Aberglaube, Hexenwahn und Hexenverbrennung

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Lady Salomé
    Benutzer
    • 25.11.2011
    • 24

    #76
    Opfer der Hexenverfolgung?

    Ist jemand von euch bei seiner Suche auf Fälle von Hexenverfolgung gestoßen?
    Suche in Mühlhausen Thüringen nach MICHEL, Heußner, Vogt, Schulze, Kock, Kraetsch

    und um Sangerhausen/ Artern /Voigtstedt
    Stockhaus
    bzw. Stockhausen

    Kommentar

    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11336

      #77
      Moin Lady Salome,

      da wir diese Thema schon mal hatten (hier), verschiebe ich die Sache in die Plauderecke und lösche die Abstimmungsmöglichkeit.

      Friedrich
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

      Kommentar

      • gabyde
        Erfahrener Benutzer
        • 24.12.2010
        • 488

        #78
        Ich habe möglicherweise auch eine "Hexe" unter den Vorfahren. Möglicherweise deshalb, weil noch nicht geklärt ist, ob ich von dem Zweig abstamme.

        Die Info habe ich freundlicherweise vom Stadtarchivar von Wagenfeld, Herrn Friedhoff.

        Im Frühjahr 1669 fand im Zuge der Wagenfelder Hexenprozesse auch ein Verfahren gegen eine Teeleke Schmahle statt, die vermutlich von Förlingen Nr. 26 stammte. Sie war schon lange als Hexe berüchtigt und deswegen geflüchtet. Am 09.02.1669 wurde sie jedoch in Haft genommen und auf ihre angeblichen Verfehlungen hin untersucht. Zunächst verhörte man sie gütlich und befragte sie schließlich auf der Folter nach Zauberei und Vergiftungen. Die Juristen empfahlen den Feuertod. Teeleke Schmahle gestand die ihr zum Vorwurf gemachten Vergehen, widerrief dann ihr Geständnis und gestand erneut. Am 17.03.1669 wurde sie verbrannt[1].
        [1] Gerke, Wilfried: Die Posener Hexenkartei. Himmler Vermächtnis. Überblick über alle Prozesse und ihre Ergebnisse. Heimatblätter des Diepholzer Kreisblatts, Nr. 07/2007, Diepholz 28.07.2007.


        Wenn meine Annahme über die Abstammung stimmt, dann wäre sie meine 8-fach-Urgroßmutter gewesen. Da aber Wagenfeld zu der Zeit eh komplett miteinander verwandt bzw. verschwägert war, hört sie garantiert zur Familie...


        Gerade während und kurz nach dem 30-jährigen Krieg waren sogenannte Hexen die idealen Sündenböcke für Krankheit, Tod, Mißernten etc. Da reichte es schon, wenn die Betreffende einfach nur Glück hatte, d.h. wenn sie eine reiche Ernte einbrachte, vermögend und/oder gebildet war etc.

        Der blanke Neid war vemutlich eine der Hauptantriebsfedern für die Hexenprozesse.
        Man darf weiterhin nicht vergessen, daß die Frauen die Prozeßkosten selber zu zahlen hatten. Daher wurden natürlich bevorzugt vermögende Frauen angezeigt. Es ist sogar belegt, daß Frauen, die nicht gestanden, deshalb wieder freigelassen wurden, weil sie nicht zahlen konnten!


        LG
        Gaby
        Litauen: NASSUT / BATRAM - Liebenscheid/LDK: BRANDENBURGER - Wagenfeld: CORDING - Sonnborn: MOEBBECK / ZIELES - Sprockhövel: NIEDERSTE BERG / DOTBRUCH - Lintorf/Angermund: HUCKLENBRUCH / RASPEL - Motzlar: FÜRST / DERWORT - Sauerland: WORM / NAGEL - Italien (Provinz Belluno): MARES
        http://www.alteltern.de/
        http://www.ahnekdoten.de/

        Kommentar

        • gabyde
          Erfahrener Benutzer
          • 24.12.2010
          • 488

          #79
          Bei meiner Recherche habe ich letztens einen weiteren Fall gefunden. Die Schwägerin eines Urahns wurde nach ca. 3-monatigem Prozeß im Februar 1630 in Mademühlen (Kirchspiel Driedorf, Westerwald, LDK) hingerichtet.
          Leider habe ich von der Prozeßakte nur eine Papierkopie von Microfiche bekommen, da die Original-Akte gerade restauriert wird.
          Wer Interesse an dem Scan hat (ca. 80 MB), melde sich bitte bei mir per PN, dem kann ich dann einen Link schicken.

          LG
          Gaby
          Litauen: NASSUT / BATRAM - Liebenscheid/LDK: BRANDENBURGER - Wagenfeld: CORDING - Sonnborn: MOEBBECK / ZIELES - Sprockhövel: NIEDERSTE BERG / DOTBRUCH - Lintorf/Angermund: HUCKLENBRUCH / RASPEL - Motzlar: FÜRST / DERWORT - Sauerland: WORM / NAGEL - Italien (Provinz Belluno): MARES
          http://www.alteltern.de/
          http://www.ahnekdoten.de/

          Kommentar

          • Fronja
            Erfahrener Benutzer
            • 12.10.2007
            • 577

            #80
            Hallo,

            ich kenne diesen Link.



            In Dinkelsbühl selber gibt es ein kleines Museum über die Personen, die in der Stadt als Hexe verurteilt worden sind.
            Dieses befindet sich in dem Turm, in dem damals die Befragungen stattfanden.


            Gruß
            Stefanie
            Zuletzt geändert von Fronja; 04.11.2013, 08:52.
            Bickhard(t), Rühl - Simmershausen
            Jantzen, Jentz, Grabow, Zeisi(n)g - Kröpelin, Dorf Glashagen, Grevesmühlen, Grebbin, Wismar
            Badzinski, Gellerich - Hannover
            Badzinski, Heiermann, Schafstein, Hö(oe)v(f)ener - Castrop-Rauxel, Herne und Umgebung
            Badzinski, Trojan - Kr. Sensburg

            Kommentar

            • gabyde
              Erfahrener Benutzer
              • 24.12.2010
              • 488

              #81
              Hallo Fronja,

              ich meinte den Link zu der eingescannten Prozeßakte.
              Oder war das keine Antwort auf meinen Beitrag?

              P.S. Ich würde den Link hier ja posten, aber da ständig Suchmaschinen hier übers Forum gehen, würde das jedesmal 80 MB Traffic verursachen, was nicht im Sinne des Erfinders ist....

              LG
              Gaby
              Litauen: NASSUT / BATRAM - Liebenscheid/LDK: BRANDENBURGER - Wagenfeld: CORDING - Sonnborn: MOEBBECK / ZIELES - Sprockhövel: NIEDERSTE BERG / DOTBRUCH - Lintorf/Angermund: HUCKLENBRUCH / RASPEL - Motzlar: FÜRST / DERWORT - Sauerland: WORM / NAGEL - Italien (Provinz Belluno): MARES
              http://www.alteltern.de/
              http://www.ahnekdoten.de/

              Kommentar

              • Fronja
                Erfahrener Benutzer
                • 12.10.2007
                • 577

                #82
                Das war eine allgemeine Seite zum Thema Hexenprozesse.

                Gruß
                Steffi
                Bickhard(t), Rühl - Simmershausen
                Jantzen, Jentz, Grabow, Zeisi(n)g - Kröpelin, Dorf Glashagen, Grevesmühlen, Grebbin, Wismar
                Badzinski, Gellerich - Hannover
                Badzinski, Heiermann, Schafstein, Hö(oe)v(f)ener - Castrop-Rauxel, Herne und Umgebung
                Badzinski, Trojan - Kr. Sensburg

                Kommentar

                • gustl
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.08.2010
                  • 676

                  #83


                  Hallo,

                  unter diesem link findet Ihr unsere "Hexen". Wir wußten zwar davon, aber haben sie erst jüngst in den Akten gefunden.

                  Im Bernburger Schloß gibt es zu den Verfolgungen dort ein kleines sorgfältig gemachtes Museum. Man braucht starke Nerven, um sich das alles anzusehen, so viel perverse Gewalt ist gegen diese drei xUrgroßmütter und andere Frauen in Bernburg angewendet worden.

                  Wer ein Gefühl für diese Zeit, in der das alles geschah, bekommen möchte, kann sich auch noch Aschersleben angucken. Was dort noch an historischer, wenn auch noch nicht komplett restaurierter, Substanz vorhanden ist, ist erstaunlich. In Bernburg selbst ist auch noch etliches vorhanden, aber als Residenzstadt hat sich B. stärker verändert in den Zeiten als eben Aschersleben. Als weitere Geheimtipps in der Region seien noch Stendal und Tangermünde genannt, die alten Hansestädte. Mehr haben wir noch nicht erkundet, aber für einen Kurzurlaub reicht das ja.

                  Beste Grüße
                  Cornelia

                  Kommentar

                  • Matthias Möser
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.08.2011
                    • 2264

                    #84
                    Hexenakten von Heinrich Himmler

                    In der TV-Dokumentation "History" von Guido Knopp über Heinrich Himmler wurde ausführlich über den Hexenwahn und das Forschungsgebiet von Heinrich Himmler berichtet. Im staatlichen Archiv in Posen ( Poznan/Polen) sollen sich noch sog. "Hexenakten" des SS-Führers befinden

                    Die Wewelsburg (Dreiecksburg) im Kreis Paderborn sollte zu einem Zentrum des germanischen Rassenwahns werden, in denen auch Einflüsse im Zusammenhang mit den Studien von Himmler zu den Hexenprozessen einfließen sollten!

                    Gruß
                    Matthias
                    Zuletzt geändert von Matthias Möser; 10.11.2013, 14:20. Grund: korrektur
                    Suche nach:
                    Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
                    und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
                    Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
                    Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
                    Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
                    Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
                    Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

                    Kommentar

                    • Lina-Luise
                      Benutzer
                      • 17.03.2014
                      • 7

                      #85
                      Hexe, Verbrecherin oder Erbschleicher?

                      Gelesen in der Mitteldeutschen Zeitung vom 26.01.2015 - Rubrik Kalenderblatt:
                      "1560: Öffentliche Hirichtung in der Stadt Mansfeld (liegt im heutigen Landkreis Mansfeld Südharz - L-L). Eine Frau wird auf den Scheiterhaufen gebunden und vor zahlreichen Schaulustigen verbrannt. In der Chronik heißt es dazu kurz und knapp: "1560, den 26. Januarii Margretha Berntreterin, ein gar altes Weib, da sie viele Leute mit Vergiftung beschädigt, verbrannt worden." Über das Opfer ist ansonsten nichts überliefert. "
                      Das geschah 14 Jahre nach Luthers Tod in der Stadt, in der Luther aufwuchs; in der die Grafen von Mansfeld residierten, die sich mit Luther verbunden fühlten und bei denen er großes Ansehen genoss.

                      Kommentar

                      • GillianC
                        Benutzer
                        • 16.02.2015
                        • 5

                        #86
                        Ich hab eine Vorfahrin, die als Hexe verbrannt wurde. Laut Eintrag im Kirchenbuch war sie die letzte "Hexe", die in der Grafschaft Manderscheid-Blankenheim auf dem Scheiterhaufen gestorben ist.
                        Bekannt ist mir nur ihr Vorname Sibilla und der Name ihres Ehemannes Emmerich Schmitz. Um 1639 hat sie eine Tochter geboren Susanna Schmitz genannt Emmerici, die am 17.2.1658 einen Matthias Keul geheiratet hat...meine 7x Urgroßeltern.

                        Kommentar

                        • elwetritsche
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.03.2013
                          • 920

                          #87
                          Ich habe zwar in der Familiengeschichte noch keine Hexe gefunden,
                          aber in meinem Wohnort gab es Hexen.

                          Raunheim 08.01.2015
                          Auch in Raunheim wurden Frauen im Mittelalter als Hexen verfolgt

                          RAUNHEIM - (mka). Beim Stammtisch des Heimatvereins, zu dem sich rund 20 Personen in der Gaststätte „Zum Kastanienhof“ trafen, ging es diesmal um ein dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte. Thema war die Hexenverbrennung im späten Mittelalter. Auch in dem Dorf Raunheim sollen in dieser Zeit, wie wohl überall in Mitteleuropa, Personen als Hexen denunziert und im schlimmsten Fall auf dem Scheiterhaufen gelandet sein.

                          Unkostenrechnungen

                          Zwei Fälle sind in Darmstadt, damals Sitz des Landgrafen, urkundlich erwähnt. Dass man in Raunheim davon wisse, erklärte der Vorsitzende des Heimatvereins, sei den früheren Heimatforschern zu verdanken, die dies in ihren heimatkundlichen Schriften für die Nachwelt festgehalten hätten. Als Beleg für die schreckliche Tat dienen sogenannten „Unkostenrechnungen“, die den jeweiligen Ehemännern vorgelegt wurden. Die eigentlichen Prozessakten, so fanden die Heimatforscher heraus, wurden Ende des 2. Weltkriegs bei Luftangriffen vernichtet.

                          Sämtliche Prozesse fielen in die Zeit von Superintendent und Hofprediger Johannes Angelus, der den wenig schmeichelhaften Namen „schwarzer Engel“ gehabt haben soll. Angelus ist die lateinische Bezeichnung für Engel. Angelus war nicht nur Stadtpfarrer von Darmstadt, sondern hatte auch die Aufgabe des Hofgeistlichen am Hofe von Landgraf Georg I. inne gehabt. Sein positiver Verdienst sei Einführung der Schulpflicht und die Erhöhung der Schulen von acht auf 23 gewesen sein.

                          Die Landeskirche hätte großen Einfluss auf die Hexenverfolgungen genommen, beruft sich Heimatvereinsvorsitzender Erich Schick auf die vorgefundenen Dokumente. Die verschiedenen Konfessionen hätten sich in ihrem Eifer in nichts nachgestanden. Unter Landgraf Georg I, dessen christliche Polizeiordnung tief in das Familienleben eingriff, wurden 86 Frauen öffentlich in Darmstadt verbrannt. Eine davon war Elsa Zimmermann aus Raunheim, deren Ehemann nicht nur bei der Hinrichtung seiner Frau, die der Hexerei bezichtigt wurde, zuschauen musste, sondern der auch für sämtliche Kosten, die durch Gefängnisaufenthalt und Scheiterhaufen entstanden waren, aufzukommen hatte. Das überlieferte Kostenverzeichnis aus dem Jahr 1590 spricht von 50 Gulden, die zu bezahlen waren. Außerdem waren eine Fuhre Holz und Stroh anzuliefern.

                          Apollonia Cuntzen, die im Jahr zuvor von der Hexerei freigesprochen worden war, wurde mit rund vier Gulden zur Kasse gebeten.

                          Raunheim, so schätzt der Vorsitzende des Heimatvereins, hatte zu jener Zeit rund 150 Einwohner. Opfer der Hexenverbrennung seien zumeist Menschen gewesen, die sich gut als Sündenböcke eigneten.
                          http://www.main-spitze.de/lokales/ra...t_14908726.htm

                          und








                          Liebe Grüße
                          Elwe

                          Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

                          Kommentar

                          • Ralf-I-vonderMark
                            Super-Moderator
                            • 02.01.2015
                            • 2850

                            #88
                            Malefiz-Haus Bamberg I: Einleitung

                            Hallo zusammen,

                            mit meinem Jubiläumsbeitrag (50.) möchte ich mir und Euch etwas Spezielles und Spektakuläres anbieten, nämlich eine der krassesten Hexenverfolgungsprozeduren in der doch an Gewalttätigkeiten reichhaltigen Geschichte der Hexenjagden.

                            Da ich bislang im Forum noch nichts von der wohl übelsten Hexenverfolgungsphase in Deutschland gelesen habe, möchte ich diese hier nun auch darstellen.

                            Der Hexenwahn hat zu vielen gruseligen und düsteren menschlicher Abgründe geführt. Jedes Einzelschicksal war grausam. In manchen Gegenden war es arg schlimm. Doch wann und wo wurde die schlimmste Hexenjagd betrieben?

                            Mit besonders großem Eifer wurden Hexenverfolgungen in den Hochstiften Ellwangen; Kurmainz; Eichstätt (von 1582 – 1723 mind. 241 Menschen); Würzburg (über 1100 Menschen) und Bamberg unter der Herrschaft verschiedener Fürstbischöfe in mehr oder minder starkem Ausmaß betrieben.

                            Doch den zweifelhaften „Ruhm“ des unübertroffenen Spitzenreiters dürfte aber wohl Bamberg mit seinem unnachgiebigen Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (*23.04.1586 in Wiesentheid; +29.03.1633 in Spital am Pyhrn), welcher auch „Hexenbrenner und Hexenbischof genannt wurde, erlangt haben, auch wenn die Stadt verständlicherweise heute absolut nicht stolz auf diesen zweifelhaften Erfolg ist und die Phase gerne verschwiegen wird.

                            Denn Johann Georg II. Fuchs von Dornheim professionalisierte quasi die Hexenverfolgung und errichtete im Jahr 1627 das sog. Drudenhaus bzw. Malefizhaus.

                            In der Zeit von 1627 – 1632 fand in Bamberg eine Hexenprozesswelle unvorstellbarem Ausmaßes statt mit dem Ziel, dass die jeweilig Verfolgten und zu Folternden möglichst viele andere Menschen besagten; vorzugsweise aus den Reihen des begüterten Bürgertums. Dabei schützte weder der Reichtum der Kaufleute noch die Macht der städtischen Würdenträger vor Verfolgung. Denn das Eigentum fiel stets an die Kirche. Teilweise wurde die Menschen zur Überschreibung des Eigentum genötigt, um die Gnade zu erhalten, vor der Verbrennung geköpft zu werden.

                            Zwar reicht ein Gewinnstreben des Hexenbrenners noch nicht aus, um den Spitzenplattz zu erlangen. Denn das gab es andernorts, z.B. z.B. auch in Lemgo („Hexenbürgermeisterhaus“), wo die Verwandten des Opfers (der Hexe) gegen Zahlung von 100 bis 150 Taler die Gnade des Köpfens erkaufen konnten.

                            In Bamberg war aber alles viel schlimmer und brutaler und insbesondere sehr gut organisiert.
                            Das Ziel war es nicht, dass die der Hexerei beschuldigte Person (in Bamberg ungewöhnlich viele Männer, da reiche Kaufleute, Bürgermeister und Ratsherren) die Beteiligung an einem „bösen und unheiligen Tun“ gestand; sondern vielmehr wurde solange gefoltert, bis mindestens eine weitere Person, zumeist aber mehrere besagt wurden, wobei die Besagung gerne mit gezielten Fragen und zu einer gewünschten Person hin gesteuert wurde.

                            Fortsetzung folgt
                            Ralf

                            Kommentar

                            • Ralf-I-vonderMark
                              Super-Moderator
                              • 02.01.2015
                              • 2850

                              #89
                              Malefiz-Haus Bamberg II: Das Folterhaus

                              Um dieses Ziel zu erreichen, wurde in Bamberg 1627 das Drudenhaus bzw. Malefizhaus als schöner Neubau mit reißbrettmäßiger Planung der Zellen, der Vernehmungsräume und des Foltertraktes gebaut, um die Hexenverfolgung effizienter durchführen zu können.

                              Das Besondere an dem Malefizhaus in Bamberg war aber nicht nur der einzigartige Bau eines Hexengefängnisses mit 26 Zellen, sowie Folterkammern, Räumen für die Schreiber und für die Herren, eine Galerie fürs bessere Zuschauen, und natürlich eine kleine Kapelle für das Seelenheil.
                              Vielmehr haben die Bamberger Folterknechte vier besondere, nur in Bamberg praktizierte Folterwerkzeuge erfunden, welche über Streckbank, Daumenschrauben, Aufziehen und Bock bei weitem hinausgingen.

                              Nur in Bamberg gab es das gefaltete Stüblein bzw. Linstenstüblein (eine winzige Kammer mit einem Boden aus scharfen pyramidenförmigen Hölzern in die das Opfer nackt für mehrere Stunden eingesperrt wurde); den Bamberger Betstuhl (versehen mit spitzen Stacheln); die Bamberger Durstfolter, und das Bad im Kalkwasser (wurde nur ein paar Mal getestet, da die Delinquenten starben, bevor sie jemanden besagen konnten).

                              645 Vorgänge sind für das Malefizhaus überliefert. Die Gefangenen verließen das Malefizhaus nur aus einem Grund, nämlich sobald sie nach ihrem Geständnis zur Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen gekarrt wurden. Denn selbst gehen konnten die Opfer nicht mehr. Manche Frau wurde zudem vor der Verbrennung noch mit glühenden Zangen gepeinigt. Denn wer unter der Folter "gestanden" hatte, war "schuldig", und konnte weder durch päpstlicher Dispens noch durch kaiserliche Begnadigung noch durch Urteile des Reichskammergerichts (die Bamberger Foltermethodik war auch in der damaligen Welt rechtlich verboten und unzulässig) gerettet werden. Dem Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim war aber egal, was Papst, Kaiser oder Reichskammergericht anordneten. Er ließ munter weiter foltern, bis die Schweden unter General Horn (endlich) Bamberg eroberten.
                              Die letzten 10 Gefangenen wurden am 11.02.1632 unter Ableistung der Urfehde (Schweigegelöbnis über die Folter) freigelassen. Die beim Foltern sicherlich nicht zimperlichen und hartgesottenen Schweden waren über die Foltermethodik im Malefizhaus so erschüttert und betroffen, dass der Bau geschlossen und später abgerissen wurde.

                              Fortsetzung folgt
                              Ralf
                              Zuletzt geändert von Ralf-I-vonderMark; 17.02.2015, 23:54. Grund: Tippfehler behoben

                              Kommentar

                              • Ralf-I-vonderMark
                                Super-Moderator
                                • 02.01.2015
                                • 2850

                                #90
                                Malefiz-Haus Bamberg III: Die Opfer

                                Prominente Opfer waren:

                                Dr. Georg Haan
                                , der Kanzler von Bamberg und Familie. Er war ein Gegner des Fürstbischofs und der schon vor dem Bau des Malefizhauses massiven Hexenverfolgungen in Bamberg und hat den Fürstbischof vor dem Reichskammergericht in Speyer verklagt und dort Recht bekommen. Geholfen hat dieser Einsatz aber weder ihm noch seiner Familie oder den Bambergern.
                                Johannes Junius, Bürgermeister von Bamberg. Er hatte zuvor das geforderte Geld für noch mehr Hexenverbrennungen geschickt verweigert.

                                Dorothea Flock. Sie stammte aus dem Patriziergeschlecht Hofmann aus Nürnberg. Ihre einflussreiche Familie setzte sich für sie energisch und erfolgreich bei Kaiser und Papst ein. Papst Urban VIII. hatte in Rom am 20.04.1630 ein Dekret zu ihrer Rettung verfasst. Doch der Bote kam einige Minuten zu spät. Denn während der Päpstliche Bote auf die Audienz beim Fürstbischof warten musste, wurde Dorothea Flock entgegen allen Gepflogenheiten schnell und heimlich im Hof des Malefizhauses geköpft.

                                Über das Schicksal der Dorothea Flock wurde ein Roman geschrieben. Die Verfilmung „Die Seelen im Feuer“ wird im ZDF am 02.03.2015 um 20:15 Uhr ausgestrahlt.
                                Die Sendezeit macht deutlich, dass den Zuschauern das wahre Ausmaß und Gräuel der Folterungen sicherlich erspart bleibt und nur andeutungsweise gezeigt werden kann.

                                Ich hoffe, dass ich den Lesern im Forum ein herausragendes Beispiel der Hexenverfolgung darstellen konnte. Aufgrund der sehr vielen Details mag jeder bei Interesse im Internet selbst nachlesen. Wichtig war mir, überhaupt die Erkenntnis über das teilweise in Vergessenheit geratene Malefizhaus nahe zu bringen.

                                Viel Grüße
                                Ralf
                                Zuletzt geändert von Ralf-I-vonderMark; 17.02.2015, 23:55. Grund: Tippfehlerkorrektur

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X