Alte Bräuche bei Hochzeiten und Begräbnissen

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  • smashy
    Erfahrener Benutzer
    • 12.12.2008
    • 805

    Alte Bräuche bei Hochzeiten und Begräbnissen

    Hallo zusammen,

    ich hoffe, dass ich im richtigen Unterforum bin :-)
    In einem Protokoll des Gemeinderats des Marktfleckens Altdlorf (heute Stadt Weingarten, 88250) aus dem Jahre 1670 lese ich eine neue Verordnung beim Abhalten von Hochzeiten, Begräbnissen etc.

    Einiges war mir bisher unbekannt wie z.B. Besuche bei Kindsbettern oder was es mit dem darin genannten "Dreißigsten" auf sicht hat? Ist mit dem Hochzeitladen die Einladung gemeint?

    Es wurde wohl damals bei so manchen Festen etwas übertrieben, so meine Interpretation zur Neuregelung. Wie lange diese neue Regelung "gehalten hat" ist mir nicht bekannt.

    Hier der Wortlaut des Protokolls aus dem Stadtarchiv Weingarten:

    Heute ist "per maiora" beschlossen worden, dass die Hochzeiter gänzlich "moderiert" werden sollen:

    Hochzeitladen, Morgensuppe und übermäßiges halten:
    1. Die Morgensuppe soll gänzlich abgeschafft sein ("abgetan").
    2. Man soll nicht mehr "allenthalb laden" (= einladen?).
    3. Eine Moderation im essen und trinken brauchen.
    4. Keiner kein Hochzeitladen haben. Er habe sich dann beim Herrn Amann angemeldet, und diese bisher (aus)geübten Mißbräuche sollen zu Papier gebracht und der großen Gemeinde vorgelesen werden.
    Dreißigst Mahlzeiten
    5. Sollen die bisher verübten Mahlzeiten bei Begräbnissen und haltenden dreißigsten gänzlich abgeschafft [sein].
    Verbot der Kindsbettmahlzeiten
    6. Die Umsagung zur Besuchung der Kindsbetter sollen auch genannt und darin eine Moderation gebraucht werden.
    Und solle man in Allem durchaus eine Moderation [ge]brauchen.

    Viele Grüße,
    Daniel
    Zuletzt geändert von smashy; 29.08.2025, 15:40.
    Namen+(Orte):
    Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
    Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)
  • eifeler
    Erfahrener Benutzer
    • 15.07.2011
    • 1403

    #2
    Guten Morgen,

    der "Dreißigste" ist ein Begriff aus dem Erbrecht:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C...7%201969%20BGB.
    https://www.raklinger.de/glossar/d/d...20zu%20leisten.

    Gruß
    Der Eifeler

    Kommentar

    • smashy
      Erfahrener Benutzer
      • 12.12.2008
      • 805

      #3
      Zitat von eifeler Beitrag anzeigen
      Guten Morgen,

      der "Dreißigste" ist ein Begriff aus dem Erbrecht:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C...7%201969%20BGB.
      https://www.raklinger.de/glossar/d/d...20zu%20leisten.

      Gruß
      Der Eifeler
      ah, danke schön, kannte ich noch gar nicht.
      Grüße Daniel
      Namen+(Orte):
      Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
      Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

      Kommentar

      • smashy
        Erfahrener Benutzer
        • 12.12.2008
        • 805

        #4
        danke schön, das kannte ich noch nicht.
        Namen+(Orte):
        Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
        Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

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        • Sebastian_N
          Erfahrener Benutzer
          • 25.09.2015
          • 1315

          #5
          Hallo ihr beiden,

          stimmt nicht ganz, die Dreißigst-Mahlzeit ist ein alter Totengebrauch: Am 30. Tag nach einem Begräbnis wurde noch einmal ein feierliches Mahl abgehalten (eine Art Gedächtnismahl, verwandt mit Jahrgedächtnissen oder „Seelmahlen“). Das wurde hier ausdrücklich abgeschafft.

          Darauf bezog man sich dann im Erbgang nochmal als die Tradition bereits aufgegeben wurde.

          Beste Grüße
          Seb
          Dauersuche:
          Neumann/Naumann in Altstedt/Mittelhausen vor 1672
          Franke in Oschatz vor 1785
          Wolf/Schmiedel in Crottendorf vor 1790
          Wachsmuth in Rittersgrün vor 1790
          Nestler/Wolf/Martin/Schönherr in Marienberg vor 1780
          Greim/Hoffmann in Eilenburg vor 1750
          Müller/Kistner/Trautmann/Kuhn (kath.) in Rastatt vor 1750
          Hacklbauer in Linz vor 1760
          Schimpke/Geppert (kath.) in Ritterswalde vor 1790
          Mett in Quedlinburg (St. Nicolai) zw. 1725-1794
          Helmert/Liebing in Volkmarsdorf vor 1840

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          • smashy
            Erfahrener Benutzer
            • 12.12.2008
            • 805

            #6
            Hallo Sebastian,
            auch Dir danke ich für den sehr interessanten, bisher mir unbekannten Beitrag.
            Viele Grüße,
            Daniel
            Namen+(Orte):
            Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
            Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

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            • Araminta
              Erfahrener Benutzer
              • 12.11.2016
              • 664

              #7
              Vielen Dank Seb, das war mir auch ganz unbekannt. Eigentlich schade, dass man diesen Brauch abgeschafft hat. Ich könnte mir vorstellen, dass das heute nicht schlecht wäre. Da sollen die Trauernden ja quasi nach der Beerdigung "funktionieren" und das Leben weiter gehen.
              Wenn man sich da nach einem Monat nochmal zu einem Essen zusammen setzt und den Verstorbenen gedenkt - fände ich schön.

              Hochzeitsladen kenne ich aber von hier auch noch, falls es dasselbe gemeint ist.

              Kindsbettsmahlzeiten würde ich heute so interpretieren, dass man einen Besuch beim Neugeborenen und den Eltern macht.
              Wie seht ihr das?

              Kommentar

              • Sebastian_N
                Erfahrener Benutzer
                • 25.09.2015
                • 1315

                #8
                Hallo,

                ja, schön schon, aber damals abundant. Ja, Kindsbettmahlzeiten waren Besuche der glücklich entbundenen Mütter („Wöcherinnen“), da sie teils wochenlang im Bett ausheilten.

                Die Obrigkeit des Marktfleckens Altdorf wollte offenbar, dass die Hochzeitsfeiern kürzer, bescheidener und billiger werden (keine „Morgensuppe“, weniger Gäste, Anmeldung bei der Amtsstube), die Totenfeiern begrenzen (Abschaffung des „Dreißigsten“), Besuche bei Wöchnerinnen (Kindsbett) mäßigen („moderieren“).

                Man sah in den Bräuchen zu der Zeit viele „Missbräuche“ (zu viel Essen, Trinken, Geldausgabe). Es war eine sozialdisziplinierende Maßnahme, die es auch in anderen Reichsstädten, Klöstern und Territorien der Zeit gab.

                Die Regelungen zeigen, dass solche Feiern im Volk sehr beliebt waren, sonst hätte die Obrigkeit sie nicht reglementieren müssen. Ob sich die Leute dann wirklich daran gehalten haben, ist eine andere Frage…

                Beste Grüße
                Seb
                Dauersuche:
                Neumann/Naumann in Altstedt/Mittelhausen vor 1672
                Franke in Oschatz vor 1785
                Wolf/Schmiedel in Crottendorf vor 1790
                Wachsmuth in Rittersgrün vor 1790
                Nestler/Wolf/Martin/Schönherr in Marienberg vor 1780
                Greim/Hoffmann in Eilenburg vor 1750
                Müller/Kistner/Trautmann/Kuhn (kath.) in Rastatt vor 1750
                Hacklbauer in Linz vor 1760
                Schimpke/Geppert (kath.) in Ritterswalde vor 1790
                Mett in Quedlinburg (St. Nicolai) zw. 1725-1794
                Helmert/Liebing in Volkmarsdorf vor 1840

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