Einträge in Kirchenbüchern - Taufdatum und/oder Geburtsdatum

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  • ahnenforinfi
    Erfahrener Benutzer
    • 13.02.2021
    • 778

    Einträge in Kirchenbüchern - Taufdatum und/oder Geburtsdatum

    Hallo zusammen,

    ich hätte da mal eine dumme Frage: Wenn in Kirchenbüchern nur ein Datum steht, handelt es sich doch um das Taufdatum, richtig? Wenn nicht zusätzlich der Tag der Geburt erwähnt wird, kann man dann davon ausgehen, dass dieser immer mit dem Taufdatum identisch ist? Vielleicht hat das ja in manchen Kirchenbüchern einfach nicht interessiert? Wie handhabt ihr solche Fälle? Tragt ihr dann kein Geburtsdatum bei euren Daten ein?
    Suche:
    - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm
  • Gastonian
    Moderator

    • 20.09.2021
    • 5663

    #2
    Hallo:

    Man muss hier zwischen katholischen und evangelischen Kirchenbüchern unterscheiden.

    Bei den Katholiken wurde zumeist am Tag der Geburt getauft; nur wenn die Geburt Abends stattfand wurde die Taufe erst am nächsten Tag vollzogen (zumindest im 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert in meiner Erfahrung).

    Bei den Protestanten verstrichen allerdings schon im 17. und 18. Jahrhundert normalerweise einige Tage zwischen Geburt und Taufe; nur bei Nottaufen (d.h. wenn das Kindlein schwach und in Lebensgefahr war) wurde am Tag der Geburt getauft. In meiner Erfahrung, falls hier nur ein Datum erwähnt ist, ist es das Taufdatum, aber von dem Taufdatum kann man nicht auf das Geburtsdatum schliessen (ich habe da in Frankenberg/Eder eine Reihe von Taufen aus den 1720er Jahren mit nur einem Datum, wo bei der Konfirmation 14 Jahre später das Geburtsdatum genannt wurde - jeweils etwa 3 bis 7 Tage früher als das bei den Taufen genannte Datum). In solchen Fällen trage ich in meinem Stammbaum bzw. OFB bei geneanet nur das Taufdatum ein (bei Ancestry trage ich als Geburtsdatum den Monat der Taufe mit einem "etwa" ein, da ansonsten kein Geburtsjahr im Stammbaum erscheint).

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA - z.Zt. auf Archivreise in Deutschland

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    • ahnenforinfi
      Erfahrener Benutzer
      • 13.02.2021
      • 778

      #3
      Lieber Henry,

      vielen Dank für deine Schilderungen Stichwort Konfirmation, das ist klar auch ein Supergedanke, da dann noch nach dem Geburtsdatum Ausschau zu halten.

      Liebe Grüße
      Lisa
      Suche:
      - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm

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      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 17102

        #4
        Zitat von ahnenforinfi Beitrag anzeigen
        ... einfach nicht interessiert? ...
        Hi
        ja genau, es handelt sich schließlich um einen Taufnachweis

        Hintergrund der Einführung von Taufbüchern im 16. Jahrhundert war die rebellierende Wiedertäuferbewegung, bzw. auch Täufer genannt oder Baptisten, bzw. Anabaptisten, die die Erwachsenentaufe propagierten, jedoch die Kindstaufe ablehnten.

        Um nun zu übeprüfen, welche Familie die Kindstaufe verweigerte, wurden die Taufbücher eingeführt. Wer dort nicht eingetragen stand galt als "Verräter" und wurde drangsaliert. Deswegen waren dann die loyalen Familien so erpicht darauf (bzw. dazu gezwungen), dass ihre Kinder schnellstmöglich ins Taufbuch eingetragen wurden.

        Das Geburtsdatum hat die Staatsführung, oder den Pfarrer, meist gar nicht interessiert.

        Ich hab allerdings, als Kuriosum, auch schon ein Taufbuch des 16. Jht. gesehen, wo fein säuberlich Tag und Uhrzeit der Geburt eingetragen wurde, neben den Taufdatum (auch mit Uhrzeit)
        Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 23.08.2025, 19:36.
        Viele Grüße

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 17102

          #5
          Zitat von ahnenforinfi Beitrag anzeigen
          ... Wenn nicht zusätzlich der Tag der Geburt erwähnt wird, kann man dann davon ausgehen, dass dieser immer mit dem Taufdatum identisch ist? ...
          Nein, wie gesagt, das Geburtsdatum war meist irrelevant.
          Es gab allerdings die Vorschrift - auch bei Protestanten - dass das Kind schnellstmöglich getauft werden musste. Daher war es dem Pfarrer schon wichtig, dass er wusste wann die Geburt erfolgte, er fragte das natürlich bei der Familie nach, auch ohne dass er das Geburtsdatum ins Taufbuch extra eingetragen hätte.
          Durch bekannte Persönlichkeiten, die in ihren Biografien ein Geburtsdatum angaben, bzw. bei Kindern von Berühmtheiten, die zeitgenössisch Kindsgeburten verkündeten, wissen wir, dass das Taufdatum häufig nicht dem Geburtstag entsprach.
          Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 23.08.2025, 19:49.
          Viele Grüße

          Kommentar

          • Gastonian
            Moderator

            • 20.09.2021
            • 5663

            #6
            Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
            Daher war es dem Pfarrer schon wichtig, dass er wusste wann die Geburt erfolgte, er fragte das natürlich bei der Familie nach, auch ohne dass er das Geburtsdatum ins Taufbuch extra eingetragen hätte.
            Zumindest in Frankenberg/Eder war die Hebamme Spitzel für den Pfarrer - wird ausdrücklich erwähnt als Melderin von Totgeburten und einigen unehelichen Geburten, wird ihm aber wohl auch auf andere Geburten aufmerksam gemacht haben.

            VG

            --Carl-Henry
            Wohnort USA - z.Zt. auf Archivreise in Deutschland

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            • ahnenforinfi
              Erfahrener Benutzer
              • 13.02.2021
              • 778

              #7
              Sehr interessante Ausführungen, Anna Sara, herzlichen Dank!
              Suche:
              - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm

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              • Andrea1984
                Erfahrener Benutzer
                • 29.03.2017
                • 2749

                #8
                Hallo allerseits.

                Bei meinen Ahnen väterlicherseits, durchwegs katholisch, sind die Geburtstage und die Tauftage zu ca 50% identisch.

                Ca 50% ein Kind wird spät am Abend/in der Nacht geboren und am Folgetag getauft.

                Mehr als ca 3-5 Tage zwischen Geburt und Taufe habe ich nicht gefunden.

                Herzliche Grüße

                Andrea
                Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

                Kommentar

                • Pommerellen
                  Erfahrener Benutzer
                  • 28.08.2018
                  • 2095

                  #9
                  Hallo,

                  zu dem Thema Kirchenbücherführung ist hier erhellendes zu lesen: Kirchenbuch – Wikipedia
                  Aus eigener Erfahrung sind sehr unterschiedliche Zeiten anzunehmen, die lokal schwanken.
                  z.B. wurde laut einer kirchlichen Visitation (kath.) im 18 Jahrhundert nördlich von Köln innerhalb von 3 - 8 Tagen getauft. Was dann teilweise mit Daten bestätigt werden kann, und auch den Gewohnheiten den Menschen entsprach. Nämlich, dass die gewünschten Paten anwesend waren. Es wäre ein Unding gewesen wenn der lebende Großvater oder Großmutter nicht Pate beim ersten Enkel/in gewesen wäre, ... Andere Pfarrer waren da praktischer und hatten ihre feste Tauftage. Erst im 19. Jahrhundert wurde aus meiner Sicht die Taufen viel zeitiger durchgeführt. Taufen am Geburtstag kommen vor sind aber nicht die Regel nach meinen Forschungen. Es gab aus meiner Sicht auch einige Haustaufen oder ich fand eine Taufe, die unterwegs durchgeführt wurde und dann noch in der Heimatpfarrei eingetragen wurde.
                  Bei den wenigen Lutherischen die ich verfolge, gab es im 19. Jahrhundert sogar Unterschiede zwischen Geburtsdatum und Taufdatum von bis zu 3 Monaten. Da war es wohl auch die Patin die fehlte.
                  Es ist wie immer sehr spezifisch und lokal zu sehen.

                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • Ed Gonzalez
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.12.2021
                    • 459

                    #10
                    Moin,

                    Die Fälle, in denen das Taufdatum in späteren Dokumenten zum Geburtsdatum
                    umdeklariert wurde, sind in meinen Forschungen sehr häufig zu finden. In den Pfarreien
                    kann ich keine Zeiträume festlegen, in denen einzelne oder beide Daten festgehalten wurden.
                    Das erscheint mir eine individuelle Vorgehensweise der Pfarrer zu sein, die mal mehr
                    oder weniger ausführlich Buch geführt haben. Vor allem zu Zeiten, als keine gedruckten Vorlagen
                    mit Tabellen die Angaben abgefragt haben und freie Texte geschrieben wurden.

                    Steht in einem Kirchenbuch (vor Einführung der Standesämter, welches das Geburtsdatum
                    erfasste) ausschließlich das Taufdatum, wurde dies z.B. bei der Hochzeit als Geburtsdatum
                    oder im Sterberegister zur Berechnung der Lebenszeit verwendet. Selbst auf Grabsteinen
                    findet sich ein Geburtsdatum, welches aber in keiner Weise dokumentiert wurde; als Taufdatum
                    aber in den Kirchenbüchern erscheint.

                    Ed
                    Zuletzt geändert von Ed Gonzalez; Gestern, 09:41.
                    Johannes SCHMITZ oo Anna WETTLÖPER im Großraum Ahaus; mglw. Niederlande, um 1750 (kath.)
                    Jacob LAUPENMÜHLEN oo Anna Catharina WILDENHAUS im Kreis Mettmann, um 1813 (ev.)

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                    • ahnenforinfi
                      Erfahrener Benutzer
                      • 13.02.2021
                      • 778

                      #11
                      Eigentlich ja schon schlimm genug, dass ich meinen eigenen Eintragungen nicht trauen darf, und dann noch sowas
                      Suche:
                      - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm

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