen nicht die Geduld hatte und zum anderen die Suche an anderen Stellen manchmal einfacher war bis der Knoten geplatzt ist oder andere Quellen sich öffneten.

                  Umso mehr freue ich mich, dass vor allem das für mich überwiegend relevante Bisum Limburg immer mehr Kirchenbücher online stellt und stürze mich auf Familienzweige, bei denen ich bisher gar nichts herausfinden konnte außer die vagen bis dahin nicht belegten, familiären Aussagen "die Wenz'e waren aus dem Westerwald und der Dombacher Opa war aus Niedererbach". Zumindes den Dombacher Opa habe ich gefunden. Aber die Geburten der Familie Wenz habe ich in Camberg bis zum Ende(bzw Anfang) deren online Kirchenbücher verfolgt und sehe nicht einen Abzweig in den Westerwald.


                  Um das vorangenannte kurz zusammen zu fassen.
                  Ich habe über so viele Jahre so viel Wissen gesammelt, was mittlerweile unsortiert ist und neu beforscht werden muss, dass ich das warscheinlich nicht schaffen werde.
                  Für Vor-Ort Forschung fehlt mir heutzutage meist die Zeit.

                  Zumal mein großér Traum die Nachfahrenforschung wäre, wie sie ein weitläufiger Verwandter namens Kaspar Traut betrieben hat.

                  In der Hoffnung Euch nicht ganz erschlagen zu haben wünsche ich ein schönes Restwochenende.

                  Eure Neugier-Nase
                  Zuletzt geändert von Neugier-Nase 2022; 29.12.2024, 16:50.

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