Wie redeten die miteinander?

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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11550

    Wie redeten die miteinander?

    Moin zusammen,

    ich habe da mal eine Frage, die bisher wohl noch nicht gestellt wurde:

    Wie verständigten sich eigentlich Heiratspartner in früheren Jahrhunderten, wenn sie aus sprachlich verschiedenen Gegenden kamen? Das muß noch nicht einmal Ausland gewesen sein; die Dialekte waren ja die Alltagssprache.

    Hinzu kam, daß viele nicht schreiben konnten, und Sprachförderung, wie wir sie heute kennen, gab es ja auch nicht.

    Wie löste z.B. der Handwerksbursche aus Oberfranken mit fränkischem Dialekt das Problem, wenn seine Liebste vielleicht nur den lippischen Dialekt beherrschte? War das Hochdeutsch wirklich allen geläufig?

    Bin gespannt auf Eure Antworten!

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • anika
    Erfahrener Benutzer
    • 08.09.2008
    • 2612

    #2
    Wie redeten die

    Hallo Friedrich
    Eine interessante Frage,
    bei uns in der Gegend war es so das in einigen Familien Frauen oder Männer
    aus dem Münsterland einheirateten. Daraus entstand ein Mix aus Niederrheinischem und Münsterländer Platt.
    Ich denke das war früher genauso wie heute, jeder bemühte sich den anderen
    zu verstehen.
    anika
    Ahnenforschung bildet

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    • Ahrweiler
      Erfahrener Benutzer
      • 12.12.2009
      • 1062

      #3
      Hallo Friedrich
      Diese Frage beschäftigt mich auch.Einer meiner Ahnen wurde in Spittal/Drau geboren.Seine spätere Ehefrau stammt aus Sternstein(heute Slovenien).Vermutlich sprachen beide wohl deutsch es ist nur die Frage wie gut deutsch sie konnte.Sie sprach auch perfekt ungarisch und natürlich slovenisch.Eine geschichte noch aus Finnland die ich anläßlich einer Reise dorhin aufgetischt bekam von der Tochter des Hauses.Sie sind vom Stamme der Samen(Lappen).Die Mutter war einem anderen Stamm der Samen als der spätere Ehemann.Untereinander konnten sie sich nur mit Zeichensprache verständigen da jeder Stamm eine andere Sprache hatte.Beide können bis heute nicht dieStammessprache des anderen aber heute können beide Finnisch.Die Tochter sagte uns dass die Mutter nicht verstanden hat was der Vater sie fragte und sie war auf einmal verheiratet.Ich finde das lustig oder.
      Liebe Grüße und frohe Weihnachten
      Franz Josef

      Kommentar

      • Luise
        Erfahrener Benutzer
        • 05.02.2007
        • 2419

        #4
        Ich könnte mir vorstellen, dass jeder der in eine fremde Gegend einheiratete sich bemühte, so schnell wie möglich die "neue" Sprache zu lernen bzw. sich dem Dialekt anpasste. Besonders während des 30jährigen Krieges kam es zu Vertreibungen. Der Bruder meines Ahnen heiratete (im heutigen Mittelthüringen) ein Mädchen, dessen Familie ursprünglich aus Holland stammte.
        Amtliche Briefe und Dokumente bzw. Gevatterbriefe schrieben sowieso die Lehrer und Pfarrer und die waren dann im Dialekt des jeweiligen Wohnortes verfasst. Jeder schrieb, wie er sprach.
        Liebe Grüße von Luise

        Kommentar

        • ubbenkotte
          Moderator
          • 13.04.2006
          • 1860

          #5
          Hallo Friedrich,

          ganz einfach: die Sprache der Liebe. Erst, als Antwort , dann wurde es deutlicher mit dannund danachund . Folge:

          Aber in allem Ernst. Ich frage mich auch, wie meine Ahnin Marie Venterink aus Enschede ihren französischen "Gen d'armes" Auguste Michauld, der in Enschede dienen musste, "gefangen" hat.

          Viele Grüße aus Hengelo

          Freddy

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          • Frank Böhm
            Erfahrener Benutzer
            • 01.05.2009
            • 273

            #6
            Das betraf ja nicht nur Heiratspartner.

            Wesentlich häufiger waren Kontakte zwischen Einheimischen und Fremden bei

            - Kaufleuten
            - wandernden Handwerksgesellen
            - Soldaten
            - Flüchtlingen usw.

            Das Grundprinzip der deutschen Sprache war ja wohl mehr oder weniger gleich. Und mit etwas Mühe konnte man den lokalen Akzent oder Dialektbegriffe schon verstehen. Es hat halt von beiden Seiten etwas Anpassung erfordert.

            Kommentar

            • rigrü
              Erfahrener Benutzer
              • 02.01.2010
              • 2594

              #7
              Ich denke auch, dass die meisten Menschen - wie es auch heute noch der Fall ist - ihre Sprache wohl der jeweiligen Sprechsituation anpassen konnten. Wenn schon keine große Schulbildung vorhanden war (was in den verschiedenen deutschen Gebieten wohl sehr unterschiedlich war), dürfte die Resi aus Oberbayern doch zumindest durch das Wort ihres Pfarrers, der durch sein Universitätsstudium zumindest ein gewisses Maß an hochsprachlichen Fähigkeiten besessen haben dürfte, mit den Grundlagen eines über die Landesgrenzen hinaus verständlichen Deutschsprechens konfrontiert worden und dadurch in der Lage gewesen sein, den Hinrich von der Küste zu verstehen. Durch Luther waren die Grundlagen einer deutschen Standardsprache ja auch sonst in allen Bevölkerungsschichten gelegt... Dass Menschen, die regelmäßig mit Reisenden (Händlern usw.) in Kontakt standen, sich mit diesen auch verständigen konnten, darf wohl vorausgesetzt werden...

              rigrü
              rigrü

              Kommentar

              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4722

                #8
                Hallo Friedrich,

                wenn man in eine Gegend kommt, in der ein anderer Dialekt oder eine andere Sprache gesprochen wird, geht das, vor allem wenn man jung ist, in der Regel sehr schnell, sie auch verstehen und sprechen zu können. Die meisten, die z.B. hier ans Sprachcenter kommen, verstehen anfangs nicht ein Wort Dänisch und nach einem Jahr können sie sich schon sehr gut in Alltagsdingen verständigen, obwohl das für die meisten eine sehr schwer zu erlernende Sprache ist. Wir hatten eine Neuseeländerin, die es z.B. innerhalb eines Jahres von Null auf höheres Studienniveau geschafft hat. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man in seinem Heimatland eine Fremdsprache lernt oder in einer neuen Sprache lebt. Noch viel schneller geht es, wenn es sich "nur" um Dialekte handelt. Das Problem ist allerdings, dass viele erst dann wirklich feststellten oder auch heute noch feststellen, was sie da eigentlich geheiratet haben .

                Viele Grüße
                Hina
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                Kommentar

                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11550

                  #9
                  Moin Hina,

                  ja, das ist manchmal wie die berühmte Katze im Sack...

                  Friedrich
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • Luise
                    Erfahrener Benutzer
                    • 05.02.2007
                    • 2419

                    #10
                    Ich gebe ehrlich zu, wenn ich heutzutage ins tiefste Bayern reise, dann habe ich auch Verständigungsprobleme
                    Liebe Grüße von Luise

                    Kommentar

                    • Frank Böhm
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.05.2009
                      • 273

                      #11
                      Zitat von Luise Beitrag anzeigen
                      Ich gebe ehrlich zu, wenn ich heutzutage ins tiefste Bayern reise, dann habe ich auch Verständigungsprobleme

                      Wobei wir Bayern durch das TV-Hochdeutsch ja durchaus sprachlich bewandert sind.

                      Außerdem erwarten ja die Preissn bei uns, dass wir Bayerisch reden, sonst tatn's ja net kemma....

                      Kommentar

                      • Luise
                        Erfahrener Benutzer
                        • 05.02.2007
                        • 2419

                        #12
                        Zitat von Frank Böhm Beitrag anzeigen
                        Außerdem erwarten ja die Preissn bei uns, dass wir Bayerisch reden, sonst tatn's ja net kemma....
                        Genau, sonst wäre Bayern ja nicht Bayern

                        Ich stelle mir immer so vor, wenn ein Engländer oder Amerikaner ganz stolz behauptet er könne gut deutsch ........... und dann reist er/sie in ein Gebiet mit ausgeprägtem Dialekt. Ob da dann noch viel mit seinen so "guten" Deutschkenntnissen anzufangen ist?
                        Liebe Grüße von Luise

                        Kommentar

                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11550

                          #13
                          Moin Luise,

                          Zitat von Luise Beitrag anzeigen
                          Ich gebe ehrlich zu, wenn ich heutzutage ins tiefste Bayern reise, dann habe ich auch Verständigungsprobleme
                          sprachlich oder zeitlich? Du weißt doch, in Bayern gehen bekanntlich die Uhren anders...

                          Aber ernsthaft: Es geht ja schon mit meinem Gruß oben los, der nix andres bedeutet als "Guten", und somit zu jeder Tageszeit paßt. Das hat mit "Morgen" nix zu tun.

                          Friedrich
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Garfield
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.12.2006
                            • 2216

                            #14
                            Ich glaube nicht, dass das früher gross anders war als heute.
                            In der Schweiz wird ja immer noch regionaler Dialekt gesprochen, wenn auch bei den jüngeren Leuten gewisse Wörter abgeändert werden bzw "verloren" gehen.
                            Mein Freund spricht einen völlig anderen schweizer Dialekt als ich, da gibts ab und zu auch Verständigungsprobleme, wenn ein spezielleres Wort benutzt wird. Da muss man einfach nachfragen und es erklären lassen .
                            Viele Grüsse von Garfield

                            Kommentar

                            • Ahrweiler
                              Erfahrener Benutzer
                              • 12.12.2009
                              • 1062

                              #15
                              Hallo Freddy.
                              Die hat ihn ganz einfach mit den Waffen der Frau gefangen.
                              LG
                              Franz Josef

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