Das Ende der Ahnenforschung (wie wir sie kennen)

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  • Romano
    Erfahrener Benutzer
    • 21.03.2014
    • 206

    Das Ende der Ahnenforschung (wie wir sie kennen)

    Hallo zusammen,


    ich habe da mal einen, vielleicht etwas abstrakten, Denkansatz:


    Wann könnte es möglich sein, dass es im Zuge der Weiterentwicklung der Technik möglich sein könnte, durch eine einzelne Eingabe des Probanden den kompletten Stammbaum dieser Person (soweit es dazu Aufzeichnungen gibt/gab) ausgeben zu können?


    Hintergrund könnte die Nutzung von künstlicher Intelligenz auch im Feld der Ahnenforschung sein, wo die KI also zum Beispiel mit sämtlichen zugänglichen Kirchenbüchern (auch erweiterbar auf weitere genealogische Aufzeichnungen) gefüttert wird, lernt die Schrift zu "lesen" und komplette Verkartungen bzw. "Familienbücher" zu erstellen. Diese Daten werden dann mit der bereits bestehenden Datenbank gefüttert und Querverweise gezogen. Hieraus ergibt sich dann schlussendlich ein gigantisches Datengebäude, welches theoretisch jedem Interessierten auf Anfrage seine komplette (soweit dokumentierte) Herkunft offenlegen könnte.



    Was denkt ihr? Ist dies irgendwann möglich? Wann seht ihr den realistischen Zeitpunkt, ab dem dies möglich sein könnte?


    Ich möchte nur noch mal klarstellen, dass ich "nichts geraucht" habe. Vielleicht ist das ja auch total abwegig. Angesichts der Entwicklung, die die Technik und insbesondere die Erforschung von künstlicher Intelligenz nimmt, halte ich persönlich das aber durchaus für realistisch.



    Ich glaube aber, dass das uns alle, die wir hier im Form unterwegs sind, nicht mehr beeinflussen wird - es gibt genügend andere Felder die zuerst starke Veränderungen durch diese technischen Möglichkeiten erfahren, weil sie mehr Relevanz haben (nichts für ungut).


    Ich könnte mir aber spätestens Anfang des 22. Jahrhunderts, tendentiell eher um einiges früher, vorstellen, dass dies mehr oder weniger möglich ist.


    Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
    Viele Grüße aus Niedersachsen
    Romano
  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5961

    #2
    Zitat von Romano Beitrag anzeigen
    Ist dies irgendwann möglich?
    Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und ich fände das, nebenbei gesagt, auch gar nicht schön. Es gibt Bereiche, in denen ich von "künstlicher Intelligenz" oder anderer überflüssiger Technologie verschont bleiben will. Wer in einer Familie lebt, die es toll findet, ein altes Fachwerkhaus in ein sog. "smart home" zu verwandeln, mit sabbelnden Alexas und Lampen, die mitten in der Nacht angehen, der weiß, was ich meine...

    Viele Grüße
    consanguineus
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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    • hessischesteirerin
      Erfahrener Benutzer
      • 08.06.2019
      • 1485

      #3
      Zitat von Romano Beitrag anzeigen

      Wann könnte es möglich sein, dass es im Zuge der Weiterentwicklung der Technik möglich sein könnte, durch eine einzelne Eingabe des Probanden den kompletten Stammbaum dieser Person (soweit es dazu Aufzeichnungen gibt/gab) ausgeben zu können?
      warum sollte man das tun?
      ich habe meine Ahnenforschung intensiviert, damit ich eine sinnvolle Beschäftigung habe, die sich andere für die Rente aufheben und ich eben davor schon Zeit habe, für mich ist es ein Hobby, bei welchem mich vor allem die Suche, ,das Finden und das Lernen fasziniert.
      würde man mir auf einem Knopfdruck meinen momentan Stand rausgeben (1300 Ahnen) dann würde mir jeglicher Spass, Frust aber auch Lernerfolg verloren gehen

      Kommentar

      • anika
        Erfahrener Benutzer
        • 08.09.2008
        • 2601

        #4
        Das Ende der Ahnenforschung (wie wir sie kennen)

        Hallo

        Ich musste gerade lachen, ich hatte zuerst sabbernde Alexa gelesen

        Wie soll das gehen?

        Oft kommt man doch nur über die Paten weiter, oder aber der Pfarrer hat einen falschen Vornamen ins KB eingetragen.

        Ich habe gerade so einen Fall, der Pfarrer kannte die Braut vermutlich nicht da sie aus einer anderen Gemeinde stammte.

        Meine Ahnin hieß Johanna, ihre Schwester Catharina,
        bei der Heirat hat der Pfarrer die Catharina eingetragen.

        Wie soll eine künztliche Intelligenz solche oder andere Irrtümer bemerken?

        anika
        Ahnenforschung bildet

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11350

          #5
          Moin Romano,

          wenn man allein bedenkt, dass noch vor wenigen Jahrzehnten unsere Forschungen nur analog liefen (Suche in den Archiven, Literaturbeschaffung, Rundschreiben, in späteren Jahren die Dokumentation durch Kopien), und was jetzt alles über das Internet möglich ist oder werden soll (Onlinezugänglichkeit weitgehender Archivbestände oder zumindest Onlinefindbücher, Kontakte über das Internet, Onlinedienste wie google-books, Mailinglisten, schon bestehende Online-Datenbanken, Dokumentation durch hochwertige digitale Aufnahmen, Austauschmöglichkeiten wie dieses Forum hier!!! ...)


          Mit dem sich immer weiter entwickelnden Potential halte ich eines Tages vieles, wie von Dir geschildert, von der rein technisch-digitalen Seite her für möglich. Allerdings habe ich einige Zweifel, ob sich das realisieren lässt, weil dazu von jeder Seite der unbedingte Wille da sein sollte, an dieser gigantischen Datenbank mitzuarbeiten, und weil auch gewisse juristische Hindernisse da sind (Datenschutz, Sperrfristen). Ob KI in der Lage sein wird, die alten Schriften zu entziffern, kann ich auch nicht beurteilen.

          Friedrich
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Jule
            Erfahrener Benutzer
            • 14.11.2014
            • 219

            #6
            Hallo,



            In Island gibt es bereits eine app, die einem sagt, von wem man abstammt. Allerdings haben die auch mehr Schafe als Menschen auf der Insel. Da war es wohl recht leicht, alle vorhandenen Daten zusammen zu fügen.
            Die Ahnenforschung hat dort wohl niemand als Hobby


            LG Jule

            Kommentar

            • Gudrid
              Erfahrener Benutzer
              • 22.04.2020
              • 1284

              #7
              Siehe hier:

              In den elf Jahrhunderten seit der Besiedlung lebten lediglich eine Million Menschen auf Island. Für Genealogen wiederum ist die Saga-Insel ein Paradies.
              Liebe Grüße
              Gudrid
              Lieber barfuß als ohne Buch

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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 5961

                #8
                Hallo Jule,

                ich meine gelesen zu haben, daß diese App weniger dazu dient, dem Nutzer zu sagen, von wem er abstammt, sondern um zwei Menschen davor zu warnen, miteinander etwas anzufangen, falls sie näher und häufiger miteinander verwandt sind, als es der Volksgesundheit im Falle eines gemeinsamen Kindes zuträglich wäre. So eine App mit Daten zu füttern dürfte in einem Land, welches noch überschaubarer ist als das kleinste deutsche Bundesland, kein Hexenwerk sein und hat wohl auch nicht so viel mit der von Romano angesprochenen KI zu tun.

                Viele Grüße
                consanguineus
                Zuletzt geändert von consanguineus; 19.01.2021, 18:36. Grund: unangemessenen Witz entfernt
                Suche:

                Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                • Jule
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.11.2014
                  • 219

                  #9
                  Hallo,


                  Von dieser app wurde gerade zufällig bei Galileo berichtet. Der Mann konnte sich 30 Generationen seiner Vorfahren anzeigen lassen. Da werde ich niemals hinkommen können. Zu viele Dokumente sind durch den Krieg vernichtet worden.

                  Es ist richtig, dass die app dazu dient, beim Kennenlernen, nicht auf nahe Verwandte zu stoßen. Bei den wenigen Einwohnern ist das schnell ein Problem. In Deutschland lässt der Datenschutz solch eine app gar nicht zu.
                  Für mich geht es auch nicht nur um Namen und Daten, sondern auch um die Geschichte, die zu diesen Menschen und den Orten gehört. Das bietet diese app natürlich nicht. Ich finde, dass es eine nette Spielerei ist und auf Island auch einen Zweck erfüllt. Ahnenforschung ist für mich aber doch etwas mehr.


                  LG Jule

                  Kommentar

                  • Romano
                    Erfahrener Benutzer
                    • 21.03.2014
                    • 206

                    #10
                    @Jule und Gudrit: Interessanter Bericht, das Thema kannte ich noch nicht. Dann würde die Isländer dieses Thema hier wohl auch nicht so brennend interessieren, wenn die schon fast am Finish angekommen sind ;-)

                    @Consanguineus:
                    ich habe bewusst die Frage nicht in der Form: "wie würde euch diese Vorstellung gefallen?" gestellt. Ich konnte mir die Antwort im Vorfeld beantworten und zwar dergestalt, dass die wenigsten derzeitigen Ahnenforscher dieser Möglichkeit etwas abgewinnen könnten. Außer die ganz verzweifelten, die mit der Forschung vielleicht aufgrund diverser toter Punkte schon abgeschlossen haben. Ich kann daher deinen Kommentar verstehen, obwohl ich jetzt ein paar durch Routinen eingestellte und per WLAN steuerbare Leuchten nicht mit KI unter dem Sammelbegriff "unnütze Technik" gleichsetzen würde.

                    Womit ich den Beitrag von anika aufgreifen möchte und vorwegschicken möchte, dass ich selbst bisher keinerlei Erfahrung mit KI gemacht habe. Allerdings habe ich Kontakte, die damit beruflich (Industrie, Kälte/Klima/Gas) zu tun haben.

                    Man muss es sich vereinfacht so vorstellen: ein künstliches neuronales Netz, dem des Menschen ähnlich. Stellt man nun Daten in genügender Menge, Regelmäßigkeit und Güte zur Verfügung, wird das neuronale Netz trainiert. Es lernt. Aus meiner Laiensicht stelle ich mir vor, dass anfangs das Alphabet bspw. in Sütterlin und anderen Schriften gelernt wird und dann natürlich anhand vieler, vieler Datenübergaben jegliche Schrift eines jeden Kirchenbuchführers transkribiert werden kann.

                    Was ich zum Ausdruck bringen wollte ist, klar zu machen,
                    dass es sich dabei nicht nur um eine Schrifterkennungssoftware geht, sondern um etwas, das im Idealfall so denkt wie ein Mensch, nur x-mal schneller. Und damit auch zur Antwort auf die Frage wie das Verwechslungsproblem und andere Irrtümer denn erkannt werden können: Wenn du es herausfinden kannst, dann kann es die KI ebenfalls, nur eben schneller.
                    Viele Grüße aus Niedersachsen
                    Romano

                    Kommentar

                    • moehre23
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.07.2014
                      • 134

                      #11
                      Zitat von hessischesteirerin Beitrag anzeigen
                      warum sollte man das tun?
                      ich habe meine Ahnenforschung intensiviert, damit ich eine sinnvolle Beschäftigung habe, die sich andere für die Rente aufheben und ich eben davor schon Zeit habe, für mich ist es ein Hobby, bei welchem mich vor allem die Suche, ,das Finden und das Lernen fasziniert.
                      würde man mir auf einem Knopfdruck meinen momentan Stand rausgeben (1300 Ahnen) dann würde mir jeglicher Spass, Frust aber auch Lernerfolg verloren gehen



                      So geht es mir auch!


                      Die Wahrscheinlichkeit, das noch zu meinen Lebzeiten KI meine Ahnenforschung erledigt, ist GsD recht gering.


                      ...und falls es nur noch über sogenannte KI gehen würde,
                      gäbe es sicher auch noch andere Hobbies für mich....
                      Liebe Grüße
                      Christine

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                      • OlliL
                        Erfahrener Benutzer
                        • 11.02.2017
                        • 4629

                        #12
                        Moin,


                        ich bin mir sicher, dass das Szenario aus Posting 1 irgendwann eintreten wird. Die Frage ist nur die der Finanzierung. Wenn da irgendwann einer wirtschaftlichen Nutzen draus ziehen kann, und die Kosten dann soweit gesunken sind das es sich lohnt wird das kommen. Vorher wohl nicht. Technisch möglich wäre das auch schon heute. Es ist nur aktuell recht aufwändig die Schrift der Kirchenbücher maschinell zu erfassen. Aber auch das wird besser werden. Und über Paten weiter zu kommen usw - das halte ich für so simpel das kann auch die heutige KI - gebe Ihr alle Personen die in einem KB vorkommen und sie wird dir ein vollständiges Bildniss aller Zusammenhänge erstellen können. Ich behaupte sogar - besser als ein Mensch es könnte da sie alles gleichzeitig überblicken und bewerten kann. Wie immer wird das aber nur kommen wenn es wirtschaftlich abbildbar ist......
                        Mein Ortsfamilienbuch Güstow, Kr. Randow: https://ofb.genealogy.net/guestow/
                        Website zum Familienname Vollus: http://www.familie-vollus.de/

                        Kommentar

                        • Romano
                          Erfahrener Benutzer
                          • 21.03.2014
                          • 206

                          #13
                          @Friedrich: Ich denke du hast Recht damit, dass so etwas dann wahrscheinlich eher an rechtlichen Rahmenbedingungen und dem Zugriff auf den benötigten Datenbestand in Verbindung mit dem nötigen Willen dieses Vorhaben überhaupt in die Tat umzusetzen scheitern könnte als an der theoretischen Machbarkeit. Aber wer weiß...;-)
                          Viele Grüße aus Niedersachsen
                          Romano

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                          • fps
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.01.2010
                            • 2239

                            #14
                            Ich verstehe schon, was Du meinst, und ich bin sicher, dass man derartige Techniken schon bald einsetzen wird. Wenn es um derartige Entwicklungen geht, dann unterschätzen wir die Entwicklungsgeschwindigkeiten immer.
                            Aber:
                            ...sondern um etwas, das im Idealfall so denkt wie ein Mensch, nur x-mal schneller. Und damit auch zur Antwort auf die Frage wie das Verwechslungsproblem und andere Irrtümer denn erkannt werden können: Wenn du es herausfinden kannst, dann kann es die KI ebenfalls, nur eben schneller.
                            und das trifft eben nicht zu, KI denkt gar nicht, und funktioniert auch nicht wie ein menschliches Gehirn. Was wir doch alle immer wieder erleben ist, dass man plötzlich einen Einfall hat, weil unser Gehirn eigentlich völlig unzusammenhängende Dinge miteinander in Beziehung bringt, und so mancher "tote Punkt" ist sicherlich auf diese Weise schon überwunden worden. Wir wissen ja oft selbst vorher gar nicht, was wir alles miteinander in Beziehung bringen könnten....

                            Und dann sind da noch die nicht so ganz offensichtlichen Fehler in Kirchenbüchern und Standesamtsdokumenten, denen auf die Spur zu kommen alles andere als trivial ist. Ich befürchte, dass eine technikbezogene Auswertung Unmengen an Irrtümern produzieren wird, die sich kaum noch aufspüren lassen.
                            Und ich denke an die Handschriften, die oft sehr "individuell" sind, um es mal so zu sagen. Wie oft sieht da ein "s" wie ein "h" aus und umgekehrt, und immer wieder muss man ganze Seiten vergleichen, um herauszufinden, wie ein bestimmter Schreiber bestimmte Buchstaben oder Buchstabengruppen schreibt. Und dann wechselt womöglich die Handschrift auf ein und derselben Seite.... oder es scheinen die Buchstaben von der Rückseite durch..... oder....

                            Bisher habe ich bei technischen Hilfen, wie sie einige genealogische Plattformen anbieten, immer bemerkt, dass mit dem Automatisierungsgrad die Fehlerquote überproportional ansteigt. Da tummeln sich haufenweise "Stammbäume" im www, die man so auch hätte zusammenraten können.

                            Noch einmal kurz zusammenfassend: technisch prinzipiell möglich, aber kaum sinnvoll. Ich bedaure das keineswegs.
                            Gruß, fps
                            Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                            • Scherfer
                              Moderator
                              • 25.02.2016
                              • 2552

                              #15
                              Hallo Romano,

                              so unglaublich Zukunftsmusik ist das gar nicht - zumindest im Ansatz. Viele große Anbieter im Internet arbeiten an einer ähnlichen Idee. Um es vorwegzunehmen: Das Problem an der Sache ist die Verifizierung. Zugegebenermaßen kein wirklich neues Problem, denn das stellt sich ja sowieso jeder/m Familienforscher/in.

                              So arbeitet beispielsweise FamilySearch ganz dezidiert mit dem Ziel einen Stammbaum der Menschheit aufzustellen, in dem jeder mit jedem vernetzt dargestellt werden könnte. Im Endstadium wären damit zu jedem Menschen auch seine Vorfahren bekannt, auch wenn dieser Mensch vorher gar nichts zu diesen wusste.

                              Und MyHeritage hat mit seiner "Theory of Family Relativity" ein interessantes Konzept entwickelt, mit dem man zumindest theoretische, bisher unbekannte Vorfahren angezeigt bekommt, die über verschiedene Quellen wie Nutzer-Stammbäume, Kirchenbuch- und Archiveinträge, Adressbücher mit einander Ähnlichkeiten der Namen und Orte besitzen. Viele der angezeigten Theorien sind Käse, aber andere wiederum richtige Augenöffner. Nur die Ahnenforschung ist damit eben nicht erledigt, sondern fängt damit erst richtig an, da man nun diese Theorien auf ihre Richtigkeit prüfen muss.

                              Und so ist das Ergebnis ein Ähnliches wie auch in ganz anderen Bereichen. Früher war Wissen Macht. Man lernte möglichst viel, um zu wissen. Heute leben wir in einer Zeit mit einem Überfluss an Information. Diese Information wird auch in den Wissenschaften exponentiell mehr, sodass wir gar nicht damit hinterherkommen, diese Informationen zu prüfen, auf Relevanz zu untersuchen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, Anwendbarkeit für diese Informationen zu finden etc.

                              Genau dieses Phänomen trifft meines Erachtens auch die Familienforschung: Vermutlich kann ich in einigen Jahrzehnten mit etwas Geld in der Hand meinen Stammbaum bis ins 17. Jahrhundert hinaus vom Internet ausspucken lassen, da die stetig wachsenden Datenbanken, die von Nutzern immer mehr mit Personendaten und Nutzerstammbäumen gefüttert werden, zunehmend in der Lage sind, auch in der Familienforschung vollkommen Unbedarften dieses Wissen gegen Bezahlung weiterzugeben. Aber wer sagt mir denn, dass das alles auch richtig ist? Wer erzählt mir die kleinen, aber feinen Details zum Leben dieser Menschen, die die Familienforschung ja eigentlich vor allem ausmachen? Also Informationen wie beispielsweise: Warum zog Person X im Jahr 1823 nach Y um? Warum ergriff sie den ungewöhnlichen Beruf A? Wie kam es zu der Hochzeit mit B aus einem ganz anderen Erdteil? Mit diesen und anderen Fragen wird man sich dann in der Zukunft vielleicht vermehrt beschäftigen und hoffentlich auf Quellen treffen, die nicht nur Stammbaumdaten gesammelt haben.
                              Zuletzt geändert von Scherfer; 19.01.2021, 21:51.

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