Unehelicher Sohn eines französischen Soldaten, geb. 1801. Habt ihr auch so einen Fall?

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  • Andrea963
    Benutzer
    • 02.03.2018
    • 23

    Unehelicher Sohn eines französischen Soldaten, geb. 1801. Habt ihr auch so einen Fall?

    Hallo Zusammen,
    ich bin vor einigen Tagen bei meiner Ahnenforschung auf einen Vorfahren meiner Großmutter gestoßen, der laut Taufeintrag der Sohn eines französischen Soldaten (Miles gallus) war. Ein Name war nicht angegeben. Dieser Vorfahre wurde in dem kleinen Ort Baisweil im Allgäu geboren. Ich vermute, das er nicht unbedingt ein Kind einer großen Liebe war, denn zu dieser Zeit ist Napoleon mit seinen Soldaten durch das Allgäu gezogen. Leider konnte ich im Internet gar nichts Genaues dazu finden, außer einen Eintrag, dass es zwischen Baisweil und Eggenthal ein riesiges Lager gegeben haben soll. Ich würde gerne mehr herausfinden. Gibt es bei euch in der Familengeschichte ähnliche Fälle oder weiß jemand, ob es Literatur dazu gibt. Für Memmingen und Kempten gibt es ja durchaus sozusagen Zeitzeugenberichte.
    Freue mich auf euren "Input".
    Grüße Andrea

  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 5460

    #2
    Hallo Andrea:

    Ich habe einen ähnlichen Fall, allerdings aus dem Siebenjährigen Krieg und nicht den Napoleonischen Kriegen. Am 27.12.1762 wurde in Oberhone (Kirchenkreis Eschwege in Hessen-Kassel) mein Vorfahre, ein "mit einen französischen officirs Knecht erzeugeter Spurius" (also uneheliches Kind), getauft. Fünf Monate vorher hatte die Mutter, "die sich von einem franzosischen officirs Knecht nahmens Bourquinon durch be... Hurerey schwangern laßen", schon Kirchenbuße getan. Im Winter 1761/62 hatte das französische Regiment Picardie Winterquartier in der Umgebung; ob da diese unverheiratete Frau (Alter etwa 34 Jahre) dort tatsächlich gehurt hat oder eher vergewaltigt wurde, kann ich leider nicht nachvollziehen. Der Sohn, mein Vorfahre (einziges Kind seiner Mutter) hat den Namen des Vaters angenommen, der sich aber über die nächsten zwanzig Jahre zu "Portugal" verballhornte.

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

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    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 7442

      #3
      Hallo Andrea,

      am 15.01.1761 wurde in Hedeper (Fst. Wolfenbüttel) Christopher Philip Behrens getauft. Zu den Eltern heißt es: "Catharina Eliesabeth Bötels welche von einem entlauffenen Franzosen Philip Behrens geschwängert worden." Offensichtlich ein französischer Soldat, denn man war gerade im Siebenjährigen Krieg. Der Sohn führte den Familiennamen des Vaters und war in der Nachbarschaft später als Dienstknecht tätig. Nicht meine Vorfahren, somit muss ich mich nicht ernsthaft mit der Frage beschäftigen, wieso der Pastor dem Franzosen ausgerechnet den urniedersächsischen Familiennamen Behrens verpasst hat. Ob sich der eigentliche Name wohl so ähnlich angehört hat wie Behrens? Wie mag Philip (vermutlich eher Philippe) wohl in Wirklichkeit geheißen haben?

      Viele Grüße
      consanguineus
      Zuletzt geändert von consanguineus; 07.05.2025, 22:09.
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      • Horst von Linie 1
        Erfahrener Benutzer
        • 12.09.2017
        • 23460

        #4
        Friedrich Oswald, Vater GALLICANO (im Familienbuch GALLISCHER SOLDAT), getauft am 26.02.1762 im kurmainzischen Eibingen:
        Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
        Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
        Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

        Und zum Schluss:
        Freundliche Grüße.

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        • eifeler
          Erfahrener Benutzer
          • 15.07.2011
          • 1361

          #5
          "
          "Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Ruhiger. Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor — seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. — Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant — das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt — und — und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und — ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt — wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein — das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann — und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost."

          "Völkermühlenszene" in Carl Zuckmayers "Des Teufels General"


          Guten Morgen

          Der Eifeler

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          • Maria Barbara
            Erfahrener Benutzer
            • 09.04.2009
            • 566

            #6
            Wenn der Name des Franzosen nicht im Taufeintrag angegeben ist, dann evtl. im Hochzeitseintrag, in Kaufbriefen, Erbschaftsunterlagen… Vielleicht findet man im Stadt-/Staatsarchiv mehr. Gibt es in den Kirchenbüchern (auch der Nachbargemeinden) andere franz. Soldatenkinder, oder Angaben zu den französischen Regimentern in dieser Gegend?
            Viele Grüße
            Maria Barbara

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 7442

              #7
              Zitat von eifeler Beitrag anzeigen
              Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor — seit Christi Geburt.
              Meine Ahnenreihe kann ich leider nicht bis Christi Geburt zurückverfolgen. Ich komme nur bis ins 17., manchmal ins 16. und ganz selten ins 15. Jahrhundert. Die Tatsachen, an die ich mich halten kann, sind mein 11xUgroßvater William Rowan, der vor 1580 aus Schottland eingewandert ist, und meine 8xUrgroßmutter Sophia Schulz, die um 1670 in Norwegen geboren wurde. Mehr Internationalität habe ich nicht vorzuweisen. Selbst meine alten Balten waren im Kern ja Deutsche, größtenteils aus Westfalen. Ich kann mich eben nur an das halten, was ich belegen kann. Da hilft Zuckmayers ausschweifende Phantasie leider nicht weiter. Aber vielleicht ist das am Rhein wirklich anders gewesen als im Rest Deutschlands, das kann ich nicht beurteilen, da ich keine Vorfahren von dort habe...

              Viele Grüße
              consanguineus

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              • Horst von Linie 1
                Erfahrener Benutzer
                • 12.09.2017
                • 23460

                #8
                Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                Aber vielleicht ist das am Rhein wirklich anders gewesen als im Rest Deutschlands, das kann ich nicht beurteilen, da ich keine Vorfahren von dort habe...
                Horst lebt nur am Rhein, hat aber keine Vorfahren vom Rhein.
                Aber bereits in der Ahnenreihe der angeheirateten Tante..............

                Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
                Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
                Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

                Und zum Schluss:
                Freundliche Grüße.

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                • eifeler
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.07.2011
                  • 1361

                  #9
                  " Da hilft Zuckmayers ausschweifende Phantasie leider nicht weiter. Aber vielleicht ist das am Rhein wirklich anders gewesen als im Rest Deutschlands, das kann ich nicht beurteilen, da ich keine Vorfahren von dort habe..."

                  Was Zuckmayer damit den Harras damit sagen ließ, dürfte nicht allzu schwer zu begreifen sein:

                  WER kann von sich hierzulande, in einem Land, das in der Mitte Europas liegt, von sich behaupten, einer genau definierten "Ethnie" anzugehören.
                  Gleich, ob Sie am Rhein, der Weser, der Oder geboren sind.

                  Gruß
                  Der Eifeler

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                  • consanguineus
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.05.2018
                    • 7442

                    #10
                    Hallo Eifeler,

                    ich habe schon erfasst, was Zuckmayer sagen will. Dem kann ich für mich nur entgegenstellen, dass ich in meiner gesamten Ahnenreihe lediglich zwei Personen habe, die nicht in Deutschland (bzw. einem der historischen Staaten, die man gemeinhin als deutsch bezeichnen würde) geboren wurden. Eine davon war trotz der Geburt in Norwegen wahrscheinlich trotzdem deutsch.

                    Was ich damit sagen will: zu behaupten, wir alle seien eine bunte, internationale Mischung, kann im Einzelfall zutreffen, muss aber nicht, wie mein Beispiel zeigt. Zuckmayers doch sehr pauschale Aussage bleibt in vielen Fällen mangels Akten eine unbeweisbare Behauptung.

                    Ich würde also nicht behaupten, ich gehöre einer genau definierten Ethnie an. Da ist ja der Schotte, der dazwischengrätscht. Ich behaupte nur, dass meine belegbaren Vorfahren zu nahezu 100% eben doch keine Römer, Griechen, Panduren oder was auch immer waren. Was davor war, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Zuckmayer übrigens auch nicht.

                    Ich muss das so hinnehmen. Gerne hätte ich, wie meine Frau, eine "buntere" Herkunft. Aber ich muss mein langweiliges Los eben tragen...

                    Viele Grüße
                    consanguineus
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                    Kommentar

                    • Andrea963
                      Benutzer
                      • 02.03.2018
                      • 23

                      #11
                      Hallo Zusammen,
                      Vielen Dank für eure äußerst interessanten Beiträge und Tipps – deshalb liebe ich dieses Forum so, weil es immer irgendjemanden gibt, der einen guten Beitrag zu einem Thema liefern kann.

                      Mein Vorfahre Joannes Satzger hat den Namen der Mutter erhalten und außer dem Eintrag „pater: miles gallus“, gab es keine weiteren wertenden Einträge, die die Pfarrer ja immer gerne mal eingestreut haben. Es gibt eine Parallele zu Carl-Henry’s Vorfahrin - auch Maria Satzger war schon 35 Jahre alt, als ihr Sohn geboren wurde und sie war noch ledig. Joannes Satzger ist wohl auf dem Hof der Großeltern aufgewachsen und dann später mit Frau, Kindern und der Mutter nach Rammingen gezogen, und hat wohl dort einen kleinen Hof erworben.

                      Mich fasziniert dieser Fund insofern, als dass sowohl mein Vater als auch ich eher ein südländisches Aussehen hatten bzw. haben und ich mir das gar nicht erklären konnte, da der väterliche Zweig väterlicherseits ausschließlich aus dem Allgäu stammt und auch noch Mayr heißt – wo sollte dann der „Grieche“ herkommen? Aber vielleicht ist dieser Joannes (der Vorfahre meiner Großmutter) ja der „missing link“ wenn der französische Vater evtl. aus Südfrankreich stammte. Mir geht es da irgendwie wie consanguineus mit der "bunten" Herkunft.

                      Maria Barbara: Das mit den anderen Taufeinträgen bzw. Stadtarchiv ist eine gute Idee – ich werde weiterforschen.

                      Grüße Andrea

                      Kommentar

                      • Svenja
                        Erfahrener Benutzer
                        • 07.01.2007
                        • 5117

                        #12
                        Hallo Andrea

                        Ich würde auch im Kirchenbuch über einen längeren Zeitraum nach Einträgen mit französischen Soldaten suchen. Nicht nur die Taufeinträge durchsuchen, sondern auch die Heirats- und Steerbeeinträge. Aus manchen anderen Einträgen zu französischen Soldaten gehen vielleicht mehr Informationen hervor, so auch genaue Einheitsbezeichnungen. Evtl. auch in Kirchenbüchern von Nachbarorten nach Einträgen von französischen Soldaten suchen. Ich habe das mal in Peiting und Umgebung gemacht, da waren viele Soldaten der "Chasseurs Leloup".

                        Gastonian Zu den französischen Einheiten der napoleonischen Zeit (sowie auch aus früheren Zeiten) gibt es Stammrolleneinträge, die online einsehbar sind. Man muss jedoch mind. die Bezeichnung des Regiments kennen (noch besser der Kompanie) um dort fündig werden zu können. consanguineus In französischen Regimentern waren damals nicht nur Männer, die aus Frankreich stammten, sondern es gab auch sogenannte Schweizer Regimenter, in denen jedoch nicht nur Männer aus der Schweiz dienten, sondern auch aus deutschen Gebieten.

                        Gruss
                        Svenja
                        Zuletzt geändert von Svenja; 08.05.2025, 18:18.
                        Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                        https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                        Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                        Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                        Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                        • consanguineus
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.05.2018
                          • 7442

                          #13
                          Zitat von Svenja Beitrag anzeigen
                          consanguineus In französischen Regimentern waren damals nicht nur Männer, die aus Frankreich stammten, sondern es gab auch sogenannte Schweizer Regimenter, in denen jedoch nicht nur Männer aus der Schweiz dienten, sondern auch aus deutschen Gebieten.
                          Hallo Svenja,

                          das ist ein interessanter Aspekt, den ich nicht bedacht habe. Auch die eigentlich von einer deutschen Bevölkerung bewohnten Gebiete Elsaß und Lothringen waren damals ja französisch.

                          Dennoch ist Behrens ein Familienname, der im Norden Deutschlands verbreitet ist, vor allem im Südosten und Nordwesten Niedersachsens. In der Schweiz oder anderen Gebieten, in denen Frankreich Soldaten aushob eher nicht. Daher vermute ich, dass der Pastor den wirklichen Namen des Deserteurs in das ihm geläufige Familiennamenschema gepresst hat.

                          Viele Grüße
                          consanguineus


                          Screenshot (94).png

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                          • Svenja
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.01.2007
                            • 5117

                            #14
                            Hallo

                            Ich schaue mir gerade solch ein Schweizer Regiment an (das Regiment de Sonnenberg), und da ist doch tatsächlich einer aus Osnabruck, Hannover verzeichnet, allerdings im Jahr 1792. Auch welche aus Hessen, Nassau, Worms, Speyer und Sachsen sind dabei, wobei ich erst wenige Seiten angeschaut habe.

                            Gruss
                            Svenja
                            Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                            https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                            Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                            Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                            Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                            • eifeler
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.07.2011
                              • 1361

                              #15
                              consanguineus
                              "Was ich damit sagen will: zu behaupten, wir alle seien eine bunte, internationale Mischung, kann im Einzelfall zutreffen, muss aber nicht, wie mein Beispiel zeigt. Zuckmayers doch sehr pauschale Aussage bleibt in vielen Fällen mangels Akten eine unbeweisbare Behauptung."

                              Zuckmayer ließ seinen Hasso dies den auf "Arierwahn" des damaligen Regimes anmerken.
                              Als Hinweis, dass "reinen" Germanen hierzulande schwerlich zu finden gibt.

                              Meine Antwort auf die Eingangsfrage, ob Irgendwer einen "fremdländischen" Ableger in seiner Ahnenreihe gibt.
                              Die Wahrscheinlichkeit ist, deshalb mein Zuckmayer Zitat, recht hoch.

                              Gruß
                              Der Eifeler
                              Zuletzt geändert von eifeler; 09.05.2025, 12:41.

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