Woher bekommt man Informationen über das Leben und die Lebensumstände der Ahnen?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • fossy123
    Erfahrener Benutzer
    • 01.12.2008
    • 751

    Woher bekommt man Informationen über das Leben und die Lebensumstände der Ahnen?

    Hallo Leute,

    seit einiger Zeit frage ich mich, wie ich mehr als nur die Geburts-, Heirats- und Sterbedaten meiner Ahnen herausfinden kann.

    Wie erfahrt Ihr etwas über die damaligen Lebensumstände oder auch Lebensläufe Eurer Ahnen? Welche Quellen dienen hier als Information?

    Oftmals, so wie bei mir, stammen meine Ahnen aus irgendwelchen kleinen Dörfern aus der ländlichen Region. Dort Informationen über den Werdegang einer Person zu bekommen (woher) ist fast aussichtslos. Dennoch würde es mich sehr interessieren, was Sie gearbeitet haben, was im Leben sonst noch so erreicht haben quasi wie so eine Art kleiner Lebenslauf.

    Habt Ihr da vielleicht eine Idee?

    Danke und schönen Gruß

    Mathias
  • karlfriedrich

    #2
    Ich weiß zwar nicht viel und habe das auch noch nie gemacht, aber ich könnte mir einiges vorstellen.


    1. Wenn man bekannte Ahnen findet, kann man den Namen in Wikipedia oder bei google in "Anführungszeichen" eingeben, oder bei google books

    2. Viele Gemeinden und Städte haben Dokumente alter Zeiten, wie Bürgerregister, Unterlagen über Handwerker und Zünfte, Gerichtsakten, Rechnungen und einiges mehr. Hier ist die Trefferquote unter Umständen gar nicht so schlecht. Zum Beispiel wird die Suche noch leichter, wenn man Name und Beruf weiß. Die Dokumente werden bisweilen nicht direkt vom Amt, sondern von einem Museum aufbewahrt.

    3. Es gibt Bücher, die man in deutschen Archiven und Bibliotheken einsehen kann. Nehmen wir zum Beispiel ein Staatshandbuch, in dem man über Personen informiert wird, die in Diensten des Staates beschäftigt waren. Es gibt auch Bücher über Pfarrer, Bahn- und Postbedienstete, oder ich habe mal ein Stammbuch der Schuhmacherzunft erstanden, wo einige meiner Ahnen gelistet sind und von wann bis wann sie in der Zunft Mitglied waren.

    4. Adressbücher aller Zeiten, wenn man weiß wo und wann der Vorfahre gelebt hat

    Kommentar

    • smartie
      Benutzer
      • 22.10.2008
      • 30

      #3
      Hallo fossy,
      eine Idee habe ich nicht. Die Frage stelle ich mir allerdings auch schon seit einiger Zeit, denn bei meinen Ahnen ist es ähnlich, bisher alle in ländlicher Region, "arme Schlucker" sozusagen, die wohl glücklich und zufrieden waren, wenn sie gesund blieben und eine warme Mahlzeit am Tag hatten.

      Ein kleines Abbild der Lebensumstände liefern manchmal Daten. So liegen z.B. zwischen dem Sterbedatum der Ehefrau eines Ahnen und seiner erneuten Heirat gerade 4 Wochen. Da blieb keine Zeit für langes Trauern, es musste schnell neu geheiratet werden, damit die Abkömmlinge versorgt sind. So stelle ich es mir jedenfalls vor.

      Vielleicht hat man Glück und der Dorfpfarrer schrieb eine Chronik?

      Gruß
      smartie
      ROSS und SCHULTZ in Linde/Kreis Flatow/Westpreussen
      LATTECK (o.ä.) Piassutten/Kreis Ortelsburg/Ostpreussen
      LINDNER, POLLEN, MUMMERT in Berlin

      Kommentar

      • Katze58
        Erfahrener Benutzer
        • 14.02.2009
        • 340

        #4
        Hallo fossy!
        Ich glaube Deine Frage haben sich schon viele von uns gestellt und es bleibt leider nur bei Spekulationen. Manchmal ist es wie Kaffeesatz lesen. Ich habe zum Beispiel den Fall, daß die Geburten der Kinder zwar pünktlich beim Standesamt gemeldet wurden aber noch keine Namen gegeben wurden. Das geschah dann Wochen später, wie ich aus Seiteneinträgen entnehmen konnte. Da fragt man sich schon, ob diese Kinder wirklich gewollt und geliebt wurden. Wenn ich mir vorstelle wie wir schon in der Schwangerschaft nach Namen gesucht haben und uns mit den neuen Erdenbürgern schon vor der Geburt beschäftigt haben, erscheint mir diese Vorgehensweise meiner Vorfahren fast lieblos. Aber wie gesagt, man kann über die Beweggründe nur spekulieren.

        schönen Abend noch, Petra
        LG - Petra -


        Das Chaos sei willkommen -
        die Ordnung hat versagt !

        Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

        Kommentar

        • fossy123
          Erfahrener Benutzer
          • 01.12.2008
          • 751

          #5
          Seht Ihr, genau das ist das Problem.
          Warscheinlich waren die Personen in den kleinen Dörfern damals so "kleine Lichter", das Sie nirgendwo vermerkt wurden. Dennoch würde mich halt interessieren ob Sie eine schulische Ausbildung hatten, wie und wo Sie eine Ausbildung hatte etc.

          Oftmals hat man ja Kontakt zu den Pfarrern. Vielleicht sollte man die mal neben den Personendaten auch nach irgendwelchen weiteren Unterlagen zu dem Ort fragen.

          Kommentar

          • gudrun
            Erfahrener Benutzer
            • 30.01.2006
            • 3265

            #6
            Hallo,

            da weiß ich auch keinen Rat, außer, daß man Orts- bzw. Dorfchroniken liest. Da kann man über das Leben der Vorfahren etwas erfahren.
            Z. B. habe ich jetzt eine Chronik über die Schlacht bei Neumarkt St. Veit 1809 gelesen. Zu dem Zeitpunkt hat ein Vorfahre in dem Ort gewohnt. Bei einen Weiler müssen die Gehaust haben, dort wohnte ein Vorfahre meines Mannes.
            Bei den Kindern stell ich mir vor, die haben mit der Namensgebung gewartet, bis das Kind etwas älter geworden ist, viele Kinder sind ja in den ersten Tagen nach Geburt wieder verstorben.
            In die damalige Zeit kann man sich ja kaum reindenken.
            Ich bin froh, daß ich nicht damals gelebt habe sondern jetzt und hier.

            Viele Grüße
            Gudrun

            Kommentar

            • Katze58
              Erfahrener Benutzer
              • 14.02.2009
              • 340

              #7
              Hallo Gudrun!
              Auch ich bin froh im hier und heute zu leben. Die Lebensumstände waren früher für viele Familien einfach furchtbar (nach heutigen Maßstäben). Auch die vielen Kriege die diese Menschen erleben mußten waren unerträglich. Aber ich tröste mich in diesen Gedanken immer damit, daß auch die Ahnen sicherlich in irgendeiner Weise Freude am Leben hatten.

              Gruß Petra
              LG - Petra -


              Das Chaos sei willkommen -
              die Ordnung hat versagt !

              Mein toter Punkt: Christopherus Wieners und Eva Catharina Melchers erstmals im Lichtenauer KB (Paderborn) 1760 genannt. Woher stammt das Ehepaar????

              Kommentar

              • Aida
                Erfahrener Benutzer
                • 19.12.2008
                • 415

                #8
                Ortschroniken (oft vom Pfarrer geschrieben, die mussten das) stellen eine Quelle dar, manchmal findet man z.B. Wetteraufzeichnungen über Eisgang, Unwetter, verhagelte Ernten etc. Zusammen mit geschichtlichen Ereignissen kann man sich dann schon ein Bild machen, wie es z.B. für einen Bauern war, wenn die Ernte verhagelt war, ein Soldaten das Dorf plünderten etc.
                Manchmal ergeben auch Berufsbilder Hinweise: So gab es in meiner Verwandtschaft jemanden, der Weber, Friseur, Nebenerwerbslandwirt war und noch Limonade auf Volksfesten verkaufte. Das klingt nach harter, sehr harter Arbeit quasi rund um die Uhr...
                Manchmal findet man Bilder der Häuser der Vorfahren oder Grundrisse, auch daraus kann man einiges ablesen: Wohnte da eine Familie mit 14 Kindern in einer winzigen Kate oder gab es ein großes Bauernhaus mit Ställen, Platz für Gesinde (das mit verköstigt wurde), lebte man auf einer Etage in der Stadt, gehörte einem dort das ganze Haus? Ein Vorfahr ist z.B. etwa alle Jahre umgezogen (das ließ sich über die Adressbücher der Stadt rekonstruieren). Ein anderer baute ein großes, stattliches Haus, das heute unter Denkmalschutz steht. Er hatte sich vom Tagelöhner und Fährknecht hochgearbeitet zum Bäcker und Wirt, eine Kneipe nach der anderen aufgemacht. Die Berufsbezeichnungen standen jeweils in den Taufeinträgen der Kinder.
                So kann man sich Schritt für Schritt vortasten und das Bild ergänzt sich.
                Gruß
                Christel

                Kommentar

                • Marlies

                  #9
                  Hallo,

                  auch die kleinen Orte hatten fast alle eine freiwillige Feuerwehr, einen Schützenverein, evtl. einen Kirchenchor, einfach mal in der Gemeinde nachfragen, oder den nächstgelegenen Heimatverein kontaktieren.

                  Abgaben (Steuern) wurden in speziellen Aufzeichnungen festgehalten, der Pfarrer/Lehrer bekam zu Martini ein Huhn, eine Gans, Getreide ect.

                  Gemeindebeschreibungen enthalten die Grenze der Gemeinde selbst, evtl ist dort das kleine Stück Ackerland (mit Name des Besitzers/Pächters) aufgeführt, welches der Vorfahre bewirtschaftete.

                  Eine "grobe" Vorstellung der Lebensumstände bekommt man, wenn man sich ausführlich! mit der Geschichte der jeweiligen Orte auseinandersetzt.


                  Schöne Grüße
                  Marlies

                  Kommentar

                  • karin-oö
                    Erfahrener Benutzer
                    • 01.04.2009
                    • 2630

                    #10
                    Hallo,

                    auch von kleinen Orten gibt es Aufzeichnungen wie Pfarrchronik, Schulchronik oder Vereinschroniken über die man etwas über die früheren Bewohner des Ortes erfahren kann.

                    Viel aufschlussreicher sind jedoch die Grundbuchsaufzeichnungen, wenn die Vorfahren ein Haus bzw. einen Bauernhof besessen haben.

                    Ich weiß zwar leider nicht, wie das in Deutschland ist, aber bei uns in Österreich ist das Grundbuch für jedermann frei einsehbar. Daraus kann man ersehen wann ein Haus gekauft, verkauft oder übergeben wurde. Man kann sich sogar die entsprechenden Verträge dazu heraussuchen lassen, die meist sehr ausführlich verfasst wurden. Daraus erfährt man den Kaufpreis und wie er abgegolten wurde, woher die Käufer kamen, bei Übergabsverträgen ist auch verzeichnet, welches Altenteil sich die Übergeber ausbedungen haben, ob Geschwister auszubezahlen waren usw.
                    Außerdem wurden im Grundbuch alle Schulden verzeichnet, die der Besitzer hatte z. B. bei Banken, bei Privatpersonen, bei der Kirche usw., ob andere Grundlasten am Besitz sind o. Ä. - also insgesamt eine sehr aufschlussreiche Quelle.
                    In meinem Fall befinden sich die Grundbuchsunterlagen bis 1900 zurück am Bezirksgericht, alles Frühere im Landesarchiv (bis vor 1800 zurück). Dort findet man dann auch noch alte Steuerlisten, Katasterpläne, ......

                    Es ist zwar Anfangs etwas mühsam, sich in diese ganze Materie einzufinden, aber mit der Zeit bekommt man immer mehr Überblick über einen Ort und die Verhältnisse seiner Bewohner.

                    Schöne Grüße
                    Karin

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator

                      • 02.12.2007
                      • 11575

                      #11
                      Moin zusammen,

                      da kann ich Karin nur recht geben!

                      Grundbücher sind eine extrem wertvolle Quelle für Hausforschungen etc. In Deutschland allerdings nur mit Vollmacht einsehbar, soweit ich das weiß.

                      Friedrich
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                      Kommentar

                      • rathna
                        Benutzer
                        • 16.12.2007
                        • 21

                        #12
                        Zitat von rolo Beitrag anzeigen
                        ich habe mal ein Stammbuch der Schuhmacherzunft erstanden, wo einige meiner Ahnen gelistet sind und von wann bis wann sie in der Zunft Mitglied waren.

                        Hallo rolo,

                        ist dieses Stammbuch auf eine bestimmte Gegend beschränkt? Für welchen Zeitraum stehen da Daten drin?
                        Habe nämlich auch noch Schuhmachermeister bei mir.


                        Zur Frage allgemein kann ich auch nur sagen, dass Ortschroniken sehr hilfreich sind. Wenn es keine von dem Ort gibt, dann eventuell eine vom Nachbarort. So kann man sich ein allgemeines Bild verschaffen.
                        Auch Einwohnerzahlen geben einen guten Aufschluss. So ändert sich nämlich die Zahl der Häuser oft nur sehr wenig, aber die Zahl der Einwohner beträchtig. Heißt, alle mußten enger zusammenrücken.

                        Und die Geschichte der Gegend, wichtige Ereignisse der nächstgrößeren Stadt haben manchmal auch auf das Leben im Dorf abgefärbt.

                        Andrea
                        www.halloren-hallunken-hallenser.de

                        Kommentar

                        • Chatterhand
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.04.2009
                          • 1342

                          #13
                          Also, ich habe sehr viel über die Lebensumstände meiner Vorfahren, durch Nachlassakten (Die man hier im Forum nachlesen kann) erfahren. Mein letzter Fund im Staatsfilialarchiv in Bautzen betrifft meinen 4 fach Urgroßvater. Dort gibt es eine Akte über die Auswanderung meines Ahnen nach Lodz. Desweiteren habe ich von dort eine Akte über denKauf eines Grundstückes und den anschließenden Bau eines Hause erhalten. Mit Flurkarte mit Beschreibung des Hauses. Auch eine Akte über den Verkauf des Hauses vor der Auswanderung gibt es dort. Da kann ich schon sehr viel über die Lebensumstände meines Urahnen herauslesen. Da hilft nur hartnäckiges Anfragen bei allen möglichen Stellen. Ach ja der Akt ist aus 1821 und mein Urahn war kein "hohes Tier" sonder ein Weber. Trotzdem gibt es dies Aufzeichnungen über ihn. Ich frage grundsätzlich nicht nur bei Kirchen an sondern nerve Stadtverwaltungen und in der Nähe liegende Archive und bekomme oft an weitergehende Informationen als Geburts- und Sterbedaten.


                          Gruß
                          Wilfried
                          Umsonst ist nur der Tod und selbst der kostet das Leben

                          Kommentar

                          • fossy123
                            Erfahrener Benutzer
                            • 01.12.2008
                            • 751

                            #14
                            Wenn ich das hier so lese, dann ist der wohl wirklich einzig und sinnvollste Weg, sich beim Pfarrer nach der örtlichen Chronik zu erkundigen und diese, falls vorhanden, durchzuackern.

                            Grundbücher dürfen bei uns in Deutschland nur bei berechtigtem Interesse eingesehen werden (also z.B. der Makler mit Maklerauftrag bei Verkauf des Hauses, Erbauseinandersetzungen etc.).

                            Gruß
                            Mathias

                            Kommentar

                            • Marlies

                              #15
                              Zitat von fossy123 Beitrag anzeigen
                              Wenn ich das hier so lese, dann ist der wohl wirklich einzig und sinnvollste Weg, sich beim Pfarrer nach der örtlichen Chronik zu erkundigen und diese, falls vorhanden, durchzuackern.
                              Hallo Mathias,

                              nicht (nur) beim Pfarrer, sondern auch bei der Gemeinde, beim Heimatverein usw.

                              Schöne Grüße
                              Marlies

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X