Findet ihr Archivforschung in Deutschland schwer oder einfach?

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  • indievanlieshout
    Benutzer
    • 30.08.2014
    • 38

    Findet ihr Archivforschung in Deutschland schwer oder einfach?

    Hallo zusammen,

    Vor ein paar Wochen habe ich ein Erklärvideo zur Archivforschung in Deutschland gemacht, aber bin doch wohl neugierig wie einfach oder schwer ihr Archivforschung (in Deutschland) findet. Mit "Archivforschung" meine ich die Suche nach Archivquellen die nicht zu den "Basisquellen" (wie Personenstand, Kirchenbücher, Melderegister, Sammelakten) gehören.

    Denn weil Archivquellen nicht online konsultiert werden können, bezeichnet nicht, dass sie nicht existieren oder es sich nicht lohnt, sie zu konsultieren. Denken Sie zum Beispiel an Gefangenenbücher, Gerichtsurteile, Notarielle Urkunden, das Grundbuch / Kataster, Todesbescheinigungen, Personalunterlagen, Genehmigungen der Gemeinden, usw.

    Findet ihr Archivforschung in Deutschland schwer oder einfach? Und wenn Sie die Archivforschung schwer finden, was macht sie für Sie so schwer?

    Vielen Dank im Voraus für eure interessanten Antworten und einen schönen Sonntagabend gewünscht!

    Herzliche Grüße,

    Indie van Lieshout
    Zuletzt geändert von indievanlieshout; 12.10.2025, 19:35.
  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7525

    #2
    Hallo Indie,

    generell finde ich Archivforschung einfach. Jedes Archiv hat seine Eigenheiten. In einigen Archiven darf der Nutzer beispielsweise keine Fotos machen, was ich als sehr ärgerlich empfinde. In anderen muss man bei sehr alten Archivalien spezielle Handschuhe tragen, was ich sehr vernünftig finde. Aber das sind Feinheiten. Sehr hilfreich sind Recherchesysteme, mit Hilfe derer man sich online einen Überblick über die Bestände eines Archivs machen und Archivalien vorbestellen kann. Da gibt es sehr übersichtliche (Arcinsys), aber auch sehr benutzerunfreundliche und kompliziert aufgebaute Systeme (ich nenne jetzt keinen Namen!), mit denen ich gar nicht klarkomme. Andere Nutzer aber offenbar doch. Und dann gibt es in den Archiven teils sehr hilfsbereite Mitarbeiter, teils aber auch unfreundliche und bocklose. Die ganze Bandbreite. Wenn man regelmäßig Archive aufsucht, wird man sich schnell zurechtfinden. Ich weiß nicht, was genau an Archivforschung schwer sein soll.

    Viele Grüße
    consanguineus
    Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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    • Mährischer Westpreuße
      Erfahrener Benutzer
      • 16.07.2022
      • 280

      #3
      Hallo,

      ich finde es fängt leicht an und mit jeder weiteren Generation wird es komplizierter.
      Die Familienbücher und vorhandenen eigenen Unterlagen, die Programme und Apps lassen die ersten Generationen wie von selbst entstehen.
      Dann kommen die Standesämter, mal digital, mal postalisch.
      Danach wird es komplizierter, denn die Kirchenbücher geben oft nicht alle Daten her. Mal fehlen Geburtsorte, mal fehlt die Angabe der Mutter, etc..
      Irgendwann kommt man an eine Sackgasse und der Zufall hilft nur noch weiter.
      Wenn dann weitere Unterlagen digitalisiert und veröffentlicht werden muss ich mich oft wieder in die bereits teilerforschten Zweige neu hineindenken.

      Gruß
      Michael

      Kommentar

      • noisette
        Erfahrener Benutzer
        • 20.01.2019
        • 3247

        #4
        Einfach nicht, muss ich widersprechen! Die Deutsche haben zu wenig informationen bei den Akten geschrieben so dass man nicht zurück gehen kann. Mein Vergleich ist Frankreich.
        Gruss
        Françoise

        Kommentar

        • Gastonian
          Moderator

          • 20.09.2021
          • 5790

          #5
          Hallo Indie:

          Es gibt da die ganze Bandbreite, wie schon von consanguineus gesagt - sehr einfach z.B. im Hessischen Staatsarchiv, sehr schwer in gewissen Kleinstadtarchiven. Ist aber auch in anderen Ländern so, z.B. den USA (wo die Forschung in den Bundesarchiven sehr unübersichtlich sein kann). Kommt auch auf die Erfahrung des Forschers an (Deutschkenntnisse, Kenntnis der alten Schrift, Kenntnis der früheren administrativen Strukturen, Einübung in die Archivkataloge). Wenn man alles digital erwartet, wird man natürlich enttäuscht sein - in Deutschland, wo man sich an die europäischen Schuldenregelungen gehalten hat, hat es weniger Staatsgelder für Digitalisierung gegeben als in gewissen anderen Ländern. Aber nach etwa elf Archivreisen in Deutschland habe ich schon sehr viele Quellen jenseits der Kirchenbücher für fast alle Zweige meiner Ahnentafel auswerten können.

          VG

          --Carl-Henry
          Wohnort USA

          Kommentar

          • Svenja
            Erfahrener Benutzer
            • 07.01.2007
            • 5219

            #6
            Hallo Indie

            Ich habe bisher selten in Archiven vor Ort geforscht, weil die meisten Archive, in denen ich forschen müsste, zu weit entfernt liegen. Aber auch in Deutschland sind zumindest in gewissen Bundesländern nicht nur Kirchenbücher online einsehbar. In Bayern sind die "Ansässigmachungs- und Verehelichungsakten" aus diversen Regionen bei familysearch online einsehbar. Darin habe ich auch schon mal Dokumente zur Haus-/Hofübergabe vom Vater auf den Sohn gefunden. Oder in einem anderen Fall waren mehrere unmündige Geschwister der Braut mit Namen und Alter aufgelistet, deren Taufeinträge ich dann später auch noch gefunden habe.

            Von diversen Städten in Sachsen sowie Mannheim sind die Einwohnerbücher aus dem 19. Jahrhundert ebenfalls bei familysearch online einsehbar. In Böhmen (Archiv Pilsen) sind auf Portafontium auch diverse Amtsbücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu finden (z. B. Mannschafts- und Grundbücher). Zum österreichischen Militär (inkl. Böhmen und Mähren) findet man jede Menge Dokumentensammlungen bei familysearch. Und nicht zuletzt kann man bei gewissen Online-Archiven in Baden-Württemberg, Hessen oder auch Sachsen-Anhalt jüdische Matrikeln und/oder Einwohnerlisten online einsehen. Noch mehr jüdische Matrikeln zu deutschen und diversen osteuropäischen Städten kann man wiederum bei familysearch online einsehen.

            Gruss
            Svenja


            Zuletzt geändert von Svenja; 13.10.2025, 16:38.
            Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
            https://iten-genealogie.jimdofree.com/

            Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

            Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

            Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

            Kommentar

            • indievanlieshout
              Benutzer
              • 30.08.2014
              • 38

              #7
              Hallo zusammen,

              herzlichen Dank für eure interessante und unterschiedliche Antworten! Ich muss wohl ganz ehrlich sagen, dass ich nicht ganz sicher bin, ob jeder verstanden hat, was ich mit "Archivforschung" meinte, das ist nämlich nicht dasselbe wie Ahnenforschung. Bei der Archivforschung handelt es sich um eine konkrete Frage nach spezifische Informationen. Man versucht anschließend eine Antwort auf diese Frage zu finden, durch zu kartieren, welche Personen oder Institutionen (Archiv)quellen nachgelassen haben (und wo man diese Quellen finden kann), in welche man die Informationen finden kann, um die konkrete Frage nach spezifische Informationen zu beantworten. Die Ahnenforschung beschränkt sich in erster Linie nur auf das finden der Vorfahren und herausfinden was in ihrem Leben passiert hat, selbstverständlich kann man dafür auch Archivforschung nutzen oder treiben.

              Ich komme selbst aus Tilburg in den Niederlanden, nicht weit von Belgien, aber meine Vorfahren kommen aus der Provinz Noord-Brabant (Niederlande), der Provinz Antwerpen (Belgien). Daneben kommt meine Urgroßmutter aus Ludwigshafen-Maudach und ihrer Mutter aus Wiernsheim (in Württemberg). In den letzten zehn Jahren habe ich viel Erfahrung in der Archivrforschung gesammelt und kann ich sagen, dass die Grundlagen für Archivforschung in vielen Ländern gleich sind (natürlich ist die Terminologie aufgrund die Sprache jedes Land unterschiedlich).

              Wenn man die Grundlagen der Archivforschung gut beherrscht, ist alles bereits viel einfacher (deswegen habe ich schließlich auch das Erklärvideo erstellt). Was die Archivforschung für mich manchmal schwer macht (und das höre ich manchmal auch von ihr), sind die benutzerunfreundliche Archivsysteme, dass Archive zu weit entfernt sind (für mich z.B. das Stadtarchiv Ludwigshafen und Gemeindearchiv Wiernsheim, weil ich in den Niederlanden wohne) und die Tatsache, dass viele Bestände noch nicht inventarisiert sind und dass es noch nicht so viele Digitalisate gibt.

              In den Niederlanden und vor allem in die Provinz Noord-Brabant haben wir es gut getroffen, weil hier nicht nur viel Bestände inventarisiert sind, sondern auch viele Archivalien bereits digitalisiert sind. Trotzdem habe ich mehrmahls verschiedene Archive in den Niederlanden und in Belgien besucht, weil selbstverständlich nicht alles online zu konsultieren ist. Ich habe mich auch die Findbücher der Kommunalverwaltungen von Maudach (habe ich als Excel-Dokument empfangen) und Wiernsheim angesehen, woher meine Urgroßmutter und Ururgroßmutter kommen. Für Maudach gibt es Leider nicht mehr so viele interessante Archivquellen für meine Ahnenforschung. In Wiernsheim hingegen gibt es wohl viele interessante Archivquellen, aber das Problem für mich ist, dass das Gemeindearchiv nicht so behilfsam ist und für mich viel zu weit entfernt um das schnell zu besuchen.

              Falls ich einen Tipp geben möchte: das Stöbern in Findbücher (z.B. von Bestände der Stadt/Gemeinde/Kommunalverwaltungen), lohnt sich wirklich. Beim Stöbern sieht man, dass es viel mehr Archivalien oder Archivquellen gibt, als die bereits bekannt oder online zu finden sind. Damit kann man viel mehr über das Leben ihrer Vorfahren herausfinden und sind die Informationen nicht beschränkt auf Geburts-, Heirats- und Sterbedaten, Adresse und Berufe. Falls es noch keinen Findbuch einer Stadt/Gemeinde/Kommunalverwaltung online gibt, kann man oft das Archiv fragen, ob man das Findbuch (in PDF-, Word- oder Excel-Format) zusenden kann.

              Nochmahls vielen Dank für eure Antworten und zögern Sie nicht, auch Ihre Erfahrungen mit der Archivforschung zu teilen. Herzliche Grüße aus den Niederlanden,

              Indie

              PS. @ consanguineus Handelte es sich zufällig um das Portal "Archive in Nordrhein-Westfalen", das nicht so benutzerfreundlich war? Haha
              Zuletzt geändert von indievanlieshout; Gestern, 13:10.

              Kommentar

              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 7525

                #8
                Zitat von indievanlieshout Beitrag anzeigen
                @ consanguineus Handelte es sich zufällig um das Portal "Archive in Nordrhein-Westfalen", das nicht so benutzerfreundlich war?Haha
                Hallo Indie,

                in Nordrhein-Westfalen habe ich wenig Aktien und kann daher das dortige Portal nicht beurteilen. Schlimmer als das des Landesarchivs Sachsen-Anhalt kann es aber nicht sein.

                Viele Grüße
                consanguineus

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                • Friedrich
                  Moderator

                  • 02.12.2007
                  • 11577

                  #9
                  Moin consanguineus,

                  Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                  in Nordrhein-Westfalen habe ich wenig Aktien
                  wieviele Anteile an welchem Archiv hast du denn gezeichnet?

                  Friedrich, der sich das nicht verkneifen konnte
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                  • Gastonian
                    Moderator

                    • 20.09.2021
                    • 5790

                    #10
                    Hallo consanguineus:

                    Scopearchiv (welches nicht nur das Landesarchiv Sachsen-Anhalt, sondern auch das Hauptstaatsarchiv Wien mit der gesammten Habsburgerüberlieferung benutzt) ist nicht ganz so nutzerfreundlich wie Arcinsys (Hessen, Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein), aber nachdem ich mich vom Alten Mansfelder in der administrativen Struktur (Aemter und Patrimonialgerichte) in Sachsen-Anhalt habe unterrichten lassen, habe ich doch sehr vieles dort für meine letzte Archivreise gefunden - die Tektoniksicht ("Archivplansuche") war für mich nützlicher als die Volltextsuche. Das System, welches ich am schlimmsten finde (sowohl von der Nutzerfreundlichkeit her und von der Menge nicht verzeichneten Materials), ist das für die Staatsarchive in Bayern - mein unterfränkischer Ahnenzweig ist der letzte, für den ich noch nicht die Amtsrechnungen/Gilt- und Lehnbücher bemüht habe, da ich sie partout nicht im System finden kann (die Hälfte meiner dortigen Ahnen waren Einwohner adeliger Dörfer, für welche die Akten in Adelsdeposita in den Staatsarchiven lagern - in Sachsen-Anhalt wie auch in Hessen sind solche in den Landesarchivkatalogen verzeichnet, aber nicht in Bayern). Und das zuständige Staatsarchiv in Würzburg wird auch in Kürze für mindestens sechs Monaten für einen Umzug nach Kitzingen geschlossen sein.

                    VG

                    --Carl-Henry
                    Wohnort USA

                    Kommentar

                    • consanguineus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.05.2018
                      • 7525

                      #11
                      Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                      wieviele Anteile an welchem Archiv hast du denn gezeichnet?

                      Friedrich, der sich das nicht verkneifen konnte
                      Ach, diese blöde Autokorrektur bei Smartphone. Aus "Vorfahren" macht sie immer "Aktien". Wie kann ich die nur deaktivieren???

                      Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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                      • Juergen789
                        Erfahrener Benutzer
                        • 28.08.2021
                        • 419

                        #12
                        Das ist eine müßige Frage. Deutschland ist groß und es gibt die unterschiedlichsten Archive ( und Mitarbeiter! dort).

                        War diesen Sommer im Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin, und war hochzufrieden mit der Orientierungshilfe, Beratung und der Ausbeute. Ein ausländischer Freund meinte, es ist unvorstellbar, dass sein ( kommunistisch regiertes) Land Aktenbestände der Botschaften in einem Archiv der Öffentlichkeit zugänglich machen würde.

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