Heute musste ich doch ein wenig feixen, wie herrlich politisch unkorrekt man doch in früheren Zeiten gewesen ist. Aus einer Seelenliste der berühmten Gemeinde Möhra (das Stammdörfchen der Luther-Familie) des 17.Jahrhunderts. Ich kannte schon einige andere Seelenlisten aus der Gegend und wusste von daher, dass die beauftragten Pfarrer auch Angaben zum Lese/Schreibvermögen in der Liste machen mussten. Da steht dann z.B. ganz lapidar : kann l(esen), kann s(chreiben) oder "kennet die Buchstaben". In Möhra treibt es der Pfarrer noch präziser. Er definiert in langen Listen das Lese- und Schreibverständnis über das Verständnis des Katechismus in vier Stufen.
Die dritte Stufe wird bezeichnet "die die Worte des Katechismus nicht gäntzlich innehaben aber doch lesen können"
Und nun Stufe 4 "die gar Schwachsinnigen und Unvermögenden"
Für 1660 finde ich die fein abgestufte Gliederung des Lese-Schreibverständnisses bemerkenswert.
In den Ernestinischen Fürstentümern wurde die allgemeine und obligatorische Schulpflicht bereits 1632 eingeführt.
Die Bildauschnitte stammen aus den Kirchenbüchern Möhra und werden durch Archion veröffentlicht.
.. passt gut auf euch auf, nicht das euch das wird widerfahren:
Der Stammbaum Herr Kreitlein ging vor Jahren schon mit fünfundsechzig in Pension. Aus Langeweile sah er drum sich bald nach einem Hobby um. Hierbei geriet er irgendwie an seine Ahnengalerie. Das war was wirklich Interessantes, was völlig Neues, Unbekanntes. Und er beschloss sogleich, deswegen sich einen Stammbaum zuzulegen: Er stöberte in Stadtarchiven, in Chroniken, in alten Briefen. Nahm sich bei manchem Dorfpastor die dicken Kirchenbücher vor. Und drang bei der Gelegenheit weit, weit in die Vergangenheit. Er fand zwei Schneider, einen Wirt, vier Bauern, einen Schweinehirten einen Küster, Müller, Bäcker, drei Schmiede, einen Schieferdecker. Dann einen fürstlichen Lakaien, ein Postillion war auch dabei, ein Vorfahr war sogar Minister, zwei and’ re lebten als Magister. Dann gab es ein paar Grenadiere, zwei Musikanten, drei Barbiere, vier Metzger, und, im blinden Eifer, fand er auch noch ́nen Scherenschleifer. Es war ein Baum mit vielen Zweigen, von Nebentrieben ganz zu schweigen. Herr Kreitlein brauchte viel Papier, viel Tinte und Geduld dafür. Er kam bis fünfzehnhundertneun. Doch dann schien es vorbei zu sein, denn hier versiegten alle Quellen: Es war kein Ahn mehr festzustellen. Drauf stieg Herr Kreitiein in den Zug, der ihn ins ferne Hamburg trug zu Dr. Dr. Dusterwald, der als ein Fachexperte galt. Er bat ihn in bewegten Worten des Stammbaums Wurzelpfahl zu Orten, beziehungsweise jenen Mann, mit dem die Reihe einst begann. Der Doktor lächelte jovial: „Verehrter, nun, dann geh' n Sie mal in unseren weltbekannten Zoo, gleich vorne, in Abteilung zwo!" Herr Kreitlein fand dies sonderbar! Doch weil er schon in Hamburg war, begab er sich am gleichen Tag zu Hagenbeck. - Ihn traf der Schlag! Da saß in seiner Käfig-Villa ein Affe, nämlich ein Gorilla. Er blickte traurig und verwundert in unser zwanzigstes Jahrhundert, fing Läuse und verschlang Bananen.- Herr Kreitlein forscht nicht mehr Ahnen.
leider von einem unbekannter Autor (https://sudetendeutsche-familienforscher.de/wp-content/uploads/2013/03/SFF-2003-Band-XI-Heft-1.pdf)
Man findet doch manchmal auch ein paar süße Texte (auch wenn die eigentliche Suche ins leere läuft)zu dem(n) Thema(en) .... und nicht nur Ahnen. Einen schönen guten Morgen!
Zuletzt geändert von Lerchlein; 27.07.2020, 06:10.
Vorsicht: >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**
Diese Namen sind nicht nur eine Respektlosigkeit den armen Kindern gegenüber, sondern verbauen den Trägern jegliche berufliche Zukunft. Außer natürlich im Trash-TV. In Köpenick waren Eltern wenigstens so offen und ehrlich, ihre Tochter "Asi" zu nennen. Wäre man von alleine kaum drauf gekommen.... 🙈
In Pankow hat demnach seiner Tochter den Namen "Tinkabell" gegeben. Wo habe ich so einen Namen noch kürzlich gelesen......
Und im Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat jemand seiner Tochter den Namen "Porsche-Cheyenne" verpasst. Die Betreffenden sollte man auf dem betreffenden Gefährt zum Mond schießen.
Guten Morgen!
@Juanita, ich fand die Beschreibung des "Ahnenvirus" einfach süß und vor allem aber "auf mich ganz persönlich bezogen" vortrefflich beschrieben.......
Vorsicht: >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**
Diese Namen sind nicht nur eine Respektlosigkeit den armen Kindern gegenüber, sondern verbauen den Trägern jegliche berufliche Zukunft. Außer natürlich im Trash-TV. In Köpenick waren Eltern wenigstens so offen und ehrlich, ihre Tochter "Asi" zu nennen. Wäre man von alleine kaum drauf gekommen.... ��
Grundsätzlich gebe ich dir Recht, manche Eltern sind halt schon mit Trash-TV aufgewachsen (viele sogenannte Promis von Schauspieler bis Fußballer machen es auch noch vor).
Aber beim Durchblick der Namen sind mir auch sehr viele normale untergekommen. Wir dürfen nicht vergessen, dass in Deutschland jeder vierte Bürger Migrationshintergrund hat (in meiner eigenen erweiterten Familie etliche).
Ob es einem gefällt oder nicht, das Rad lässt sich nicht zurückdrehen und wir müssen uns daran gewöhnen.
Und Namen wie "Olympia" sind gewöhnlich in Griechenland, oder "German" in der Spanisch-sprechenden Welt (heißt einfach Hermann) oder "Elvis" im türkischen Raum.
Das würde ich nicht mit Cheyenne-Porsche oder Justin-Dustin in einen Topf werfen.
VG
Bienenkönigin
Zuletzt geändert von Bienenkönigin; 28.07.2020, 07:43.
Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich
Nochmal zu den Vornamen:
Ja, da stimme ich im Großen Ganzen den Vorrednern absolut zu.
Mann muss aber einige Ausnahmen zur Kenntnis nehmen:
- Einige Namen sind in anderen Sprachräumen ganz normale Vornamen, und dort noch nichtmal Moderscheinungen (Bsp. hier: Manolo, Dragana und noch einige)
- religiöse Vornamen muss man einfach respektieren, egal ob aus Bayern oder anderswoher (Beispiel hier: Bonifazius)
Einer der beliebtesten Fernsehkommissare der letzten 20 Jahre (oder so) heiß mit Vornamen Korbinian (wer weiß es?). Passte halt zum Lokalkolorit.
Ich weiß nicht, ob das der/mjenigen, der/die die Liste zusammen gestellt hat, bewusst war. (war wohl auch nicht der Grundgedanke)
Von den Namen, die nicht unter derartige Kategorien fallen, halte ich viele tatsächlich für eine Respektlosigkeit gegenüber den Kindern, das hat Consanguineus m.E. gut ausgedrückt. Ich will diese hier nicht als Beispiele anführen, denn hinter jedem dieser VN steht ja ein realer kleiner Mensch.
Grüße
Gisela
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